Dr. Stücker hat sich als Initiator des IOZK in großem Maße Verdienste um die Anwendung von Immuntherapien bei Krebserkrankungen erworben – und der modernen Medizin somit wichtige Impulse gegeben. Auch als Spezialist für Translationale Onkologie zeigt er, dass der Schnittpunkt zwischen Forschung und Praxis von enormer Bedeutung ist. Die individuelle IOZK-Immuntherapie wird als eine zukunftsweisende Lösung im Kampf gegen Krebs angesehen, wie auch die Auszeichnung mit dem German Medical Award 2020 belegt.
Kaum ein Bereich der modernen Medizin hat in den letzten Jahren eine so rasante Entwicklung genommen wie die Forschung rund um die Therapien bei Krebserkrankungen – hierzu zählt auch die Entwicklung von personalisierten Tumorimpfstoffen. Mehrere Medizin-Nobelpreise wurden in den letzten Jahren für immunonkologische Erkenntnisse vergeben, inzwischen ist der Stellenwert der weltweiten Forschung in diesem Bereich enorm. Als Spezialisten auf dem Gebiet der Immunonkologie und der Translationalen Onkologie zählen Dr. Stücker und sein Team zu den bekannten Wissenschaftlern und Ärzten – auch deshalb, weil sie als Pioniere der personalisierten Krebstherapien gelten. Dr. Stücker war bereits im Jahre 1985 federführend für die Gründung des heutigen Immun-Onkologischen Zentrums Köln verantwortlich. In den letzten 20 Jahren prägten weitere auf diesem Gebiet führende Wissenschaftler wie Prof. Dr. Volker Schirrmacher und Prof. Stefaan Van Gool die IOZK-Immuntherapie als eine erfolgversprechende Lösung im Kampf gegen Krebs.
Krebs ist immer noch der König der Krankheiten und die Therapieergebnisse bei soliden Tumoren sind im Gegensatz zu hämatologischen Krebserkrankungen (Blutkrebs) noch lange nicht zufriedenstellend. Daher ist es unerlässlich, nach weiteren Lösungen zu suchen – eine dieser Lösungsansätze ist die Nutzung der Potenz des Immunsystems.
Der Fachbereich der Immunonkologie gilt als eine besonders innovative Disziplin der modernen Medizin. Tatsächlich ist es noch gar nicht lange her, dass neue Wege in der Krebstherapie beschritten wurden, die jene vielfältigen Interaktionen berücksichtigen, die zwischen unserem Immunsystem und den Krebszellen bestehen. Heute wissen wir, dass sich die Fähigkeiten des körpereigenen Abwehrsystems auch bei Krebszellen nutzen lassen, um gegen Krebserkrankungen vorzugehen. Gerade in den letzten Jahren war die Krebs-Immuntherapie Gegenstand zahlreicher Forschungen und Studien – und gilt als einer der wichtigsten Hoffnungsträger in der heutigen Medizin.
Die grundsätzliche Idee, das menschliche Immunsystem als Instrument zu nutzen, um damit gegen Krebszellen vorzugehen, ist allerdings nicht neu. Schon im späten 19. Jahrhundert gab es erste Versuche, den Körper selbst dazu zu bringen, gegen Erreger und geschädigte Zellen zu kämpfen. Allein die Vorstellung gab damals Anlass zur Hoffnung – und dennoch sollte es bis ins 21. Jahrhundert dauern, bis die entscheidenden Durchbrüche gelangen.
Spezialist für Immun-Onkologie: Von Anfang an wichtiger Impulsgeber
1985 gehörte Dr. Wilfried Stücker zu den Spezialisten, die das heutige Immun-Onkologische Zentrum in Köln (IOZK) ins Leben riefen. Die Idee, durch die spezifische Aktivierung des Immunsystems individuelle Krebstherapien zu entwickeln, galt in Deutschland noch als Zukunftsmusik. International befassten sich damals bereits viele Ärzte und Wissenschaftler damit, die Rolle zu erforschen, die das Immunsystem in Bezug auf Tumorerkrankungen spielen kann.
Im Team entwickelte Dr. Stücker die IOZK-Immuntherapie und baute in eindrucksvoller Konsequenz und mit viel Eigeninitiative das Behandlungszentrum mit den entsprechenden Laboratorien auf. Als es schließlich erstmals in Europa gelang, die amtliche Herstellungserlaubnis für einen patienteneigenen Tumorimpfstoff in Kombination mit Viren zu erhalten, stand das IOZK mit diesem Schritt in der Tumorimmunologie im Fokus der Fachwelt. Dabei nahmen die Kölner Forscher Tumorbestandteile ihrer Patientinnen und Patienten zur Basis, um Informationen über den Tumor zu erlangen.
