Die Krebsbekämpfung mittels Immuntherapie wird medizinisch auch als Immunonkologie bezeichnet.
Das menschliche Immunsystem ist sehr wirksam bei der Bekämpfung fremder und schädlicher Zellen. In der Regel erkennt und bekämpft es auch Krebszellen. Unter Umständen funktioniert dieser körpereigene Selbstheilungsmechanismus aber nicht mehr.
Das passiert etwa, wenn sich Tumorzellen und ihre Oberflächenmerkmale stark verändert haben. Die Immunzellen können sie dann nicht mehr erkennen. Krebszellen können aber auch Abwehrmoleküle ausbilden, die dem Immunsystem vermitteln, ungefährlich zu sein. Dadurch entziehen sie sich dem Immunsystem.
In beiden Fällen reagiert das Immunsystem nicht mehr auf die bösartigen Krebszellen und der Tumor kann wachsen.
Die Aufgabe der Immuntherapie is est, dem Immunsystem zu zeigen, welche Zellen es zerstören muss. Der Körper bekämpft den Krebs dadurch also selbst.
Mittels Immuntherapie werden Immunzellen dazu befähigt, bösartige Krebszellen selbst zu bekämpfen © Juan Gärtner | AdobeStock
Checkpoint-Inhibitoren
Checkpoint-Inhibitoren sind Antikörper. Sie hemmen bestimmte Kommunikationssignale zwischen einer Krebszelle und einer Immunzelle. Meistens sind das Signale, die es der Krebszelle ermöglichen, Immunzellen zu deaktivieren und sich so der Immunantwort zu entziehen.
Am bekanntesten sind hier das PD-1/PD-L1-System sowie CTLA-4 als Oberflächenmoleküle. Antikörper, die z. B. als PD-1-Inhibitoren wirken, blockieren die Hemmung der Immunzellen durch einen Tumor. So bleiben die Immunzellen aktiv und können die Krebszellen angreifen.
Checkpoint-Inhibitoren sind aktuell bei folgenden Krebserkrankungen zugelassen:
Einige Zulassungen sind jedoch an einen sogenannten PD-1-positiven Status der Patienten gebunden. Das bedeutet, die Betroffenen müssen bestimmte Oberflächenmoleküle auf den Tumorzellen zeigen. Nur dann kann das Immunsystem positiv auf eine Checkpoint-Inhibition ansprechen.
Der Einsatz einer Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren wird bei jedem Patienten individuell abgeklärt. Er hängt auch von möglichen Vortherapien ab.
CAR-T-Zelltherapie
Bei der CAR-T-Zelltherapie werden dem Patienten T-Zellen entnommen und außerhalb des Körpers gentechnisch verändert. Die Zellen erhalten dabei einen künstlichen T-Zellrezeptor. Dieser ermöglicht es, an ganz bestimmte Tumorzellen des Patienten zu binden und so eine Immunreaktion auszulösen. Danach erhält der Patient die modifizierten CAR-T-Zellen in Form eines „Medikaments“ zurück.
Durch diese neuen T-Zellen kann das Immunsystem die bösartigen Krebszellen erkennen und bekämpfen.
Zytokine
Zytokine sind eine der bekanntesten Immuntherapien in der Onkologie. Zytokine sind kleine hormonähnliche Moleküle. Sie werden zwischen Immunzellen ausgetauscht, um Informationen zu übermitteln oder die Zellen in deren Aktivität zu steuern.
Durch den Zusatz bestimmter Zytokine lässt sich die Immunantwort z. B. auf Krebszellen verstärken.
Ein Forschungsfeld innerhalb der Onkologie, das derzeit sehr aktiv bearbeitet wird, ist die Krebs-Impfung. Das funktioniert im Prinzip ganz ähnlich wie eine Grippeimpfung. Das Immunsystem wird präventiv auf die Bekämpfung bestimmter Zellen vorbereitet.
Im Fall eines Tumors binden Antikörper an spezielle Oberflächenmoleküle des Tumors. Sie locken ähnlich einem Leuchtfeuer weitere Immunzellen an, die daraufhin die Krebszellen zerstören.
Eine solche Impfung wird seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) für Jungen und Mädchen im Alter zwischen 9 und 17 Jahren. Sie verhindert Infektionen mit tumorauslösenden HP-Viren, die unter anderem für
verantwortlich sind.
Immuntherapien nehmen bereits ihrem Namen nach Einfluss auf das menschliche Immunsystem. Dabei sind Auswirkungen auf eine Vielzahl weiterer Immunantworten nicht auszuschließen. Die Immunantwort wird aktiviert und wichtige Kontrollmechanismen sind vorübergehend außer Kraft gesetzt. Das Immunsystem kann bspw. überreagieren und auch gesundes Gewebe beeinträchtigen.
Typisch sind grippeähnliche Symptome mit
- Fieber,
- Kopf- und Gliederschmerzen,
- Schüttelfrost,
- Abgeschlagenheit oder
- Müdigkeit.
Es kann aber auch zu
- Ödembildungen (Wasseransammlungen im Gewebe),
- Durchfall oder
- einer erhöhten Infektanfälligkeit
kommen.
Ganz selten treten zudem allergische oder entzündungsvermittelte schwere Nebenwirkungen auf. Vereinzelt haben sie schon zu Todesfällen geführt.
Die Immunonkologie eröffnet bestimmten Patienten eine zusätzliche Behandlungsoption. Allerdings ist auch die Immuntherapie kein Allheilmittel für Krebs. Ihre Wirksamkeit hängt sehr stark
- von der individuellen Verfassung der Betroffenen,
- vom jeweiligen Tumor und auch
- von den möglicherweise bereits durchlebten Vortherapien
ab.
Immuntherapien verursachen weniger starke Nebenwirkungen wie konventionelle Krebstherapien, z.B. Bestrahlung oder Chemotherapie.
Auch sind die Immuntherapien in der Regel der Fälle spezifischer am Krebs wirksam als Chemotherapien. Chemotherapien schädigen immer auch gesunde Zellen und Gewebe.
Immuntherapien werden heute routinemäßig an spezialisierten onkologischen Zentren sowie Universitätskliniken eingesetzt. In der Niederlassung können spezialisierte Fachärzte die Therapien überwachen und die Patientenbetreuung ambulant übernehmen.
Aufgrund der großen Bandbreite onkologischer Erkrankungen sind verschiedenste Fachdisziplinen involviert. Dazu gehören u. a.