Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine bösartige Krebserkrankung des Blutes und des lymphatischen Systems. Ausgangspunkt sind die unreifen Vorstufen der roten Blutkörperchen, der Blutplättchen (Thrombozyten) und teilweise auch der weißen Blutkörperchen. Mit einem Anteil von über 80 Prozent ist die AML die häufigste Form der akuten Leukämie im Erwachsenenalter. Im Durchschnitt sind die Patienten bei Diagnosestellung 65 Jahre alt.
Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu Symptomen, Diagnose und Behandlung sowie ausgewählte AML-Spezialisten
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Ursachen und Risikofaktoren der akuten myeloischen Leukämie
Die meisten Blutzellen entstehen im Knochenmark, einem schwammartigen Gewebe, das sich in den großen Knochen des Körpers befindet.
Im Normalfall bildet der Körper nur so viele Zellen, wie er ersetzen muss. Die Blutzellen entstehen aus den Stammzellen im Knochenmark.
Diese teilen sich und entwickeln sich zu myeloischen und lymphatischen Zellen. Aus diesen Vorläuferzellen differenzieren sich über verschiedene Zwischenstufen schlussendlich Blutkörperchen.

Bei der AML entartet eine Vorstufe der myeloischen Zelle, teilt sich unkontrolliert und vermehrt sich so. Die funktionsuntüchtigen Blutkörperchen, die dabei entstehen, heißen auch myeloische Blasten.
Die Entartung der myeloischen Zelle basiert auf einer genetischen Veränderung im Knochenmark.
Hierfür gibt es verschiedene Risikofaktoren:
- Ionisierende Strahlung
- Genetisch bedingte Erkrankungen wie die Trisomie 21
- Vermehrter Kontakt mit chemischen Substanzen wie beispielsweise Benzol
- Zytostatika (Substanzen, die das Zellwachstum hemmen)
Symptome der AML
Die Symptome der akuten myeloischen Leukämie entwickeln sich meist rasch innerhalb weniger Wochen. Durch die übermäßige Produktion von unreifen myeloischen Blasten kommt es zu einem Mangel an gesunden Blutkörperchen.
Zum anderen befallen die leukämischen Zellen auch innere Organe und verursachen so verschiedene Beschwerden.
Ein Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) nennen Mediziner auch als Anämie.
Typische Symptome eines solchen Blutmangels sind:
- Blässe
- Müdigkeit und
- Abgeschlagenheit
Die Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die ein wichtiger Teil des Immunsystems sind, führt hingegen zu:
- Fieber
- Erhöhte Anfälligkeit für Infekte jeder Art
- Auch Blutplättchen, die eine entscheidende Rolle bei der Blutgerinnung spielen, fehlen.
Dadurch kommt es zu:
- Blauen Flecken
- Kleinen punktförmigen Hauteinblutungen (Petechien)
- Häufigem Nasenbluten und
- Verlängerten Blutungszeiten nach Bagatellverletzungen
Wenn Milz oder Leber von den unreifen Blasten befallen sind, können sie anschwellen. Man spricht hier auch von einer (Hepato-)Splenomegalie.
Ebenso können auch Lymphknoten am Hals, in der Leiste oder in den Achseln Schwellungen aufweisen. Die Ausbreitung der Leukämiezellen in den Knochen kann zu Knochenschmerzen führen.
In seltenen Fällen betrifft die Leukämie auch das Rückenmark oder die Hirnhäute.
Dann können neurologische Beschwerden auftreten wie:
- Nervenlähmungen
- Kopfschmerzen oder
- Sehstörungen
Einlagerungen von Blasten in die Haut treten ebenfalls eher selten auf und führen zu teils sehr auffälligen Hauterscheinungen.
Einige Patienten zeigen hingegen kaum Beschwerden. Daher diagnostizieren Ärzte die Leukämie hier eher zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung.
