Augenkrebs | Symptome erkennen & Spezialisten finden

24.01.2021
Prof. Dr. med. Burkhard Dick
Medizinischer Fachautor

Auch am Auge kann es zur Bildung von Geschwülsten kommen – gutartigen wie bösartigen. Das Auge ist ein hochkomplexes, aus sehr unterschiedlichen Gewebeschichten bestehendes, Organ. Deshalb gibt es eine große Vielfalt von Augentumoren.

Während gutartige Veränderungen kaum ein Problem sind, müssen bösartige Augentumoren rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Sonst ist nicht nur die Funktion des Sehorgans, sondern auch das Leben des Betroffenen in Gefahr.

Hier finden Sie alle Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für die Behandlung von Augenkrebs.

ICD-Codes für diese Krankheit: C69

Spezialisten für Augenkrebs

Kurzübersicht:

  • Was ist Augenkrebs? Ein gutartiger oder bösartiger Tumor, der sich in den Gewebeschichten im oder um das Auge bildet.
  • Basaliom des Augenlides (Lidtumor): Gutartiger Tumor, der sich mittels OP gut behandeln lässt. Die Prognose ist daher insgesamt gut.
  • Karzinom der Bindehaut: Häufig durch Sonneneinstrahlung verursacht, bleibt häufig lange symptomlos. Behandelt wird mittels chirurgischer Entfernung, ggf. auch Bestrahlung und Behandlung mit einem Zytostatikum.
  • Retinoblastom: Häufigster Augentumor bei Kindern. Das Auge kann häufig erhalten werden, die Sehkraft ist danach aber oft massiv eingeschränkt. Die Prognose hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, 97 % aller Kinder mit diesem Tumor leben nach fünf Jahren noch.
  • Melanome der Aderhaut, Iris und Bindehaut: “Schwarzer Hautkrebs”, der Gewebeschichten des Auges befällt. Es ist ein sehr gefährlicher Tumor, der auch metastasiert. Je früher der Tumor mittels Strahlentherapie oder OP behandelt wird, desto besser die Prognose.

Artikelübersicht

Wo können Augentumore entstehen?

Die wichtigsten anatomischen Abschnitte des Auges, an denen bösartige Augentumoren entstehen können, sind:

  • die Lider,
  • die Augenoberfläche wie z.B. die Bindehaut,
  • die Netzhaut und
  • die Aderhaut.

Im Folgenden stellen wir die gefährlichsten Krebserkrankungen des Auges (Augentumore) vor:

  • Das Basaliom des Augenlides (Lidtumor)
  • Das Karzinom der Bindehaut
  • Das Retinoblastom
  • Melanome der Aderhaut, der Iris, der Bindehaut

Das Basaliom des Augenlides (Lidtumor)

Die meisten Geschwülste am Augenlid sind gutartig. Das hat jüngst eine Analyse von mehr als 5.000 Lidtumoren durch die Universitätsaugenklinik in Lausanne belegt. Doch die Erkennung eines malignen Wachstums ist umso wichtiger. Bösartige sind nämlich dann gut behandelbar, wenn sie noch nicht zu groß sind.

In einem Punkt ist das Basaliom völlig untypisch für einen bösartigen Tumor: es metastasiert sehr selten. Nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt kann es sich jedoch durch seine nähere Umgebung fressen - sogar durch Knochen. Das kann einen umfassenden plastischen Eingriff erfordern.

Häufigkeit von Lidtumoren

Das Basaliom ist mit ca. 90 Prozent der bei weitem häufigste bösartige Lidtumor. Es kommt immer öfter vor: zahlreiche epidemiologische Studien weisen auf eine rapide Zunahme der Erkrankungszahlen in einigen Ländern hin. Als ein wichtiger Risikofaktor gilt die Exposition gegenüber Sonnenlicht.

Sonnenschein

Sonnenlicht gilt als großer Risikofaktor für die Entstehung von Basaliomen.

Dieser Augentumor sieht wie ein erhabener Knoten aus. Oft weist er eine kraterförmige, manchmal blutende und verkrustete Einsenkung in seiner Mitte auf. Das Basaliom tritt in mehr als 40 Prozent der Fälle am Unterlid auf. In 12 Prozent tritt es am Oberlid und ansonsten im inneren wie im äußeren Lidwinkel auf.

