Makuladegeneration - Spezialisten und Informationen

05.12.2023
Univ.-Prof. Dr. Dr. Ludwig Heindl
Medizinischer Fachautor

Bei einer Makuladegeneration ist die Netzhaut im hinteren Bereich des Auges oder der Augen geschädigt. Beeinträchtigt ist das scharfe Sehen, im schlimmsten Fall kommt es zur Erblindung. Die Behandlung einer Makuladegeneration hängt von der Form der Erkrankung ab. Die Makuladegeneration selbst ist nicht heilbar. In den meisten Fällen handelt es sich um eine altersbedingte Entstehung, der sogenannten Altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Allerdings kann sie auch durch andere Faktoren hervorgerufen werden, wie etwa durch Entzündungen.

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ICD-Codes für diese Krankheit: H35.3

Empfohlene Spezalisten für Makuladegeneration

Artikelübersicht

Was ist die altersbedingte Makuladegeneration?

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine Erkrankung am Auge, die zu einer schweren Sehbehinderung führen kann. Die auf das farbliche Sehen spezialisierten Sinneszellen der Makula in der Augenmitte verlieren dabei ihre Funktion. Diese Stelle im Auge ist für das scharfe Sehen zuständig.

Bei der Makuladegeneration ist dieser Bereich stark beeinträchtigt. Der äußere Rand des Gesichtsfeldes bleibt in der Regel erhalten.

MakuladegenerationGesichtsfeld bei einer Makuladegeneration

Betroffen sind meist Personen über sechzig Jahre. Die altersbedingte Makuladegeneration ist die häufigste Ursache für schwere Sehbehinderungen im Alter. Sie kann auch zur Erblindung führen.

Grund dafür ist die abnehmende Funktion der Pigmentschicht.

Symptome und Ursachen der Makuladegeneration

Zentrale Symptome sind:

  • Eine starke Beeinträchtigungen des Sehens
  • Ein verschwommenes Blickzentrum oder
  • Ein verzerrter oder dunkler Fleck

Betroffene nehmen die ersten Anzeichen der Makuladegeneration häufig beim Lesen wahr. Die Erkrankung tritt in trockener und feuchter Form auf.

Ursachen der altersbedingten Makuladegeneration am Auge sind Ablagerungen unter der Netzhaut. Die weißlichen oder gelblichen Ansammlungen heißen Drusen. Sie sind frühe Erscheinungsform der altersbedingten Makuladegeneration.

Im Verlauf der Erkrankung dünnt die Schicht unter der Netzhaut (Pigmentschicht) aus. Die nächste Schicht (Gefäßschicht) ist ebenfalls betroffen. Später sterben die Sehzellen ab, was das Sehvermögen stark beeinträchtigt.

Die trockene altersbedingte Makuladegeneration

Bei der trockenen altersbedingten Makuladegeneration handelt es sich um die häufigste Variante: Etwa acht von zehn Fällen sind von dieser Form betroffen. Über einen langen Zeitraum verläuft die Sehstörung nicht stark ausgeprägt. Betroffene nehmen jedoch wahr, dass die Sehstärke eingeschränkt ist.

Die trockene Makuladegeneration kann vorübergehend oder für einen längeren Zeitraum zum Stillstand kommen. Wenn Betroffene jedoch einen dunklen Fleck wahrnehmen, dann ist das zentrale Sehfeld aufgrund der Makuladegeneration betroffen.

Die trockene altersbedingte Makuladegeneration lässt sich in drei Phasen einteilen:

  1. Frühstadium: Der Arzt ermittelt bei der altersbedingten Makuladegeneration zahlreiche kleine oder wenige Drusen mittlerer Größe. Manchmal bemerken die Betroffenen unscharfes Sehen.
  2. Mittleres Stadium: In dieser Phase stellt der Augenarzt am Augenhintergrund zahlreiche vergrößerte Drusen. Die Pigmentschicht wird durch die Makuladegeneration dünner. Das Sehen ist eingeschränkt.
  3. Fortgeschrittenes Stadium: Im fortgeschrittenen Stadium überwiegen zahlreiche und größere Drusen. Die Pigmentschicht und Netzhaut weisen Ausdünnungen auf, Narbengewebe nimmt zu. Die Sehfähigkeit der Betroffenen ist bereits stark eingeschränkt.

Die feuchte altersbedingte Makuladegeneration

Die feuchte Variante ist die seltene Form der altersbedingten Makuladegeneration. Sie geht aus der trockenen altersbedingten Makuladegeneration hervor. Die Sehstörung tritt bei zehn bis fünfzehn Prozent aller Fälle auf.

Sie hat einen schnellen Verlauf und der Verlust des zentralen Sehens tritt früher ein als bei der trockenen Variante. Besonders ist, dass Betroffene keine geraden Linien, sondern Verbogene sehen. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung stellt sich das zentrale Sehfeld als dunkler Fleck dar.

