Eine nosokomiale Infektion ist eine Infektion, die sich ein Patient durch den Aufenthalt oder die Behandlung in
- einem Krankenhaus,
- einer Pflegeeinrichtung oder
- einer Reha-Klinik
zugezogen hat. Verursacht werden solche Krankenhausinfektionen in den meisten Fällen (71 Prozent) durch Bakterien. Viele dieser Bakterien sind multiresistent, so dass die gängigen Antibiotika nichts gegen sie ausrichten können. Aber auch Viren (21 Prozent) sowie in seltenen Fällen Pilze und Parasiten können nosokomiale Infektionen auslösen.
Da diese Krankheitserreger vor allem in Krankenhäusern vorkommen, werden sie auch als Krankenhauskeime bezeichnet.
Die Folgen einer solchen Infektion mit Krankenhauskeimen sind oft schwerwiegend. Durch ihre Resistenzen können sich die Keime und damit die Entzündung schnell im Körper ausbreiten. Das geht oft schneller als die gleichzeitige Suche nach dem ursächlichen Erreger und einem Antibiotikum, gegen das der Erreger nicht resistent ist.
Eine nosokomialen Infektion kann
- schwere Krankheitsverläufe,
- eine Amputation der infizierten Gliedmaße oder
- sogar lebensbedrohliche Zustände des Patienten
nach sich ziehen.
Um von einer nosokomialen Infektion sprechen zu können, muss nachgewiesen sein, dass der Patient sich wirklich im Krankenhaus angesteckt hat. Er muss nachweislich vor seinem Aufenthalt frei von dem Erreger gewesen sein.
Eine nosokomiale Infektion liegt vor, wenn sie mindestens 72 Stunden nach der Aufnahme des Patienten festgestellt wird.
Konsequente Hygienemaßnahmen könnten viele nosokomiale Infektionen verhindern © auremar | AdobeStock
Zu den mit Abstand häufigsten Krankenhausinfektionen in deutschen Kliniken gehören laut einer im Jahr 2012 veröffentlichten Studie des Robert Koch Instituts (RKI)
- postoperative Wundinfektionen,
- Harnwegsinfektionen,
- Atemwegsinfektionen und
- Blutvergiftungen (Sepsis).
24,7 Prozent der Fälle von nosokomialen Infektionen sind Wundinfektionen nach operativen Eingriffen. 22,4 Prozent sind Harnwegsinfektionen, die durch einen Blasenkatheter verursacht wurden. Mit 21,5 Prozent belegen Infektionen der unteren Atemwege den dritten Platz in der Häufigkeit von Krankenhausinfektionen. Die häufigste und aufgrund ihrer hohen Sterblichkeit gefürchtetste Atemwegsinfektion ist die Lungenentzündung (Pneumonie).
Blutvergiftungen (Sepsis) machen 6 Prozent der Fälle von Krankenhausinfektionen aus.
Der häufigste und gefährlichste Krankenhauskeim in Deutschland ist das Bakterium Staphylococcus aureus. Dieses Bakterium ist gegen das Antibiotikum Methicillin und auch andere gängige Antibiotika resistent. Deswegen wird es meist als Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus – kurz MRSA – bezeichnet.
MRSA kann schwere bis tödliche
- Wundinfektionen,
- Atemwegsentzündungen,
- Infektionen der Harnwege und
- Blutvergiftungen hervorrufen.
Aufgrund seiner Resistenz gegen die meisten Antibiotika sind diese Infektionen schwer behandelbar.
Weitere wichtige Krankenhauskeime sind unter anderem
- die Enterobakterien,
- die Enterokokken,
- das Bakterium Pseudomonas aeruginosa und
- die Acinetobacter-Bakterien.
Enterobakterien
Enterobakterien gehören zur normalen menschlichen Darmflora. Für Menschen mit schwachem Immunsystem stellen sie aber eine große Gefahr dar. Sie können bei Krankenhauspatienten unter anderem
- Darm- und Harnwegsinfektionen,
- Blutvergiftungen und
- Entzündungen des Lungengewebes
hervorrufen. Der wichtigste Vertreter der Enterobakterien ist das Bakterium Escherichia coli.
Enterokokken
Auch Enterokokken besiedeln bei vielen gesunden Menschen die Darmflora. Außerdem kommen sie wegen ihres positiven Einflusses auf die menschliche Darmflora in vielen Lebensmitteln vor.
Bei immungeschwächten Menschen können Enterokokken allerdings gefährliche
- Darminfektion,
- Harnwegsinfekte,
- Blutvergiftungen oder
- Endokarditis
auslösen.
Zu den Enterokokken gehören beispielsweise das Bakterium Enterococcus faecium.
Viele Enterokokken sind resistent gegen das Antibiotikum Vancomycin. Daher spricht man auch von Vancomycin-resistenten Enterokokken – kurz VRE.
