Myalgie (Muskelschmerzen): Informationen & Spezialisten finden

06.03.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Ein Muskelkater nach großer körperlicher Anstrengung ist nichts Neues. Diese lästige Erscheinung verschwindet aber relativ schnell wieder. Bei einer Myalgie halten die Muskelschmerzen ungewöhnlich lange an und treten in einer stärkeren Intensität auf. Muskelschmerzen dieser Art können verschiedene Ursachen haben - doch wann steckt womöglich eine ernstere Erkrankung dahinter und sollte dann ärztlich untersucht werden?

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Myalgie-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: M79.1

Empfohlene Myalgie-Spezialisten

Artikelübersicht

Was ist eine Myalgie?

Der Begriff Myalgie kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie "Schmerz in der Muskulatur". In der Regel sind Myalgien die Folge von Überanstrengungen in Alltag, Beruf und Sport.

Sie können jedoch auch als unspezifisches Symptom von zugrundeliegenden Erkrankungen auftreten. Das können neurologische Erkrankungen sein. Dann ist eine beschädigte Skelettmuskulatur nicht der eigentliche Auslöser der Schmerzen.

Einen Überblick über die Muskulatur des menschlichen Körpers bietet das folgende Video:

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Wenn Muskeln schmerzen, können sich diese Beschwerden unterschiedlich manifestieren. Mediziner unterscheiden

  • lokal begrenzte Muskelschmerzen, die nur an einer bestimmten Körperstelle auftreten, und
  • diffuse Myalgien, die uneinheitlich, also im ganzen Körper, vorkommen.

Myalgien sind im Erkrankungskatalog der WHO unter dem ICD-Code M79.1 eingetragen.

Myalgie: Symptome und Art der Schmerzen

Myalgien können in ganz unterschiedlichen Schmerzformen auftreten. Häufig sind es muskelkaterähnliche Schmerzen.

Viele Menschen erleben die Schmerzen in den Muskeln jedoch auch als

  • stechend,
  • elektrisierend oder
  • brennend.

Das Spektrum der verschiedenen Schmerzgefühle reicht von einem unangenehmen Begleitschmerz bis hin zu unerträglichen Schmerzen. Letztere lassen sich auch nicht mit herkömmlichen Schmerztabletten lindern.

Gelegentlich kommen diese Symptome hinzu:

  • Krämpfe
  • Entzündungsgefühle
  • Probleme mit der Motorik
  • Lähmungen

Je nach Grunderkrankung lässt auch die Stärke der Muskulatur nach (Muskelschwund). Die Muskelschmerzen können

  • nur bei Belastung auftreten oder
  • ständig spürbar sein, auch in Ruhe.

Der Schmerz kann eine motorische Ursache haben, z.B. bei einem Bandscheibenvorfall oder einem schweren Muskelkater. Dann ist er zumeist lokal begrenzt. Der Patient kann den Schmerzort mehr oder weniger mühelos bestimmen.

Liegt eine systemische (den gesamten Körper betreffende) neuromuskuläre Problematik vor, kann der Patient den Schmerz nicht genau lokalisieren. Das bedeutet, der Patient erlebt den Muskelschmerz diffus am ganzen Körper.

Bei neuromuskulären Beschwerden kommt es auch zu Missempfindungen (Parästhesien) wie Brennen oder dem sogenannten Ameisenlaufen.

Ursachen: verschiedene Erkrankungen lassen die Muskeln schmerzen

Ein Muskelkater oder Verspannungen kann die einfachste Erklärung für eine Myalgie sein. Überlastungen in Sport oder Beruf gehen den Schmerzen dann direkt voraus. Auch Fehlhaltungen und Bewegungsmangel lassen die Muskeln verspannen.

Starke Verspannungen mit Verhärtungen und punktuellen Verdickungen des Muskels (Triggerpunkte) werden auch Muskelhartspann (Myogelosen) genannt. Diese treten beim myofaszialen Schmerzsyndrom (MSS) auf. 

