Als Leukämie bezeichnet man eine maligne Krebserkrankung des lymphatischen und blutbildenden Systems. Charakteristischerweise treten funktionsuntüchtige Vorläufer der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im Blut auf. Diese Leukämiezellen breiten sich nicht nur im Knochenmark, sondern auch in anderen Organen wie der Milz, der Leber und den Lymphknoten aus. Durch eine Störung der Blutbildung im Knochenmark sind im Gegensatz zu den weißen Blutkörperchen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) vermindert.
Die wichtigsten Leukämieformen sind:
Die einzelnen Leukämietypen treten typischerweise in unterschiedlichen Altersklassen auf. Die akute lymphatische Leukämie ist die häufigste Form bei Kindern, bei Erwachsenen tritt sie deutlich seltener auf. Die zweithäufigste Leukämieform bei Betroffenen im Kindesalter ist die akute myeloische Leukämie. Chronische Erkrankungen, wie die CML und die CLL, betreffen deutlich häufiger Erwachsene als Kinder.
Die genauen Ursachen der bösartigen Erkrankung des blutbildenden und lymphatischen Systems sind bisher weitgehend unbekannt. Genetische Faktoren scheinen jedoch eine Rolle zu spielen. So haben Patienten, die unter Trisomie 21 (Down-Syndrom) leiden, ein bis zu zwanzigfach erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Auch Umweltfaktoren könnten die Entstehung der Leukämie bei Kindern beeinflussen. Häufiger Kontakt, sowohl mit ionisierender als auch mit nichtionisierender Strahlung, steht als Risikofaktor in der Diskussion. Häufig wird die flüssige organische Verbindung Benzol als ein möglicher Auslöser genannt. Virusinfektionen als krankheitsbegünstigender Faktor sind hingegen umstritten.

Die Anzeichen der Leukämie können, je nach Form, sehr unterschiedlich sein. Der akuten myeloischen Leukämie liegt eine Entartung des blutbildenden Systems zugrunde. Betroffen ist der Teil des Systems, der die weißen und roten Blutkörperchen produziert. Es kommt zu einer starken Vermehrung unreifer Zellvorstufen und in vielen Fällen zu einem Überschuss an weißen Blutkörperchen (Leukozytose). Die normale Blutbildung wird dadurch vollständig verdrängt, sodass ein Mangel an roten Blutkörperchen, Blutplättchen (Thrombozyten) und funktionsfähigen Granulozyten (bestimmte Art Leukozyten, die als sogenannte Fresszellen Krankheitserreger in sich aufnehmen und zerstören können) entsteht.
Die betroffenen Kinder leiden aufgrund des Erythrozytenmangels unter typischen Anämiesymptomen:
- Blässe
- Schwäche
- Atemnot bei Belastung
Aufgrund des Thrombozytenmangels besteht eine erhöhte Blutungsneigung, die sich durch Hämatome, Zahnfleisch- oder Nasenblutungen sowie durch sogenannte Petechien, punktförmige Einblutungen in der Haut, äußert. Ebenso fehlt es den Patienten an funktionstüchtigen weißen Blutkörperchen. Dadurch ist die Infektabwehr stark eingeschränkt. Die Folge sind teils schwerwiegende Infektionen wie Lungen- oder Mandelentzündungen. Auch Entzündungen der Mundschleimhaut und Pilzinfektionen des Mundes werden häufiger beobachtet. Die Milz und die Lymphknoten sind eher mäßig geschwollen.
Die akute lymphatische Leukämie entwickelt sich aus bösartig entarteten Vorläuferzellen der Lymphozyten. Die Knochenmarksfunktion der Betroffenen nimmt sehr schnell ab (Knochenmarksinsuffizienz). Dadurch kommt es zu einem Mangel an roten Blutzellen und Thrombozyten. Ebenso wie bei der AML leiden die Kinder unter Blutarmut mit Konzentrationsschwäche, Abgeschlagenheit und Blässe. Die Blutungsneigung ist auch hier erhöht, sodass es zu Spontanblutungen kommen kann. Der relative Mangel an funktionstüchtigen Leukozyten hat eine erhebliche Schwächung des Abwehrsystems zur Folge, die zu kritisch verlaufenden und somit lebensbedrohenden Infektionen führen kann.
Im Gegensatz zur AML sind bei der ALL sowohl Leber und Milz als auch die Lymphknoten häufig geschwollen. Mehr als die Hälfte der Patienten leidet unter Fieber. Bei Kindern sind Knochenschmerzen häufig eines der ersten Symptome der Erkrankung. Nicht selten werden diese jedoch als Wachstumsschmerzen fehldiagnostiziert. Die chronischen Leukämien, die bei Kindern nur in Ausnahmefällen vorkommen, verlaufen deutlich langsamer.
Die Therapie richtet sich vor allem nach der Leukämieform. Kinder mit ALL werden in der Regel direkt nach Diagnosestellung mit Chemotherapeutika behandelt. Dabei kommen Medikamente zum Einsatz, die das Zellwachstum hemmen (Zytostatika). In der Regel werden in der Therapie verschiedene Zytostatika miteinander kombiniert, um eine größtmögliche Wirkung zu erzielen.
Patienten, bei denen die Leukämiezellen in das Zentralnervensystem vorgedrungen sind, werden zusätzlich mit einer ZNS-Bestrahlung behandelt, damit es später nicht zu einem Rezidiv der Leukämie kommt. Die üblichen Chemotherapeutika erreichen diese Zellen aufgrund der Filterfunktion der sogenannten Blut-Hirn-Schranke nicht.
In manchen Fällen kann zudem eine Knochenmarks- oder Stammzelltransplantation erforderlich sein. Dabei können die Stammzellen je nach Verlauf der Erkrankung vom Patienten selbst (autologe Stammzelltransplantation) oder von einem Stammzellspender (allogene Stammzelltransplantation) stammen.
Auch bei der akuten myeloischen Leukämie erhalten die Patienten eine intensive Chemotherapie. Ziel ist nicht nur die Beseitigung der Krankheitssymptome, sondern auch eine Normalisierung des Blutbildes sowie eine Bereinigung des Knochenmarks von pathologischen Zellen. Durch diese Therapie sinkt die Anzahl der weißen Blutkörperchen so stark, dass eine deutlich erhöhte Infektionsgefahr besteht. Deshalb besteht im Umgang mit den Patienten eine Mundschutzpflicht.