Bauchfellkrebs - Informationen und Spezialisten

24.05.2024
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinose) bezeichnet den Befall des Bauchfells mit multiplen bösartigen Tumorzellen. Ursache von Bauchfellkrebs ist meist nicht ein Tumor im Bauchfell, sondern ein anderer bösartiger Tumor in nahe gelegenen Organen. Da lange Zeit keine auffälligen Symptome erkennbar sind, entdecken Ärzte Bauchfellkrebs meist erst spät.

Informationen zu Entstehung, Symptome und Behandlung erfahren Sie hier. Finden Sie hier außerdem ausgewählte Spezialisten für die Behandlung von Bauchfellkrebs.

 

ICD-Codes für diese Krankheit: C48, C78.6

Empfohlene Bauchfellkrebs-Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist Bauchfellkrebs? Eine bösartige Krebserkrankung am Bauchfell, einer dünnen Haut, die die meisten Organe im Bauchraum umschließt.
  • Ursachen: Selten bildet sich direkt am Bauchfell ein Tumor. Meistens siedeln sich hier Tochtergeschwülste anderer Tumoren im Bauchraum an, etwa bei Darmkrebs, Magenkrebs und Eierstockkrebs.
  • Symptome: Die Beschwerden sind anfangs eher unspezifisch. Dazu gehören: Wasserstau in der Bauchhöhle, Bauchschmerzen, Verstopfung, Harnverhalt, Nierenstau und Darmverschluss.
  • Diagnose: Oft wird Bauchfellkrebs bei der Operation des Primärtumors entdeckt. Besteht ein Verdacht, wird eine CT oder Laparoskopie durchgeführt.
  • Behandlung: Durch die späte Entdeckung ist die Erkrankung oft nur noch palliativ zu behandeln. Der Tumor wird chirurgisch verkleinert und mittels Chemo- oder Immuntherapie im Wachstum gehemmt. Die Methoden werden im Text genauer erläutert.

Artikelübersicht

Definition: Was versteht man unter Bauchfellkrebs?

Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinose) bezeichnet den Befall der Auskleidung der Bauchraumorgane (Peritoneums oder Bauchfells) mit bösartigen Zellen. In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen um Tumorzellen.

Zumeist sind die Tumorzellen beim Bauchfellkrebs Absiedlungen eines anderen Tumors des Bauchraums (Metastasen). Ganz selten stammen sie von einer Tumorerkrankung des Peritoneums selbst.

Befall und Ausbreitung der Tumorzellen können stark variieren und beeinflussen Prognose und Verlauf der Erkrankung. So kann der Befall auf einige Knoten in bestimmten Arealen des Bauchfells begrenzt sein (limitierte Peritonealkarzinose).

Zumeist betrifft dies Bereiche im Bauchraum, in denen wenig Bewegung von Eingeweiden vorliegt. Der Dünndarm zählt zu den sehr beweglichen Strukturen, der Dickdarm ist eher weniger mobil. Bereiche mit geringer Motilität (Fähigkeit zur aktiven Bewegung) befinden sich beispielsweise im Zökal-Bereich oder im Douglas-Raum.

Die Prognose der begrenzten Peritonealkarzinose ist besser als die der diffusen. Letztere ist allerdings häufiger. Typischerweise sind größere Tumorknoten im gesamten Bauchfell sowie auf der Oberfläche der angrenzenden Organstrukturen verstreut (diffuse Peritonealkarzinose).

Welche Funktion hat das Bauchfell und wie ist es aufgebaut?

Das Bauchfell (Peritoneum) ist eine dünne Haut, welche die meisten Organe im Bauchraum umschließt.

Im Bauchraum befinden sich:

Das Bauchfell produziert eine Flüssigkeit, das Bauchwasser. Dieses sorgt für eine Gleitschicht zwischen den Organen und ermöglicht eine einfache Verschiebung untereinander.

So bewegen sich zum Beispiel während der Verdauung die Darmschlingen zum Nahrungstransport gegeneinander. Auch bei Leberschäden und Entzündungen bildet sich Bauchwasser.

Nerven durchziehen das Bauchfell. Bei Entzündungen kann es deshalb zu starken Schmerzen kommen. Eine Verhärtung der Bauchmuskeln tritt ein, um den Bauch zu schützen. Diese Reaktion heißt Abwehrspannung und ist ein Warnzeichen des Körpers, dass etwas im Bauch nicht stimmt.

BauchfellDas Bauchfell (Peritoneum) ist eine glatte Haut, die das Innere des Bauchraums auskleidet @ sakurra /AdobeStock

Was sind die häufigsten Ursachen von Bauchfellkrebs?

