Der Laie betrachtet Blut in aller Regel als rote Flüssigkeit. Tatsächlich handelt es sich bei dieser Körperflüssigkeit um ein äußerst komplexes Gemisch aus flüssigen, gelösten und zellulären Bestandteilen.
Die Blutgefäße transportieren sauerstoffreiches Blut vom Herzen in jedes Organ und in jedes Gewebe. Dort versorgt es die Körperzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff. Beim Rücktransport nimmt es Kohlendioxid mit zur Lunge, das durch das Ausatmen aus dem Körper gelangt.
Das Blut befördert Stoffwechselprodukte in andere Organe, zum Beispiel zur Leber. Die Leber verarbeitet sie weiter oder baut sie ab. Die Nieren scheiden sie dann aus.
Aufgrund dieser herausragenden Eigenschaften könnte man Blut als flüssiges Gewebe bezeichnen, das auch erkranken kann.
Der Blutkreislauf versorgt alle Zellen des Körpers mit Nährstoffen und Sauerstoff @ Avanne Troar /AdobeStock
Gutartige Blutkrankheiten zeichnen sich insbesondere durch folgende Eigenschaften aus:
- Mangel an Blutplättchen
- Mangel von weißen Blutkörperchen
- Verschiedensten Arten von Blutarmut (Anämie)
- Morbus Wilson
- Hämochromatose
Morbus Wilson ist auch bekannt als Kupferspeicherkrankheit. Hämochromatose als Eisenspeicherkrankheit. Auch eine verzögerte Blutgerinnung kann körperliche Ursachen haben, die es abzuklären gilt.
Zu den bösartigen Blutkrankheiten zählen in der Hämatologie zum Beispiel:
- Akute und chronische Leukämien: Blutkrebs, der von Knochenmarkzellen ausgeht
- Myelodysplastische Syndrome: Stammzellerkrankung des blutbildenden Systems (Knochenmarkerkrankung)
- Maligne Lymphome: Krebserkrankungen des lymphatischen Systems (Lymphdrüsenkrebs)
- Multiples Myelom: bösartige Vermehrung von Antikörper-bildenden Blutzellen
- Myeloproliferative Erkrankungen: ebenfalls eine Stammzellerkrankung des blutbildenden Systems (Knochenmarkerkrankung)
Leukämie (auch Blutkrebs) steht für eine Gruppe von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems @ pikovit /AdobeStock
Wie bei jeder ärztlichen Untersuchung erkundigt sich der Arzt zu Beginn nach der Krankengeschichte, Medikamenten und aktuellen Beschwerden (Anamnese).
Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auf:
- Anomalien, wie Farbveränderungen der Haut und Schleimhaut
- Geschwollene Lymphknoten im Bereich des Halses, der Achseln und der Leisten
Vergrößerte Lymphknoten beurteilt er nach ihrer Beschaffenheit, Schmerzhaftigkeit und Verschiebbarkeit beurteilt.
Bei Hinweisen auf eine Bluterkrankung tastet der Arzt auch die anderen Organe, wie Milz und Leber ab. Gegebenenfalls betrachtet er sie per Ultraschalluntersuchung (Sonographie) genauer.
Ein sehr wichtiges Element in der hämatologischen Diagnostik ist die ausführliche Untersuchung des Blutbildes. Dabei lässt sich die Zusammensetzung des Blutes feststellen.
Das Blutbild beinhaltet:
- Zusammensetzung Blutzellen (rote Blutkörperchen = Erythrozyten, weiße Blutkörperchen = Leukozyten, Blutplättchen = Thrombozyten)
- Verhältnis der Zellen zueinander
- Bestimmung verschiedenen Leukozytenarten
- Aussehen der Blutzellen
- Messung des Hämoglobins (Hb) und der Erythrozyten wie zum Beispiel den Hb-Wert und den MCV-Wert (mittleres Zellvolumen)
Aus dem Blutbild kann der Hämatologe bereits Krankheiten erkennen und einschätzen, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist.
Das Blutbild zeigt, wie sich das Blut zusammensetzt, es gibt das kleine und das große Blutbild @ Prathankarnpap /AdobeStock
Bei der Knochenmarkuntersuchung entnehmen Ärzte dem Patienten Knochenmark (Knochenmarkpunktion). Dieses färben sie anschließend ein und lassen es mikroskopisch untersuchen (Zytomorphologie). Damit lassen sich manchmal genauere Aussagen zur Blutbildung und etwaigen Blutkrankheiten machen.
Bei einer Knochenmarkpunktion entnehmen Ärzte eine Gewebeprobe aus dem Knochenmark @ FrogMugiArt /AdobeStock
Darüber hinaus gibt es weitere Spezialuntersuchungen, für eine korrekte Diagnose helfen, wie:
- Durchflusszytometrie (genauere Charakterisierung von Zellen)
- Zytogenetik (Untersuchung von Chromosomenveränderungen)
- Molekulargenetik (genetische Untersuchungen)
- Histopathologie (Untersuchung von Gewebeproben)
Unter Umständen muss der Hämatologe auch einen Lymphknoten entfernen. Diese eingehende Untersuchung kann den Verdacht auf Lymphknotenkrebs erhärten oder ausschließen.
Besteht der Verdacht, dass sich Blutkrebszellen auf andere Organe ausgebreitet haben, sind weitere Untersuchungen erforderlich.
Dies können bildgebende Untersuchungen sein, wie:
- Röntgen, CT, MRT, Ultraschall
- EKG (Elektrokardiographie) oder
- Lumbalpunktion (Untersuchung des Nervenwassers = Liquors)
So verschieden die Bluterkrankungen sein können, so unterschiedlich sind auch die therapeutischen Konzepte.
Bei bösartigen Bluterkrankungen ist es wichtig, dass der Hämatologe ein Therapiekonzept wählt, das auf den einzelnen Patienten zugeschnitten ist.
Zu den klassischen Therapieformen bei Krebserkrankungen gehört die Chemotherapie, die aber mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein kann.
Gegebenenfalls ist eine Transplantation von Stammzellen notwendig, die ebenfalls ein Hämatologe durchführt.
Ist eine bösartige Bluterkrankung nicht heilbar, stehen sogenannte palliative bzw. supportive (unterstützende) Konzepte im Vordergrund. Diese sollen die Beschwerden lindern und Komplikationen vermeiden.
Durch eine Stammzelltransplantation wachsen neue Blutstammzellen, das Immunsystem erneuert sich und ein neues blutbildendes System entsteht @ mp_images
Bei gutartigen Blutkrankheiten (Blutarmut) reicht oft eine Bluttransfusion mit dem Blut eines Spenders aus. Aber auch medikamentöse Therapien können Teil der Behandlungsstrategie sein.
Hämatologen verfügen häufig über einen Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie (Hämatologe und Onkologe). Die Facharztausbildung kann nach abgeschlossenem Medizinstudium erfolgen.
Die Facharztausbildung dauert sechs Jahre. Drei Jahre im Bereich Innere Medizin und drei Jahre im Bereich Hämatologie und Onkologie. In dieser Zeit muss der Arzt eine festgelegte Anzahl an diagnostischen Verfahren und Therapien durchführen.
Dadurch erlangt der Experte für Hämatologie fundierte Kenntnisse in allen Bereichen der Diagnose und Behandlung von hämatologischen Krankheiten.