Paralytischer Ileus: Informationen & Darmverschluss-Spezialisten

03.05.2022
Prof. Dr. med. Robert Ehehalt
Medizinischer Fachautor

Bei einem Darmverschluss (medizinisch: Ileus) kommt es zu einer teilweisen oder vollständigen Unterbrechung des Nahrungstransports innerhalb des Darms. Unbehandelt kann der Darmverschluss tödlich enden.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Ileus-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: K56

Empfohlene Ileus-Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist ein Darmverschluss? Eine teilweise oder vollständige Unterbrechung des Nahrungstransports innerhalb des Darms. Der Zustand ist lebensbedrohlich!
  • Formen: Man unterscheidet einen mechanischen (Durchgang durch ein Hindernis versperrt) und einen paralytischen (funktionelle Störung des Darms) Darmverschluss. 
  • Ursachen: Je nach Form gibt es verschiedene Ursachen. Mechanisch: Tumoren, Verklebungen, eine Darmverdrehung und weitere. Paralytisch: Gefäßverschlüsse, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und weitere.
  • Symptome: Beim paralytischen Verschluss sind keine Darmgeräusche zu hören, der Darm bläht sich auf, diffuse Schmerzen im Bauchraum, kein Stuhlgang. Mechanisch: kolikartige Schmerzen, Bauchblähungen, starke Übelkeit, Erbrechen und weitere.
  • Diagnose: Nach der Anamnese erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt auf Darmgeräusche hört. Mithilfe von Röntgenaufnahmen, Ultraschall und CT ist der Verschluss genau zu lokalisieren.
  • Behandlung: Die Therapie hängt von der Ursache ab. Mittels Darmsonde wird der Darmdruck reduziert. Ggf. kann ein Einlauf den Stuhlgang anregen (nur bei paralytischem Verschluss). Bei mechanischen Verschluss muss das Hindernis beseitigt werden.
  • Prognose: Ein mechanischer Verschluss, der schnell behandelt wird, hat die beste Prognose. Unbehandelt können schwere Komplikationen auftreten, etwa ein Darmdurchbruch, der eine Bauchfellentzündung nach sich zieht.

Artikelübersicht

Darmverschluss – die Ursachen

Grundsätzlich unterscheidet man hinsichtlich der Ursachen zwischen einem paralytischen und einem mechanischen Ileus.

Bei einem mechanischen Ileus behindert ein äußeres oder inneres Hindernis die natürliche Darmpassage zum Teil oder komplett. Dabei ist der Dünndarm deutlich häufiger betroffen als der Dickdarm. Mögliche Auslöser eines mechanischen Ileus sind:

  • Verklebungen (beispielsweise nach Operationen)
  • Tumoren
  • Gallensteine oder Kotsteine
  • Vernarbungen durch chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
  • Leisten- und Hodenbruch
  • Darmverdrehungen (Volvolus)

Darmverschluss
Bei einem verstopften Darm spricht man von einem mechanischen Darmverschluss © psdesign1 / Fotolia

Beim paralytischen Ileus liegt hingegen eine funktionelle und keine strukturelle Störung vor. Die Darmpassage kommt dann aufgrund fehlender Darmbewegungen zum Erliegen. Diese fehlende Darmperistaltik kann beispielsweise Folge von Gefäßverschlüssen sein.

Der akute Verschluss eines darmversorgenden Gefäßes wird von Medizinern auch Mesenterialinfarkt genannt. Ein solcher Mesenterialgefäßverschluss betrifft in der Regel ältere Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können einen paralytischen Ileus hervorrufen. Dasselbe gilt für Medikamente wie Antidepressiva oder Opiate sowie für verschiedene Gifte (Toxine). Gifte können beispielsweise durch Erreger von Durchfallerkrankungen ausgeschieden werden.

Ein reflexbedingter paralytischer Ileus kann durch

hervorgerufen werden.

Störungen im Elektrolythaushalt oder schwere Nierenerkrankungen können ebenfalls zu einer Lähmung der Darmmuskulatur führen.

Die Symptome des Ileus

Beim paralytischen Ileus sind Teile des Darms komplett gelähmt, sodass jegliche Zeichen von Darmbewegungen fehlen. Es sind keinerlei Darmgeräusche zu hören und der Darm ist zudem stark aufgebläht.

Kommt es infolge des Darmverschlusses zu einer Bauchfellentzündung, ist die Bauchdecke hart und deutlich druckempfindlich. Man spricht hier auch von einem Trommelbauch. Neben diffusen Schmerzen im Bauchraum leiden die Patienten ferner unter Schluckauf. Stuhl und Flatulenzen bleiben hingegen aus. Im späteren Krankheitsverlauf kommt schwallartiges Erbrechen hinzu.

