In der Regel gehen dem Kolonkarzinom ungefährliche Darmpolypen voraus, die sich jedoch im Laufe mehrerer Jahre bösartig verändern. Grundsätzlich entwickelt sich diese Krankheit sehr langsam und bleibt aufgrund ihrer fehlenden Symptome in vielen Fällen unbemerkt. Erst im Spätstadium treten die ersten Beschwerden auf, die häufig starke Schmerzen oder blutigen Stuhl hervorrufen.
Dickdarmkrebs ist in Deutschland die dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern und die zweithäufigste bei Frauen. Jedes Jahr registrieren die deutschen Krankenhäuser über 60.000 Neuerkrankungen. Bei etwa 29.000 Fällen handelt es sich um Frauen und bei 34.000 Erkrankungen um Männer.
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Der genaue Grund, warum eine Darmzelle zu einer Krebszelle wird, ist unklar. Es kommt zu einer Beschädigung im Bereich bestimmter Gene einer Zelle. Durch diesen „Genschaden“ wird die Zelle der natürlichen Regulierung entzogen und vermehrt sich unkontrolliert.
Ein Kolonkarzinom kann sich ohne wesentlichen Grund bilden. Dennoch gibt es Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Diese sind:
- Alter: Ein kolorektales Karzinom kommt häufiger bei älteren Patienten vor. In den meisten Fällen sind diese Patienten über 50 Jahre alt
- Vererbung: Das Vorliegen einer familiären adenomatösen Polyposis coli (FAP) oder das Vorliegen einer hereditären Non-Polyposis-Colon-Carcinom-Erkrankung (HNPCC). Dies sind sehr seltene Erbkrankheiten
- Das Vorliegen einer Colitis ulcerosa oder Crohn-Colitis (eine entzündliche Erkrankung des Dickdarms) für mehr als 8-10 Jahre
- Fettleibigkeit
- Lebensstil: Mangelhafter Trainingszustand, übermäßiger Verzehr von rotem Fleisch, exzessiver Genuss von Alkohol und Nikotin
Das Risiko, an Dickdarmkerbs zu erkranken, scheint reduziert bei:
- Menschen, die regelmäßig Früchte und Gemüse zu sich nehmen.
- Patienten, die entzündungshemmende Medikamente wegen anderer Erkrankungen einnehmen müssen (so z. B. Aspirin).
In den meisten Phasen der Erkrankung treten keinerlei Beschwerden oder Einschränkungen bei den Betroffenen auf. Aus diesem Grund wird Dickdarmkrebs in vielen Fällen erst im Spätstadium entdeckt. Die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung weisen dann bereits eine sinkende Tendenz auf. Viele Erkrankte bemerken Blut im Stuhl oder einen immer dunkler werdenden Stuhl. .
Darüber hinaus klagen zahlreiche Betroffene über wiederholte Darmkrämpfe und starke Schmerzen, die über immer längere Zeit anhalten. Ebenso wie die Schmerzen und Krämpfe wechseln sich auch Phasen von Durchfall und Verstopfung ab. Der häufige Stuhlgang ist oftmals mit einem stark übelriechenden Geruch verbunden.
Weiterhin machen sich auch laute Darmgeräusche und Blähungen bemerkbar. Diese sind mit starkem Blut-, Schleim- oder Stuhlverlust verbunden. Neben einem zunehmenden Leistungsabfall zeichnet sich die Krankheit meist auch durch dauerhafte Appetitlosigkeit sowie Müdigkeit aus. Nachdem sich eine deutliche Blässe bei den Betroffenen bemerkbar macht, kommt es in der Regel zu einer unerklärlichen Gewichtsreduktion. Außerdem vergrößern sich die Lymphknoten und es bilden sich deutlich spürbare Verhärtungen im Bauchraum.
Alle beschriebenen Symptome sind aber kein sicherer Verdacht auf ein Kolonkarzinom. In den meisten Fällen treten solche Beschwerden auch in ungefährlichen Situationen auf. So können sie ebenfalls ein Anzeichen von erhöhtem Stress (Reizdarm) sein. Dennoch sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.
Für die Diagnose stehen dem Mediziner unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Zuerst wird der Arzt in einem intensiven Gespräch mehrere wichtige Informationen erfragen, um das Risiko eines Kolonkarzinoms abzuschätzen. Neben den Ernährungsgewohnheiten erkundigt er sich deshalb auch nach der medizinischen Vorgeschichte aller engen Familienmitglieder. Ein bereits aufgetretener Fall von Dickdarmkrebs unter den Angehörigen begründet grundsätzlich eine erhöhte Vorsicht.
Danach folgt stets die körperliche Untersuchung. Bei dieser tastet der Arzt den gesamten Bauchraum des Patienten gründlich ab. Auf diese Weise prüft er auf vorliegende Verhärtungen. Schließlich wird eine Blutprobe entnommen und analysiert. Engagierte Mediziner führen ebenfalls eine schmerzfreie Tastuntersuchung des Enddarms durch, da sich dort viele Dickdarm-Tumoren befinden.