Der tumorbedingte Befall kann vom Bauchfell selbst ausgehen (primäres Peritonealkarzinom, peritoneales Mesotheliom). Zumeist ist Bauchfellkrebs Folge eines bösartigen Tumors eines anderen Organs des Bauchraums.

Hier kommt es zur Streuung der bösartigen Zellen in und über das Bauchfell. Mediziner sprechen dann vom sekundären Peritonealkarzinom, weil die bösartigen Zellen aus anderen Geweben stammen.

Das sekundäre Peritonealkarzinom ist allerdings stets Ausdruck einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung von dem Ursprungsorgan. Insbesondere Magenkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs neigen zur Peritonealkarzinose, aber auch Eierstocktumore.

Das Bauchwasser begünstigt die Weiterverbreitung von Tumoren unter den einzelnen Organen. Die Tumorzellen können sich durch die Gleitschicht sehr leicht ausbreiten.

Fast jede Tumorart, die in irgendeiner Weise im Bauchraum auftritt, befällt irgendwann das Bauchfell und bildet dort Tochtergeschwülste (Metastasen). Dies ist allerdings bereits Ausdruck eines fortgeschrittenen Tumorwachstums und meist Ausdruck einer schlechten Heilungsaussicht.

Eine seltene Tumoreinheit, die ebenfalls zu Bauchfellkrebs führen kann, stellt das Pseudomyxoma peritonei dar. Dieser ist ein Tumor, der große Mengen an schleimiger Masse produziert. Die Tumorzellen wandern dabei vom Blinddarm in das Bauchfell.

Auch wenn es sich um einen gutartigen Tumor handelt, ist der Verlauf mit dem eines langsam wachsenden bösartigen vergleichbar. Im fortgeschrittenen Stadium ist das gesamte Bauchfell mit gallertartigem Gewebe und Tumormassen angereichert.

Welche Beschwerden sind typisch für Bauchfellkrebs?

Da dem Bauchfellkrebs meist ein fortgeschrittenes Tumorleiden eines Bauchorgans zugrunde liegt, sind Beschwerden abhängig vom befallenen Organ.

Typische Beschwerden beim Magenkrebs sind:

  • Übelkeit
  • Appetitlosigkeit und
  • Magenschmerzen
  • Beschwerden bei Tumoren des Dünndarms sind eher:
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Darmverschluss

Der Befall des Bauchfells führt eher zu untypischen Beschwerden, die seltener Anlass für einen Arztbesuch sind. Sie sind zunächst mit Hausmitteln behandelbar.

Die zunehmende Ausdehnung der Tumorzellen führt zur Verdrängung angrenzender Bauchraum-Organe mit anschließenden Funktionsstörungen.

Es kommt zu:

  • Harnverhalt durch die Einengung der Harnleiter
  • Einschränkungen der Darmtätigkeit (Subileus) bis hin zu
  • kompletten Darmverschlüssen (Subileus und Ileus) sowie zur
  • Bildung von Bauchwasser (Aszites)

Die Beeinträchtigung des Magen-Darm-Trakt (Gastrointestinaltrakts) geht häufig mit folgenden Symptomen einher:

  • Übelkeit
  • Völlegefühl
  • Appetitlosigkeit und
  • Brechreiz

Die Diagnose von Bauchfellkrebs

Bauchfellkrebs entdecken Ärzte häufig erst bei der chirurgischen Operation des Primärtumors. Da weiterführende Untersuchungen (Computertomographie (CT) oder Kernspinuntersuchung (MRT) erfolgen, besteht der Verdacht auf Bauchfellkrebs oft schon im Vorfeld.

Allerdings gibt die CT oder MRT erst dann sicher Aufschluss, wenn der Befall der Bauchhöhle schon fortgeschritten ist.

Eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) gilt als die sicherste Methode zur Erkennung von Bauchfellkrebs. Bei dieser Untersuchung führt der Arzt über einen kleinen Hautschnitt ein spezielles Endoskop in den Bauchraum ein.

Dieses ist mit einer Lichtquelle und einer Kamera ausgestattet. Daher können Ärzte über einen Monitor das Innere des Bauchraums und die Bauchorgane sichten.

Bei Auffälligkeiten können und sollten Ärzte auch zeitgleich Gewebeproben entnehmen. Anschließend schicken sie diese Probe zur feingeweblichen Untersuchung (Histologie), die die Verdachtsdiagnose bestätigt oder ausschließt.

LaparoskopieDie Bauchspiegelung (Laparoskopie) eignet sich, um Bauchfellkrebs zu diagnostizieren @ Iryna /AdobeStock

Wie sieht die Behandlung von Bauchfellkrebs aus?