Myalgien können allerdings auch aus vielen verschiedenen Erkrankungen hervorgehen, so zum Beispiel:

Muskulatur Muskeln
Der Mensch besitzt rund 650 Muskeln. Bei Myalgie kann es in jedem Muskel zu Schmerzen kommen. © adimas / Fotolia

Häufige Ursachen für Muskelschmerzen

Motorische Schäden an den Gliedmaßen wie Muskelrisse oder Teilrisse verursachen lokalen Schmerz. Beeinträchtigungen der Wirbelsäule können dagegen ausstrahlen und Schmerzen in entfernten Körperregionen hervorrufen. Gerade Schäden an der Halswirbelsäule äußern sich in umfassenden Schmerzen, die selbst in den Füßen spürbar sind.

Muskelentzündungen zeichnen sich meistens in lokal begrenzten Schmerzen ab, die mit dem Entzündungsherd in Verbindung stehen. Auslöser für diese Entzündungen können Infektionen mit Viren, Bakterien oder Parasiten sein. Dazu gehören

  • die Bornholm-Erkrankung durch das Coxsackie-B5-Virus,
  • die Bakterien Staphylokokken und Borrelien oder
  • die Trichinose, die durch die Fadenwürmergattung Trichinen verursacht wird.

Myalgien aufrund einer Staphylokokken-Infektion sind die weltweit häufigsten Muskelentzündungen.

Eine wichtige Ursachengruppe stellen Autoimmunerkrankungen dar. Dazu zählen die Multiple Sklerose oder Krankheitsbilder aus dem rheumatischen Formenkreis. Bei der Polymyalgia rheumatica sind besonders Senioren über 60 Jahre betroffen.

Das Leiden beginnt akut innerhalb von 14 Tagen und zeigt dann meist ein erhöhtes C-reaktives Protein (CRP) im Blutbild. Autoimmunerkrankungen sind oftmals progredient, das heißt mit fortschreitendem Krankheitsverlauf. Ohne Behandlung neigen sie dazu, im Laufe der Zeit schlimmer zu werden.

Auch Tumoren verursachen systemische Muskel- und Gelenkschmerzen, die sogenannten Tumorschmerzen.

Seltenere Ursachen für Muskelschmerzen

Die Ursachen für Muskelschmerzen sind so vielfältig, dass Mediziner einige Auslöser übersehen. Ein eher weniger beachteter Urheber von Muskelschmerzen ist die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Darunter versteht man ein asymmetrisches Verhältnis in der Kaumuskulatur. Die so verursachten Schmerzen und Verspannungen können den gesamten Körper belasten.

Die CMD zeichnet sich häufig durch nächtliches Zähneknirschen aus. Sie wird mittels einer Knirscherschiene und spezieller Physiotherapie behandelt.

Wenig erforscht ist außerdem der sogenannte generalisierte Faser-Muskel-Schmerz, die Fibromyalgie. Sie beschreibt eine bis heute nicht gänzlich erforschte Krankheit ohne einheitliche Heilungschance. Fibromyalgie verursacht Schübe, während der sich Betroffene krank, schlapp und entzündet fühlen.

Charakteristisch sind starke Schmerzen im ganzen Körper, in den Muskeln und Sehnenansätzen. Hinzu kommt eine erschlagende Müdigkeit.

Nicht zu vergessen sind chronische Mängel an Mineral- und Vitalstoffen. Besonders wenn Magnesium oder Vitamin D im Körper fehlen, können die Muskeln schmerzen. Häufig kommen dann auch Muskelkrämpfe und ein Gefühl der Kraftlosigkeit dazu.

Eine ausgewogene Ernährung und die gezielte Ergänzung von fehlenden Vitaminen und Mineralien können ein erster Behandlungsschritt sein.

Ein Blutbild beim Arzt zeigt auf, ob Sie Mangelerscheinungen haben. Ein Mangel an Vitamin D kann Myalgie begünstigen - die fettlösliche Form von Vitamin D wird besonders gut verwertet.