Bei einem mechanischen Darmverschluss zeigt der Darm hingegen eher eine Überaktivität. Mithilfe der Hyperperistaltik soll der Speisebrei die Engstelle im Darm passieren. Für den Patienten bedeutet das kolikartige Schmerzen.

Der Arzt kann beim Abhören mit dem Stethoskop

  • klingende,
  • spritzende oder
  • pfeifende

Darmgeräusche im Bereich des Verschlusses wahrnehmen.

Die Blockade im Darm führt zu einer vermehrten Gasansammlung, sodass der Bauch aufgebläht wirkt. Die Darmgase können jedoch nicht abgehen, es kommt sowohl zum Stuhl- als auch zum Windverhalt.

Starke Übelkeit und massives Erbrechen gehören ebenfalls zu den charakteristischen Symptomen eines mechanischen Ileus.

So wird die Diagnose gestellt

Besteht der Verdacht auf einen Darmverschluss, erfragt der Arzt bei der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • die genaue Lokalisation der Schmerzen,
  • den letzten Stuhlabgang und
  • mögliche Auslöser wie beispielsweise Operationen oder vorliegende Grunderkrankungen.

Weitere Hinweise auf einen Ileus liefert die Auskultation, bei der der Arzt den Bauch mit einem Stethoskop abhört.

Bei einem mechanischen Ileus sind spritzende oder klingende Geräusche zu hören, wohingegen beim paralytischen Ileus gar keine Darmgeräusche zu vernehmen sind. Mediziner nennen diesen Zustand die „Totenstille im Bauchraum“.

Der Darmverschluss lässt sich auch mithilfe von Röntgenaufnahmen diagnostizieren. Schon wenige Stunden nach Beginn der Erkrankung werden hier aufgeblähte Darmschlingen sichtbar. Befindet sich der Verschluss im Dickdarm, kann zusätzlich eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel durchgeführt werden. Das Kontrastmittel wird mittels Einlauf in den Darm gebracht wird.

Die genaue Lokalisation des Darmverschlusses ist mittels Ultraschall möglich. Hier werden große Gasmengen ebenso sichtbar wie Flüssigkeitsansammlungen.

Kann nach diesen Untersuchungen die Diagnose noch nicht sicher gestellt werden, bietet die Spiral-Computertomographie Aufschluss.

Darmverschluss (Ileus) – die Behandlung

Ein Darmverschluss ist immer lebensbedrohlich und erfordert daher dringend eine notfallmedizinische Behandlung. Die Art der Therapie hängt sowohl von der Ursache als auch von der genauen Lokalisation des Darmverschlusses ab.

Damit der Druck im Darm abnimmt, wird den Patienten eine Darmsonde über den Mund in den Darm eingeführt. Über dieses spezielle Röhrchen, das an eine Saugpumpe angeschlossen ist, kann der gestaute Speisebrei abgesaugt werden.

Bei einem paralytischen Ileus lässt sich der Stuhlgang häufig auch durch einen Einlauf anregen.

Damit der Speisebrei den Darm wieder passieren kann, muss bei einem mechanischen Ileus das einengende Hindernis operativ entfernt werden. Abgestorbenes Darmgewebe wird in der Operation ebenfalls entfernt. Anschließend werden die gesunden Darmabschnitte wieder miteinander verbunden.

Dauert der Ileus länger als einige Stunden, verabreicht der Arzt ferner Antibiotika. Damit beugt er einer Entzündung des Bauchraums oder einer Blutvergiftung durch Bakterien vor.

Die Prognose bei Darmverschlusses

Die beste Prognose hat ein mechanischer Ileus, der durch ein gutartiges Geschehen hervorgerufen wird. Besteht der mechanische Darmverschluss länger, kann er jedoch in einen paralytischen Ileus übergehen.

Deshalb ist eine rasche Diagnose mit frühzeitiger Therapie sehr wichtig. Dabei gilt: Je eher die Diagnose gestellt wird, desto günstiger ist die Prognose.

Ein unbehandelter Darmverschluss kann hingegen schwere Komplikationen hervorrufen. So kann der Darminhalt die Darmwand durchbrechen und sich im Bauchraum verteilen. Dies führt in der Regel zu einer schweren Entzündung des Bauchfells, die sich im gesamten Körper ausbreiten kann (Sepsis).

Bei einem Verschluss ist zudem nicht nur der Transport der Nahrung eingeschränkt. Auch die Resorptionsfunktion des Organs zeigt Beeinträchtigungen. So kann es durch den Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten zu einem Kreislaufschock kommen. Die fehlenden Elektrolyte können zudem die Reizleitung im Herzen beeinträchtigen und dadurch zu Herzrhythmusstörungen führen.

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