Im Alltag spricht man oft nur von Heuschnupfen, gemeint ist dabei die allergische Rhinopathie oder allergische Rhinitis. Dieser allergische Schnupfen ist eine Entzündung der Nasenschleimhaut, die entweder durch das Einatmen von Blütenstaub, Gräserpollen oder durch den Kot von Hausstaubmilben hervorgerufen wird. Daher ist die allergische Rhinitis auch als Hausstaubmilbenallergie bekannt.
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Da die Allergene über die Schleimhäute vor allem der Nase und des Rachens in den Körper gelangen, sensibilisiert dieser Antikörper an den entsprechenden Stellen. Hierdurch kommt es zur Entwicklung der für die allergische Rhinitis typischen Symptome. Es handelt sich dabei also um eine Abwehrreaktion des Körpers.
Eine allergische Rhinitis kommt meistens nicht alleine. Oftmals wird sie von weiteren Erkrankungen der Atemwege begleitet, z.B. Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder Asthma. Darüber hinaus können die allergenen Substanzen in die Augen gelangen und eine Bindehautentzündung auslösen. Ebenso wie 90 Prozent aller allergischen Reaktionen gehört auch die Gräserallergie zu den Allergien vom Typ 1, dem sogenannten Soforttyp.
Ursachen für Heuschnupfen
Bei der Gräserpollenallergie liegt eine Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte Gräser vor. Das Immunsystem hat die Aufgabe, Krankheitserreger zu bekämpfen. Bei der Pollenallergie stuft das Immunsystem die an sich harmlosen Eiweiße der Blütenpollen als gefährlich ein und bekämpft sie. In der Folge wird durch spezielle Entzündungsbotenstoffe, die Histamine und Leukotrine, eine Entzündungsreaktion ausgelöst.
Der Allergie liegt somit eine Fehlfunktion der sogenannten IgE-Antikörper zugrunde. Bei Gräserallergikern liegen mehr dieser auf den Mastzellen befindlichen Antikörper vor, die auf den Kontakt mit den Pollen reagieren. Dabei regen die IgE-Antikörper die Mastzellen zur Ausschüttung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren an. Dadurch entwickeln sich innerhalb weniger Minuten die typischen allergischen Sofortreaktionen.
Gründe für das überreagierende Immunsystem
Die Gräserallergie beginnt bei den meisten Allergikern bereits im frühen Kindesalter und setzt sich über Jahrzehnte fort. Warum das Immunsystem so extrem auf die eigentlich harmlosen Pollen reagiert, konnte bisher noch nicht abschließend geklärt werden. Eine genetische Veranlagung scheint in vielen Fällen eine Rolle zu spielen. So entwickeln Kinder von Allergikern häufig ebenfalls eine Allergie gegen Gräser. Nicht zuletzt können auch übertriebene Hygienemaßnahmen in der Kindheit das Immunsystem negativ beeinflussen, so dass das Risiko, Allergien zu entwickeln, steigt.
Aber auch äußere Faktoren, wie die Luftverschmutzung in Städten und die steigende Belastung durch Schadstoffe, werden für die Erkrankung verantwortlich gemacht. Allergien treten insbesondere in den hoch entwickelten Industrieländern auf und werden deshalb auch zu den Zivilisationskrankheiten gezählt. Für die Zukunft gehen Forscher davon aus, dass die Häufigkeit der allergischen Rhinitis sowie die Schwere der Symptome infolge der globalen Erderwärmung noch zunehmen werden.
Mit zunehmendem Alter spielen auch Kreuzallergien eine Rolle. Hier antworten die IgE-Antikörper nicht nur auf ihr spezifisches Gräserallergen, sondern auch auf Allergene anderer Quellen. So reagieren Menschen mit einer Gräserpollenunverträglichkeit häufig auch allergisch auf verschiedene Getreidesorten, Pfefferminze, Erdnüsse, Kartoffeln, Tomaten, Kiwis oder Melonen.
Welche Pollen sorgen für Heuschnupfen?
In Europa reagieren die meisten Pollenallergiker auf:
- das Wiesenknäuelgras
- das Gewöhnliche Ruchgras
- das Deutsche Weidelgras
- das Wiesenrispengras
- das Wiesenlieschgras.
Pollenflugkalender geben Heuschnupfen-Patienten genaue Auskunft darüber, zu welcher Zeit welche Pollen vermehrt in der Luft sind. Die Symptome des Heuschnupfens treten in Abhängigkeit von der Jahreszeit auf, hauptsächlich im Frühling, wenn die Blütenpollen zu fliegen beginnen. Ausnahmen können aber in den Wintermonaten Dezember und Januar gegeben sein, wenn die Temperaturen mild bleiben. Dann beginnen beispielsweise die Erlen bereits zu blühen und die Pollen fliegen früher. Zudem reagieren viele von Heuschnupfen Betroffene sehr empfindlich auf weitere Reize. Dazu gehören vor allem Geruchsstoffe, wie etwa Parfüm, Staub und Tabakrauch sowie Temperaturänderungen. Trockene Tage und viel Wind verschlechtern erfahrungsgemäß die Beschwerden, während Regenperioden zu einer Besserung beitragen.
