Scheidenkrebs: Informationen und Scheidenkrebs-Spezialisten

22.03.2023
Prof. Dr. med. Eva-Maria Grischke
Medizinische Fachautorin

Scheidenkrebs, auch Vaginalkarzinom genannt, ist eine eher seltene Krebserkrankung. Bei dieser Krankheit ist die Scheide (Vagina) der Frau betroffen. Vor allem ältere Frauen sind davon betroffen. Oft entsteht Scheidenkrebs in einem anderen Organ und breitet sich von dort auf die Scheide aus.

Hier finden Sie alle Informationen und ausgewählte Scheidenkrebs-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: C52

Empfohlene Scheidenkrebs-Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist Scheidenkrebs? Eine bösartige, eher seltene Krebserkrankung der Scheide, die vor allem ältere Frauen betrifft.
  • Formen: Man unterscheidet drei Formen: Plattenepithelkarzinom (95 %), Agenokarzinom, Rhabdomyosarkom (vor allem bei Mädchen). Oftmals handelt es sich um Metastasen eines anderen Karzinoms.
  • Symptome: Blutungen aus der Scheide, vor allem nach dem Geschlechtsverkehr, blutiger Ausfluss, Schmerzen im Unterleib, Störungen der Darmfunktion und der Harnblase.
  • Diagnose: Die Entdeckung erfolgt meistens während einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt. Danach werden Zellen feingeweblich untersucht. Zur Beurteilung einer eventuellen Metastasierung kommen noch Ultraschall, MRT oder CT zum Einsatz.
  • Behandlung: Die Therapie erfolgt je nach Tumorstadium. Es wird in der Regel entweder eine Krebs-OP oder eine Strahlentherapie, oder eine Kombination aus beidem empfohlen.
  • Verlauf: Scheidenkrebs kann sich weiter ausdehnen, etwa in die äußeren Geschlechtsorgane, den Gebärmutterhals, den Enddarm oder die Harnblase. Metastasen können sich vor allem in den Beckenlymphknoten bilden.
  • Prognose: Bei früher Diagnose sind die Heilungsaussichten sehr gut. Daher kommt Vorsorgeuntersuchungen eine sehr hohe Bedeutung zu.
  • Nachsorge: Nachsorgeuntersuchungen finden in den ersten drei Jahren alle drei Monate statt, danach werden die Abstände länger.

Artikelübersicht

Formen von Scheidenkrebs

Es gibt drei Formen des Vaginalkarzinoms, die vom jeweils betroffenen Zelltyp abhängig sind:

  • das Plattenepithelkarzinom,
  • das Agenokarzinom und
  • das Rhabdomyosarkom (tritt vor allem im Kindesalter auf).

Das Plattenepithelkarzinom tritt mit etwa 95 % der bösartigen Tumore am häufigsten auf. Die Tumore entstehen in der obersten Zellschicht der Vaginalhaut.

Außerdem unterscheidet man zwischen primärem und sekundärem Scheidenkrebs.

Ein primärer Scheidenkrebs liegt vor, wenn sich der Krebs direkt aus Zellen der Scheide bildet. Vielfach entstehen bösartige Tumore der Scheide aber sekundär. Das bedeutet, dass der Tumor in anderen Organen entstanden und dann von dort in die Scheide metastasiert ist.

Vor allem Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) und Tumore an den Schamlippen streuen oft in die Scheide. Ein Vaginalkarzinom hängt zu etwa 30 % der Fälle mit Gebärmutterhalskrebs zusammen.

Wird ein Scheidenkrebs frühzeitig erkannt, bestehen gute Aussichten auf eine vollständige Heilung.

Weibliche Geschlechtsorgane
Häufig entsteht Scheidenkrebs aus Gebärmutterhalskrebs, der sich auf die Scheide ausbreitet © bilderzwerg | AdobeStock

Symptome von Scheidenkrebs

Leider treten die Symptome bei Scheidenkrebs, wie auch bei vielen anderen Krebsarten, erst relativ spät auf. Erste Symptome können Blutungen aus der Scheide sein, die vor allem nach dem Geschlechtsverkehr auftreten. Auch blutiger Ausfluss kann auf ein Vaginalkarzinom hindeuten.

Hat sich der Tumor schon stärker ausgedehnt, treten Schmerzen im Unterleib auf. Auch Störungen der Darmfunktion oder der Harnblase können zu den Symptomen gehören.

Die Diagnose von Scheidenkrebs

Scheidenkrebs wird meist zufällig bei einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt entdeckt. Oft haben die betroffenen Frauen zum Zeitpunkt der Diagnose noch gar keine Beschwerden.

Während der Untersuchung entnimmt der Arzt im Rahmen eines Zellabstrichs (Pap-Test) einzelne Zellen aus der Schleimhaut. Diese Zellen werden danach mikroskopisch untersucht. Zeigen die Zellen eine auffällige Veränderung, wird die Diagnose mit einer Gewebeprobe (Biopsie) unterstützt.

Außerdem kann der Arzt mithilfe eines Kolposkops (ein spezielles Mikroskop) die Schleimhaut genauer untersuchen.

Ist der Verdacht auf Scheidenkrebs gegeben, muss der Arzt beurteilen, wie weit der Tumor bereits fortgeschritten ist. Diese Beurteilung ist wichtig, weil durch das genaue Stadium des Tumors die Behandlungsoptionen festgelegt werden.

Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren kann der Arzt einen Blick auf die benachbarten Organe werfen. So kann er erkennen, ob der Tumor bereits andere Körperteile angegriffen hat und eine Metastasierung vorliegt. Hilfreiche bildgebende Untersuchungen sind etwa:

In den meisten Fällen erfolgt auch eine Enddarmspiegelung (Rektoskopie) und eine Spiegelung der Harnwege (Urethrozystoskopie).

Therapie eines Vaginalkarzinoms

Die Therapie richtet sich nach dem Stadium des Tumors und erfolgt in der Regel durch einen Spezialisten für Gynäkologische Onkologie. Im Frühstadium wählt das medizinische Team meist andere Behandlungformen als in fortgeschritteneren Stadien.

Der Tumor kann operativ entfernt werden, aber es kann auch nur eine Bestrahlung erfolgen. In einigen Fällen ist es sinnvoll, das Vaginalkarzinom operativ zu entfernen und zusätzlich zu bestrahlen.

Die Chemotherapie spielt bei einem Vaginalkarzinom eine eher untergeordnete Rolle.

Wie verläuft eine Operation?

Wie umfangreich eine Operation sein muss, hängt von der Größe des Tumors ab. Wird ein kleiner Tumor schon frühzeitig entdeckt, kann er vollständig entfernt werden und die Scheide bleibt erhalten.

Bei einem sehr ausgedehnten Scheidenkarzinom muss unter Umständen die Scheide vollständig entfernt werden.

In seltenen Einzelfällen ist ein Teil des Darms oder der Harnblase zu entfernen. Auch regionale Lymphknoten können betroffen sein und müssen dann ebenfalls operiert werden.

Wie funktioniert eine Strahlentherapie?

Das Ziel einer Strahlentherapie ist es, bösartig veränderte Zellen mithilfe radioaktiver Strahlung abzutöten. Es gibt dabei zwei unterschiedliche Methoden, wie die Ärzte die Strahlen auf das betroffene Gebiet lenken.

  • Die perkutane Bestrahlung durch die Haut: Hierbei werden spezielle Beschleuniger eingesetzt, um die Strahlen von außen auf die erkrankte Körperregion zu richten.
  • Das Afterloading im Rahmen einer Brachytherapie: Hier wird die Strahlungsquelle in den Körper direkt an den Tumor gebracht. So schädigt die Strahlung fast ausschließlich die entarteten Krebszellen. Gesundes Gewebe wird weitgehend geschont.

Wie ist der Verlauf bei Scheidenkrebs?

Scheidenkrebs kann im Verlauf der Erkrankung zu Komplikationen führen. Eine Komplikation ist zum Beispiel, dass sich der Krebs auf Nachbarorgane ausdehnt. Vor allem folgende Organe können betroffen sein:

  • die äußeren Geschlechtsorgane (Vulva),
  • der Gebärmutterhals (Zervix),
  • der Enddarm (Rektum),
  • die Harnblase.

Ein Vaginalkarzinom breitet sich in manchen Fällen auch über die Lymphwege aus und es bilden sich Tochtergeschwülste (Metastasen). Meistens sind die Beckenlymphknoten von Metastasen betroffen. In Organen wie Lunge, Leber oder den Knochen findet man sie eher selten.

Vergrößert sich der Krebs im Becken, können andere Organe davon eingeengt werden. Drückt Scheidenkrebs auf die Harnleiter, fließt der Urin nur schlecht ab. Er kann sich dann bis in die Nieren stauen und sie dadurch schädigen.

Die Prognose bei Scheidenkrebs hängt vom Erkrankungsstadium ab. Wird ein Vaginalkarzinom frühzeitig festgestellt, sieht die Prognose sehr gut aus. Eine vollständige Heilung ist dann auf jeden Fall möglich.

Da aber ein Vaginalkarzinom im Anfangsstadium keine deutlichen Symptome zeigt, wird die Erkrankung oft erst relativ spät entdeckt. Unter anderem deshalb sind regelmäßige Kontrollen zur Krebsvorsorge durch einen Frauenarzt enorm wichtig.

Sollte ein Verdacht auf Scheidenkrebs aufkommen, ist der sofortige Besuch beim Facharzt unerlässlich.

Ist eine Nachsorge notwendig?

Wurde ein bösartiger Tumor in der Scheide erfolgreich behandelt, muss eine regelmäßige Nachsorge erfolgen. In den ersten drei Folgejahren findet die Nachsorge alle drei Monate statt. Danach in den nächsten zwei Jahren halbjährlich und nach fünf Jahren reicht es, die Nachsorge einmal jährlich durchführen zu lassen.

Der Gynäkologe befragt die Patientin dabei ausführlich, ob Beschwerden bestehen. Auch Auffälligkeiten, die nicht mit dem Vaginalkrebs in Zusammenhang stehen, sollten erörtert werden. Bei der Untersuchung tastet der Arzt die Scheide ab und untersucht sie per Ultraschall und mit Hilfe eines Kolposkops. Er entnimmt einen Abstrich der Zellen aus der Scheide, die dann in einem Labor untersucht werden. Damit kann genau erkannt werden, ob wieder Zellen bösartig entartet sind.

Sollten zwischen den Nachsorgeterminen verdächtige Symptome auftreten, warten Sie bitte nicht den nächsten Nachsorgetermin ab. Suchen Sie sofort Ihren behandelnden Gynäkologen auf.

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