Unter Angiographie versteht man die graphische Darstellung („graphie“ aus dem griechischen: graphein „schreiben, einritzen“.) von Blutgefäßen („Angio“, ebenfalls aus dem griechischen abgeleitet, angeion = Gefäß).
Die Angiographie ist folglich ein bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Blutgefäßen. Meistens wird sie verwendet, um Engstellen oder andere Erkrankungen der Gefäße zu diagnostizieren.
Wie werden die Gefäße dargestellt?
Das Prinzip aller angiographischen Verfahren ist ähnlich und beruht auf der Gabe eines Kontrastmittels. Da Blut und Blutgefäße von Röntgen- und Magnetstrahlen ungehindert passiert werden können, muss zur Darstellung von Blutgefäßen ein sogenanntes Kontrastmittel verabreicht werden. Dieses löst und verteilt sich im Blutstrom und hindert Strahlen daran, durch das Gefäß hindurchzutreten. Durch dieses Kontrastmittel kommt es dann sozusagen zu einer Auslöschung von Strahlen, was bildlich dargestellt werden kann. Allerdings ist es notwendig, das Kontrastmittel direkt vor der Untersuchung zu verabreichen, da es schnell vom Körper wieder ausgeschieden wird.
Was ist das Prinzip der bildlichen Darstellung bei der Angiographie?
Zur bildlichen Darstellung der mit Kontrastmittel gefüllten Blutgefäße können unterschiedliche Techniken und Geräte verwendet werden. Das älteste Verfahren ist die sogenannte konventionelle Angiographie, also eine Röntgenuntersuchung, bei der hinter dem Patienten eine Folie angebracht wird. Diese ändert je nach auftreffender Strahlenmenge ihre Farbe von schwarz: ungehinderter Strahlendurchtritt zu weiß: Strahlen werden vollständig abgefangen. Offene Gefäße stellen sich dann sozusagen als weiße röhrenförmige Strukturen dar, wohingegen Engstellen oder Verschlüsse schwarz sind. Die Darstellung ist zweidimensional.
Bei den neueren Methoden, der Computertomographie-Angiographie (CTA) sowie der Magnetresonanz-Angiographie (MRA), erfolgt die Untersuchung durch Ringe und Röhren, die in allen Ebenen gedreht werden können und somit eine dreidimensionale Darstellung erlauben.
Das Besondere an der MR- Angiographie ist, dass hier kein jodhaltiges, sondern ein deutlich schonenderes Kontrastmittel verwendet wird. Es ist folglich auch bei einer Niereninsuffizienz erlaubt. Außerdem verwendet die MR- Angiographie keine Röntgenstrahlen, sondern Magnetresonanzstrahlen, die deutlich weniger schädliche Wirkungen auf den Körper haben.
Die MR-Angiographie verzichtet völlig auf schädliche Röntgenstrahlen.
Die MR-Angiographie kommt unter anderem an folgenden Organen zum Einsatz:
Was sieht man bei der MR-Angiographie am Herzen?
Wird die MR-Angiographie am Herzen durchgeführt, bezeichnet man das Verfahren auch als Koronar-MR-Angiographie. Damit können Herzkranzgefäße, der Herzmuskel und auch die großen Gefäße, die zum Herzen führen (Hohlvene) beziehungsweise aus diesem abgehen (Hauptschlagader) dargestellt werden.
Insbesondere zur Darstellung der Herzkranzgefäße wird diese Untersuchung häufig verwendet, um Verkalkungen oder drohende Verschlüsse darzustellen und im Idealfall einen Herzinfarkt zu verhindern bzw. optimal zu behandeln. Somit kann die MR-Angiographie wichtige Hinweise für das Vorliegen einer koronaren Herzerkrankung (KHK) liefern, welche Hauptursache für einen Herzinfarkt ist.
Durch die MR-Angiograpie können auch die Herzinnenräume dargestellt und somit ihre Größe und Funktionsfähigkeit beurteilt werden. Dies kann zum Beispiel bei einer krankhaften Erweiterung des Herzens oder einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) indiziert sein.
Letztlich können auch Veränderungen der Herzklappen, welche sich zwischen dem rechtem Vorhof und der rechten Herzkammer sowie zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer befinden, dargestellt werden. Auch an der Klappe zur Hauptschlagader (Aortenklappe) können Veränderungen dargestellt werden, wobei hier die Undichtigkeit (Aortenklappeninsuffizienz) sowie die Verengung durch Verkalkungen (Aortenklappenstenose) zu nennen sind.
Was passiert bei der Angiographie am Auge?
Durch die sogenannte Fluoreszenz-Angiographie kann der Arzt feststellen, ob eine Störung in der Netzhaut vorliegt. In diesem Fall wird kein herkömmliches Kontrastmittel verwendet. Stattdessen kommt ein grüner Farbstoff zum Einsatz, der speziell zu diesem Zweck hergestellt wird.
Störungen der Netzhaut am Auge können einen Grünen Star verursachen und damit zur Erblindung führen.
Was passiert bei der MR-Angiographie am Gehirn?
