Die Schädelbasis ist der untere Bereich des Hirnschädels. Sie stellt somit die Grenze zum Gehirn und den hirnwasserführenden Räumen dar. Durch die Schädelbasis treten die 12 Hirnnerven und Blutgefäße in den Gesichtsschädel oder in den Hals über.
Die gesamte Schädelbasis lässt sich in drei große Bereiche unterteilen:
- vordere Schädelbasis (Frontobasis): Liegt oberhalb der Nase und der Nasennebenhöhlen sowie der Orbita (Augenhöhle) und bedeckt die vordere Schädelgrube nach unten
- seitliche Schädelbasis (Laterobasis): Befindet sich oberhalb des Ohres und begrenzt die mittlere Schädelbasis
- Anteilen, die die hintere Schädelgrube begrenzen.
Aufgrund ihrer Nähe zum Gesicht und dem Hals bildet die Schädelbasis auch eine Grenze im medizinischen Behandlungsspektrum. Hier treffen
aufeinander. Deswegen ist für eine optimale Versorgung der betroffenen Patienten oft eine interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich.
Darstellung der Schädelbasis © Dessano | AdobeStock
An der Schädelbasis können sich angeborene Defekte manifestieren. Andere Schädelbasiserkrankungen treten nach Unfällen mit Bruchbildung durch die Schädelbasis auf. Sie können zum Ausfluss von Hirnwasser (Liquorfistel) führen.
Darüber hinaus können an der Schädelbasis gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Tumoren und Entzündungen entstehen. Häufige Erkrankungen der Schädelbasis sind u.a.
- Meningeome,
- Neurinome,
- Karzinome,
- Hypophysenadenome,
- Ästhesioneuroblastome,
- Chordome,
- Chondrosarkome und/oder
- Cholesteatome.
Bei der überwiegenden Mehrheit der Tumore handelt es sich um gutartige Raumforderungen, z.B. Meningeome oder Neurinome. Dennoch können sie die knöchernen Strukturen zerstören und die Hirnnerven und Gefäße umwachsen. Schädelbasistumoren fallen oftmals erst bei einer erheblichen Größe auf.
Die Beschwerden der Patienten richtet sich nach dem jeweiligen Wachstumsverhalten und der Lokalisation des Tumors. Sie hängen damit auch mit der Nähe zu den durch die Schädelbasis ziehenden Hirnnerven und zum Hirnstamm ab.
Typische Symptome sind (mit Angabe der beteiligten Nerven):
- Riech- und Geschmacksstörungen (Riechnerv, N. Olfactorius),
- Sehstörungen (Sehnerv, N. Opticus),
- Doppelbilder (N. occulomotorius, N. trochlearis und N. abducens),
- Gesichtsschmerz oder Missempfindungen im Gesicht (N.trigeminus),
- Lähmung der Gesichtsmuskulatur (Gesichtsnerv, N. fazialis),
- Hörminderung,
- Taubheit,
- Ohrgeräusche (Tinnitus) (N. acusticus, N. vestibularis),
- Schwindel,
- Gangunsicherheit,
- Schluckstörungen und
- Heiserkeit.
Weitere Symptome wie
- Gangunsicherheit,
- Lähmungen und
- Gefühlsstörungen
im Bereich des Körpers können durch Druck auf den Hirnstamm ausgelöst werden.
Aber auch Einengungen oder Verlegung der Hirnwasserwege (Ventrikel), die zu einer Hirnwasserzirkulationsstörung (Hydrocephalus) führen, können zu
- Gangstörungen,
- Gedächtnisstörungen,
- Blasenfunktionsstörungen (Inkontinenz) und
- Hirndruckzeichen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen und Bewusstseinsstörungen
führen.
Große Tumoren, die auf
- den Vorderlappen (Frontallappen) oder
- den Schläfenlappen (Temporallappen) des Gehirns
drücken, können auch Persönlichkeitsveränderungen und Krampfanfälle auslösen.
Ebenso werden hormonelle Störungen bei Druck auf die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) beobachtet.
Vor einer OP zur Behandlung eines Schädelbasistumors müssen zunächst eine Untersuchungen durchgeführt werden. Man spricht dabei von präoperativer Diagnostik.
Die Mediziner benötigen gesicherte Erkenntnisse über
- Größe der Raumforderung,
- die genaue Lokalisation des Prozesses und
- die Ausdehnung im Rahmen der Schädelbasis .
Zur präoperativen Diagnostik dienen verschiedene radiologische Verfahren. Mittels der Computertomographie (CT) lässt sich die knöcherne Beteiligung und Destruktion einschätzen. In der Kernspintomographie (MRT) lassen sich die Weichteilstrukturen sowie eine mögliche intrakranielle Beteiligung und Infiltrationen besser beurteilen.
Mittels MRT lassen sich die Strukturen des Schädels sehr genau darstellen © Gorodenkoff | AdobeStock
Zusätzlich werden bei manchen Tumoren Gefäßdarstellungen mittels
zur Operationsvorbereitung benötigt.