Durch die Erkrankung bilden sich Ödeme unter der Netzhaut. Da die Membran Brüche aufweist, wachsen Blutgefäße aus der Aderhaut (Choroidea) in die Netzhaut ein.

Diese Blutgefäße heißen auch choroidale Neovaskularisationen. Der Botenstoff VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) ist verantwortlich dafür, dass neue Gefäße in die Netzhaut wachsen. Diese erweisen sich jedoch nicht als stabil und verursachen infolge ihres Einreißens Blutungen, die die Makula schädigen.

Der Augenarzt erkennt neugebildete Gefäße und Blutungen in der Makula, die Symptome einer Makuladegeneration sind.

Diagnose der altersbedingten Makuladegeneration

Grundlage für die augenärztliche Diagnose ist die Anamnese, bei der Augenarzt und Patient die Krankheitsgeschichte erheben. Generell sollten Personen ab dem 60. Lebensjahr eine entsprechende vorsorgende Untersuchung durchführen. Der Augenarzt hat verschiedene Untersuchungsverfahren, um die Krankheit festzustellen.

Bei der Ermittlung der Sehschärfe verwendet der Augenarzt Sehproben-Tafeln. Der Patient liest dabei Zahlen und Ziffern in unterschiedlicher Größe ab.

Der Phoropters ist ein spezielles Gerät, durch das der Patient beim Ablesen schaut. So lassen sich die Sehschärfe in Ferne und Nähe sowie die notwendigen Korrekturgläser ermitteln.

Um Anzeichen für die altersbedingte Makuladegeneration festzustellen, betrachtet der Augenarzt die Beschaffenheit des Auges. Dabei nutzt er die Spaltlampe. So untersucht er die Strukturen des Auges: Von den Lidern über die Hornhaut bis hin zur Linse.

Zur Untersuchung der Netzhaut stehen mehrere Verfahren zur Verfügung:

  • Die Augenhintergrundspiegelung

Der Augenarzt überprüft die Netzhaut mit der Spiegelung des Augenhintergrundes. Mit dieser Untersuchung kann der Arzt Veränderungen am Auge inklusive der Makula feststellen.

Human eye cross-sectional view grayscaleGezeichnetes Schema des Auges mit Iris, Hornhaut (Cornea), Augenlinse (Lens), Netzhaut (Retina) und deren Blutgefäßen, Makula

  • Die Optische Kohärenz-Tomographie (OCT)

Die Optische Kohärenz-Tomographie (OCT) ist das wichtigste Verfahren in der AMD-Diagnostik. Dabei ermittelt der Augenarzt die Dicke der Netzhaut

Bei der trockenen Form der Erkrankung wird sie dünner, bei der feuchten Form dicker. Die Untersuchung verläuft schmerzfrei, die Patienten nehmen vor dem Gerät Platz und betrachten einen leuchtenden Punkt

Dafür verabreicht der Arzt dem Patienten Tropfen, die pupillenerweiternd wirken. Der Arzt sieht sich die Netzhaut an, um Veränderungen durch die altersbedingte Makuladegeneration am Auge festzustellen. Veränderungen sind beispielsweise Zysten oder Flüssigkeit in der Netzhaut.

  • Die Fluoreszenzangiografie

Eine weitere Methode zur Untersuchung des Augenhintergrundes ist die Fluoreszenzangiografie. Dem Patienten wird dabei ein Farbstoff in die Armvene appliziert. 

Schon nach 20 Sekunden färben sich die Blutgefäße im Bereich des Augenhintergrundes ein. Undichte oder krankhafte Gefäße wie bei der feuchten Makuladegeneration können so sichtbar werden. 

Der Augenarzt macht von Blutgefäßen und Netzhaut fotografische Aufnahmen. Der Patient erhält Augentropfen, die die Pupille erweitern. Seine Sehfähigkeit kann bis zu 12 Stunden eingeschränkt sein.

  • Früherkennung: Amsler-Gitter-Test

Um die altersbedingte Makuladegeneration zu erkennen, eignet sich  der Amsler-Gitter-Test, den Sie auch zu Hause durchführen können. Diese Grafik in Form eines Gitternetzes ist auch im Internet erhältlich.

Amsler-Gitter-TestAmsler-Gitter-Test

So führen Sie den Amsler-Gitter-Test durch:

  1. Die Augen werden einzeln geprüft. Deshalb halten Sie jeweils ein Auge zu. 
  2. Nun halten Sie das Gitter etwa dreißig bis vierzig Zentimetern weit weg
  3. Fokussieren Sie mit einem Auge  den dunklen Punkt in der Mitte. 
  4. Achten Sie nun auf den Verlauf der Linien. Diese sollten gerade sein.
  5. Sind die Linien verschwommen, verzerrt oder unterbrochen oder fehlen einzelne Linien, dann liegt der Verdacht einer Makuladegeneration vor. 