Ein Kolonkarzinom kann am besten mit einer Darmspiegelung zweifelsfrei diagnostiziert oder ausgeschlossen werden. Mit dieser untersucht der Arzt den gesamten Dickdarm hinsichtlich bösartiger Wucherungen. Die Darmspiegelung kann auch eingesetzt werden, um gutartige Polypen zu entfernen, die sich zu bösartigem Tumorgewebe entwickeln können. Daher ist eine Vorsorge-Darmspiegelung ab dem 50. Lebensjahr bei Männern und ab dem 55. Lebensjahr bei Frauen empfohlen.
Bei der Darmspiegelung schiebt der durchführende Arzt einen langen, biegsamen Schlauch in den After des Patienten. Meist wird dafür ein spezielles Gel verwendet, um die Gleitfähigkeit zu verbessern. Am Ende des Schlauchs befindet sich eine kleine Kamera, die Videoaufnahmen an einen angeschlossenen Monitor überträgt.
Der Schlauch hat einen Arbeitskanal, über den kleine Instrumente wie Zangen oder Schlingen eingeführt werden können. Mit diesen Instrumenten entfernt der Arzt verdächtiges Gewebe, um es nach der Untersuchung analysieren zu können. Mit ihnen werden auch sämtliche kleinen Polypen entfernt. Für dieses Verfahren ist kein stationärer Aufenthalt notwendig.
Die Darmspiegelung kann mit und ohne Sedierung (künstlicher Schlaf) durchgeführt werden.
Im Einzelfall kann alternativ eine Untersuchung auch mit einer sogenannten Dickdarm-Kapselendoskopie erfolgen. Bei dieser Untersuchung schluckt der Patient eine kleine Kamera, welche den gesamten Dickdarm in einem Videogerät aufzeichnet. Allerdings kann bei diesem Verfahren keine Gewebeprobe entnommen oder ein Polyp abgetragen werden.
Im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) können Darmpolypen entdeckt und problemlos entfernt werden | Lizenz: CC BY 3.0
Eine Biopsie ist die Entnahme eines kleinen Gewebestücks aus dem Körper. Diese Probe kann dann unter dem Mikroskop untersucht werden. Während einer Koloskopie kann der Arzt eine Biopsie vornehmen. Dies geschieht durch das Einführen eines dünnen Greifinstruments in einem seitlichen Arbeitskanal beim Koloskop.
Wenn die Diagnose eines Kolonkarzinoms gesichert ist, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um die Ausbreitung des Tumors festzustellen. Dies sind z. B.
- eine Computertomographie,
- eine Magnetresonanztomographie,
- eine Ultraschalluntersuchung und
- weitere Untersuchungen.
Diese Untersuchungen nennt man „Staging“ (Bestimmung des Tumorstadiums) des Karzinoms. Das Ziel der Staging-Untersuchungen ist es, herauszufinden:
- Wie groß der Tumor im Darm ist und ob er teilweise oder komplett durch die Wand des Darms durchgebrochen ist.
- Ob das Kolonkarzinom sich in die örtlichen Lymphknoten verteilt hat.
- Ob das Kolonkarzinom bereits in andere Bereiche des Körpers gestreut hat (metastasiert ist).
Das Feststellen des genauen Karzinomstadiums ist notwendig, um die bestmöglichen Behandlungsoptionen zur Verfügung zu stellen. Weiterhin gibt dies eine vernünftige Aussagekraft hinsichtlich der Heilungschancen (Prognose).
Die Behandlung der Krankheit richtet sich vor allem nach der Aggressivität des Tumors und dessen Ausbreitung auf das umliegende Gewebe. Darüber hinaus spielt auch der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten eine große Rolle. Insbesondere, wenn das Krebsgeschwür bereits die Lymphknoten befallen und Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat, ist eine Kombination mehrerer Therapieansätze unvermeidbar.
Im frühen Stadium kann die Krankheit mit einer Operation meist vollständig geheilt werden. Im Spätstadium kommt häufig eine ergänzende Chemotherapie zum Einsatz. In Einzelfällen wird sogar eine umfassende Strahlentherapie durchgeführt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Behandlungsmöglichkeiten, in denen Medikamente zielgerichtet gegen die Krebszellen vorgehen.
Im Rahmen der Therapie eines Kolonkarzinoms wird der Operation eine besondere Bedeutung zugemessen. In dieser wird versucht, das gesamte Tumorgewebe inklusive aller dazugehörigen Lymphknoten und Lymphabflüsse zu entfernen. Darüber hinaus untersucht der Arzt die Bauchhöhle gründlich, um sich bildendes Tochtergewebe ausfindig zu machen. Das Kolonkarzinom kann die Leber sowie die Lunge befallen. In diesem Fall ist es sinnvoll, weite Teile beider Organe und der versorgenden Blutgefäße ebenfalls zu entfernen.
