Die periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz PAVK, ist eine chronische Gefäßerkrankung. Aufgrund einer Verkalkung der Beinarterien kommt es dabei zu Durchblutungsstörungen und damit einem Sauduplexerstoffmangel in den Beinen. Die Folge sind Schmerzen beim Gehen und eine Einschränkung der Gehfähigkeit.
Betroffene sind nach einer bestimmten Gehschlastrecke gezwungen stehenzubleiben, bis die Schmerzen nachgelassen haben. Sie bleiben deshalb insbesondere beim Einkaufen in regelmäßigen Abständen vor Schaufenstern stehen. Daraus entstand der umgangssprachliche Begriff "Schaufensterkrankheit".
Betroffene haben Schmerzen beim Gehen und müssen deshalb häufiger stehenbleiben © Viacheslav Iakobchuk | AdobeStock
Mediziner bezeichnen die PAVK auch als Claudicatio intermittens (lat. für "zeitweiliges Hinken"). Umgangssprachlich ist die Erkrankung außerdem als Raucherbein bekannt, da das Rauchen ein wichtiger Risikofaktor ist.
Bei der PAVK handelt es sich um eine weit verbreitete Gefäßkrankheit. So leiden in Deutschland nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) etwa 4,5 Millionen Menschen an der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. In der Altersgruppe der über 65-Jährigen sollen insgesamt etwa 20 Prozent von der Schaufensterkrankheit betroffen sein. Vor allem Raucher leiden besonders häufig an der PAVK.
Vor allem über 65-Jährige und Raucher sind häufig von PAVK betroffen © Hunor Kristo | AdobeStock
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit entsteht durch eine Verengung (Stenose) oder einen Verschluss (Okklusion) der Beinarterien. Verantwortlich hierfür ist in etwa 90 Prozent der Fälle eine Gefäßverkalkung, auch Arteriosklerose genannt. Die restlichen 10 Prozent der arteriellen Verschlusskrankheiten sind auf entzündliche Gefäßerkrankungen zurückzuführen.
Wie eine Arteriosklerose und damit auch die periphere arterielle Verschlusskrankheit entsteht, zeigt das folgende Video:
Zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose und folglich auch der PAVK gehören
Die Beschwerden hängen von der Ausprägung der Gefäßverengung bzw. des Gefäßverschlusses ab. Im Frühstadium der Erkrankung sind die Gefäßverengungen der Arterien in den Beinen noch nicht so stark ausgeprägt, so dass die Schaufensterkrankheit zunächst keine Beschwerden verursacht.
Erst wenn die Gefäßverengungen soweit fortgeschritten sind, dass das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden kann, treten Schmerzen und Beschwerden auf. Zu den typischen Symptomen der PAVK gehören:
- Schmerzen beim Gehen, je nach Lokalisation der Gefäßverengung entweder in den Waden, im Gesäß oder in den Oberschenkeln
- zunehmende Einschränkung der Gehstrecke
- später auch Schmerzen in den Füßen und Zehen im Ruhezustand
Schmerzen in den Waden sind typisch für die periphere arterielle Verschlusskrankheit © Satjawat | AdobeStock
Weitere häufige Symptome der Schaufensterkrankheit sind
- ein Kälte- und Schwächegefühl in den Beinen,
- eine Kälte und Blässe des betroffenen Beins sowie
- Muskelschmerzen bei Belastung.
Im fortgeschrittenen Stadium kann es durch die fehlende Durchblutung auch zu schwerwiegenden Komplikationen wie Unterschenkelgeschwüren sowie einem Absterben des Gewebes an den Zehen, den Knöcheln und der Ferse kommen.
Da die Schaufensterkrankheit in den meisten Fällen durch Arteriosklerose verursacht wird, haben PAVK-Patienten zudem ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Der Herzinfarkt ist die häufigste Todesursache bei PAVK-Patienten.
PAVK-Patienten haben ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko © Alexandr Mitiuc | AdobeStock
Je nach Schwere der Beschwerden unterscheiden Mediziner vier verschiedene Stadien der PAVK:
- Im Stadium I liegen noch keine Beschwerden vor. Mediziner bezeichnen die Gefäßerkrankung in diesem Stadium deshalb auch als asymptomatische PAVK.
- Im Stadium II leiden Betroffene unter Beschwerden beim Gehen und einer eingeschränkten Gehstrecke.
