Gefäßerkrankung - Spezialisten und Informationen

22.09.2022
PD Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Unter Gefäßerkrankungen versteht man in der Medizin Erkrankungen, die innere Blutgefäße betreffen, und zwar von Kopf bis Fuß. Diese Erkrankungen können sich sowohl durch eine Verengung als auch durch einen vollständigen Verschluss der jeweiligen Struktur bemerkbar machen. Neben starken Schmerzen können dabei auch bleibende Schäden an Muskeln und Gewebe entstehen. Unbehandelt erfordern diese Krankheiten oft eine Amputation der betroffenen Gliedmaßen des Erkrankten.

Erfahren Sie hier mehr über die verschiedenen Formen von Gefäßerkrankungen und deren Behandlung und finden Sie ausgewählte Spezialisten für Gefäßerkrankungen.

ICD-Codes für diese Krankheit: I77, I78

Empfohlene Ärzte für Gefäßerkrankungen

Kurzübersicht:

  • Was sind Gefäßerkrankungen? Verschiedene Formen von Erkrankungen der Blutgefäße, die häufig durch eine Verengung, einen Verschluss oder auch eine Aussackung des Gefäßes gekennzeichnet sind.
  • Ursachen: Lagern sich Blutfette, Gerinnsel, Bindegewebsfragmente oder Kalk an den Innenwänden eines Gefäßes ab, verringert sich dessen Querschnitt und lässt weniger Platz für den Blutfluss.
  • Risikofaktoren: Erhöhte Werte des LDL-Cholesterinspiegels ist einer der Hauptgründe für die Erkrankung, aber auch Diabetes, erhöhter Blutdruck, das Rauchen und erhöhter Alkoholkonsum steigern das Erkrankungsrisiko.
  • Formen: Gefäßerkrankungen lassen sich in Arterien-, Venen- oder Lymphsystemerkrankungen unterteilen. Demnach können sich auch die Symptome deutlich unterscheiden.
  • Behandlung: Die Therapie ist von der genauen Diagnose und dem Erkrankungsstadium abhängig. Häufig reichen konventionelle Therapien aus, aber auch ein kleiner der großer Eingriff kann erforderlich sein.
  • Vorbeugung: Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung und weitgehendem Rauch- und Alkoholverzicht kann effizient vorbeugen.

Artikelübersicht

Die Ursache von Gefäßerkrankungen

Die schweren Symptome dieser Krankheiten werden vor allem durch Ablagerungen (Plaques) innerhalb der zu- und ablaufenden Systeme verursacht. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um

  • Blutfette
  • Cholesterin
  • Gerinnsel
  • Zucker
  • Kalk

Plaques bilden sich an der Gefäßwand nach dem Auftreten einer starken Entzündung. Diese kann jedoch durch unterschiedliche Dinge verursacht werden. Je nach befallener Region treten dabei unterschiedliche Gefäßerkrankungen auf.

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Links ein gesundes Gefäß, rechts ein durch Plaques verengtes Gefäß (hier am Beispiel einer Koronararterie)

Risikofaktoren für eine Gefäßerkrankung

Zahlreiche Risikofaktoren begünstigen die Bildung von Plaque und die Entwickelung einer Gefäßerkrankung. Aktuell gilt noch immer der übermäßige Konsum von fettreicher und cholesterinhaltiger Nahrung als einer der Hauptgründe für die Ablagerung von Blutfetten in den Gefäßwänden. Weiterhin steigern auch Übergewicht und hoher Blutdruck das Risiko auf eine Erkrankung.

Darüber sind vor allem Patienten mit erhöhten Blutzuckerspiegeln (Diabetiker) besonders gefährdet, eine Gefäßerkrankung zu entwickeln. Dies gilt ebenso für Raucher und Menschen mit übermäßigem Alkoholgenuss.

Formen von Gefäßerkrankungen

Die unterschiedlichen Formen dieser Krankheiten werden hauptsächlich in zwei Kategorien unterteilt. Dabei handelt es sich um

  • Erkrankungen des zuführenden Systems (Schlagadern) und
  • Krankheiten des ableitenden Systems (Venen und Lymphgefäße).