Um den intraoperativen Blutverlust gering zu halten, kann bei einer starken Tumordurchblutung im Vorfeld
- eine selektive Embolisation (Verschluss) von tumorversorgenden Blutgefäßen oder
- in seltenen Fällen auch eine permanente Gefäßokklusion
erfolgen.
Des Weiteren sind im Rahmen der präoperativen Untersuchungen Testungen der Hirnnervenfunktion wie Hör-, Seh- und Gleichgewichtstest sinnvoll. Diese können durch elektrophysiologische Untersuchungen (z.B. Hirnstammpotenziale, AEP) ergänzt werden.
Die Chirurgie an der Schädelbasis umfasst in erster Linie die operative Entfernung von Tumoren der vorderen, mittleren und hinteren Schädelbasis. Das operative Gebiet erstreckt sich dabei von der Augenhöhle vorne und reicht über die Nasennebenhöhlen bis hin zum Foramen magnum.
Ohne Behandlung kann es zu dauerhaften Funktionsverlusten bis hin zu einer Schädigung der lebenswichtigen Zentren im Hirnstamm kommen. Bei langsam wachsenden Tumoren besteht oft kein unmittelbarer Zeitdruck. Somit ist eine gezielte und ausführliche Operationsplanung möglich.
Bei der Behandlungsplanung von Tumoren der Schädelbasis ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von
- Neurochirurgie,
- HNO,
- MKG und
- gelegentlich Augenheilkunde
sinnvoll.
Nicht immer ist es möglich, Schädelbasistumore vollständig zu entfernen. Deswegen hat auch die Strahlentherapie einen wesentlichen Anteil an der interdisziplinären Therapieentscheidung und weiterführenden Therapie.
Eine Operation ist dann sinnvoll, wenn andere Behandlungen wie eine medikamentöse Therapie oder eine Strahlentherapie
- weniger wirksam sind,
- zu starke Nebenwirkungen hervorrufen oder
- nicht möglich sind.
Eine weitere Indikation ist die Diagnosesicherung bei unklarer Entität und Genese einer Raumforderung.
Das Ziel jeder Schädelbasistumor-OP ist,
- die Ursache von bestehenden Beschwerden zu beseitigen und
- das Auftreten neuer Beschwerden zu verhindern oder zu verzögern.
Die Wahl des operativen Zugangs und der Operationsmethode richtet sich nach der Beschaffenheit und der Lage der Raumforderung. Ziel der Planung ist, den entsprechenden operativen Zugangsweg so minimal wie möglich zu gestalten.
Die Eingriffe erfolgen mikroskopisch und/oder endoskopisch. Bei entsprechender Indikation wird die Operation computerassistiert, das heißt mit Hilfe eines Navigationssystems durchgeführt. Zusätzlich kann während der Operation ein Monitoring von Hirnnervenfunktionen erfolgen.
Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die modernen Methoden können auch große Eingriffe an der Schädelbasis ohne bleibende Schäden oder mit nur geringen Beeinträchtigungen für den Patienten durchgeführt werden.
Bereits anhand der anatomischen Nähe zu Hirnnerven, Gefäßen und/oder Hirnstamm erklären sich einige Operationsrisiken. Bedrängt oder ummauert ein Tumor einen Hirnnerven, kann er diesen primär schädigen.
Durch eine Operation kann es ggf. zu einer Verschlechterung oder zum kompletten Ausfall der Funktion des betroffenen Nervs oder benachbarter Hirnnerven kommen. Somit gehören Hirnnervenausfälle wie
- Sehstörungen bis hin zur Blindheit,
- Riech- und Geschmacksstörungen,
- Gesichts- und Augenmuskellähmungen mit Doppelbildern und
- andere bereits unter den Symptomen aufgeführte Beschwerden
zu den häufigen Komplikationsmöglichkeiten einer Schädelbasisoperation.
Da Tumore der Schädelbasis oft sehr stark durchblutet sind, kann es zu Blutungen und Nachblutungen kommen. Des Weiteren können auch Gefäße von Tumoren umwachsen sein und somit bei der Präparation neben Blutungen auch Gefäßverschlüsse mit Infarkten entstehen.
Zusätzlich kann es bei Prozessen, die die harte Hirnhaut überschreiten, schwierig sein, diese zu rekonstruieren. Folge kann ein Austritt von Hirnwasser, eine sog. Liquorfistel sein, die einer weiteren operativen Versorgung bedarf. Hinzu kommen ebenfalls noch allgemeine Risiken wie Infektionen, Wundheilungsstörungen, Thrombosen und Embolien.
Aufgrund des oftmals ausgedehnten Tumorwachstums (z.B. in den Sinus cavernosus) ist bei einigen Patienten eine komplette operative Resektion nicht möglich. Je nach Diagnose und Wachstumsverhalten des Tumors erfolgt nach operativer Tumormassenreduktion eine Nachbehandlung.
Bei Tumoren der Schädelbasis steht die Strahlentherapie im Vordergrund. Je nach Tumorentität kann diese als intensitätsmodulierte Radiotherapie oder als Schwerionentherapie erfolgen. Bei Karzinomen erfolgt in Abstimmung mit der Grunderkrankung oft eine Chemotherapie und / oder Bestrahlungstherapie.