Pseudomonas aeruginosa
Das Bakterium Pseudomonas aeruginosa kommt vor allen in feuchten Milieus wie
- Leitungswasser,
- Waschbecken,
- Duschen oder
- Toiletten
vor. Es ist für etwa zehn Prozent der nosokomialen Infektionen in Deutschland verantwortlich. Damit gehört dieses Bakterium zu den am häufigsten auftretenden Krankenhauskeimen.
Es löst unter anderem
- eitrige Lungenentzündungen,
- Harnwegsinfektionen,
- Wundinfektionen,
- Blutvergiftungen,
- Hirnhautentzündungen und
- Darmentzündungen
aus.
Acinetobacter-Bakterien
Bakterien der Gattung Acinetobacter, etwa Acinetobacter baumannii, entwickeln zunehmend eine Resistenz gegen gängige Antibiotika. Sie führen deshalb immer häufiger zu Krankenhausinfektionen bei immungeschwächten Patienten.
Betroffen sind vor allem Beatmungspatienten auf Intensivstationen. Bei ihnen löst das Bakterium häufig Lungenentzündungen aus.
Weitere mögliche Folgen einer Infektion mit Acinetobacter-Bakterien sind
- Blutvergiftungen,
- Hirnhautentzündungen und
- Wundinfektionen.
Die Übertragung von Krankenhauskeimen kann grundsätzlich auf drei verschiedenen Wegen erfolgen: Durch
- direkten Hautkontakt,
- Übertragung über eine kontaminierte Oberfläche, oder
- über den Luftweg.
Der häufigste Übertragungsweg ist der direkte Kontakt mit kontaminierter Haut. Auf diese Weise gelangen multiresistente Erreger direkt von einem Patienten auf den nächsten. Möglich ist auch die Übertragung von einem Patienten auf Mediziner oder Pflegepersonal, und von dort auf einen anderen Patienten.
Das kann etwa beim Austauschen von Verbänden oder beim Legen eines Katheters an einem anderen Patienten geschehen.
In den meisten Fällen erfolgt die Übertragung über die Hände. Deshalb eine konsequente Händedesinfektion die wichtigste Präventionsmaßnahme im Kampf gegen Krankenhauskeime.
Eine Übertragung über den Kontakt mit kontaminierten Gegenständen oder Oberflächen bezeichnet man als Umgebungs- oder Kreuzkontamination. Als Prävention kommen
- eine konsequente Reinigung mit Desinfektionsmitteln sowie
- die Entsorgung kontaminierter Gegenstände und Oberflächen
zum Einsatz.
Bei der Übertragung über den Luftweg spricht man auch von Tröpfcheninfektion. Die Keime gelangen so auf
- Oberflächen,
- Gegenstände oder
- Stoffe sowie
- direkt auf andere Personen.
Die wichtigste Präventionsmaßnahme gegen eine solche Übertragung ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.
In den letzten Jahren nimmt die Verbreitung von multiresistenten Krankenhauskeimen stetig zu. Nosokomiale Infektionen sind daher ein ernstzunehmendes Problem.
Die Ursache für diese Zunahme hängt einerseits mit dem zu häufigen Einsatz von Antibiotika zusammen. Antibiotika galten lange als Allheilmittel und wurden unnötig oft verschrieben und auch unsachgemäß dargereicht.
Krankenhauskeime wie MRSA oder VRE werden durch den hohen Antibiotikaverbrauch in Krankenhäusern allmählich resistent. Sie entwickeln also Abwehrstrategien gegen eines oder mehrere Antibiotika. Diese Arznei hilft dann nicht mehr gegen diese Keime.
Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Verbreitung von Krankenhauskeimen ist eine mangelnde Hygiene in Krankenhäusern. So desinfizieren sich Ärzte und Pflegekräfte beispielsweise zu selten die Hände, so dass sie unabsichtlich Keime von einem auf den anderen Patienten übertragen. Auch Nachlässigkeiten bei der Reinigung und Desinfektion von möglicherweise kontaminierten Gegenständen begünstigen die Übertragung.
Darüber hinaus gibt es auch Risikopatienten, die besonders anfällig für Krankenhauskeime sind. Sie haben ein erhöhtes Risiko, in einem Krankenhaus an einer nosokomialen Infektion zu erkranken.
Zu diesen Risikopatienten gehören unter anderem Patienten,
- die auf einer Intensivstation liegen,
- künstlich beatmet werden,
- Antibiotika oder das Immunsystem unterdrückende Medikamente erhalten sowie
- Krebskranke,
- Diabetiker,
- Dialysepatienten und
- Menschen mit chronischen Wunden oder Hauterkrankungen.
Auch ein fortgeschrittenes Alter begünstigt die Ansteckung eines Patienten mit Krankenhauskeimen.
Wie viele Krankenhausinfektionen treten pro Jahr in Deutschland auf?