Beim Kolonkarzinom ist es oftmals notwendig, einen größeren Teil des Dickdarms zu entnehmen. In diesem Fall werden die beiden getrennten Enden vorsichtig aneinandergenäht. Welches Ausmaß eine Operation annimmt, hängt von zahlreichen unterschiedlichen Faktoren ab. Darunter fallen neben der Lage und der Größe des Tumors vor allem auch dessen Blutversorgung und Ausbreitung im Körper. Wenn andere Organe wie die Milz oder die Nieren befallen wurden, ist es eventuell nötig, diese komplett zu entfernen.
Wird das Tumorgewebe durch die Operation restlos entnommen, so gilt die Krankheit als geheilt. In diesem Fall hat sie keinerlei Möglichkeit, sich erneut im Körper auszubreiten. Eventuell muss vorübergehend ein künstlicher Darmausgang geschaffen werden. Auf diese Weise regeneriert der operierte Darmabschnitt deutlich schneller.
Bei einer Operation wird versucht, das gesamte Tumorgewebe zu entfernen.
Die eine oder andere dieser beiden Optionen können bei der Behandlung notwendig werden. Das hängt von der Lage und dem Stadium des kolorektalen Karzinoms ab.
Die Chemotherapie ist eine medikamentöse Behandlung, die Krebszellen angreift.
Eine Strahlentherapie ist eine Behandlung, die hochenergetische Strahlen auf Karzinomgewebe fokussiert. Dies tötet Krebszellen oder hindert die Krebszellen an der Vermehrung. Diese Therapie wird am häufigsten angewendet, wenn der Tumor im Rektum sitzt.
Hat der Tumor im Rektum (Enddarm) eine gewisse Eindringtiefe erreicht, wird vor der Operation eine sogenannte neoadjuvante Radio- und/oder Chemotherapie durchgeführt. Dadurch soll der Tumor vor der chirurgischen Entfernung verkleinert werden. Das erhöht die Erfolgschancen eines operativen Eingriffs.
Wenn Chemotherapie oder Strahlentherapie nach dem chirurgischen Eingriff zum Einsatz kommen, nennt man diese Form adjuvante Chemotherapie oder adjuvante Strahlentherapie. Das Ziel dieser Behandlung ist, jede einzelne Krebszelle, sie sich vom Primärtumor losgelöst hat, und durch die Operation nicht entfernt werden konnte, abzutöten.
Ohne Behandlung wird ein kolorektales Karzinom wachsen, größer werden und sich in andere Teile des Körpers verteilen („metastasieren“). In vielen Fällen wächst ein Tumor langsam. Er kann im Inneren des Darmes für einige Monate bleiben, bevor er durch die Wand des Darmes bricht und/oder streut. Die Heilungschancen sind bei früher Behandlung sehr gut.
Ist das kolorektale Karzinom durch die Darmwand gebrochen oder hat metastasiert, ist die Chance auf eine Heilung deutlich geringer. Dennoch kann eine Behandlung oft das Fortschreiten der Karzinomerkrankung verlangsamen.
Einem Kolonkarzinom kann umfassend vorgebeugt werden. Dafür werden sämtliche Risikofaktoren gezielt minimiert und großer Wert auf die Früherkennung gelegt. Zahlreiche Krankheiten und Verhaltensweisen können das Risiko auf einen Dickdarmkrebsbefall drastisch erhöhen. So sind bereits Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn als Vorläufer eines Kolonkarzinoms bekannt. Neben genetischen Faktoren hat auch die Ernährung einen großen Einfluss auf das individuelle Risiko.
Durch eine ausgewogene Ernährung mit vielen Ballaststoffen und weniger rotem Fleisch senkt sich das Erkrankungsrisiko. Darüber hinaus sind auch eine gesunde körperliche Aktivität sowie die Reduzierung des Fettkonsums wichtig. Schließlich erhöhen ebenfalls chronisches Übergewicht und der Tabakkonsum die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung.
Eine Vorsorgeuntersuchung mittels Darmspiegelung sollte immer dann erwogen werden, wenn sich veränderte Stuhlgewohnheiten dauerhaft bemerkbar machen oder Blut im Stuhl auftritt. Spätestens bei spürbarem Leistungsabfall und Blässe in Kombination mit einer unerklärlichen Gewichtsabnahme sollte der Arzt aufgesucht werden. Auf diese Weise werden die Gefahren der Erkrankung sowie die schweren Folgen einer späten Behandlung effektiv vermieden.
Da das Risiko, an einem Darmkrebs zu erkranken mit dem Alter zunimmt, sollte eine Darmspiegelung bei Männern ab dem 50, und bei Frauen ab dem 55. Lebensjahr durchgeführt werden. Das gilt unabhängig davon, ob Darmbeschwerden auftreten oder nicht. Ist eine Darmkrebserkrankung in der Familie aufgetreten, ist eine Beurteilung des Dickdarms auch früher sinnvoll.