Ähnliche Abläufe charakterisieren die Hausstaubmilbenallergie. Die Erkrankung wird durch das Einatmen des Kotes von Hausstaubmilben ausgelöst. Das Immunsystem bekämpft auch hier das Allergen (den Kot).
Symptome bei Heuschnupfen
Die Allergie gegen Gräser kann sich auf verschiedene Weise äußern. Zu Beginn verwechseln viele Patienten die Allergie mit einer Erkältung, da sich die Beschwerden zum Teil sehr ähneln. Durch eine allergisch bedingte Entzündung der Nasenschleimhaut leiden die betroffenen Allergiker unter einer gereizten und juckenden Nase. Diese ist in der Pollenzeit ständig verstopft und läuft. Gleichzeitig trocknen die Nasenschleimhäute sehr schnell aus. Viele Allergiker weisen mehrfach täglich ausgeprägte Niesanfälle auf. Die Symptome der Gräserallergie können sich auch auf den Bereich von Augen, Hals, Rachen und Lunge ausweiten. Durch eine Reizung der Bindehäute der Augen kommt es dann zu tränenden, brennenden und juckenden Augen. Auch eine Bindehautentzündung mit stark geröteten und schmerzenden Augen ist möglich.
Die charakteristischen Anzeichen für Heuschnupfen sind:
- kribbelnde, juckende oder verstopfte Nase,
- Fließschnupfen und Naselaufen
- Behinderung der Nasenatmung
- trockene Nasenschleimhaut
- häufiges Niesen
- Beeinträchtigung des Geruchs- und Geschmackssinns
- ein kratzendes Gefühl im Hals
- Brennen im Hals und Halsschmerzen
- Hustenreiz
- Halsschmerzen
- gerötete und tränende Augen
- geschwollene Augenlider
- Jucken der Haut
- Störungen des Nachtschlafes und Müdigkeit am Tag
- grippeähnliche Krankheitsgefühle, wie Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen
In schweren Fällen können die Betroffenen Atemnot oder asthmatische Anfälle erleiden. Man spricht beim Übergang vom Heuschnupfen zum allergischen Asthma auch von einem sogenannten Etagenwechsel. Durch eine allergisch bedingte Schwellung der Schleimhaut der Atemwege und ein gleichzeitiges Zusammenziehen der Bronchialmuskulatur entsteht der typische Asthmaanfall mit Husten, Kurzatmigkeit und Engegefühl in der Brust. Beim Ausatmen wird ein trockener, pfeifender Ton hörbar. Das Ausatmen ist sehr lang und bereitet den Betroffenen große Mühe. Im Verlauf entwickelt sich ein quälender Husten mit zähem Schleim, der sich nur schwer abhusten lässt. Der Anfall wird von Unruhe und Angst begleitet.
Die typischen Merkmale für eine allergische Rhinitis sind bei den Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie sind vor allem von der Anzahl der in der Luft fliegenden Blütenpollen abhängig. Im Falle der Hausstaubmilbenallergie treten die Symptome ganzjährig auf. Diese Form der allergischen Rhinitis wird nicht durch die Hausstaubmilben selbst, sondern durch den Kot der Milben ausgelöst. Hausstaubmilben befinden sich vor allem in Matratzen, aber auch in Polstermöbeln. Bei beiden Arten der Allergie treffen häufig verschiedene Symptome zusammen. Dann kann die chronische Erkrankung auf Dauer eine erhebliche psychische Belastung darstellen. Die Lebensqualität der Betroffenen ist über einen längeren Zeitraum stark eingeschränkt.
Gräserallergien behandeln
Nachdem der Arzt durch einen Allergietest den genauen Auslöser der allergischen Rhinitis festgestellt hat, sollte die Behandlung möglichst frühzeitig beginnen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich weitere Erkrankungen, wie zum Beispiel Asthma, manifestieren. Idealerweise sollten die allergieauslösenden Pollen möglichst gemieden werden. Da Gräserpollen jedoch mittlerweile fast ganzjährig fliegen, gestaltet sich dies eher schwierig.
Grundsätzlich unterteilt sich die Behandlung der Gräserallergie in zwei Bereiche:
- Medikamentöse Therapie
- Spezifische Immuntherapie
Die erste Säule der Allergietherapie ist die Behandlung mit Medikamenten. Hierbei kommen in erster Linie Antihistaminika zur Anwendung, die verhindern, dass der Entzündungsbotenstoff Histamin seine Wirkung entfaltet. Die Arzneimittel stehen in Form von Tabletten, Tropfen oder Nasensprays zur Verfügung. So können Antihistaminika die Rezeptoren blockieren, an die sich das Histamin im Körper bindet. Antihistaminika können lokal in Form von Nasensprays oder auch systemisch in Tablettenform genutzt werden.
