Analfistel: Informationen & Ärzte für Analfisteln

23.10.2023
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Eine Analfistel ist ein neu gebildeter Gang im Gewebe des Analbereichs. Ein solcher Gang beginnt im Analkanal und führt von dort weg. Manchmal endet er an der Haut, so dass eitriger Ausfluss oder Kot nach außen treten. Weitere Symptome sind Juckreiz, Schmerzen oder Entzündungen. Ursache für eine Analfistel ist oft ein Analabszess. Eine Analfistel bildet sich nur selten von selbst zurück. Suchen Sie daher schnell einen Arzt auf.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Ärzte für Analfisteln.

ICD-Codes für diese Krankheit: K60.3

Empfohlene Ärzte für die Behandlung einer Analfistel

Kurzübersicht:

  • Was ist eine Analfistel? Eine chronische Entzündung der Proktodealdrüsen am Anus, durch die dauerhaft eitriges Sekret abgegeben wird.
  • Ursachen: Häufig geht einer Analfisten ein Analabszess oder eine Analfissur voraus. Ursächlich für diese Vorerkrankungen können bakterielle Infektionen, Tumoren oder eine Immunschwäche sein.
  • Symptome: Eine Analfistel wird zunächst häufig mit einem Analbereich verwechselt. Sie kann anschwellen, jucken oder Schmerzen verursachen. Häufig entstehen eitrige, mit Kot vermischte Ausflüsse. Auch Fieber oder Unwohlsein können auftreten.
  • Diagnose: Auf eine körperliche Untersuchung, u. a. mit einer Fistelsonde, kann der Arzt eine Ultraschalluntersuchung oder eine MRT anordnen, um andere Erkrankungen auszuschließen und eine sichere Diagnose zu stellen.
  • Behandlung: Häufig ist eine OP notwendig. Diese birgt einige Risiken, etwa die Gefahr von Stuhlinkontinenz sowie eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Rezidive. Alternativen sind Medikamente und eine Fisteldrainage.
  • Prognose: Wird eine Analfistel vollständig entfernt, ist die Prognose gut. Der Heilungsprozess kann mehrere Wochen dauern.

Artikelübersicht

Was ist eine Analfistel?

Unter einer Fistel im Allgemeinen versteht man einen Verbindungsgang im Gewebe, der nicht zur normalen Entwicklung gehört. Fisteln können sich in verschiedenen Bereichen des Körpers bilden. Teilweise sind sie bereits bei Geburt vorhanden (z.B. bei der Analatresie), meistens entwickeln sie sich allerdings erst im Laufe des Lebens als Folge anderer Erkrankungen.

Analfisteln entstehen an den Proktodealdrüsen (Duftdrüsen) im Analkanal und führen nach außen an die Haut. Sie geben dauerhaft Sekret und bei entsprechender Größe auch Stuhlgang ab, weshalb sie häufig zu äußerst unangenehmen Beschwerden führen können.

Handelt es sich bei Analfisteln um eine seltene Erkrankung?

Das Risiko, an einer Analfistel zu erkranken, beträgt 1 bis 3 Prozent, das bedeutet, dass 1-3 von 100 Menschen im Laufe ihres Lebens an einer Analfistel erkranken. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Es handelt sich um eine relativ häufige Erkrankung junger Männer im Alter zwischen 30 und 50 Jahren

Was sind die Ursachen für Analfisteln?

Ursache für die Entstehung einer Analfistel ist oft ein Analabszess. Analfisteln und Analabszesse haben einige Gemeinsamkeiten. Ein Analabszess wird durch Bakterien ausgelöst. Hier sammelt sich eitriges Sekret in einer Kapsel am Analkanal an. Wird diese Entzündung chronisch, können sich Gänge bilden und eine Analfistel entsteht.

Weitere Ursachen für eine Analfistel können sein:

Analfissuren sind kleine Risse im Analbereich. Wenn sich hierdurch eine Entzündung bildet, kann sich diese im weiteren Verlauf zu einer Fistel entwickeln.