Das Basaliom – übrigens der häufigste maligne Hauttumor überhaupt – betrifft überwiegend ältere Menschen jenseits des 60. Lebensjahres. Besonders gefährdet sind Individuen mit hellem Hauttyp.

Behandlung von Lidtumoren

Die am häufigsten angewandte Therapieform bei dieser Art von Augentumor ist die chirurgische Exzision. Bei der mikroskopisch kontrollierten Chirurgie (Mohs Chirurgie) untersucht der Facharzt Gewebeproben feingeweblich. Bei sehr seltenen komplexen Ausgangsbefunden erfolgt dies, während der Patient noch auf dem OP-Tisch liegt. Falls die Grenzen der Schnitte nicht frei von Tumorzellen sind, wird der Eingriff erweitert bis die Schnittränder tumorfrei sind.

In einem Kollektiv von 385 Basaliompatienten blieben nach über 12 Jahren Follow-Up 92 Prozent von einer Wiedererkrankung verschont. In seltenen Fällen wird ein Basaliom auch mit Kryotherapie, also einer lokalen Kälteapplikation, behandelt. Diese Behandlung kann zum Beispiel bei älteren Patienten, bei denen ein umfassender Eingriff zu gefährlich erscheint, stattfinden. Die Prognose ist bei diesem Augentumor insgesamt gut.

Das Karzinom der Bindehaut

Sonneneinstrahlung ist auch ein wichtiger Risikofaktor beim Bindehautkarzinom. Dieses kann undramatisch als weißliche Erhebung auf der Bindehaut, beginnen, zu der ggf. recht auffallende Blutgefäße ziehen. Das Gefährliche am Bindehautkarzinom ist, dass es kein typisches Bild abgibt und in den Anfangsstadien wenig dramatisch aussieht. Auch verursacht es kaum subjektive Beschwerden. Die Therapie dieser Art von Augentumor besteht in der chirurgischen Entfernung. Je nach Ausdehnung muss gegebenenfalls nachbestrahlt oder lokal mit dem Zytostatikum Mitomycin C behandelt werden.

Das Retinoblastom

Das Retinoblastom, das aus krankhaft veränderten, unreifen Netzhautzellen entsteht, ist der häufigste Augentumor bei Kindern.

Retinoblastom

Es tritt ungefähr einmal auf 10.000 bis 20.000 Geburten auf und manifestiert sich praktisch immer vor dem 3. Lebensjahr. Bei gut einem Drittel der Kinder tritt dieser Augentumor bilateral auf: beide Augen sind von dem Tumor befallen. Die Ursache ist eine genetische Veranlagung oder eine Mutation während der embryonalen Entwicklung der Netzhaut. Liegen in einer Familie Fälle von Retinoblastom vor, sollten sich Paare mit Kinderwunsch genetisch beraten lassen. Nach der Geburt sollte ein Augenarzt das Baby frühzeitig untersuchen.

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Von http://visualsonline.cancer.gov/details.cfm?imageid=2418, Gemeinfrei, Link

Symptome beim Retinoblastom

Da das Kind zu klein ist, um Beschwerden zu äußern, fällt es häufig nur den Eltern auf: der Pupillenreflex, wenn das Auge beleuchtet ist (zum Beispiel bei einem Foto mit Blitzlicht), ist nicht rot, sondern weiß. Das Retinoblastom ist von heller Farbe. Es wächst meist in das Augeninnere, in den Glaskörper hinein, nachdem der Tumor die Netzhaut abgelöst hat.

Auch ein Wachstum aus dem Auge hinaus, in den Sehnerv und damit in Richtung Gehirn, ist möglich. Ein weiterer Hinweis auf ein Retinoblastom kann ein Schielen sein. In diesem Fall ist es eine Abweichung des betroffenen und praktisch sehuntüchtigen Auges.