Hämatome sind häufig bei der akuten myeloischen Leukämie @ KMPZZZ /AdobeStock
Akute myeloische Leukämie – die Diagnose
In vielen Fällen entdecken Ärzte die Leukämie eher zufällig. Patienten kommen meist wegen unspezifischer Beschwerden.
Der Verdacht auf eine akute myeloische Leukämie erhärtet sich bei der körperlichen Untersuchung. Und zwar, wenn Milz und Leber oder Lymphknoten vergrößert sind. Im Blut zeigt sich meistens eine Blutarmut mit einem Mangel an roten Blutkörperchen.
Auch die weißen Blutkörperchen und Blutplättchen können einen Mangel aufweisen.
Bei einer akuten Leukämie ist die Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit, kurz BSG genannt, deutlich erhöht.
Unter dem Mikroskop lassen sich zudem die charakteristischen myeloischen Blasten erkennen. Trotz dieser recht eindeutigen Befunde bedarf es zur exakten Diagnosestellung einer Untersuchung des Knochenmarks.
Dafür entnimmt der Arzt aus dem Beckenkamm unter örtlicher Betäubung eine Probe des Knochenmarks.
Bei der mikroskopischen Untersuchung zeigt sich dann eine große Anzahl an Blasten und zugleich eine Verminderung der normalen Zellen.
Bildgebende Verfahren (Ultraschall, Röntgen, Computer- und Magnetresonanztomographie) zeigen, ob die unreifen Zellvorstufen innere Organe befallen haben.
Der Befall der Hirnhäute und des Rückenmarks lässt sich nur durch eine Liquoruntersuchung, also eine Untersuchung des Nervenwassers, diagnostizieren.
Ärzte entnehmen mit einer Nadel Zellen aus dem Knochenmark, um sie dann mikroskopisch untersuchen zu lassen @ FrogMugiArt /AdobeStock
Behandlung bei Leukämie
Therapieverfahren der Wahl ist bei der akuten myeloischen Leukämie eine intensivierte Chemotherapie, die in mehreren Phasen abläuft:
In der Induktionsphase erhalten die Patienten Chemotherapeutika wie Cytosin-Arabinosid in hohen Dosen. Dadurch soll die Anzahl der entarteten Zellen zurückgehen.
In der Konsolidierungsphase reduzieren Ärzte die Dosis der Therapeutika. Diese zweite Phase der Chemotherapie dauert mehrere Monate.
In der anschließenden Erhaltungstherapie müssen Patienten die Chemotherapeutika in niedriger Dosierung bis zu zwei Jahren weiter einnehmen.
Ferner kann eine allogene Stammzelltransplantation erfolgen. Hierbei erhält der Patient Blutstammzellen von einem gesunden Spender. Die Stammzelltransplantation erfolgt im Rahmen der Konsolidierungsphase bei Patienten mit hohem Risiko.
Prognose der akuten myeloischen Leukämie
Die Prognose der akuten myeloischen Leukämie hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Entscheidend ist das molekulare Profil des Patienten.
Dazu gehören:
- Alter des Patienten
- Vorliegende Begleiterkrankungen
Diese Faktoren beeinflussen die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall. Das höchste Rückfallrisiko besteht innerhalb der ersten zwei bis drei Jahre nach dem erstmaligen Auftreten der Leukämie.
Deshalb sind auch nach erfolgreicher Therapie regelmäßige Nachkontrollen erforderlich.
Diese beinhalten:
- Eine körperliche Untersuchung
- Untersuchungen von Blut und Knochenmark
Insgesamt betrachtet haben sich die Chancen auf eine Heilung bei der AML in den letzten Jahrzehnten verbessert.
Da sich nicht bei allen Patienten die leukämischen Zellen zerstören lassen, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate nur bei rund 30 Prozent.
Das bedeutet, dass 30 Prozent aller Patienten mit akuter myeloischer Leukämie fünf Jahre nach Stellung der Diagnose noch leben.