Je nachdem, ob es sich dabei um die trockene oder feuchte Variante handelt, unterscheiden sich die Ergebnisse des Tests.

Amsler-Gitter mit MakuladegenerationSo könnte das Amsler-Gitter mit Makuladegeneration aussehen

Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration

Bei der trockenen Makuladegeneration besteht die Therapie in der Anpassung des Lebensstils, da konkrete wirksame Behandlungsmethoden fehlen. 

Zu den wichtigen Maßnahmen gehören: 

  • Eine gesunde Ernährung mit hoher Vitaminzufuhr
  • Regelmäßige Bewegung
  • Nahrungsergänzungsmittel, um die Vitaminzufuhr zu unterstützen.

Für die Behandlung der feuchten Form der altersbedingten Makuladegeneration stehen Therapien zur Verfügung, die die Erkrankung verlangsamen oder aufhalten. Eine vollständige Heilung ist bisher nicht möglich.

  • Anti-VEGF-Therapie

Eine wirksame Methode zur Hemmung der Gefäßneubildung bei der feuchten Makuladegeneration ist die sogenannte Anti-VEGF-Therapie. Die sogenannten VEGF-Hemmer reduzieren das Wachstum der instabilen Gefäße an der Netzhaut und dichten krankhafte Blutgefäße ab. Da keine neuen Einblutungen und Flüssigkeitseinlagerungen mehr einsetzen, kann das Ödem „austrocknen“.

Mit dieser Therapie lässt sich das Fortschreiten der altersabhängigen Makuladegeneration verlangsamen, auch eine Verbesserung des Sehvermögens ist möglich.

Der Augenarzt spritzt das Medikament direkt in den Glaskörper. So kann das Präparat dort wirken, wo es soll. Zuvor betäubt der Arzt das Auge örtlich, so dass der Patient keine Schmerzen hat.

Zunächst erfolgen drei Verabreichungen im monatlichen Abstand. Danach entscheidet der Arzt, wie er die Behandlung fortführt.

  • Photodynamische Therapie

Bei der photodynamischen Therapie (PDT) erhält der Patient alle drei bis vier Monate eine Spritze mit dem Wirkstoff Verteporfin. Dieses Medikament verteilt sich anschließend im gesamten Blutkreislauf.

Der Augenarzt bestrahlt die neugebildeten Blutgefäße auf der Netzhaut mit einem feinen Laserstrahl. Dieser trifft auf die mit Verteporfin gefüllten Blutgefäße. 

Durch diesen Kontakt entsteht ein Giftstoff, der zur Zerstörung der krankhaften Blutgefäße führt. Bei der Behandlung muss der Wirkstoff so dosiert werden, dass er nicht zur Schädigung der Netzhaut führt. Ob sich die photodynamische Therapie für einen Patienten eignet, hängt von der Art der Gefäßneubildung ab.

  • Operative Entfernung der Neovaskularisationen

Dieser chirurgische Eingriff kommt für Patienten mit größeren Blutungen unter der Netzhaut in Frage. Der Operateur entfernt den Glaskörper des Auges, um das Blut an der Netzhaut nach einem Einschnitt abzusaugen. 

Im nächsten Schritt ersetzt er den zuvor entfernten Glaskörper und ersetzt ihn durch einen künstlichen aus Silikonöl. Bei dem Eingriff besteht das Risiko zusätzlicher Blutungen während und nach der Operation. Daher wägen Ärzte vorher sorgfältig ab, ob sie die Methode einsetzen.

Der altersbedingten Makuladegeneration vorbeugen

Um eine altersbedingte Makuladegeneration frühzeitig zu erkennen, sollten Sie regelmäßige Kontrollen bei Ihrem Augenarzt wahrnehmen. 

Da die Erkrankung anfangs ohne Beschwerden oder Schmerzen auftritt, bemerken Betroffene sie oft nicht.

Die Glaukom-Vorsorge sollten Sie ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig durchführen lassen.

Die Vorsorgeuntersuchung für die altersbedingte Makuladegeneration sollten Sie ab dem 60. Lebensjahr vornehmen.

Sie sollten außerdem auf Rauchen verzichten. Rauchen stellt einen wesentlichen Risikofaktor für Gefäßerkrankungen dar, die auch am Auge auftreten können.

Ein weiteres wesentliches Element ist die gesunde Ernährung. Obst und grünblättriges Gemüse sollten dabei wichtige Bestandteile sein. Die sogenannte Mittelmeerkost empfiehlt sich sehr. Pflanzenöle, viel Fisch und wenig Fleisch bilden dabei die Grundlage.

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