Erkrankungen der Augenanhangsorgane - Spezialisten und Informationen

26.11.2024
Univ.-Prof. Dr. Dr. Ludwig Heindl
Medizinischer Fachautor

Die Tränendrüse, die Tränenwege, die Bindehaut, die Augenlider und die Augenmuskeln gehören zu den Anhangsorgane des Auges. Sie können von verschiedenen Erkrankungen und Beeinträchtigungen betroffen sein. Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für Erkrankungen der Augenanhangsorgane.

ICD-Codes für diese Krankheit: H57

Artikelübersicht

Anhangsorgane des Auges

Die Anhangsorgane des Auges sind dem Auge angegliederte Körperteile, die das Auge versorgen, steuern und schützen.

Zu den Anhangsorganen des Auges gehören:

  • Tränendrüse: Produziert Tränenflüssigkeit durch Kanäle und Gefäße. Sie dient der Versorgung und Reinigung des Auges
  • Abfließende Tränenwege: Das obere und untere Tränenpünktchen nimmt die Tränenflüssigkeit auf. Über das obere und untere Tränenkanälchen fließt sie in den Tränensack und über den Tränennasengang in die Nase.
  • Bindehaut: Schleimhaut an der Innenseite der Augenlider, die dem eigentlichen Augapfel aufliegt
  • Augenlid: Besteht aus Muskeln, Bindegewebe und Haut. Es schützt das Auge und verteilt mit jedem Lidschlag Tränenflüssigkeit über die vordere Augapfel Fläche
  • Augenmuskeln: Vier gerade und zwei schräge Augenmuskeln bewegen den Augapfel in beliebige Richtungen

Diese Anhangsorgane ergeben einen äußerst komplexen Apparat, der die erstaunliche Leistung des Auges möglich macht.

Der Tränenapparat des Auges

Der Tränenapparat des Auges ist zuständig für die Produktion von Tränenflüssigkeit sowie deren Weiterleitung und Abfluss.

Der wichtigste Teil des Tränenapparates ist die Tränendrüse. Sie produziert die Tränenflüssigkeit und leitet sie über Kanäle an die Augenoberfläche.

Weiterhin gehören dazu:

  • die Tränenpünktchen
  • die Tränenkanälchen und
  • der Tränensack mit dem Tränennasengang, der die Flüssigkeit zur Nasenhöhle ableitet

Tränendrüse und TränenwegeTränendrüse (a) und Tränenwege: b = oberes Tränenpünktchen. c = oberes Tränenröhrchen. d = Tränensack. e = unteres Tränenpünktchen. f = unteres Tränenröhrchen. g = Tränennasengang

Die Tränendrüse als zentraler Teil des Tränenapparates

Die Tränendrüse (von lat. Glandula lacrimalis) liegt im oberen äußeren Anteil der Augenhöhle. Sie produziert den größten Teil der Tränenflüssigkeit (daneben gibt es viele kleine Drüsen in Lidkante und Schleimhaut).

Die Tränendrüse gibt ihre Absonderung (Sekret) über Ausführungsgänge an die Bindehaut und die Augenoberfläche ab. Das Sekret dieser Drüse enthält Elektrolyte und verschiedene Eiweißverbindungen.

Über 6-12 Kanäle kommt die Tränenflüssigkeit in das Gewölbe des Bindehautsacks. Der Lidschlag verteilt sie anschließend über die Hornhaut.

So hält die Tränendrüse die Hornhaut feucht und führt Nahrung zu. Die Drüsen geben das Sekret unwillkürlich ab. Die Steuerung erfolgt durch das vegetative Nervensystem und durch Rückkopplungsmechanismen. Daran sind meistens auch Hormone beteiligt.

Je nach Sekret unterscheiden Mediziner drei verschiedene Arten von Drüsen:

  • muköse (zähflüssige)
  • seröse (wässrige) oder
  • gemischte (mukoseröse, seromuköse) Drüsen

Die Tränendrüse ist eine rein seröse Drüse, das bedeutet, sie sondert nur wässrigen Sekret ab.

Beeinträchtigung und Erkrankung der Tränendrüse

Bei einer Überproduktion des Sekrets kann es zu Augenträufeln kommen.

Ursachen für eine Überproduktion können sein:

  • mechanische Reizung der sensiblen Nervenenden des Auges, oft der Hornhaut: Registriert die Hornhaut einen Fremdkörper, muss das Auge mit Tränenflüssigkeit ausspülen
  • Heilung einer Erkrankung der Horn- oder Bindehaut
  • emotionale Reize (Weinen)
  • Störung des Tränenflusses (keine Überproduktion der Tränendrüse)

Möglich ist auch eine zu geringe Produktion von Tränenflüssigkeit: Dabei sprechen Experten von einem trockenen Auge. Oft helfen hier Tränenersatzmittel, die Patienten regelmäßig anwenden müssen.

Entzündungen der Tränendrüse sind relativ selten. Der Fachausdruck dafür ist Dakryoadenitis. Es entsteht Druckschmerz, das Oberlid ist geschwollen und gerötet.