Retinoblastom Symptome

Behandlung des Retinoblastoms

Bis vor noch gar nicht langer Zeit war die Enukleation, die Entfernung des Augapfels, die Standardtherapie des Retinoblastoms. Fortschritte in der Chemo- wie der Strahlentherapie ermöglichen in den meisten Fällen das Überleben und die Erhaltung des Auges. Auch wenn dieses meist massiv sehschwach oder blind ist.

Wenn der Augentumor nicht allzu groß ist, kann ein Strahlenträger von außen über dem Tumor auf die Lederhaut aufgenäht werden. Dieser “Plaque” verbleibt dort für einige Monate, zerstört die Tumorzellen und bringt das Retinoblastom zum Schrumpfen. In spezialisierten Zentren kann auch eine Bestrahlung mit Protonen (vor außen) erfolgen.

Chemotherapeutika können über die ins Auge führende Arterie (“Chemochirurgie”) in den Augentumor gebracht werden. Nach erfolgreicher Therapie müssen die Kinder über die nächsten Jahre regelmäßig nachuntersucht werden. So kann ein mögliches Rezidiv rechtzeitig entdeckt werden.

Insgesamt ist die Prognose bei dieser Art von Augentumor heute viel besser als noch vor wenigen Jahren: eine Ende 2012 veröffentlichte Studie aus Singapur belegte eine 5-Jahres-Überlebensrate bei einseitigem Retinoblastom von 97 Prozent.

Melanome der Aderhaut, der Iris, der Bindehaut

Melanome gehen von pigmenthaltigen Zellen, den Melanozyten, aus. Es gibt sie in verschiedenen Schichten des Auges. Das Melanom der Aderhaut, der unter der Netzhaut gelegenen Blutgefäßschicht, ist der häufigste bösartige Tumor des Augeninneren. Er kommt etwa einmal auf 2.500 Menschen vor.

Symptome, Diagnose und Behandlung des Aderhautmelanoms

Leider macht es kaum subjektive Beschwerden. So bemerkt der Betroffene erst etwas, wenn der Augentumor schon recht groß ist und das Sehen beeinträchtigt. Der Augenarzt sieht bei der Ophthalmoskopie, der Untersuchung des Augenhintergrundes bei erweiterter Pupille, eine tiefdunkle Vorwölbung. Diese löst die Netzhaut ab und wächst in den Glaskörper vor.

Das Aderhautmelanom ist eine tödliche Bedrohung: zwischen 30 und 50 Prozent der Betroffenen sterben an Leber- oder Lungenmetastasen. Von harmlosen Befunden des Augenhintergrundes mit Pigmentierung ist es durch eine Ultraschalluntersuchung und eine Fluoreszenzangiographie abzugrenzen.

Ähnlich wie beim Retinoblastom kann mit der Strahlentherapie die Augapfelentfernung oft verhindert werden. Auch eine operative Entfernung (Resektion) ist bei dieser Art von Augentumor oft möglich.

Symptome, Diagnose und Behandlung des Melanoms der Iris

Tritt das Melanom in der Iris auf, wird es meist gut und rechtzeitig erkannt. Auch bei dieser Lokalisation merkt der Betroffene subjektiv wenig. Ein Blick in den Spiegel kann zur Entdeckung des Befundes führen. Der Augenchirurg kann diesen Augentumor meist gut resezieren.

Symptome, Diagnose und Behandlung des Bindehautmelanoms

Die Bindehaut ist jene Schicht des Auges, auf der Melanome eigentlich gut zu erkennen und problemlos zu identifizieren sind: als dunkle Knoten vor dem Hintergrund der weißen Sklera. Allerdings ist die Abgrenzung gegenüber anderen Formen von Pigmenteinlagerungen in dieser durchsichtigen Schicht nicht ganz einfach.

Bei der Melanose der Bindehaut färben melaninenthaltende Zellen weite Teile der Bindehaut dunkelbraun. Bei Kaukasiern gilt das als eine potentielle Vorform eines Melanoms. Bei Afrikanern hingegen ist die Melanose harmlos.

Auch im Fall des Bindehautmelanoms ist die frühzeitige Entfernung die Therapie der Wahl. Die Bindehautmelanome metastasieren leider frühzeitig und zwar meist zunächst in die Lymphknoten im Kopf- und Halsbereich.

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