Bei Hämorrhoiden handelt es sich um Ausstülpungen der Schleimhaut im Bereich der Schleimhaut des Afters. Auch hier kann es zur Ausbildung von Fisteln kommen, insbesondere im Falle von Infektionen.

Auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie der Colitis ulcerosa oder dem Morbus Crohn kann es zur Ausbildung von Fisteln kommen. Häufiger kommt dies beim Morbus Crohn vor, hier bilden sich die Fisteln allerdings im gesamten Magen-Darmtrakt vom Mund bis zum After aus. Bei der Colitis ulcerosa ist das Risiko von Fistelbildungen geringer, aber auf den Enddarm beschränkt. 

Bei bösartigen Erkrankungen des Enddarms (Rektumkarzinom und Analkarzinom) kann es ebenfalls zur Ausbildung von Analfisteln kommen, allerdings auch hier meist als Folge einer Begleitinfektion.

Welche Arten von Analfisteln gibt es?

Entscheidend hierfür, ob eine Fistel von außen sichtbar wird, ist ihr Abstand zur Haut des Afters, der Verlauf durch die Schließmuskulatur sowie ihre Tiefenausdehnung. 

Je nach Form und Verlauf unterscheidet man fünf verschiedene Arten der Analfistel. 

Grundlage der Einteilung sind:

  1. der Abstand der Fistelöffnung zum After (Darmausgang) und 
  2. ob einer oder beide Schließmuskeln (medizinischer Ausdruck M. sphincter ani) betroffen sind. 

Es gibt einen äußeren (M. sphincter ani externus) und einen inneren (M. sphincter ani internus) Schließmuskel, die beide nebeneinander liegen und für die Kontrolle über den Stuhlgang (Kontinenz) verantwortlich sind. Insbesondere dem äußeren Schließmuskel kommt hierbei eine große Bedeutung zu, da er willentlich gesteuert wird. 

Die Einteilung der Analfisteln nach dem Abstand zum After sieht wie folgt aus (von oben nach unten wird der Abstand größer):

  • submuköse (verläuft direkt unter der Schleimhaut, nicht durch die Muskeln, mündet im After)
  • intersphinktär (verläuft zwischen beiden Muskeln, mündet nahe am After) 
  • transsphinktär (verläuft durch beide Muskeln hindurch)
  • suprasphinktär (verläuft durch den inneren und oberhalb des äußeren Schließmuskels)
  • extrasphinktär (verläuft oberhalb beider Schließmuskel)

Die drei erstgenannten Typen kommen häufig vor, die beiden letzten Formen der Analfistel dagegen eher selten.

Analfisteln
Darstellung verschiedener Analfisten-Formen und deren Verläufe © bilderzwerg | AdobeStock

Wie macht sich eine Analfistel bemerkbar?

Betroffene bemerken die Fistel zunächst entweder gar nicht oder als eine Art Pickel im Analbereich. Dieser vermeintliche Pickel kann anschwellen, jucken oder Schmerzen verursachen. Außerdem kann es zu eitrigen Ausflüssen kommen.

Beim Abszess kann es ebenfalls zu diesen Symptomen kommen. Dazu können sich aber auch allgemeine Krankheitsgefühle wie Fieber oder generelles Unwohlsein einstellen. Wenn sich die Fistel gebildet hat, haben sich diese Beschwerden meist schon gebessert. Dies liegt daran, dass durch die Fistel Eiter abfließen kann und der Druck deutlich geringer wird.

Folgende Symptome können bei einer Analfistel auftreten:

  • Rötung
  • Schwellung
  • Juckreiz
  • Schmerzen
  • eitrige Ausflüsse, teilweise vermischt mit Kot

Wie wird eine Analfistel diagnostiziert?

Wenn bei Patienten der Verdacht auf eine Analfistel besteht, ist der Besuch bei einem Spezialisten für Enddarmerkrankungen, einem Proktologen, angezeigt.