Ursachen können sehr unterschiedlich sein, meist sind sie selbstlimitierend, d.h. die Entzündung bildet sich selbständig ohne Behandlung zurück.

Die Bindehaut des Auges

Die Bindehaut ist eine durchsichtige Schleimhaut, die sich im Innern der Augenlider und direkt auf dem Augapfel befindet. Sie fungiert als mobile Ausgleichsschicht, die Augenbewegungen erlaubt.

Sie dient auch als Grenzschicht des menschlichen Immunsystems. Hier findet das Erkennen und die Abwehr von Erregern und anderen Eindringlingen statt.

Den Hohlraum, der die Bindehaut des Auges umhüllt, nennen Mediziner Bindehautsack. An der Nasenseite der Bindehaut des Auges sitzt eine Falte, die Nickhaut oder drittes Augenlid heißt.

Beim Menschen ist diese Falte der Bindehaut des Auges sehr klein. Bei anderen Säugetieren ist sie so groß, dass sie sich über das Auge legen kann. Manche Wirbeltiere können die Nickhaut wie eine transparente Schutzhülle über das ganze Auge schieben (Reptilien, Vögel).

Die Aufgabe der Bindehaut ist der Schutz des Auges. Sie sitzt wie eine äußere Hülle über dem Auge. Sie trägt durch kleine Drüsen einen Teil zum Tränenfilm bei (akzessorische Tränendrüsen).

Erkrankungen der Bindehaut des Auges

Die Bindehaut des Auges ist dünn, bei Kaukasiern pigmentfrei und gut durchblutet. An der Färbung der Bindehaut des Auges kann man deshalb vieles erkennen.

Eine Rötung der Bindehaut deutet auf eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) hin. Die Ursache kann eine Reizung durch einen Fremdkörper im Auge sein.

Jedoch kommt auch ein bakterieller oder viraler Infekt im Rahmen der Augengrippe (Keratoconjunctivitis epidemica) in Frage. Sehr häufig ist eine allergische Bindehautentzündung, besser bekannt als Heuschnupfen.

Weitaus seltener treten folgende Erkrankungen auf: Bei einer gelblichen Färbung der Bindehaut des Auges besteht der Verdacht auf Gelbsucht (Ikterus).

Ursache der Gelbfärbung ist die vermehrte Ablagerung von Produkten des Blutabbaus. Ist die Bindehaut des Auges blasser, weißlicher als normal, kann auch eine Anämie (Blutarmut) vorliegen.

Das Augenlid

Die Augenlider begrenzen die vordere Augenhöhle mit einem Unter- und Oberlid. Die dazwischenliegende Lidspalte eröffnet dem Auge die Sicht nach außen.

Das Augenlid besteht aus Haut, Muskeln, Drüsen und Bindegewebe. Indem das Unter- und Oberlid synchron zusammenkommen (Lidschlag), können die beiden Augenlider das Auge vollkommen bedecken. Sie schützen so vor äußeren Einwirkungen wie Fremdkörpern, Schmutz oder Licht. Während des Schlafes sind die Augenlider geschlossen.

Pro Minute blinzelt ein Mensch 10-20 mal. Der permanente Lidschlag der Augenlider versorgt die Hornhaut und den vorderen Teil der Lederhaut mit ausreichend Tränenflüssigkeit. So bleibt das Auge sauber und schützt vor dem Austrocknen.

Die Lider sind durch zwei Bänder mit dem Rand der Augenhöhle verbunden und auf der Innenseite mit Bindehaut überzogen.

Die Augenlider spielen eine beträchtliche Rolle beim Gesichtsausdruck und der Mimik eines Menschen. Man denke an weit aufgerissene Augen bei Erschrecken oder Angst, an Freude, Müdigkeit und Trauer.

An den Lidrändern der Augenlider sitzen bei Säugetieren Wimpern, die von mehreren Drüsen umgeben sind. Die Wimpern schützen die Augenlider, indem sie Staub und Schmutz abhalten.

Einige der Drüsen bilden Talg für die Augenlider, in diesem Fall „Augenbutter“ genannt. Dieses Sekret verhindert das Überlaufen von Tränenflüssigkeit über die Augenlider. Manchmal findet man morgens solche eingetrockneten Sekrete am inneren Augenlid. Andere Drüsen am Augenlid produzieren Schweiß.

XanthelasmaAugenlieder, hier mit krankhaften Fetteinlagerungen

Erkrankungen der Augenlider

Eine krankhaft veränderte Lidstellung der Augenlider bedeutet eine einwärts- oder auswärts gebogene Ober- oder Unterlidkante. Das führt zu einer Fehlstellung der Wimpern und einer damit verbundenen Reizung der Hornhaut.

Die Lidhaut der Augenlider kann betroffen sein von Fetteinlagerungen oder Pigmentstörungen. Bekannt ist die Anfälligkeit der Augenlider für Herpesinfektionen und andere Entzündungen.

Die Talgdrüsen um die Augenlider können ebenfalls von Entzündungen betroffen sein. Das führt zu einem sogenannten „Gersten- oder Hagelkorn“ auf den Augenlidern. Häufig stehen Entzündungen des Lidrandes der Augenlider in Zusammenhang mit einer Bindehautentzündung.

