Analkrebs ist eine Form von Darmkrebs. Allerdings macht Analkrebs nur zwei Prozent aller Dickdarmkrebs-Fälle aus. Somit gehört dieses Karzinom zu den selteneren bösartigen Tumoren des Darms. Jährlich erkrankt etwa einer von 500.000 Menschen an einem Analkanal- oder einem Analrandkarzinom.
Das Analkanalkarzinom betrifft überwiegend Frauen, während Männer eher Analrandkarzinome bekommen. Die meisten Analkarzinome treten nach dem 60. Lebensjahr auf.
Die genauen Ursachen von Analkrebs sind nicht ganz klar. Es gibt jedoch verschiedene Risikofaktoren, die die Entartung der Zellen im Darm begünstigen können. Dazu gehören insbesondere Schädigungen der Haut im Analbereich. Diese können zum Beispiel durch chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa hervorgerufen werden.
Auch eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) ist mit der Entstehung des Analkarzinoms assoziiert. Die Erreger zählen zu den am häufigsten sexuell übertragenen Viren. Bis zu 85 Prozent aller Patienten mit Analkrebs sind mit den Papillomaviren infiziert. Insbesondere Hoch-Risiko-Typen wie HPV 16, 18, 31 und 33 führen über verschiedene Zwischenstufen, den sogenannten Präkanzerosen, zum Karzinom.
Papillomaviren werden vor allem bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen. Daher gilt vor allem passiver (aufnehmender) Analverkehr als weiterer wichtiger Risikofaktor. Das Risiko einer Ansteckung steigt bei Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Sexualpartnern.
Ein geschwächtes Immunsystem kann ebenfalls die Entstehung einer Krebserkrankung wahrscheinlicher machen. Der Körper kann sich nicht ausreichend gegen Krankheitserreger oder entstehende Tumorzellen wehren. HIV- und AIDS-Patienten sowie weitere Menschen mit geschwächtem Immunsystem haben somit ein erhöhtes Risiko, an einem Analkarzinom zu erkranken.
Auch Rauchen zählt zu den Risikofaktoren für Analkrebs.

Tumore, die sich am Analrand oder Analkanal bilden, kommen eher selten vor © bilderzwerg | AdobeStock
Analkrebs kann verschiedene Beschwerden verursachen. Meist sind sie so unspezifisch, dass ein möglicher Krebs schnell übersehen wird. Bei vielen Patienten zeigen sich jedoch Blutauflagerungen auf dem Stuhl. Auch Schmerzen beim Stuhlgang sowie ein quälender Juckreiz im Analbereich können auf einen Tumor hinweisen. Je nach Größe der Geschwulst verspüren die Betroffenen zudem ein Fremdkörpergefühl.
Wenn der Tumor den Analkanal einengt, kann sich der Kot verformen. Typisch sind hier Einkerbungen oder ein sehr dünner Stuhl. Dieser wird aufgrund seiner charakteristischen Form auch als Bleistiftstuhl bezeichnet.
Ferner können Stuhlunregelmäßigkeiten auftreten. Dazu gehören
Die Patienten können den Stuhlgang nicht immer kontrollieren und leiden daher unter Stuhlinkontinenz.
Zusätzlich zeigen sich oftmals unspezifische Allgemeinsymptome. Dazu gehören:
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit,
- Gewichtsverlust,
- Nachtschweiß und
- vergrößerte Lymphknoten an der Leiste.
Bei der Behandlung unterscheidet die Medizin zwischen Analrandtumoren und Analkanalkarzinomen. Analrandtumore haben insgesamt eine günstigere Prognose.
Methode der Wahl und zugleich Standardtherapie ist die vollständige chirurgische Entfernung des Tumors. Damit keine Krebszellen im Analbereich verbleiben, wird dabei meist ein Sicherheitsabstand von einem Zentimeter eingehalten.
Um den Patienten auch nach der Operation ein möglichst beschwerdefreies Leben zu ermöglichen, ist ein Ziel der Operation der Erhalt der Stuhlkontinenz. Falls durch die Operation die Gefahr einer Stuhlinkontinenz besteht, kann alternativ eine Strahlentherapie durchgeführt werden.
Ferner kann der Tumor vor der Operation mit einer Radiochemotherapie behandelt werden. Ziel dieser sogenannten neoadjuvanten Therapie ist es, den Tumor zu verkleinern. Vielen Patienten bleibt durch die vorgelagerte Radiochemotherapie ein künstlicher Darmausgang(Anus praeter) erspart.
Strahlentherapeutische Maßnahmen kommen auch dann zum Einsatz, wenn die regionären Lymphknoten befallen sind. Diese werden jedoch in den meisten Fällen zuvor in einer radikalen Lymphadenektomie operativ entfernt.
Karzinome des Analkanals werden überwiegend mit einer kombinierten Radiochemotherapie behandelt. Dabei erfolgt eine Bestrahlung des Tumorareals und der Lymphknoten im Becken- und Leistenbereich. Diese Strahlentherapie dauert in der Regel zwischen fünf und sieben Wochen.
Gleichzeitig erhalten die Patienten eine Chemotherapie. In den meisten Fällen kommen die Zytostatika 5-FU (5-Fluoruracil) und Mitomycin C zum Einsatz. Diese Arzneistoffe sollen das Zellwachstum hemmen und so die schnell wachsenden Zellen des Analkanalkarzinoms abtöten. Die Chemotherapeutika werden über einen Port, der unter die Haut gesetzt wird, verabreicht.
Chemotherapeutika dienen ferner zur palliativen Behandlung bei inoperablen metastasierten Analkarzinomen.
Bei einem inoperablen Tumor kann die Verengung des Analkanals in einigen Fällen auch mit Kältechirurgie (Kryochirurgie) oder Laser behandelt werden.
Die Palliativtherapie soll die Lebensqualität der Patienten verbessern, wenn bei ihnen keine Heilung mehr möglich ist.
Eine stationäre Rehabilitation kann bei
- Stuhlinkontinenz,
- Folgeschäden durch die Bestrahlung oder
- bei Patienten mit einem künstlichen Darmausgang
sinnvoll sein.
Fünf Jahre nach der Erstdiagnose leben zwischen 70 und 90 Prozent der Patienten noch.
Nach erfolgreicher Therapie erfolgen in den ersten zwei Jahren alle drei Monate klinische Untersuchungen zum Ausschluss eines Rezidivs. Unter Rezidiv ersteht man ein Wiederauftreten des Tumors.