Während Antihistaminika der ersten Generation oft stark ermüdend wirken, zeigt sich diese unerwünschte Nebenwirkung bei den Antihistaminika der neueren Generation in der Regel nicht mehr. Darüber hinaus haben diese Medikamente den Vorteil, dass die Wirkung oft schon nach einer Stunde eintritt. Antihistaminika sind ohne Rezept in der Apotheke erhältlich.
Lokal wirksam sind auch Cromone wie die Cromoglicinsäure. Diese Arzneimittel können die Mastzellen stabilisieren und so die Ausschüttung von Histamin hemmen. Allerdings ist der Wirkeintritt verzögert, sodass Cromone mindestens eine Woche vor der Pollensaison angewendet werden müssen.
Bei sehr ausgeprägten Beschwerden wird das körpereigene Hormon Kortison eingesetzt. Die Wirkung von Kortison ist um ein Vielfaches entzündungshemmender als die der Antihistaminika. Glukokortikoide stellen im Hinblick auf die Verstopfung der Nase die wirksamste medikamentöse Behandlungsform da. Die Anwendung erfolgt in der Regel lokal. Systemische Kortikoide sollten aufgrund der drohenden Nebenwirkungen nur zeitlich begrenzt verabreicht werden.
Abschwellende Nasensprays oder Nasentropfen beheben zwar die Verstopfung der Nase, sie sollten aber ebenfalls nur kurzfristig genutzt werden, da sie bei längerem Gebrauch zu einer medikamentös bedingten Entzündung der Nasenschleimhaut führen können. Eine weitere Therapiemöglichkeit bei der Behandlung der allergischen Rhinitis sind Nasenspülungen. Sie haben gegenüber Nasensprays den Vorteil, dass sie die Nasenschleimhäute nicht austrocknen.
Als zweiten Bereich der Heuschnupfentherapie bieten sich spezifische Immuntherapien, wie die Hyposensibilisierung an. Dabei verabreicht der behandelnde Arzt dem Patienten das Gräserallergen in einer steigenden Dosierung. So soll sich der Körper mit der Zeit an das Allergen gewöhnen und es nicht mehr als potenzielle Gefahr einstufen. Bei der spezifischen Immuntherapie kann zwischen der subkutanen und der sublingualen Form unterschieden werden. Die subkutane Immuntherapie wird kontrolliert durch den Arzt mit Injektionen durchgeführt. Bei der sublingualen Immuntherapie führt der Patient die Allergene über Tropfen oder Tabletten zu. Die Behandlungsdauer beträgt bei beiden Therapieverfahren bis zu drei Jahre und soll einen mehrjährigen Behandlungseffekt mit sich bringen.
Neben der medikamentösen Behandlung und der spezifischen Immuntherapie gibt es die Möglichkeit, bei der Behandlung der allergischen Rhinitis auch auf bewährte alternative Verfahren zurückzugreifen. Eine Akupunktur kann die mit dem Heuschnupfen verbundenen unangenehmen Beschwerden lindern und die Lebensqualität spürbar verbessern. So lässt sich oftmals der Gebrauch von Medikamenten reduzieren. Seit 2015 laufen an der Universitätsklinik Dresden auch Studien zur Therapie mit Laserakupunktur. Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass diese schmerzfreie Behandlung eine länger anhaltende Wirkung zeigt als die klassische Form der Akupunktur.
Welche anderen Maßnahmen können Betroffene ergreifen?
Bei der allergischen Rhinitis kommen einige Sofortmaßnahmen in Betracht, die allergische Symptome zumindest reduzieren können. Zu Beginn der Pollensaison ist es ratsam, vor dem Schlafzimmerfenster ein Schutzvlies anzubringen. Während dieser Zeit sollten Patienten möglichst bei geschlossenem Fenster schlafen und am besten in den frühen Morgenstunden lüften, wenn es kühler ist und weniger Pollen fliegen. Zum Reinigen der Teppichböden haben sich Staubsauger mit einem HEPA-Filter bewährt, der auch kleinste Pollenteilchen zurückhält. Um die Pollenbelastung während der Autofahrt zu vermeiden, können Lüftungen und Klimaanlagen mit einem Pollenfilter ausgerüstet werden. Bei der Urlaubsplanung sind am besten Regionen auszuwählen, in denen nur geringer Pollenflug zu verzeichnen ist. Dazu zählen vor allem Hochgebirge und Inseln, wo keine Birken vorkommen, deren Pollen am häufigsten Heuschnupfen auslösen. Die Symptome der Hausstaubmilbenallergie lassen sich weiterhin lindern, indem regelmäßig die Bettwäsche ausgetauscht und bei 60 Grad gewaschen wird. Hilfreich ist auch, Matratzen mit einem speziellen Encasing-Schutzbezug zu umhüllen, da auf diese Weise der Kontakt mit den Milben und ihren Exkrementen unterbunden wird. Um die Überlebensfähigkeit der Milben zu verringern, erweist sich die Reduzierung der Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer als wirksam.