- Stadium III ist durch zusätzlich auftretende Ruheschmerzen gekennzeichnet.
- Im Stadium IV stirbt das Gewebe ab, was auch als Nekrose oder Gangrän bezeichnet wird.
Ab Stadium III und IV besteht unmittelbare Amputationsgefahr.
Als schwerwiegende Komplikation kann es im letzten Stadium zum Absterben von Gewebe (Nekrose oder Gangrän genannt) in der unteren Extremität kommen © DOUGLAS | AdobeStock
Beim Verdacht auf Schaufensterkrankheit kann der Arzt eine Reihe von Untersuchungen durchführen, um die Diagnose zu sichern. Hierzu gehören beispielsweise
- die körperliche Untersuchung, bei der der Arzt die Pulse des betroffenen Beins abtastet, und
- die Durchführung einer Dopplerdruckmessung (Duplexsonographie) mit einem speziellen Ultraschallgerät zur Bestimmung des sogenannten Knöchel-Arm-Index.
Ergibt der Knöchel-Arm-Index, dass der Blutdruck am Knöchel im Verhältnis zum Blutdruck am Arm stark erniedrigt ist, deutet dies auf eine Verengung der Beinarterien und damit ein Vorliegen der PAVK hin. Mit der Duplexsonographie kann der Untersucher die Arterien vom Becken bis zum Fuß untersuchen und dabei sowohl die Beschaffenheit der Gefäßwand beurteilen, als auch den Blutfluss in der Arterie.
Duplexsonographie der Beinarterien © New Africa | AdobeStock
Der Arzt wählt die Therapie abhängig vom Stadium der PAVK aus. Zunächst müssen alle Risikofaktoren ausgeschaltet werden. Dazu gehört der Verzicht auf Nikotin ebenso wie die Einstellung des Blutdrucks. Ein kontrolliertes Gehtraining kann die Beschwerden ebenfalls verbessern.
Für die Behandlung der PAVK stehen je nach Stadium der Gefäßerkrankung verschiedene Therapiemethoden zur Verfügung, darunter unter anderem
- die medikamentöse Behandlung mit Mitteln, die die Durchblutung in den Gefäßen fördern,
- strukturiertes Gehtraining, am besten in PAVK-Sportgruppen,
- interventionelle Maßnahmen wie die Gefäßaufdehnung mit Stents sowie
- operative Maßnahmen wie die Bypass-OP.
Zur medikamentösen Therapie kann der Arzt Gerinnungshemmer oder Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure verordnen. Operative Maßnahmen wie ein Gefäßbypass führt der PAVK-Spezialist hingegen erst in späteren Erkrankungsstadien durch.
Wie eine Gefäßaufdehnung mit Stents erfolgt, zeigt das folgende Video:
Eine fortgeschrittene Arteriosklerose und somit auch periphere arterielle Verschlusskrankheit ist nicht rückgängig zu machen. Bei einem frühzeitigen Beginn der Therapie lässt sich ein Fortschreiten der Erkrankung aber erheblich verlangsamen oder sogar ganz stoppen. Für eine gute Prognose ist vor allem die Mitarbeit des Patienten gefragt. Um die Risikofaktoren auszuschalten, sollten PAVK-Patienten unter anderem
- auf das Rauchen verzichten,
- auf ihre Blutzucker-, Blutdruck- und Cholesterinwerte achten,
- sich gesund ernähren,
- sich ausreichend bewegen
- und ihr Gewicht reduzieren.
Da die PAVK eine Erkrankung der Blutgefäße ist, übernehmen in der Regel Experten aus den medizinischen Fachbereichen Angiologie und Gefäßchirurgie die Behandlung.
Spezialisten aus beiden Fachgebieten sind in der Lage, mit den oben beschriebenen Untersuchungsmethoden zu beurteilen, ob die Beschwerden von einer PAVK stammen, wo die Probleme liegen, und wie sich die Durchblutung am besten wiederherstellen lässt. Dabei hat der Gefäßchirurg bezüglich der Behandlungsmethoden das größte Spektrum, denn er beherrscht nicht nur die konservativen Behandlungsmethoden, er kann auch die endovaskulären Methoden (Ballonkatheter, Stent) und die offenen gefäßchirurgischen Methoden anbieten.
Weitere Informationen zu diesen Behandlungsmethoden finden Sie hier.