Die Achalasie ist eine seltene, chronische Erkrankung der Speiseröhre. Dabei handelt es sich um eine Störung der Muskulatur und der Nerven, die dafür sorgen, dass Nahrung vom Rachen in den Magen weitergeleitet wird. Bei einer gesunden Speiseröhre sorgt eine wellenartige Bewegung – die sogenannte Peristaltik – für den Transport. Gleichzeitig öffnet sich ein ringförmiger Muskel am unteren Ende der Speiseröhre, der sogenannte untere Ösophagussphinkter.
Bei Achalasie ist genau diese Funktion gestört:
- Die Peristaltik funktioniert nicht oder nur eingeschränkt
- Der Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre öffnet sich nicht richtig
Bereits im 17. Jahrhundert beschrieb Thomas Willis erstmals die Symptome der Erkrankung, die heute als idiopathic achalasia bekannt ist. Bei dieser Form verbleibt Nahrung länger in der Speiseröhre, da die Nerven in der Speiseröhreihre Funktion verlieren und der Transport in den Magen gestört ist.
Die Erkrankung betrifft etwa 1 von 100.000 Menschen pro Jahr. Sie kann in jedem Alter auftreten, zeigt sich aber häufig zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr. Für Betroffene bedeutet die Erkrankung oft eine starke Einschränkung im Alltag – beim Essen, Trinken und manchmal auch beim Schlafen.
Im fortgeschrittenen Stadium der Achalasie kann die Schluckstörung so stark ausgeprägt sein, dass selbst Flüssigkeiten nur schwer passieren. Bei der Diagnostik wird häufig ein Endoskop eingesetzt, um Veränderungen in der Speiseröhre sichtbar zu machen und andere Ursachen auszuschließen. Während des Schluckens zeigt sich meist, dass sich der untere Schließmuskel nicht öffnet und die Nahrung gestaut wird – ein typisches Zeichen der Erkrankung. In manchen Fällen kann eine gezielte Dilatation helfen, den Engpass zu erweitern und die Beschwerden zu lindern.
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Schematische Darstellung der Achalasie: Die Speiseröhre (Ösophagus) ist erweitert, während sich der untere Ösophagussphinkter (LES) nicht richtig öffnet. Dadurch staut sich Nahrung vor dem verengten Übergang zum Magen.
Achalasie entwickelt sich schleichend. Viele Betroffene suchen erst spät ärztliche Hilfe – oft, wenn die Beschwerden bereits stark ausgeprägt sind. Die wichtigsten Symptome sind:
- Schluckstörungen (Dysphagie) – sowohl bei fester als auch flüssiger Nahrung
- Gefühl von Druck oder Schmerzen hinter dem Brustbein
- Rückfluss von unverdauter Nahrung in den Mund (Regurgitation)
- Gewichtsverlust, weil die Nahrungsaufnahme erschwert ist
- Hustenreiz oder nächtliches Husten durch verschluckte Nahrung
- Gelegentlich Übelkeit oder Erbrechen
Diese Beschwerden treten nicht ständig auf, sondern schwanken – was eine frühe Diagnose zusätzlich erschwert.
Die Beschwerden verschlimmern sich meist beim Schlucken, da sich die Nahrung in der Speiseröhre staut und nur verzögert in den Magen gelangt. Häufig tritt ein Reflux auf – also das Zurückfließen von Speisebrei oder Magensäure, was ein Brennen oder Husten auslösen kann. Normalerwise sollte die Nahrung von der Speiseröhre in den Magen gelangen, doch bei dieser Krankheit funktioniert das nur bedingt.
Endoskopisch lässt sich bei fortgeschrittener Achalasie oft eine deutliche Erweiterung der Speiseröhre erkennen, während der Übergang zum Magen verengt bleibt. Diese typischen Veränderungen helfen, die Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren.
Die genaue Ursache der Achalasie ist noch nicht vollständig geklärt. Fachleute gehen davon aus, dass es sich um eine neurodegenerative Erkrankung handelt – also eine Störung, bei der bestimmte Nervenzellen in der Speiseröhre absterben. Diese Zellen sind für die Steuerung der Muskelbewegung verantwortlich.
Mögliche Auslöser oder begünstigende Faktoren:
- Autoimmunreaktionen: Das Immunsystem greift irrtümlich körpereigene Nervenzellen an.
- Virusinfektionen: Etwa durch Herpes- oder Masernviren in der Vorgeschichte.
- Genetische Veranlagung: Sehr selten kommt es familiär gehäuft vor.
Die Achalasie ist nicht ansteckend und tritt unabhängig von Ernährung oder Lebensstil auf.
