Etwa 160.000 Menschen in Deutschland leben mit einem künstlichen Darmausgang. Betroffene können ein weitgehend normales Leben führen.
Der künstliche Darmausgang bleibt zudem in den meisten Alltagssituationen von Außenstehenden unbemerkt. Dennoch bereitet er vielen Betroffenen zunächst große Sorgen und Schamgefühle.
Doch ein Leben mit einem künstlichen Darmausgang können Betroffene gut gemeistern.
Die Verbindung eines Hohlorgans mit der Körperoberfläche heißt in der Medizin Stoma. Der künstliche Darmausgang ist hier spezifisch als Enterostoma bekannt.
Bei einem künstlichen Darmausgang leiten Ärzte die Verdauungsprodukte durch die Bauchdecke in einen Stomabeutel.
Die Haut um die Austrittsstelle an der Bauchoberfläche ist dabei durch eine Platte geschützt. In der Mitte der Platte befindet sich eine Öffnung, durch die sich der Teil des Darms wölbt.
Der Auffangbeutel ist durch einen Klickmechanismus an der Platte angebracht.

Darstellung eines künstlichen Darmausgangs (links) und des befestigten Auffangbeutels (rechts) © Artemida-psy | AdobeStock
Je nachdem, um welchen Abschnitt des Darms es sich handelt, gibt es verschiedene Arten des künstlichen Darmausgangs.
Die zwei häufigsten Arten des Darmausgangs sind:
- das Ileostoma (Dünndarmausgang) und
- das Kolostoma (Dickdarmausgang)
Beim Ileostoma leiten Ärzte den Dünndarm nach außen. Beim Kolostoma besteht eine Verbindung zwischen Dickdarm und Bauchdecke. Der Dickdarmausgang ist mit 70 Prozent die häufigste Variante.
Krebserkrankungen sind am häufigsten für einen permanenten künstlichen Darmausgang verantwortlich.
Bei Dickdarmkrebs müssen Ärzte häufig einen Teil des Darms oder des Afterschließmuskels entfernen. Insbesondere hier ist ein künstlicher Darmausgang obligatorisch.
Aber auch andere Umstände können einen vorübergehenden oder permanenten künstlichen Darmausgang notwendig machen.
Dazu gehören:
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (zum Beispiel Morbus Crohn)
- Fehlbildungen des Darms
- Beeinträchtigte Funktion des Afterschließmuskels
- Entzündliche Ausstülpungen der Darmschleimhaut (Divertikulitis)
- Darmdurchbruch
- Verletzungen des Darms
- Polypen im Dickdarm
Vor der Operation klärt der Arzt den Patienten ausführlich über den Verlauf und mögliche Risiken des Eingriffs auf. Die spätere Position des Darmausgangs zeichnet er auf die Haut. Die Operation findet unter Vollnarkose statt.
Beim Anlegen eines künstlichen Darmausgangs gibt es zwei verschiedene Varianten:
- den endständigen Darmausgang und
- den doppelläufigen Darmausgang
Für einen endständigen Darmausgang entscheidet sich der Arzt in der Regel dann, wenn der Darmausgang dauerhaft sein soll.
Bei der Operation entfernen Ärzte den kranken Abschnitt des Darms. Anschließend führen sie den gesunden Teil zur künstlichen Öffnung der Bauchdecke. Die obere Darmschlinge befestigen sie mit Nähten an der Bauchdecke.
Ärzte legen einen doppelläufigen Darmausgang häufig für eine vorübergehende Therapie. Grund kann sein, bestimmte Abschnitte des Darms nach einer Operation zu schützen.
Für einen doppelläufigen Darmausgang führt der Chirurg die Darmschlinge durch die Bauchdecke an die Körperoberfläche. Anschließend schneidet er die Schlinge auf. Dadurch entstehen zwei Öffnungen, die Ärzte nebeneinander mit Nähten an der Bauchdecke befestigen.
Der Stuhlgang kann nur durch die obere Darmschlinge gelangen. Den doppelläufigen Darmausgang können Ärzte nach einigen Wochen oder Monaten wieder rückverlagern. Dazu verbinden die Ärzte die beiden Öffnungen der Darmschlinge wieder miteinander.
Bei einer angemessenen Pflege des künstlichen Darmausgangs ist das Risiko für Komplikationen sehr gering.
Eine typischerweise auftretende Komplikation ist die sogenannte parastomale Hernie. Es handelt sich um eine Bruchstelle um den Darmausgang herum, durch die sich die Bauchdecke nach außen wölbt. Bei einer stark ausgeprägten Bruchstelle ist eine Operation erforderlich, um die Bruchstelle wieder zu schließen.
Weitere mögliche Komplikationen eines künstlichen Darmausgangs sind:
- Allergische Reaktionen der umliegenden Haut (Abszesse, Ekzeme)
- Entzündungen der Haut
- Blutungen
- Störungen der Wundheilung
- Darmvorfall (Heraustreten des Darmabschnittes aus der Bauchdecke)
- Darmrückzug (Einziehen des Darmabschnittes unter die Haut)

Ein künstlicher Darmausgang ist sicher und lässt sich sehr unauffällig tragen © Martina | AdobeStock
Viele Betroffene schämen sich anfangs für ihren künstlichen Darmausgang und befürchten große Einschränkungen im Alltag.
Im Laufe der Zeit stellen Patienten meist fest, dass sich trotz des künstlichen Darmausgangs wenig in ihrem Leben verändert. Alle Aktivitäten, etwa sportlicher oder sexueller Art, können sie weiterhin ausführen.
Sehr hilfreich kann der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe sein. Sogenannte Stomatherapeuten stehen Betroffenen vor und nach der Operation zur Seite. Sie geben Hinweise zum Umgang mit dem künstlichen Darmausgang und beantworten die Fragen des Patienten.
Bei der Ernährung müssen Patienten mit einem Enterostoma keine bestimmte Diät einhalten.
Bei Blähungen, Verstopfung oder Durchfall sollten Betroffene testen, welche Nahrung sie am besten vertragen. Das gründliche Kauen der Nahrung sowie eher kleinere und regelmäßige Mahlzeiten verringern Verdauungsprobleme.
Gerüche gelangen durch den Stomabeutel nicht nach außen, da die Beutel einen Kohlefilter enthalten, der Gerüche neutralisiert. Bei Blähungen können lediglich gurrende Geräusche hörbar sein.
In medizinischen Fachgeschäften gibt es zahlreiche Hilfsmittel und sogar spezielle Kleidung für Menschen mit einem künstlichen Darmausgang.
So sind beispielsweise spezielle Schwimmgürtel erhältlich, die den Darmausgang verdecken, sodass Betroffene ohne Schamgefühl baden gehen können.