Harntrakttumoren kommen im oberen Harntrakt (Nieren und Harnleiter) und unteren Harntrakt (Harnblase und Harnröhre) vor. Allen gemeinsam ist, dass es bisher noch keine etablierten Früherkennungstests gibt. Beim Einsetzen von Symptomen sind die Erkrankungen oft bereits weiter fortgeschritten.
Bei familiärer Vorbelastung für Harntrakttumoren können Ärzte in regelmäßigen Abständen den Patienten zur Kontrolle und Früherkennung endoskopieren. Zur Behandlung von Harntrakttumoren stehen heute diverse Verfahren zur Verfügung – von der Operation bis zur modernen Immunonkologie.
Spezialisten für Harntrakttumoren
Artikelübersicht
Nieren, Harnleiter sowie Harnblase und Harnröhre sind von Epithelien (Urothel) ausgekleidet. Die Epithelzellen können sich unter dem Einfluss von Risikofaktoren verändern und sich zu Krebszellen entwickeln.
In den Nieren und den angrenzenden Harnleitern liegen solche Urothelkarzinome etwa 8 % aller bösartigen Nierenveränderungen zugrunde
Patienten mit Harntrakttumoren im oberen Harntrakt weisen häufig nach einiger Zeit auch Absiedelungen im unteren Harntrakt auf.
Ebenso ist der umgekehrte Fall möglich. Männer erkranken zudem häufiger als Frauen an einem Harntrakttumor. Der Altersgipfel liegt bei circa 65 Jahren.
Die Harnleiter transportieren den Urin von den Nieren zur Harnblase @ bilderzwerg /AdobeStock
Welche Harntrakttumoren gibt es?
Zu den Krebserkrankungen der oberen Harnwege gehören unter anderem:
- Nierenzellkarzinom
- Nierenbeckenkrebs
- Harnleitertumor
Im unteren Harntrakt ist am häufigsten die Harnblase betroffen. Der Harntrakttumor heißt dort dann Harnblasenkarzinom.
Ursachen für Harntrakttumoren
Bestimmte Risikofaktoren fördern die Tumorentstehung bei urothelialen Krebsleiden.
Dazu gehören:
- Tabakrauchen
- chronische Entzündungen im Bereich der Harnblase oder des oberen Harntraktes
- aromatische Amine als Kanzerogene sowie
- bestimmte Medikamente, u. a. Cyclophosphamid
Welche Symptome treten bei Harntrakttumoren auf?
Der Harntrakt dient in erster Linie dazu, den Harn (Urin) zu sammeln und aus dem Körper hinaus zu befördern. Deshalb sind die im Zusammenhang mit Tumorbildungen auftretenden Symptome in der Regel mit Schmerzen und Stauungszeichen verbunden.
Je nach Lage des Harntrakttumors kann es zu Abflussstörungen kommen bis hin zum Unvermögen, Urin geben zu können. Staut sich der Harn schließlich aus den Harnleitern bis in die Nieren zurück, droht eine Stauungsniere.
Diese kann in einer Urosepsis enden. Dabei treten harnpflichtige Substanzen und bakterielle Erreger aus den Stauungsgebieten in den Nieren ins Blut über. Sie lösen die klassische Blutvergiftung (Sepsis) aus, die mit hohem Fieber auftritt.
Ebenso treten bei Abflussstörungen und Verengungen im harnableitenden System häufig Schmerzen auf. Dazu gehören etwa Flanken- oder Klopfschmerzen im Nierenlager im oberen Rückenbereich.
Häufig kommt es je nach Erkrankungsstadium auch zur Abschilferung von Zellen und Blut aus dem Tumorbereich.
In einer Urinanalyse finden Ärzte deshalb:
- Zellen aus dem Harntrakt
- Immunzellen
- Hohe Eiweißwerte sowie
- Blut
Die Symptome sind in der Regel mit Schmerzen und Stauungszeichen verbunden @ BigBlueStudio /AdobeStock
Die Diagnose von Harntrakttumoren
Nach erfolgter Krankheitsanamnese und der körperlichen Untersuchung stehen verschiedene analytische und bildgebende Verfahren zur Auswahl:
In der Urinzytologie können Experten abgeschilferte Urothel- und Urothelkarzinom-Zellen direkt aus dem Urin mikroskopisch untersuchen.
Im Ultraschall (Sonographie) wird ein möglicher Harnstau in den Nieren oder in den Harnleitern sichtbar.
Mittels der retrograden Pyelographie können Urologen das Nierenbecken sowie die Nierenkelche durch ein Kontrastmittel darstellen.
Über die Ureterorenoskopie wird der Bereich der Harnleiter (Ureter) sowie der Nieren direkt endoskopisch einsehbar.
Auch die Gewebeentnahme (Biopsie) ist möglich.
Ein ähnliches endoskopisches Verfahren ist die Zystoskopie, bei der Ärzte die Blasenwand im Innenlumen der Harnblase begutachten.
Das Urogramm ist eine zusätzliche Bildgebung, um Harnstau und Funktionsausfälle in den von einem Harntrakttumor betroffenen Nieren zu erkennen.
Die Computertomographie des Bauchraumes ist das Mittel der Wahl zur Stadieneinteilung und Abklärung möglicher Metastasen.
Sind Harntrakttumoren behandelbar?
Die Behandlung von Harntrakttumoren richtet sich nach der Art, der Lage sowie dem Stadium der Erkrankung. Wie bei vielen Tumorerkrankungen gilt auch hier: Je früher Ärzte das Krebsleiden erkennen, desto günstiger sind Krankheitsverlauf und Prognose.
Goldstandard in der Behandlung der Harntrakttumoren ist die organerhaltende Operation. Das heißt die Entfernung des Tumors, ohne das betreffende Organ entnehmen zu müssen. Allerdings ist bei großen Harntrakttumoren fast immer eine radikale Operation vonnöten.
Aufgrund fehlender Früherkennungsmarker entdecken Ärzte viele Harntrakttumoren erst in einem fortgeschritten Stadium. Da eine Metastasierung in den Bauch- und Brustraum geschehen kann, erfolgen nach der OP häufig noch weitere Behandlungen.
Dafür stehen Medikamente als Chemotherapeutika zur Verfügung. Ebenso gibt es die Bestrahlung oder auch zugelassene Antikörpertherapien (Checkpoint-Inhibitoren) aus dem Bereich der Immunonkologie.
Welche Ärzte behandeln Harntrakttumoren?
Experten für Harntrakttumoren finden Sie in folgenden Bereichen:
- Urologie
- Uroonkologie
- Onkologie oder
- Nephrologie (Nierenheilkunde)
Hier finden Sie Fachärzte, die sich auf die Behandlung von Harntrakttumoren des oberen und des unteren Harntraktes spezialisiert haben.
Quellen
Quellen:
- amboss.com/de/wissen/Urothelkarzinom
- krebsinformationsdienst.de/tumorarten/harnblasenkrebs/index.php
- medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2017.03041
- S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms, Langversion 1.1 – November 2016; AWMF-Registernummer: 032/038OL
- S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms, Langversion 2.0 - August 2020; AWMF-Registernummer: 043/017OL
- urologielehrbuch.de/harnleiterkarzinom_02.html
- urologie.uk-koeln.de/erkrankungen-therapien/urothelkarzinom-oberer-harntrakt/