Es gibt eine Reihe von Bewegungsstörungen bei Augenlidern. Das Herabhängen des Augenlids (teilweise oder vollständig) bewirkt, dass Patienten das Augenlid nicht normal öffnen können.

Diese sog. Ptosis kann verschiedene Ursachen haben. Muskelstörungen oder eine Lähmung der Gesichtsnerven kommen für das Herabhängen des Augenlids in Frage.

Abzugrenzen sind „Schlupflider“, wo es ausschließlich zu einem Überhängen von erschlaffter Haut kommt. Diese Schlupflider lassen sich durch eine Blepharoplastik chirurgisch beseitigen.

Unwillkürliches Zucken der Augenlider kann ein oder beide Augenlider betreffen und sich über Stunden oder gar Tage hinziehen. Die Ursache ist jedoch zumeist harmlos (Reizung, Ermüdung, Stress) und verschwindet oft von alleine.

Eine Reduzierung der Frequenz des Schlages des Augenlids ist bekannt als Stellwag-Zeichen. Der vermehrte Lidschlag hingegen führt zu häufigem Blinzeln, das oft durch eine mechanische Reizung oder Nervosität entsteht.

Weiterhin kommen insbesondere Tumoren am Augenlid vor. Obgleich viele gutartig sind, ist hier eine zeitnahe Vorstellung beim Augenarzt dringend anzuraten.

Die Augenmuskeln

Mediziner teilen die unterschiedlichen Augenmuskeln nach Lage und Funktion in innere und äußere Augenmuskeln ein:

  • Äußere Augenmuskeln: Skelettmuskeln, die die Motorik der Augäpfel steuern
  • Innere Augenmuskeln: Steuern die Funktion der Pupille und die Akkomodation (von lat. „anpassen“). Die Akkommodation ist wichtig, damit Objekte in beliebiger Entfernung scharf auf der Netzhaut sichtbar sind

Nachfolgend behandeln wir nur die äußeren Augenmuskeln.

Lateral orbit nerves chngdDie äußeren Muskeln des linken Auges

Die äußeren Muskeln des linken Auges

Der Mensch besitzt vier gerade und zwei schräge Augenmuskeln. Bis auf einen Augenmuskel gehen alle von der Spitze der Augenhöhle aus. Sie verlaufen trichterförmig nach vorne, wo sie an der Lederhaut des Augapfels ansetzen.

Einer der schrägen Augenmuskeln entspringt unten an der Augenhöhlenwand. Die äußeren Augenmuskeln haben eine quer gestreifte Muskulatur mit zwei Fasertypen und unterschiedlicher Nervenversorgung.

Dicke Muskelfasern (A-Fasern, Fibrillenstruktur) der Augenmuskeln mit großen Endplatten ermöglichen schnelle Augenbewegungen. Die Augenmuskeln haben einen von anderen Muskeln sehr unterschiedlichen Aufbau.

Die äußeren Augenmuskeln sind die aktivsten Muskeln im ganzen menschlichen Körper. Sie sind in der Lage, bis zu drei Mikrokaskaden auszuführen. Eine Mikrokaskade bezeichnet eine ruckartige Bewegung der Augen mit einer Amplitude von 3-50 Winkelminuten (entspricht dem sechzigstel Teil eines Winkelgrads).

Die äußeren Augenmuskeln arbeiten als Einheit mit Haltebändern und Bindegewebsstrukturen zusammen. Dadurch führen die äußeren Augenmuskeln alle Drehbewegungen der Augen in jede Richtung zusammen aus. Das garantiert, dass beide Augen parallel zueinander stehen und gemeinsam das zu fixierende Objekt fokussieren.

Den Blickwinkel des Auges bei ruhiger Körper- und Kopfhaltung nennen Mediziner ein molekulares Blickfeld. Nach rechts und links beträgt das Blickfeld ca. 50°.

Der Lidheber als Teil der Augenmuskeln sorgt dafür, dass sich das Oberlid beim Aufblicken hebt und beim Abblicken senkt.

Das vegetative Nervensystem steuert die inneren Augenmuskeln.  Sie bestehen aus glatter Muskulatur. Sie steuern die Größe der Pupille und stellen die Brechkraft des Auges ein.

Störungen und Erkrankungen der Augenmuskeln

Können die Hirnnerven die Augenmuskeln nicht richtig versorgen, kann es zu Lähmungen kommen. Funktionsstörungen der Augenmuskeln heißen auch Ophthalmoplegie.

Die Folge sind Bewegungseinschränkungen und die damit verbundene Einschränkung des molekularen Sichtfeldes.

Weitere Auswirkungen können eine Schielstellung oder das Auftreten von Doppelbildern sein. Schielen kann entstehen, wenn das komplexe Zusammenspiel der Augenmuskeln aus der Balance kommt. Das kann angeborene oder erworbene Gründe haben.

Ein weiterer Grund für den Funktionsverlust eines Augenmuskels ist die mangelhafte Reizübertragung der Nerven zu den Muskelfasern. In Frage kommen auch Entzündungen oder Schädigungen des Bindegewebes.

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