Selten ist die Achalasie Folge anderer Erkrankungen, zum Beispiel eines Tumors im Bereich der Speiseröhre oder des Magens. Diese Form nennt man sekundäre Achalasie. Sie tritt häufiger bei älteren Menschen auf.
Bei anhaltenden Schluckbeschwerden oder unklaren Brustschmerzen ist eine gründliche Abklärung wichtig. Die Diagnose erfolgt durch spezialisierte Fachärzte der Gastroenterologie (Lehre von Magen- und Darmerkrankungen). Folgende Methoden kommen zum Einsatz:
- Magenspiegelung (Gastroskopie): Dabei untersucht der Arzt die Speiseröhre und den Mageneingang mit einer Kamera. So können andere Ursachen ausgeschlossen werden.
- Manometrie: Diese spezielle Druckmessung zeigt, wie gut sich die Muskulatur der Speiseröhre bewegt und ob sich der untere Schließmuskel wie vorgesehen öffnet.
- Röntgenbreischluck: Bei dieser Untersuchung wird eine Kontrastflüssigkeit getrunken, deren Verlauf im Röntgenbild verfolgt wird. Typisch bei Achalasie: Ein verengter Mageneingang mit einer geweiteten Speiseröhre.
Die Behandlung zielt darauf ab, den Abfluss der Nahrung in den Magen zu erleichtern. Die Heilung der Grunderkrankung ist nicht möglich, aber die Beschwerden lassen sich gut lindern. Folgende Therapien stehen zur Verfügung:
- Ballondilatation: Der Arzt weitet den Schließmuskel mit einem Ballon. Dies ist ein minimalinvasiver Eingriff unter Kurznarkose.
- Medikamentöse Behandlung: Medikamente wie Kalziumkanalblocker oder Nitrate können die Muskelspannung reduzieren – allerdings nur mit begrenzter Wirkung.
- Botulinumtoxin-Injektion: Das Nervengift entspannt den Schließmuskel. Der Effekt hält meist nur wenige Monate an.
- Chirurgische Myotomie: Dabei durchtrennt der Chirurg gezielt den verkrampften Muskel. Diese Methode – oft als Heller-Myotomie bezeichnet – zeigt sehr gute Langzeitergebnisse.
- Perorale endoskopische Myotomie (POEM): Eine moderne, endoskopische Variante der Myotomie ohne Hautschnitt.
Welche Therapie geeignet ist, hängt unter anderem vom Alter, dem Allgemeinzustand und der Schwere der Erkrankung ab. Die Entscheidung trifft der behandelnde Facharzt – meist ein Gastroenterologe oder chirurgischer Spezialist für Speiseröhrenerkrankungen.
Achalasie: Formen, Diagnose und moderne Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie der Achalasie richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und dem Stadium der Erkrankung. Ziel ist es, den Durchgang zwischen Speiseröhre und Magen dauerhaft zu erweitern und die gestörte Kontraktion der glatten Muskulatur zu entlasten. Eine gängige Methode ist die pneumatische Dilatation, bei der der untere Schließmuskel mit einem Ballon gedehnt wird, um den Speisefluss zu verbessern.
Wenn diese Form der Behandlung einer Achalasie nicht ausreicht, kann ein operatives Verfahren wie die Heller-Myotomie oder die endoskopische POEM-Technik angewendet werden. Dabei wird der Muskel gezielt durchtrennt, um die Passage zu erleichtern und die Beschwerden nachhaltig zu lindern. Beide Eingriffe gehören heute zu den etablierten und sehr erfolgreichen Methoden in der Achalasie-Therapie.
Die Achalasie ist eine chronische Funktionsstörung der Speiseröhre, die durch eine unzureichende Öffnung des unteren Ösophagussphinkters entsteht. Bei der sogenannten primären Achalasie liegt keine erkennbare Grunderkrankung zugrunde – sie entsteht meist durch den Untergang von Nervenzellen, die die Bewegung der Speiseröhre steuern.
Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt, kann sich ein sogenannter Megaösophagus entwickeln – eine massive Erweiterung der Speiseröhre, bei der Nahrung kaum noch in den Magen gelangt. In solchen Fällen sind Beschwerden wie Schluckstörungen, Regurgitation oder Brustschmerzen besonders ausgeprägt.
Die Diagnose einer Achalasie erfolgt durch spezielle Untersuchungen wie Manometrie, Röntgenbreischluck und Endoskopie. Auch der Begriff „of Achalasia“ wird in internationalen Leitlinien verwendet und beschreibt die unterschiedlichen Stadien dieser Erkrankung, die von einer leichten Funktionsstörung bis zur ausgeprägten Erweiterung der Speiseröhre reichen können.
