Stammzellentherapie | Ärzte & Behandlungsinfos

Die Stammzellentherapie ist eine Behandlungsform, bei der Ärzte körpereigene Stammzellen oder die eines Spenders einsetzen. Stammzellen befinden sich überwiegend im Knochenmark, im Blut, Gehirn, in der Leber, im Fettgewebe und in den Muskeln. Die Stammzellentherapie kommt seit Jahrzehnten erfolgreich bei Blutkrebs (Leukämie) sowie bei Verbrennungen zum Einsatz. Klinische Studien erforschen aktuell die Behandlung bei Herz-Kreislauferkrankungen, Parkinson, Querschnittslähmung, Diabetes, Makuladegeneration, Multiple Sklerose und Leberschäden.

Hier finden Sie weitere Informationen sowie Spezialisten.


Empfohlene Spezialisten

Artikelübersicht

Stammzellentherapie - Weitere Informationen

Was ist eine Stammzelltherapie?

Die Stammzellentherapie ist eine Behandlungsform, bei der Ärzte körpereigene Stammzellen oder die eines Spenders einsetzen. In den meisten Fällen handelt es sich um blutbildende Stammzellen des Knochenmarkes (Knochenmarktransplantation). Stammzellen befinden sich überwiegend im Knochenmark, im Blut, Gehirn, in der Leber, im Fettgewebe und in den Muskeln.

Mediziner unterscheiden zwischen embryonalen und adulten Zellen. Embryonale Zellen befinden sich in einem Embryo, adulte hingegen sind lebenslang im menschlichen Organismus vorhanden. Stammzellen weisen außerordentliche Eigenschaften auf. Sie können sich regenerieren, teilen oder sich zu anderen Zellarten (zum Beispiel roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen) entwickeln.

In der Stammzellentherapie führen Ärzte zuvor isolierte und konservierte Stammzellen durch eine Infusion in den Blutkreislauf des Empfängers ein. 

Die Stammzellentherapie kommt seit Jahrzehnten erfolgreich bei Blutkrebs (Leukämie) sowie bei Verbrennungen zum Einsatz. Klinische Studien erforschen aktuell die Behandlung weiterer Erkrankungen.

Wann kommt die Stammzellentherapie zum Einsatz?

Am häufigsten erfolgt eine Stammzellentherapie bei Blut- und Krebserkrankungen, bei denen das Knochenmark aufgrund einer Chemotherapie geschädigt ist. 

Nach einer Hochdosis-Chemotherapie sind vor allem die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) zerstört, die für die Immunabwehr zuständig sind. Durch eine Infusion von Stammzellen in den Blutkreislauf können sich das blutbildende System und die Immunabwehr wieder aufbauen. 

Typische Krankheiten, die die hochdosierte Chemotherapie behandelt, sind:

  • Akute und chronische Leukämien
  • Lymphknotenkrebs-Erkrankungen und 
  • Multiple Myelome (bösartiges Leiden des Knochenmarkes)

Weiterhin kommt die Stammzellentherapie erfolgreich bei großflächigen schweren Verbrennungen zum Einsatz. Hierbei züchten Mediziner ein Hautgewebe aus eigenen Stammzellen, das Ärzte auf die verbrannten Hautstellen auftragen.  

Ein neues Verfahren ist die Reparatur von Hornhautschäden im Auge, die zum Beispiel durch chemische Verätzungen entstehen. Ärzte transplantieren dabei Stammzellen in das Auge, sodass sich die Hornhaut des Patienten erneuert. 

Gegenwärtig erforschen Mediziner die Wirkung der Stammzellentherapie bei:

Krebszelle mit Blutkörperchen

Krebszelle im Blut © psdesign1 / Fotolia

Welche Formen der Stammzellentherapie gibt es?

Es gibt zwei Hauptformen der Stammzellentherapie: die autologe und die allogene Transplantation.  

Bei der autologen Stammzelltransplantation entnehmen Ärzte körpereigene Stammzellen vom Patienten, bereiten sie auf und setzen sie wieder ein. 

Eine allogene Stammzelltransplantation überträgt Stammzellen zwischen zwei Individuen, das heißt zwischen Spender und Empfänger. 

