Nierensteine (Nephrolithen, Nierenkonkrement) entstehen dadurch, dass im Urin gelöste Substanzen in der Niere ausfallen und Kristalle sowie kleinere und größere Ablagerungen bilden. Viele kleine Nierensteine werden als Nierengries bezeichnet. Diese Gebilde können sich lösen und mit dem Urin über den Harnleiter ausgeschieden werden. Sind sie jedoch größer, können sie sich im Harnleiter als Harnleiterstein festsetzen und eine Nierenkolik auslösen. Die Nierensteinkrankheit ist eine der häufigsten Erkrankungen der Niere, sie wird auch Nephrolithiasis genannt. Nierensteine können nach ihrer äußeren Form und ihrer chemischen Zusammensetzung unterschieden werden. Am häufigsten bestehen sie aus Kalziumoxalat, ein Kalziumsalz.
Von Monster4711 - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22096282
Nimmt die Konzentration an Salzen im Urin zu, fallen die gelösten Substanzen aus. Dies kann bereits durch Wasserverlust bei starkem Schwitzen oder chronischen Darmerkrankungen oder durch zu wenig Trinken der Fall sein. So gelten alle Umstände, die die Konzentration der Salze im Urin erhöhen, als mögliche Ursachen. Dazu gehören beispielsweise Harnabflussbehinderungen (z.B. durch Nierenfehlbildungen), aber auch die Ernährung. Ein übermäßiger Fleisch- und Wurstkonsum und Nahrungsmittel mit einem erhöhten Oxalsäuregehalt (wie z.B. Spinat und Schokolade) gelten als Risikofaktoren.
Kommt es durch Krankheit zu einer erhöhten Freisetzung von Kalzium aus den Knochen, ist das Risiko für Steine in den Nieren ebenfalls erhöht. Auch spielt das Geschlecht eine gewisse Rolle. Männer leiden etwa dreimal so häufig an Nephrolithiasis wie Frauen. Darüber hinaus werden auch Krankheiten wie Gicht, wiederholte Harnwegsinfektionen und Nebenschilddrüsenerkrankungen für Steine in den Nieren verantwortlich gemacht.
Kleine Steine in den Nieren verursachen in der Regel keine Beschwerden. Versperren allerdings größere Steine den Harnabfluss, können sie Schmerzen in der Niere auslösen. Zu einer Nierenkolik kommt es, wenn der Stein in den Harnleiter gelangt und dort hängen bleibt und nur langsam ausgeschieden wird. Eine Nierenkolik zeichnet sich u.a. durch folgende Symptome aus: heftige Schmerzen in der Nierengegend, Übelkeit und Erbrechen, Blut im Urin, aufgeblähter Bauch und Fieber. Die Schmerzen bei Nierenkolik zählen zu den am intensivsten empfundenen Schmerzzuständen. Die Schmerzen lassen nach, wenn die Steine die Blase erreichen, sie können bei kleineren Steinen wenige Minuten dauern, bei großen, sich festsetzenden Steinen aber auch mehrere Tage. Diese Symptome können auch in abgeschwächter Form während des Wasserlassens auftreten.
Häufig geben die Anamnese und die Beschreibung der Symptome die ersten Hinweise auf mögliche Nierensteine. Der Arzt versucht durch körperliche sowie Blut- und Urin-Untersuchungen einerseits andere Krankheiten auszuschließen, andererseits weitere Hinweise auf Steine in der Niere zu finden. Über bildgebende Verfahren (Ultraschalluntersuchung, Ausscheidungsurographie, Kernspintomographie, Computertomographie) können Steine und ein eventuell vorhandener Harnstau nachgewiesen werden.
Die meisten Nierensteine werden von alleine mit dem Urin ausgeschieden, sodass in diesen Fällen keine Therapie erforderlich ist. Der Abgang kann durch konservative oder aktive Maßnahmen unterstützt werden. Dazu zählen:
- Zur konservativen Behandlung von Nierensteinen gehören die Schmerzbehandlung, die Wärmeanwendung, die körperliche Bewegung und reichliche Flüssigkeitszufuhr. Kommt es zu einer Nierenkolik, muss die Behandlung abgebrochen werden und der Nierenstein aktiv entfernt werden.
- Bei der medikamentösen Behandlung (Litholyse) werden Substanzen gegeben, die die Steine auflösen.
- Bei der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) werden die Steine durch Druckwellen (Stoßwellen) zerkleinert. Die Trümmer werden dann spontan mit dem Urin ausgeschieden.
- Bei der perkutanen Nephrolitholapaxie (PCNL) wird eine Hohlnadel durch die Haut bis zur Niere vorgeschoben. Anschließend wird der Nierenstein mithilfe eines speziellen Instrumentes zerkleinert und entfernt.
- Die operative Steinentfernung kommt bei festsitzenden Harnleitersteinen zur Anwendung. Dabei wird ein Katheter über Harnröhre und Harnblase bis in den Harnleiter vorgeschoben. Über den Katheter werden wiederum Instrumente zum Zerkleinern oder selten zum Herausziehen des Steins eingeführt.
Mit folgenden Maßnahmen kann man der Bildung von neuen Nierensteinen wirkungsvoll vorbeugen:
- Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (etwa 2 bis 3 Liter pro Tag)
- Zusätzliche Flüssigkeitsaufnahme bei übermäßigem Wasserverlust durch Schwitzen und bei chronischen Darmerkrankungen
- Salzarme Ernährung
- Umstellung der Ernährung: Konsum von tierischem Eiweiß sowie oxalsäurehaltiger und purinreicher Lebensmittel reduzieren
- Vermeidung von Übergewicht
- Regelmäßige körperliche Aktivitäten (Sport)
Nierensteine werden in der Regel von Fachärzten für Urologie behandelt. Weiterführende bildgebende Untersuchungen werden von Radiologen durchgeführt. Spezielle Kliniken für Nierensteine sind meist urologische Kliniken.