Eine MR-Angiographie des Gehirns stellt
- die Blutgefäße des Gehirns selbst (sogenannte intrakranielle Gefäße) sowie
- die außerhalb zum Gehirn ziehende Gefäße (extrakranielle Gefäße)
dar.
Die Untersuchung wird hauptsächlich bei Verdacht auf
durchgeführt.
Was passiert bei der MR-Angiographie an den Beinen?
Eine MR-Angiographie der Beine kann Hinweise auf
- Engstellen oder
- Verschlüsse der Beinschlagadern (zum Beispiel bei der Schaufensterkrankheit),
- Aussackungen der Schlagadern (Aneurysma-Erkrankung),
- Thrombosen (sowohl der Schlagadern, als auch der Venen),
- Embolien (verschleppte Blutgerinnsel) oder
- entzündliche Prozesse
geben.
Vor der Untersuchung wird zunächst eine ausführliche Erhebung der Krankheitsvorgeschichte (Anamnese) durchgeführt. Hierbei wird insbesondere Folgendes abgefragt:
- Krankengeschichte
- Allergien
- aktuelle Beschwerden, die zur Untersuchung führen
- Medikamenteneinnahme
- operative Eingriffe in der Vorgeschichte
- Lebensumstände
- bekannte Platzangst
Darüber hinaus findet während dieses Gespräches auch eine Aufklärung über die Untersuchung statt. Hierbei wird insbesondere über Nutzen und Risiken ausführlich gesprochen. Als Patient hat man hier die Möglichkeit, sich für die Untersuchung zu entscheiden oder nach Alternativen zu fragen beziehungsweise auf weitere Untersuchungen zu verzichten. Bei bekannter Platzangst sollten Sie vorher ausprobieren, ob Sie sich in die Röhre legen können und die Untersuchung durchführen lassen möchten. Platzangst ist die häufigste Ursache für ein Abbrechen der Untersuchung beziehungsweise ein nicht durchführen.
Wenn das Einverständnis vorliegt, muss anschließend eine Kanüle in den Arm gelegt werden. Hierüber wird dann während der Untersuchung das Kontrastmittel gegeben. Außerdem kann im Falle von Komplikationen, zum Beispiel einer Kontrastmittelallergie (die sehr selten ist) sofort ein Medikament zur Linderung der Beschwerdesymptomatik gegeben werden.
Wenn die Vorbereitung erledigt ist, legt sich der Patient auf die Liege des MRT-Geräts. Anschließend wird er für die MR-Angiographie in die Röhre geschoben. Befindet er sich an Ort und Stelle, injiziert der Radiologe über die Kanüle das benötigte Kontrastmittel.
MRT-Geräte nutzen starke Magnetfelder © digitale-fotografien | AdobeStock
Das MRT-Gerät macht die betreffenden Blutgefäß-Abschnitte nun sichtbar. Dabei treten laute, klopfende Geräusche auf. Der Patient kann, wenn gewünscht, vorher Kopfhörer erhalten, da die Geräusche unangenehm sein können.
Die MR-Angiographie kann wenige Minuten bis zu etwa einer halben Stunde dauern.
Mittels Computer werden anschließend die Bild-Dateien verarbeitet und zusammengefasst. Dadurch werden die Veränderungen an den Gefäßen, die mit dem Kontrastmittel gefüllt wurden, besonders deutlich sichtbar.
Wie bereits oben erläutert, ist Platzangst in aller Regel eine Kontraindikation für die Durchführung einer MR-Angiographie.
Desweiteren arbeitet das MRT-Gerät mit starken magnetischen Feldern. Deswegen müssen Sie unbedingt angeben, ob Sie metallhaltige Implantate im Körper tragen. Dazu gehören u.a.
- Herzschrittmacher,
- Insulinpumpen,
- künstliche Herzklappen,
- Schrauben und Platten oder
- Gefäß-Stents.
Zu den häufigsten Begleiterscheinungen gehören ein
- Wärmegefühl und
- ein unangenehmer Geschmack im Mund.
Beides kann bei der Injektion des Kontrastmittels auftreten. Sobald die Injektion erfolgt ist, sind diese Begleiterscheinungen allerdings nicht mehr bemerkbar.
Eine Kontrastmittelunverträglichkeit ist selten. Bei der Vorbereitung klärt der Arzt ab, ob beim Patienten eine Unterfunktion der Schilddrüse oder eine Niereninsuffizienz vorliegt. In diesen Fällen darf der Patient kein Kontrastmittel erhalten.
Zu den weiteren unerwünschten Nebenwirkungen gehört eine entzündliche Reaktion im Bereich der Vene, über die das Kontrastmittel gegeben wurde. Dies ist allerdings auch extrem selten.
Nachdem die Untersuchung durchgeführt wurde, sollten sich die Patienten schonen und zudem viel Flüssigkeit trinken. Dadurch scheiden Sie das Kontrastmittel schnell aus dem Körper aus. Vermeiden Sie auch schwere körperliche Arbeit.
Patienten, die nach der Untersuchung unvermittelt
verspüren, sollten umgehend einen Arzt aufsuchen.