Welche Methode zum Einsatz kommt, ist abhängig vom Krankheitsbild. Für eine allogene Transplantation kommt nicht jeder Spender infrage. Bestimmte Eigenschaften der Zelloberflächen müssen mit dem Empfänger übereinstimmen. 

Ein Nachteil hierbei ist, dass es häufiger zu Abstoßungsreaktionen kommen kann.

Wie läuft eine Stammzellentherapie genau ab?

Eine Stammzellentherapie erfolgt stationär im Krankenhaus. Der erste Schritt ist die Entnahme der Stammzellen aus dem Knochenmark, dem Blut oder der Nabelschnur. 

Die Stammzellgewinnung aus dem Knochenmark erfolgt mittels Punktion des Beckenknochens. Über eine Hohlnadel saugen Mediziner das Knochenmark heraus. Die Knochenmarktransplantation ist schmerzhaft und aufwändig und kommt heutzutage nur noch selten zum Einsatz. 

Ein häufiges Verfahren ist die Gewinnung von Stammzellen aus dem Blut. Hierbei regen Mediziner die Stammzellen zunächst durch Wachstumsfaktoren an, aus dem Knochenmark in den Blutkreislauf zu wandern. 

Über eine Infusionsnadel gelangt das Blut des Spenders in eine Maschine, die die Stammzellen aus 

Bitte akzeptiere zusätzliche externe Inhalte, um dieses Video anzusehen.

Die dritte Möglichkeit der Stammzellentnahme ist Nabelschnurblut. Ärzte entnehmen die Stammzellen im Nabelschnurblut direkt nach der Geburt eines Kindes. 

Nach der Gewinnung von Stammzellen erfolgt die Konservierung. Flüssiger Stickstoff friert die Stammzellen ein, die Lagerung erfolgt bei -196 Grad Celsius. Nach dem Einfrieren kann die Transplantation an den Empfänger erfolgen.

Die autologe Stammzellentherapie beinhaltet vor der Transplantation eine Chemotherapie, um die Krebszellen zu reduzieren (Konditionierungsphase). 

Die Behandlung mit Hochdosis-Chemotherapie oder Bestrahlung dauert zwischen zwei und zehn Tagen. Die Transplantation selbst dauert nur ein bis zwei Stunden. 

Gesunde Blutstammzellen gelangen in Form einer Infusion in die Vene des Empfängers. Nach ungefähr zwei Wochen bilden sich neue Blutzellen aus den Stammzellen.

Der Patient kann nach drei bis vier Wochen das Krankenhaus verlassen, wenn eine erfolgreiche Blutbildung erfolgt. Die allogene Stammzellentherapie läuft genauso wie die autologe Behandlung ab. 

Als zusätzliche Maßnahme erhält der Patient hier vor der Transplantation Wirkstoffe, die das Immunsystem unterdrücken. Ziel ist es, eine Abstoßungsreaktionen der fremden Stammzellen zu reduzieren bzw. zu verhindern.

Welche Risiken bestehen bei der Stammzellentherapie?

Eine Stammzellentherapie ist wie andere Eingriffe mit einigen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. 

Gegenwärtig erfolgt die Therapieform vor allem bei Krebserkrankungen in Kombination mit hochdosierter Chemotherapie. 

Eine Chemotherapie hat in der Regel gleich mehrere bekannte Nebenwirkungen, wie zum Beispiel:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Entzündungen der Schleimhäute
  • Haarausfall
  • Schädigungen von Organen (Herz, Lunge, Leber, Nieren)
  • Infektionen durch Schwächung des Immunsystems 

Die Stammzelltransplantation selbst birgt ebenfalls Risiken. Diese sind vor allem:

  • akute allergische Reaktionen
  • lebensbedrohliche Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen in der Phase zwischen Transplantation und neuer Blutbildung
  • Abstoßungsreaktionen der fremden Stammzellen
  • selten: komplettes Versagen der transplantierten Blutstammzellen

Abstoßungsreaktionen können mild bis lebensbedrohlich verlaufen. Eine spezielle Form der Abstoßung ist die Graft-versus-Host-Reaktion (Graft-versus-Host-Disease, GvHD).

In diesem Fall stoßen die transplantierten Zellen den Empfänger ab. Die GvHD kann mild bis schwer verlaufen und tritt vor allem nach Fremdspenden auf. 

Ärzte setzen für diesen Fall Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems ein, um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden.

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print