Im IOZK gelang es, aus einer Blutprobe Vorläuferzellen zu isolieren und daraus körpereigene dendritische Zellen herzustellen – das sind hochspezialisierte Zellen, die antigenspezifische Immunantworten initiieren und regulieren. Die wiederum geben die Information über die Bestandteile der Tumorzellen an das Immunsystem weiter, nachdem sie mit Tumorantigenen in Kombination mit onkolytischen Viren beladen wurden.
IOZK-Immuntherapie: viele Vorteile für die Patienten
Im Rahmen der Therapie wird das „Newcastle Disease Virus“ eingesetzt, das im menschlichen Körper ausschließlich die Tumorzellen infiziert. Dieses Vogelvirus ist für den Menschen ungefährlich. Der Clou ist, dass das Immunsystem durch diese Art der Ansteckung Krebszellen von gesunden Zellen unterscheiden kann – und die Krebszellen als gefährlich einstuft. Das kommt genau richtig, denn jetzt erst darf die Immunreaktion gegen die bisher als körpereigen angesehenen Tumorzellen losgehen.
Mit dem eigens entwickelten Impfstoff IO-VAC® werden zwei Zyklen durchgeführt. Die innovative Behandlungsoption bei Krebserkrankungen ist absolut individuell: Bei dieser personalisierten Therapie lässt sich die Ausgangslage des Patienten mithilfe der Immundiagnostik genau auf die aktuelle Tumorsituation abstimmen. Während der beiden Impfzyklen wird das Immunsystem durch Loko-regionale Hyperthermie-Verfahren unterstützt. Sie setzen das Tumorgewebe mittels eines elektrischen Feldes punktgenau unter Stress, die künstlich hergestellte Überhitzung aktiviert zusätzlich die Immunzellen.
Die Hyperthermie (Wärmebehandlung bzw. Überwärmung) hat sich im Kampf gegen Krebszellen seit langem bewährt: Sie reagieren empfindlicher als gesunde Zellen auf Wärme und bilden Stress-Eiweiße – Hitzeschockproteine, die den körpereigenen Killerzellen das Startsignal geben, die angeschlagenen und mutierten Zellen direkt anzugehen. Eine passive Ganzkörperhyperthermie (künstliches Fieber) aktiviert das gesamte Immunsystem. Unter erhöhter Temperatur werden Immunzellen aktiver und können erkannte Krebszellen effektiver zerstören.
Brustkrebs, Gebärmuttertumore, Prostatakarzinome: das breite Anwendungsfeld des Impfstoffs
Die immunonkologische Therapie kann grundsätzlich bei allen soliden Krebsarten angewendet werden – vorausgesetzt, es sind im Körper der Patientinnen und Patienten Tumorantigene vorhanden und das Immunsystem ist aktiv. Im Kölner Praxisalltag werden damit nicht nur Brustkrebs, Eierstock- und Gebärmutterkrebs behandelt, sondern auch Lungenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Leberkrebs – in der Urologie sind es Prostata-, Nieren- und Blasenkrebs, die mit der IOZK-Immuntherapie bereits bekämpft wurden. Ein weiterer Schwerpunkt, in dem die Therapieform bereits gut Fortschritte zeigt, ist die Neuroonkologie. Viele Neurochirurgen erhoffen sich, dass die Erkenntnisse aus der Kölner immunologischen Behandlung bei Hirntumoren in Zukunft mehr Aufmerksamkeit erhält. Die Erkenntnisse aus dem Praxisalltag stimmen zuversichtlich.
Noch ein positiver Aspekt: Die IOZK-Immuntherapie kann zu jedem Zeitpunkt im Verlauf einer Krebserkrankung durchgeführt werden. Neuere Erkenntnisse belegen, wovon Dr. Stücker und das Team schon lange ausgegangen waren: Je früher die Behandlung im Erkrankungsstadium erfolgt, desto besser sind die Langzeitergebnisse. Selbst bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen kann sich der Krankheitsverlauf deutlich verlangsamen. Das IOZK konnte belegen, dass in individuellen Therapieregimen die Kombination des immunonkologischen Therapiekonzeptes mit den Standardtherapien effektiver sein kann.