Unbehandelt schreitet eine Achalasie meist langsam, aber stetig fort. Die Speiseröhre weitet sich, Nahrung staut sich zunehmend, was zu weiteren Komplikationen führen kann – etwa Entzündungen oder einer deutlichen Gewichtsabnahme.
Mit der richtigen Behandlung verbessert sich die Lebensqualität jedoch deutlich. Viele Patienten berichten nach der Operation oder einer Ballondilatation von einer erheblichen Linderung der Beschwerden. Dennoch ist eine regelmäßige Nachsorge wichtig, da die Beschwerden mit der Zeit erneut auftreten können. Zudem besteht bei langjähriger Achalasie ein leicht erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs – weshalb regelmäßige Kontrolluntersuchungen empfohlen werden. Man möchte nicht nur Symptome lindern, sondern dauerhaft Gesundheit erreichen.
Die Achalasie ist zwar selten, aber gut behandelbar. Entscheidend ist, dass die Erkrankung frühzeitig erkannt und von einem Spezialisten behandelt wird. Wenn Sie oder jemand in Ihrem Umfeld unter Schluckstörungen oder unklaren Beschwerden in der Brust leidet: Zögern Sie nicht, einen Facharzt für Gastroenterologie aufzusuchen. Die moderne Medizin bietet viele wirksame Methoden, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Die Achalasie ist eine Funktionsstörung der Speiseröhre, bei der die Muskeltätigkeit und der Schließmechanismus am Übergang zum Magen beeinträchtigt sind. Sie tritt nur bei wenigen Menschen pro Jahr auf, gilt also als seltene Erkrankung, kommt jedoch bei bestimmten Patientengruppen häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung.
Typisch sind Schmerzen beim Schlucken, ein Druckgefühl hinter dem Brustbein und das Gefühl, dass Speisen in der Speiseröhre stecken bleiben. Diese Symptome der Achalasie können den Alltag stark beeinträchtigen, lassen sich aber mit einer gezielten Behandlung deutlich lindern.
Was sind die typischen Symptome einer Achalasie?
Die Symptome einer Achalasie zeigen sich meist durch Schluckstörungen, Druck oder Schmerzen hinter dem Brustbein und das Gefühl, dass Nahrung nicht richtig in den Magen transportiert wird. Viele Betroffene berichten auch über Hustenreiz oder nächtliches Aufstoßen unverdauter Nahrung.
Wie funktioniert die Speiseröhre normalerweise, und was läuft bei Achalasie falsch?
Bei gesunden Menschen sorgt eine koordinierte Bewegung der Speiseröhre dafür, dass Nahrung in den Magen transportiert wird. Bei Achalasie ist der Übergang zwischen Speiseröhre und Magen gestört, da sich der Schließmuskel nicht richtig öffnet – Nahrung staut sich und bleibt in der Speiseröhre liegen.
Welche Rolle spielt der Plexus myentericus bei der Achalasie?
Der Plexus myentericus ist ein Nervengeflecht in der Speiseröhre, das die Bewegung der glatten Muskulatur steuert. Bei Achalasie kommt es zu einer Schädigung dieser Nerven, was zu einer gestörten Muskelkoordination und einem fehlenden Öffnen des unteren Schließmuskels führt.
Wie wird Achalasie endoskopisch untersucht oder behandelt?
Die endoskopischen Verfahren ermöglichen es, die Speiseröhre direkt zu betrachten und Engstellen sichtbar zu machen. Bei Bedarf kann eine therapeutische Maßnahme wie eine Ballondilatation oder Myotomie während der Endoskopie erfolgen, um den Abfluss der Nahrung in den Magen zu verbessern.
Was passiert bei einer Kardiomyotomie und wann ist sie notwendig?
Die Kardiomyotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Muskelschicht am unteren Ende der Speiseröhre durchtrennt wird. Sie wird eingesetzt, wenn andere Behandlungen nicht ausreichend helfen und der Übergang zwischen Speiseröhre und Magen dauerhaft entspannt werden muss, um die Beschwerden effektiv zu lindern.
Glossar
- Achalasie: Störung der Speiseröhrenmuskulatur mit gestörter Öffnung des unteren Schließmuskels
- Speiseröhre: Verbindung zwischen Rachen und Magen, durch die Nahrung transportiert wird
- Manometrie: Druckmessung zur Untersuchung der Funktion der Speiseröre
- Myotomie: Durchtrennung eines Muskels zur Entspannung
- Gastroenterologie: Fachgebiet für Magen-Darm-Erkrankungen