Mediastinaltumor - Spezialisten und Informationen

05.01.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Unter dem onkologischen Fachbegriff Mediastinaltumor ist eine Raumforderung im Mediastinum, dem mittleren Brustkorbraum, zu verstehen. Diese Raumforderung zeichnet sich durch eine lokale Zunahme des Gewebevolumens in Folge von Geschwülsten aus. Sie werden im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Tumore bezeichnet. Tumore sind entweder gutartig oder bösartig. Der Mediastinaltumor stellt in der Lehre der Geschwulstkrankheiten (Onkologie) eine Besonderheit dar, weil er im Mediastinum liegt. Es beinhaltet als von lockerem Bindegewebe strukturiertem, zentralem Raum der Brusthöhle zahlreiche lebenswichtige Organe, Arterien, Venen, Nerven, Lymphgefäße und Lymphknoten.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie Spezialisten für die Behandlung von Mediastinaltumoren.

ICD-Codes für diese Krankheit: D38.3

Empfohlene Mediastinaltumor-Spezialisten

Artikelübersicht

Was bedeutet ein Mediastinaltumor für betroffene Patienten?

Um die Erkrankung und ihre Bedeutung für Betroffene zu verstehen, ist die Kenntnis der Körpergegend mit ihren inneren Strukturen sowie deren Funktionsbeziehungen wichtige Voraussetzung. Das Mediastinum liegt zwischen dem rechten und linken Lungenflügel und unterteilt sich in einen oberen (Mediastinum superius) und einen unteren (Mediastinum inferius) Funktionsbereich mit Organen, Gefäßen, Nerven und Lymphknoten. Jeder Verdacht auf einen Tumor in diesen lebenswichtigen Strukturen ist sehr ernst zu nehmen. Betroffene sind dazu aufgefordert, sich umgehend an einen Arzt zu wenden.

Das obere Mediastinum – zwischen Brustbein und Brustwirbelsäule

Innerhalb der oberen Brusthöhle findet sich das in der Mitte gelegene obere Mediastinum. Räumlich wird es nach oben vom ersten Brustwirbelkörper, dem ersten Rippenpaar und dem obersten Rand des kopfwärts gelegenen Brustbeins begrenzt. Nach unten hin reicht es bis zur Oberseite des Perikards und der Herzbasis. Funktionell umfasst es neben der Teilungsstelle der Luftröhre und den Hauptbronchien folgende Strukturen:

  • Organe: Thymus, Luftröhre (Trachea), Speiseröhre (Trachea)
  • Große Blutgefäße: Arterien (Aortenbogen, linke Halsschlagader, linke Schlüsselbeinschlagader, Arm-Kopf-Schlagaderstamm), Venen (Obere Hohlvene, rechte und linke Arm-Kopf-Vene)
  • Nerven: zehnter Hirnnerv, rückläufiger Kehlkopfnerv, Herznerven, Zwerchfellnerven
  • Lymphgefäße: Milchbrustgang, rechter Lymphhauptstamm, vordere und hintere Mediastinallymphknoten

Unteres Mediastinum

Das untere Mediastinum gliedert sich ausgehend vom Brustbein rückenwärts (dorsal) in einen vorderen (Mediastinum anterius), mittleren (Mediastinum medium) und hinteren Bereich (Mediastinum posterius).

  • Mediastinum anterius: Das Kompartiment enthält Blutgefäße geringer Größe wie bspw. die innere Brustkorbschlagader und die innere Brustkorbvene. Vorn grenzt es räumlich an das Brustbein (Sternum) und erreicht dorsal das äußere Blatt des Herzbeutels (Perikard). Beidseits des Brustbeins liegen die Parasternallymphknoten, welche den Herzbeutel, die weibliche Brust, die Brustwand und das Zwerchfell dränieren. Auch die Schilddrüse ist zum vorderen Mediastinum zu zählen.
  • Mediastinum medium: Im mittleren Kompartiment befinden sich Herz, aufsteigende Aorta, der Stamm der Lungenschlagader, die Herzbeutel-Zwerchfell-Schlagader, obere Hohlvene, unpaare rechte Brustwandvene, Lungenvenen, Herzbeutel-Zwerchfell-Venen und Zwerchfellnerven.
  • Mediastinum posterius: Hinter dem Herzen verläuft die Speiseröhre. Die Brustwirbel fünf bis zwölf bilden die äußere, dorsale Begrenzung des Brustkorbraums. Dazwischen erfüllen die Brustaorta und die unpaare rechte und linke Brustwandvene ihre wichtigen Aufgaben des Bluttransports. Der Grenzstrang des Sympathikus, der zehnte Hirnnerv und die Eingeweidenerven stellen wichtige Strukturen der Erregungsweiterleitung dar.

Welche Symptome treten bei einem Mediastinaltumor häufig auf?