Genaue Zahlen zur Häufigkeit von Krankenhausinfektionen in Deutschland liegen nicht vor, da es keine Meldepflicht gibt. Eine im August 2012 veröffentlichte Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) gibt jedoch eine Zahl an. Demnach infizieren sich 3,33 Prozent aller in deutschen Kliniken behandelten Patienten während ihres Aufenthaltes mit Krankenhauskeimen.
Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums sind das jährlich 400.000 bis 600.000 Menschen. Etwa 15.000 dieser Menschen sterben an den Folgen der Infektion.
Viele dieser schweren Krankheitsverläufe könnten sich laut Hygieneexperten vermeiden lassen. Dazu müssten Hygienemaßnahmen zur Bekämpfung von multiresistenten Krankenhauskeimen konsequent beachtet werden.
Welche Kosten werden durch Krankenhausinfektionen verursacht?
Im Krankenhaus erworbene Infektionen verursachen in Deutschland jedes Jahr Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Sie stellen damit für das deutsche Gesundheitswesen einen erheblichen Kostenfaktor dar.
Sie sind zudem für die Krankenhäuser mit deutlichen betriebswirtschaftlichen Einbußen verbunden. Die Einrichtungen müssen pro nosokomialer Infektion Zusatzkosten in Höhe von 4.000 bis 20.000 Euro selbst tragen.
Verursacht werden diese Mehrkosten zum einen durch die längeren Liege- und Pflegezeiten. Ein mit Krankenhauskeimen infizierter Patient verweilt je nach Art der Infektion durchschnittlich vier Tage länger im Krankenhaus. Zum anderen resultieren die Mehrkosten aus den zusätzlich notwendigen Ausgaben für diagnostische und therapeutische Maßnahmen.
Wie lassen sich Infektionen mit Krankenhauskeimen verhindern bzw. verringern?
Die Verbesserung der Hygiene in deutschen Krankenhäusern stellt die wichtigste Präventionsmaßnahme dar. Im Jahr 2011 wurde deshalb ein neues Infektionsschutzgesetz erlassen. Es fordert die Einhaltung verbindlicher Hygienevorschriften in den Krankenhäusern. Zu diesen Hygienevorschriften gehört insbesondere die konsequente Durchführung hygienischer Standardmaßnahmen durch das Krankenhauspersonal.
Zu den Maßnahmen für das Krankenhauspersonal gehören
- das Händewaschen mit Desinfektionsmitteln nach jedem Patientenkontakt,
- das Tragen von Handschuhen und Mund-Nasen-Schutz beim Kontakt mit Körperflüssigkeiten,
- das konsequente Reinigen von Oberflächen und Gegenständen mit Desinfektionsmitteln.
Es gibt auch noch weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Hygiene in Krankenhäusern. So sollte das gesamte Krankenhauspersonal regelmäßig Fortbildungen zum Thema Hygiene und Infektionsprävention besuchen. Krankenhäuser sollten mindestens einen Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin bzw. eine Hygienefachkraft in Kliniken ab 300 Betten beschäftigen.
Darüber hinaus sollten Antibiotika maßvoller eingesetzt werden. Dadurch entstehen weniger Resistenzen, so dass sich nosokomiale Infektionen besser behandeln lassen.
Auch das Screening von Risikopatienten vor der Aufnahme ins Krankenhaus kann helfen. Sinn der Maßnahme ist das Erkennen und Isolieren von Personen, die bereits einen Krankenhauskeim in sich tragen. Dabei werden Risikopatienten vorab durch einen Abstrich der Nasenvorhofschleimhäute oder des Rachens auf bestehende Infektionen untersucht. Bei positivem Testergebnis kommen sie in Isolation.
Zu diesen Risikopatienten gehören unter anderem Menschen,
- die offene Wunden haben,
- in einer Pflegeeinrichtung wohnen oder
- im vergangenen Jahr bereits mehr als drei Tage stationär in einem Krankenhaus verbracht haben.
Welche Geräte zur Vermeidung bzw. Reduzierung von Krankenhauskeimen gibt es?
Mithilfe von Raumluftdesinfektion ist es möglich, Krankenhauskeime effektiv zu reduzieren bzw. zu eliminieren. Dadurch lassen sich nosokomialen Infektionen vorbeugen.
Spezielle Hygiene-Systeme fügen der Luft in Krankenhäusern über die Lüftungsanlagen desinfizierende Substanzen bei. Diese töten die die vorhandenen Keime und Krankheitserreger ab und bieten einen dauerhaften Schutz vor der Neuansiedlung von Erregern.
Hierzu wird an die Lüftungsanlage des Krankenhauses eine spezielle Desinfektions- und Raumlufterfrischungsanlage angeschlossen.
Diese Systeme können der Luft auch Düfte beifügen, die zur Lufterfrischung und einem angenehmen Raumklima beitragen.