Daraus werden schließlich die drei Hauptformen von Gefäßerkrankungen abgeleitet: Diese können entweder die Arterien, die Venen oder das Lymphsystem betreffen.

Bei einer arteriellen Gefäßerkrankung handelt es sich meist um die sogenannte Arteriosklerose. Diese zeichnet sich durch die Bildung von Engstellen und Verschlüssen innerhalb der Arterien ab.

Die venösen Gefäßerkrankungen hingegen umfassen neben dem sogenannten Krampfaderleiden ebenfalls die venöse Insuffizienz und die Venenthrombose.

Im Bereich der Erkrankungen der Lymphsysteme unterscheidet man hauptsächlich ein primäres sowie ein sekundäres Lymphödem. Dabei handelt es sich um sicht- sowie tastbare Flüssigkeitsansammlungen, die nicht mehr abtransportiert werden können.

Krampfadern
Krampfadern © zlikovec / Fotolia

Die Behandlung der Krankheit

Zahlreiche Gefäßerkrankungen lassen sich auch ohne einen operativen Eingriff erfolgreich behandeln. Das für die Therapie eingesetzte Mittel ist jedoch stark vom aktuellen Stadium der Erkrankung abhängig. Arterielle Durchblutungsstörungen werden in der Regel mit Medikamenten therapiert, die die Gefäße erweitern. Dadurch erhöht sich die Fließgeschwindigkeit des Blutes und die Versorgung des Gewebes kann sich verbessern. Zusätzlich kann neben dem Ballonkatheter-Verfahren auch eine Operation notwendig werden (Bypassanlage).

Eine medizinische Behandlung der unterschiedlichen Erkrankungen ist in jedem Fall notwendig, da sich die jeweiligen Systeme im Zuge der Plaquebildung auch vollständig verschließen können. Tritt diese Situation ein, entstehen an den betroffenen Organen und Gewebezellen meist dauerhafte Schäden, unter anderem beim Herzinfarkt oder dem Schlaganfall.

Bei venösen Problemen kann eine Versorgung mit Kompressionsstrümpfen oder die Blutverdünnung (z.B. Marcumar®) notwendig sein. Teilweise wird eine Verödungsbehandlung erfolgreich eingesetzt, um Beschwerden in einem frühen Stadium der Erkrankung zu lindern. Bei starken Schwellungen und Ödemen ist jedoch meist ein operativer Eingriff notwendig.

Dabei werden Krampfadern entfernt, entweder durch Anwendung von Hitze, welche über einen Katheter von innen abgegeben wird und zu einer Verklebung der Venenwand führt. Diese Vorgehen erfolgen ohne Hautschnitt (minimal-invasiv), die Katheter werden durch die Haut eingestochen. Zunächst in den USA eingeführt, werden diese endovenösen (von der Veneninnenwand aus) Verfahren seit 1998 zunehmend auch in Europa durchgeführt. Althergebrachte Verfahren sind die Entfernung von Krampfadern über einen Hautschnitt in der Leiste oder Kniekehle sowie am Unterschenkel.

Die richtige Vorbeugung von Gefäßerkrankungen

In den meisten Fällen kann Gefäßerkrankungen jedoch effektiv vorgebeugt werden. Ohne eine zusätzliche Steigerung des Risikos treten diese Krankheiten nur sehr selten auf. Durch die Vermeidung von Risikofaktoren können Sie Ihr Erkrankungsrisiko deutlich senken.

Gefährdete Personen sollten daher auf den Konsum von Zigaretten und Alkohol vollständig verzichten. Darüber hinaus ist vor allem eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung von entscheidender Bedeutung. Weiterhin sollten Sie Stresssituationen so weit wie möglich aus dem Weg gehen, um das Erkrankungsrisiko auf ein Minimum zu reduzieren.

Bei Erkrankungen der Venen wird in Risikosituationen (lange Flug- oder Autoreise) das Tragen von Kompressionsstrümpfen empfohlen.

Quellen

Kompaktwissen Gefäßchirurgie: Differenzierte Diagnostik und Therapie, Bernd Luther (Hrsg.), Springer, 2. Aufl. 2010.
Operative und interventionelle Gefäßmedizin, Eike Sebastian Debus & Walter Gross-Fengels (Hrsg.), Springer, 2012.
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