Im Anfangsstadium treten meist keine typischen Symptome auf. Für das Spätstadium sind Symptome allgemeintypisch, die bei allen Tumorerkrankungen vorkommen:

  • Müdigkeit
  • Blutarmut
  • Gewichtsverlust
  • beschleunigte Blutsenkung (BSG)
  • Lymphknotenschwellungen Fieber
  • Fieber
  • Nachtschweiß

Häufig entsteht ein Druckschmerz, weil sich der Tumor vergrößert und auf benachbarte Strukturen einwirkt. Typische Symptome von Mediastinaltumoren treten in Abhängigkeit von der beeinträchtigten Gewebestruktur auf:

  • Karzinom der Speiseröhre (Ösophaguskarzinom): Druckschmerz hinter dem Brustbein und Beschwerden beim Schlucken, Mundgeruch
  • Schilddrüsentumor: vergrößerte Lymphknoten, Kurzatmigkeit, Schluckstörungen, Reizhusten, Heiserkeit
  • Luftröhren- und Bronchialkarzinom: Husten, trockener Reizhusten, Heiserkeit in Folge von Lähmung des Kehlkopfnervs, bohrender Schmerz hinter dem Brustbein, Luftnot durch Verlegung oder Kompression der Trachea mit Atemnebengeräuschen (Stridor)
  • Lymphom (Morbus Hodgkin): Gummöse, schmerzlose Schwellung einer Gruppe von Lymphknoten im Halsbereich entlang der großen Gefäße
  • Thymom (Tumor der Thymusdrüse): Obere Einflussstauung der Halsvenen, Atemnot, Muskelschwäche, Schmerzen hinter dem Brustbein, Husten, Heiserkeit
  • Obere Hohlvene: Blutstau vor dem Herzen in Folge eines tumorbedingten Gefäßverschlusses
  • Neurinome des Grenzstrangs des Symphatikus: Trias aus verengter Pupille, zurückgesunkenem Augapfel und herabhängendem Oberlied kennzeichnen das Horner-Syndrom durch eine Nervenschädigung im Halsteil des Symphatikus
  • Zwerchfell und Zwerchfellnerv: Schluckauf und Zwerchfellhochstand
  • Herz-Kreislaufsystem: Herzrhythmusstörungen

Wie entstehen Mediastinaltumoren?

Alle Gewebe des Mediastinums können örtlich einen Größenzuwachs haben und mit der Zeit gutartige (benigne) oder bösartige (maligne) Geschwulste ausbilden. Benigne Tumoren entstehen langsam unter deutlicher Abgrenzung zur Umgebung. Hierbei verdrängt der Tumor das Nachbargewebe, ohne dieses zu zerstören und auch keine Tochtergeschwülste (Metastasen) zu bilden. Es gibt auch Sonderformen von Mediastinaltumoren, die sich aus Zysten entwickeln, bspw. aus einer bronchogenen Zyste.

Maligne Tumore wachsen häufig schnell in die benachbarten Gewebe ein (Proliferation), zerstören deren Funktionsstruktur und bilden Metastasen. Benigne Tumoren bergen das Risiko in sich zu semimalignen oder malignen Geschwülsten zu entarten.

Bei Tumoren spielt die genetische Veranlagung eine Rolle und es ist von einer Schädigung der Erbinformation (Desoxyribonucleinsäure) auszugehen. Diese Gendefekte vererben sich durch die Keimzellen (Spermien, Eizellen) weiter und treten in manchen Fällen vermehrt in einer Familie auf. Demgegenüber stehen die abnormen Veränderungen des Erbmaterials in den bereits ausdifferenzierten Körperzellen (Somatische Mutationen). Folgende Schlüssel-Gene sind möglicherweise geschädigt:

  • Proto-Onkogene sorgen für die Bildung von Proteinen, welche die Zelle zur Teilung und Spezialisierung benötigt
  • Tumorsuppressorgene kontrollieren und hemmen das Wachstum der Zelle
  • Gene, welche den Zelltod regulieren

Welche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung eines Mediastinaltumors?

Der Kontakt mit bestimmten schädigenden Partikeln erhöht möglicherweise das Risiko für das Entstehen von Gendefekten in Körperzellen, die das Ausbilden maligner Mediastinaltumore zur Folge haben können:

  • Viren: onkogene DNA- und RNA-Viren verhindern die Bildung von Enzymen und Proteinen, welche das Zellwachstum und die Zelldifferenzierung befördern oder regulieren
  • Strahlung: ionisiernde Strahlung (Radiumstrahlung), Röntgen- und UV-Strahlung
  • Chemische Substanzen: polyzyklische Kohlenwasserstoffe, Silikate (Asbest), Arsen, Nitrosamine, Aromaten, Schimmelpilzgifte (Aflatoxine), giftige Metalle, Rauch und Stäube

Gegebenenfalls beeinflussen verhaltensbedingte Faktoren die Krankheitsentstehung, indem sie das Risiko zusätzlich erhöhen:

  • Fettreiche und ballaststoffarme Kost
  • Konsum von Genussmitteln: Zigaretten und Alkohol
  • Bewegungsmangel

Untersuchung und Diagnose bei Verdacht auf Mediastinaltumor

Folgende Untersuchungsmethoden kommen zum Einsatz:

  • Röntgenaufnahme des Thorax zum Anfertigen eines Bildes zur ersten Beurteilung im Rahmen der Basisdiagnostik
  • Computertomografie zur detaillierten Mitbeurteilung des Weichteilgewebes unter Gabe eines Kontrastmittels
  • nuklearmedizinische Untersuchung mit der Injektion radioaktiver Substanzen (Tumormarkern) und Erstellen eines Bildbefundes (Szintigramm)
  • Endoskopie des Mediastinums, der Bronchien und der Speiseröhre

Nach der Lokalisation des Tumors erfolgt zur sicheren Diagnose die histologische Befundung des Gewebes. Dafür sind folgende Schritte notwendig:

  • Entnahme von Gewebe (Biopsie) zur histologischen Untersuchung
  • Mikroskopieren des entnommenen Gewebes
  • Beurteilen des Zellwachstums als benigne, maligne oder semimaligne (Dignität)
  • Einstufen der malignen Entartung im Vergleich zum Normalbefund (Grading)

Therapieformen bei Mediastinaltumoren

Zu unterscheiden ist die chirurgische von der konservativen Behandlung. Bei der chirurgischen Therapie kommt es zur invasiven Entnahme von Tumorgewebe mithilfe von Instrumenten. Das Ziel ist die restlose Entfernung aller von der Entartung betroffenen Zellen. Gelingt dies nicht, versucht man die Tumorzellen mithilfe von präziser Bestrahlung (Radiotherapie) zu zerstören. Dabei unterscheidet sich die perkutane Bestrahlung von der Kontaktbestrahlung (Brachytherapie). Beide Therapieformen wollen gesundes Gewebe möglichst erhalten:

  • Perkutan (Teletherapie): Die radioaktiven Teilchen oder elektromagnetischen Wellen müssen erst gesundes Gewebe durchdringen, bevor sie die Tumorzellen in größerer Eindringtiefe erreichen.
  • Brachytherapie: Der Strahler liegt im Tumorzentrum oder direkt daneben und hat nur eine geringe Reichweite.
  • Metabolische Strahlentherapie: Radionuklide reichern sich im Tumorgewebe nach intravenöser Injektion an.

Als weitere Behandlungsmöglichkeiten sind die Chemotherapie und die Immuntherapie zu nennen:

  • Chemotherapie: Chemische Substanzen (Zytostatika) wirken auf die Tumorzellen ein.
  • Immuntherapie: Impfung mit abgeschwächten Erregern, Gabe von Interferon-alpha oder Interleukin-2 zur Stimmulation des Immunsystems

Was bei der Wahl des Arztes zu berücksichtigen ist

Der bisher behandelnde Arzt ist weiterhin Ansprechpartner und überweist Betroffene an spezialisierte Fachärzte, Krebszentren, Ambulanzen oder Krankenhäuser. Heute beteiligen sich mehrere Spezialisten interdisziplinär an der ambulanten oder stationären Behandlung. Diese Zusammenarbeit ist an den zahlreichen Kliniken womöglich verschieden stark ausgeprägt und durch entsprechende Zertifizierung nachgewiesen. So sind onkologische Spitzenzentren von der Deutschen Krankenhausgesellschaft zertifiziert.

Verlauf und Prognose

Bösartige Tumoren sind befähigt, in Blut- und Lymphgefäße einzudringen und in entfernt liegenden Gewebestrukturen sekundäre Tochtergeschwülste zu bilden. Erhebliche Beeinträchtigungen der Gesundheit mit physischem und psychischem Zerfall des Betroffenen können die Folge sein. Der Krebstherapie stehen heute operative, chemische und radiologische Behandlungsverfahren zur Verfügung. Ausgehend vom Befund ist es möglicherweise angebracht, diese Behandlungen zu kombinieren und den Therapieerfolg damit zu vergrößern. Digitalisierte Verfahren in der Radiologie ermöglichen heute, Eingriffe dreidimensional zu planen und darzustellen. Auf diese Weise erfolgen Strahlentherapien präzise und schädigen das benachbarte, tumorfreie Gewebe bestenfalls weniger.

Fazit

Tumoren im Mediastinum bedürfen einer sofortigen Diagnose und sehr zeitnahen Behandlung. Ihre zentrale und nahe Lage zu lebenswichtigen Organen und Gefäßen im Brustkorbraum bietet für maligne Tumorzellen gute Voraussetzungen für die Bildung von Tochterzellen in weiter entfernt liegenden Organen. Neben der Fachexpertise spielt das Vertrauen zu den behandelnden Ärzten und Einrichtungen eine große Rolle.

Quellen

https://www.dkfz.de/de/index.html
https://www.uniklinik-freiburg.de/thoraxchirurgie/krankheitsbilder/mediastinaltumor.html
https://flexikon.doccheck.com/de/Mediastinaltumor
https://www.uniklinikum-jena.de/htchirurgie/Thoraxchirurgie/Mediastinaltumoren.html
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