Bei der Untersuchung wird zunächst der Analbereich abgetastet. Außerdem wird häufig ein starres Metallrohr mit einer Lichtquelle am Ende (medizinisch Proktoskop) eingeführt. Dies erlaubt die Beurteilung der Wände des Analkanals, so dass neben Analfisteln auch

identifiziert werden können.

Da einer Analfistel auch eine bösartige Tumorerkrankung zugrundeliegen kann, sollten unbedingt Gewebeproben aus verdächtigen Befunden entnommen und anschließend feingeweblich (histologisch) untersucht werden.

Zur Feststellung des Verlaufs einer Fistel kommt eine Fistelsonde zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um ein Metallröhrchen, welches vorsichtig von außen in den Fistelgang eingeführt und im Idealfall innen mit dem Proktoskop dargestellt werden kann.

Die meisten unkomplizierten Fisteln lassen sich hiermit diagnostizieren. Bei komplexen oder multiplen (mehreren) Fisteln und dem Verdacht auf Abszesse sind zusätzlich Ultraschalluntersuchungen und ein MRT ebenfalls hilfreiche Mittel, um eventuelle Schäden im Analbereich festzustellen.

Wie wird eine Analfistel behandelt?

In vielen Fällen muss eine Analfistel operativ versorgt werden, da sie selten von alleine abheilt.

Bei der operativen Therapie wird die Fistel gespalten. Hierbei ergibt sich, je nach Verlauf der Fistel, aber auch ein Risiko für die Verletzung des Schließmuskels. Dieser kann bei der Entfernung eingeschnitten oder durchtrennt werden. Da insbesondere der äußere Schließmuskel wichtig für die bewusste Stuhlgangkontrolle ist, sollte seine Durchtrennung möglichst vermieden werden. Das Risiko bzw. die Notwendigkeit einer teilweise oder vollständigen Schädigung des äußeren Schließmuskels ist bei den supra- und extrasphinktären Fisteln am größten. Diese machen glücklicherweise nur einen geringen Anteil der Fisteln aus.

Dennoch kann es im Extremfall zu einer Funktionseinschränkung des Muskels kommen. Die Folge ist eine mögliche Inkontinenz. Um dies zu vermeiden, kann nach Abheilung der gespaltenen Fistel der Schließmuskel auch wieder zusammengenäht werden.

Alternativ kann die Fistel auch plastisch verschlossen und zugenäht werden. Bei dieser Methode ist aber das Risiko höher, dass erneut eine Analfistel auftritt.

Patienten, die an chronischen Darmerkrankungen leiden, können nicht immer operiert werden. Zudem besteht bei ihnen mitunter die Gefahr, häufiger oder erneut an Analfisteln zu erkranken. Sie müssen dann entweder mit diesen Fisteln leben oder sich durch die Gabe von anderen Medikamenten Linderung verschaffen. Eine Fisteldrainage kann hier ebenfalls angezeigt sein.

Wie ist die Prognose von Analfisteln?

Wenn die Analfisteln vollständig beseitigt werden, bestehen gute bis sehr gute Prognosen. Allerdings kann der Heilungsprozess oft mehrere Wochen andauern und mitunter auch sehr schmerzhaft sein. Besonders wichtig ist es, dass die Patienten für eine ausreichende Analhygiene sorgen – speziell nach operativen Eingriffen. Aber auch die vorbeugende Wirkung einer guten Analhygiene soll an dieser Stelle nochmals betont werden, insbesondere da hierdurch Analfisteln verhindert oder in ihrem Wachstum gehemmt werden können.

Können die Fisteln allerdings nicht vollständig entfernt werden, kann es auch weiterhin zu Problemen kommen. Wer an Morbus Crohn oder anderen Darmerkrankungen leidet, hat ein besonders hohes Risiko auf die Entwicklung von Analfisteln.

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