Spezifische Wirkung: zielgenaue Bekämpfung
Auch die spezifische Wirkung spricht für die innovative Immuntherapie: Es werden nämlich nur jene Zellstrukturen angegriffen, die auch bekämpft werden sollen. Das ist mit einem weiteren wichtigen Vorteil verknüpft: Wer die Voraussetzungen für eine Behandlung im IOZK erfüllt, hat keine schweren Nebenwirkungen zu erwarten, wie sie bei Chemo- oder Strahlentherapien nun einmal dazugehören. In Einzelfällen kann ein grippaler Infekt auftauchen – das war’s. Damit verbindet sich für die Patientinnen und Patienten ebenso wie für die Angehörigen die Hoffnung, eine Krebserkrankung ohne Therapie-bedingte Langzeitfolgen zu überstehen.
Noch etwas zeichnet die innovative IOZK-Immuntherapie aus: Ein guter Teil der „informierten“ Immunzellen wandert ins Knochenmark – und damit in den zentralen Ort der Blutbildung. Dort wird die entsprechende Information verankert und so entsteht ein immunologisches Gedächtnis, das nachhaltig wirkt. Das bestens unterrichtete Knochenmark kann nachhaltig die Entwicklung von Metastasen behindern – und verlängert damit die Wirkung der polyspezifischen Immuntherapie.
Translationale Onkologie: wesentliche Schnittstelle
Wenn ein Team aus betreuenden Ärzten und erfahrenen Wissenschaftlern fächerübergreifend zusammenarbeitet, werden alle Vorteile der Translationalen Onkologie gebündelt. Denn bei dieser Disziplin geht es genau darum: Die Erkenntnisse, aus den wissenschaftlichen Laboren der Welt sollen so schnell wie möglich den Patientinnen und Patienten zugute kommen – in Form verbesserter Optionen in allen diagnostischen und therapeutischen Schritten. Die Translationale Onkologie steht für die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis.
Die ganzheitliche Herangehensweise an die Immunonkologie, die Dr. Wilfried Stücker und sein Team auszeichnet, schließt ein weiteres Fachgebiet mit ein: die Pharmazeutische Biologie. Diese ebenfalls zukunftsorientierten Disziplin befasst sich mit der Biosynthese von Wirkstoffen in Mikroorganismen und der Umsetzung in die Praxis. Es gilt, neue Wege der Medizin zu entdecken und aufzuzeigen – z. B. für die Herstellung neuer Antibiotika, unter anderem auch mit Methoden der Gentechnik. Das IOZK nutzt diese Erkenntnisse ausschließlich in der Immun-Onkologie.
Auch in diesem Punkt richten sich das ganze Team nach der Philosophie, die das Immun-Onkologische Zentrum Köln stets auszeichnet: Es geht darum, Grenzen zwischen den Wissenschaften und den Fachdisziplinen zu überwinden, Diskurse zu beleben und auf eine neue Stufe zu stellen – und so neue Therapieformen zu entwickeln, die den Herausforderungen der heutigen Onkologie gerecht werden. Es ist eine aufwändige Detailarbeit, bei der engagierte Forscher und Wissenschaftler aus zahlreichen Disziplinen an einem Strang ziehen müssen, um durch diese fachübergreifende Zusammenarbeit innovative Behandlungsmethoden entstehen zu lassen.
Im Kampf gegen Krebs: Kombination der Therapieformen
Von Anfang an war das Team des IOZK von den vielschichtigen Qualitäten der Immuntherapie überzeugt – vor allem im Vergleich zu den klassischen Alternativen. Denn die Tumorchirurgie zielt ebenso wie Chemotherapie und die Strahlentherapie darauf ab, den Tumor zu vernichten. Bei den gängigen Therapien ist das meistens mit schweren Nebenwirkungen verbunden, die auch gesunde Zellen betreffen – und eben auch das Immunsystem. Wer hingegen im Kampf gegen Krebs auf das patienteneigene Abwehrsystem setzt und das Immunsystem gegen neu wachsende Krebszellen aktiviert, bietet wesentlich nachhaltigere Lösungen. Die Devise ist, die heutigen Therapieoptionen strategisch sinnvoll mit der Immuntherapie zu kombinieren.
Somit ist klar, dass die IOZK-Immuntherapie in Kombination mit den Standardtherapien gegen Krebs mit Hochdruck weiterentwickelt wird. Denn für Ärzte und Wissenschaftler sind die Behandlungserfolge in erster Linie eine Motivation, die erprobten Therapieformen weiterzuentwickeln. Und auch wenn neue Entwicklungen noch nicht zum Behandlungsstandard zählen: In Köln wird für die an Krebs erkrankten Personen der aktuelle machbare Stand der Wissenschaft zur Verfügung gestellt und zur Anwendung gebracht. Für viele Patientinnen und Patienten und deren Angehörige ist das sehr spannend: Sie stehen mit der eigenen Erkrankung im Fokus medizinischer Erneuerungen und innovativer Therapien – und befinden sich damit am Puls der Zeit.