Wenn nur ein kleiner Anteil des Bauchfells von Tumorzellen betroffen ist, können Ärzte diesen Anteil im Idealfall komplett entfernen.

Da Ärzte Bauchfellkrebs häufig erst in einem späten Stadium entdecken, gilt er als schwer behandelbar und oft nicht mehr heilbar.

Wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, können Ärzte nur noch palliative Maßnahmen einleiten. Diese sollen die Lebensqualität des Patienten steigern, ohne die eigentliche Tumor-Erkrankung zu bekämpfen.

Die Lebenserwartung ist in solchen Fällen deutlich eingeschränkt. Hauptziel sämtlicher Therapiemaßnahmen ist die Verbesserung der restlichen Lebenszeit.

Was gehört zu palliativen Maßnahmen bei Bauchfellkrebs?

Zu den palliativen Maßnahmen gehören:

  • Schmerztherapie
  • Ernährungstherapie
  • Chemotherapie
  • Chirurgische Tumorverkleinerung
  • Anlage eines künstlichen Darmausgangs

Schmerztherapie

Die Schmerztherapie ist grundsätzlich mit Tabletten und/oder Schmerzpflastern möglich und dient zur Verbesserung der Lebensqualität. Teilweise sind die Schmerzen nur mit Infusionen in den Griff zu bekommen. In solchen Fällen kommen Schmerzkatheter zum Einsatz.

Spezielle Katheter (sogenannte Portkatheter) kommen unter die Haut. Somit kann auch außerhalb des Krankenhauses eine Schmerztherapie erfolgen. Dies ermöglicht dem Patienten, seine verbleibende Lebenszeit zuhause bei seinen Angehörigen zu verbringen.

SchmerzkatheterEin Schmerzkatheter ist ein dünner Plastikschlauch, über den der Patient Schmerzmittel erhält @ Gecko Studio /AdobeStock

Ernährungstherapie

Teilweise können Patienten mit einer unheilbaren Krebserkrankung nicht mehr ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen. Nicht selten fehlt ihnen auch der Appetit, was ein typisches Zeichen bösartiger Erkrankungen ist. 

Andererseits gehen Tumorerkrankungen aber auch mit einem erhöhten Energiebedarf einher, was häufig zu Mangelerscheinungen und Gewichtsverlust führt. 

Eine Ernährungs-Infusionstherapie kann hier Abhilfe schaffen und ebenfalls über einen Portkatheter erfolgen. Zudem erhält der Patient hierbei auch wichtige Mineralstoffe und Vitamine.

Chemotherapie

Eine Chemotherapie kann kurativ sowie palliativ erfolgen. Kurativ bedeutet, dass eine Heilung prinzipiell möglich ist.

Ziel der palliativen Therapie ist die Verbesserung der Lebensqualität durch eine Reduzierung der Tumorgröße bzw. des Tumorwachstums. 

Da jede Chemotherapie Nebenwirkungen hat, sollten Ärzte genau überlegen, ob sie eine palliative Chemotherapie durchführen. 

Durch eine palliative Chemotherapie kann sich im Idealfall die Lebenserwartung verlängern. Allerdings kommt es durch die Nebenwirkungen oft zu einer Verschlechterung der Lebensqualität.

Chirurgische Tumorverkleinerung

Die Entfernung des Tumorgewebes aus dem Bauchfell besteht aus:

  •  Entfernung des Primärtumors 

In vielen Fällen Entnahme der direkt verbundenen Organe (Milz, Gallenblase, Zwerchfell und Darmanteile)

Dies muss der Patient vor dem operativen Eingriff wissen und schriftlich einwilligen. Anschließend kann dennoch eine kurative Chemotherapie notwendig sein, wenn nicht mit Sicherheit eine komplette Tumorentfernung erfolgte. 

Denn während der Operation können Ärzte zwar alle sichtbaren Tumoren entfernen. Es können aber einzelne nicht sichtbare Tumorzellen zurückbleiben.

  • Anlage eines künstlichen Darmausgangs

Manchmal erhält der Patienten auch einen künstlichen Darmausgang. Dieser kann vorübergehend notwendig sein, um den gesunden Darm zu entlasten. 

Insbesondere dann, wenn Ärzte Teile des Darms entfernt und die verbliebenen Enden aneinander genäht haben.

Hier kann die vorgeschaltete Anlage eines künstlichen Darmausgangs zu einer Entlastung der Darmnaht führen. Das wiederum verringert das Risiko für das Aufreißen der Naht.

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print