Vitamin D Mangel vorbeugen
Vitamin D-Mangel kann die Entwicklung einer Myalgie begünstigen © bit24 / Fotolia

Diagnose von Myalgien

Muskelschmerzen können also sehr viele Ursachen haben. Daher ist eine gründliche und umfassende Diagnose durch einen Arzt wichtig, besonders dann, wenn die Myalgie heftig oder langandauernd auftritt.

Der Arzt erfasst zunächst in der Anamnese die Krankengeschichte des Patienten und führt eine körperliche Untersuchung durch. Dabei beobachtet er die anatomische Lokalisation, die Stärke und die Verteilung der Schmerzen. Der Arzt hält auch mögliche Triggerpunkte und Begleitumstände, die Schmerzen verstärken oder lindern, fest. Der Arzt beachtet außerdem den Zustand der Haut

Für die weiterführende Diagnose ist ein Blutbild angezeigt. Bei Verdacht auf vorliegende Stoffwechsel- oder Grunderkrankungen werden weitere Laborparameter geprüft, etwa

  • die Schilddrüsenwerte,
  • eine Untersuchung auf Bakterien, Viren oder Parasiten oder
  • immunologische Faktoren.

Ergänzend können bildgebende Verfahren (MRT und Ultraschall) oder Gewebeuntersuchungen (Muskelbiopsie) eingesetzt werden.

Behandlung von Muskelschmerzen

Wenn die Muskelschmerzen durch einen Muskelkater entstanden sind, genügt

  • eine kurze Regenerationspause,
  • leichtes Ausdauertraining oder
  • die Reduzierung der Intensität des Trainings.

Auch die durchblutungsförderne und zugleich kühlende Pferdesalbe mit Kräuterextrakten und Kampfer kann wohltuend sein.

Massagen sind ein weiterer Baustein der Therapie von Muskelschmerzen. Bei Triggerpunkten werden auf Druck die Schmerzen über das verkürzte Muskelbündel weitergeleitet. Durch gezielte Massage können diese Triggerpunkte aufgelöst werden. Das Video zeigt dieses Prinzip: 

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Sie sollten zum Arzt, wenn die Muskelschmerzen

  • ganz plötzlich, also akut auftreten,
  • über mehrere Wochen bestehen bleiben,
  • sich ungewohnt oder sehr stark anfühlen.

Verletzungen, wie ein Muskelfaserriss, müssen gezielt behandelt werden.

Die Behandlung von Muskelschmerzen richtet sich nach den jeweiligen Ursachen. Deshalb ist es wichtig, die Auslöser für schmerzende Muskeln zu erkennen.

  • Haltungsschäden und Myogelosen erfordern neben muskelentspannenden Arzneimitteln (Muskelrelaxantien) normalerweise eine längere Physiotherapie. Damit lassen sich die betroffenen Körperpartien lockern, mobilisieren und kräftigen.
  • Bei Bandscheibenvorfällen ist eine gezielte Physiotherapie, Schmerztherapie und Muskelrelaxantien sowie manchmal eine Operation angeraten.
  • Bei Autoimmunerkrankungen verschreiben Mediziner in der Regel Medikamente wie Kortison oder NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika).
  • Infektionen bekämpfen Mediziner zumeist mit Antibiotika (z.B. Doxycyclin bei der Borreliose).
  • Bei der Fibromyalgie kommt in erster Linie die Schmerztherapie zum Einsatz. Schmerztherapeuten lindern die Schmerzen im Körper und führen Betroffene wieder an ein normales Körpergefühl heran.

Ein gesunder Lebensstil kann außerdem dabei helfen, chronischen Erkrankungen vorzubeugen. Daher lohnt es sich, ausgewogen zu essen, genügend zu trinken und Sport zu treiben. Gesundheitsschädliche Genussmittel sollten gemieden werden. Aber auch wenn eine Erkrankung schon vorliegt, trägt ein gesunder Lebenswandel zur Linderung der Beschwerden bei.

Bei Infektionen gilt es, Stress zu vermeiden und den Heilungsprozess zu fördern. Verletzungen am Bewegungsapparat erfordern zumeist in den ersten Tagen oder Wochen Ruhe. Danach können Sie mit einem leichten Training unter Anweisung eines ausgebildeten Spezialisten beginnen.

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