Innerliche und äußere Brandverletzungen benötigen aufgrund der Verletzungen häufig eine Behandlung in speziell dafür ausgestatteten Kliniken. Oft kommt es gerade bei großflächigen Wunden zu Komplikationen, die schnelles Handeln erfordern. In einem Schwerbrandverletztenzentrum sind Ärzte aus verschiedenen Fachgebieten tätig, die auf die Versorgung von Brandverletzungen spezialisiert sind.
Die technische Ausstattung in solchen Zentren ist sehr hochwertig. Daher können Ärzte die Verletzten optimal und möglichst komplikationslos versorgen.
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Schwerbrandverletztenzentrum - Weitere Informationen
Schwere Brandverletzungen sind meist lebensbedrohlich. Eine optimale medizinische Versorgung und engmaschige Kontrollen der Patienten sind daher besonders wichtig.
Häufig bleiben dauerhafte Schäden, wie großflächige Narben oder eingeschränkte bewegliche Körperteile, zurück.
Insbesondere Verbrennungen an Händen, Füßen, Gesicht und Hals benötigen plastische Operationen. Eine schnelle und fachgerechte Behandlung sorgt im Idealfall dafür, dass der Heilungsprozess vollständig gelingt.
Je nach Schweregrad der Verbrennung befinden sich schwerbrandverletzte Patienten in einer lebensbedrohlichen Situation @ TommyStockProject /AdobeStock
Die leitenden Ärzte eines Schwerbrandverletztenzentrums sind:
- Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie oder
- Fachärzte für Chirurgie oder Unfallchirurgie
- Dermatologen
- Internisten sowie
- Physio- und Psychotherapeuten
An einem Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder sind zusätzlich Pädiater, Kinderchirurgen und Kinderpsychologen im Einsatz.
Was ist eine schwere Brandverletzung?
Die Schwere einer Verbrennung lässt sich anhand der verbrannten Körperoberfläche und der Verbrennungstiefe bestimmen.
Die verbrannte Körperoberfläche lässt sich mithilfe der Neuner-Regel grob abschätzen:
- die oberen Extremitäten und Kopf mit Hals umfassen jeweils 9%,
- die unteren Extremitäten jeweils 18%,
- der komplette Rumpf 36% und
- das Genitale oder die Handfläche 1% der Körperoberfläche
Neben dieser groben Abschätzung können Ärzte die verbrannte Körperfläche aus speziellen Tabellen genauer bestimmen.
Sie unterteilen die Körperteile weiter und auch die mit dem Alter einhergehenden Veränderungen in den Körperproportionen berücksichtigen.
Bei Erwachsenen diagnostizieren Mediziner eine Schwerbrandverletzung, wenn 15% oder mehr der Haut verbrannt ist.
Das wären nach der Neuner-Regel beispielsweise beide Arme, ein Bein oder der gesamte Rücken. Kommen zu den äußeren Verletzungen auch noch innere Schädigungen, etwa durch das Einatmen sehr heißer Luft (Inhalationstrauma), reichen schon kleinere Verbrennungen auf der Haut, damit Fachärzte von einer Schwerbrandverletzung sprechen.
Besonders gefährlich sind Verbrennungen bei Kindern, da sie noch ein größeres Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpermasse haben. So liegt bereits bei einer Verbrennung von 10% der Haut eine Schwerbrandverletzung vor.
Die Verbrennungstiefe wird über den Verbrennungsgrad definiert:
Bei Verbrennungen ersten Grades ist nur die obere Hautschicht (Epidermis) verbrannt, die Haut ist leicht gerötet (wie bei einem Sonnenbrand), geschwollen und schmerzt. Diese Verbrennungen verheilen in der Regel vollständig und bedürfen keiner besonderen Behandlung in einem spezialisierten Zentrum.
Bei Verbrennungen zweiten Grades bilden sich Brandblasen, und es treten starke Schmerzen auf.
Bei Verbrennungen dritten und vierten Grades fühlt der Patient keinen Schmerz mehr, da auch die Nervenenden verbrannt sind.
Bei einer Grad-3-Verbrennung ist die komplette Haut betroffen, bei einer Grad-4-Verbrennung sind Unterhautfettgewebe, Muskeln und Knochen verkohlt. Durch die stark beschädigte Haut können Krankheitserreger eindringen, was weitere Komplikationen zur Folge haben kann.
Wann ist die Behandlung in einem Schwerbrandverletztenzentrum erforderlich?
Ob eine Brandverletzung ambulant, stationär in einer Klinik oder in einem Schwerbrandverletztenzentrum behandelt wird, hängt insbesondere von der Schwere einer Verbrennung ab.
Die aktuellen Leitlinien von 2018 empfehlen bei folgenden Verletzungen bzw. Patienten eine Verlegung in ein Schwerbrandverletztenzentrum:
- Verbrennungen zweiten und höheren Grades von 10% und mehr Körperoberfläche
- Verbrennungen dritten und vierten Grades
- Verbrennungen an Händen, Gesicht oder Genitalien
- Verbrennungen durch Elektrizität inklusive Blitzschlag
- Verätzungen durch Chemikalien
- Inhalationstrauma
Bei Brandverletzten mit weiteren Erkrankungen oder Verletzungen, die die Behandlung erschweren
Bei Brandverletzten, die eine besondere psychologische, psychiatrische oder physische Betreuung benötigen
Generell sollten alle Patienten mit Verbrennungen die Möglichkeit haben, sich in einem spezialisierten Zentrum behandeln zu lassen.
Qualifizierte Behandlung von Verbrennungen aller Art
In einem Schwerbrandverletztenzentrum werden nicht nur Brandwunden, die durch Hitze oder Feuer entstanden sind, behandelt.
Dies ist zwar die häufigste Ursache für schwere Verbrennungen, sie können aber beispielsweise auch entstehen, wenn die Haut in Kontakt mit bestimmten Chemikalien oder elektrischem Strom bzw. Blitzschlag kommt.
Was zeichnet ein Schwerbrandverletztenzentrum aus?
Eine Klinik für Schwerbrandverletzte verfügt in der Regel über eine Zertifizierung, die das Zentrum als qualitativ hochwertige Einrichtung auszeichnet.
Um solch ein Qualitätssiegel zu erhalten, müssen bestimmte bauliche, apparative und personelle Voraussetzungen vorhanden sein und es muss eine Mindestanzahl an jährlichen Behandlungen von Schwerbrandverletzten durchgeführt werden.
Da Schwerbrandverletztenzentren somit spezifisch auf die Betreuung von Patienten mit schweren Verbrennungen ausgelegt sind, bieten sie ihnen optimale Heilungschancen.
Die Zentren zeichnen sich beispielsweise durch folgende Besonderheiten aus:
- Beheizbarer Aufnahme- und Schockraum
- Möglichkeit einer maximalen Intensivtherapie
- Eigener OP-Trakt, in dem beispielsweise die operative Entfernung schwer geschädigten Gewebes oder Hauttransplantationen durchgeführt werden
- Möglichkeit der Hydrotherapie
- Möglichkeit zur ständigen bakteriologischen Diagnostik
- Möglichkeit zur kontinuierlichen Nierenersatztherapie
Auch nach der eigentlichen Akutbehandlung können Brandverletzte die Leistungen eines Schwerbrandverletztenzentrums weiterhin nutzen.
Verfahren wie Microneedling oder Dermabrasio (das Abschleifen erhabener Narben) können auch Jahre nach der Brandverletzung zum Einsatz kommen, um Folgeschäden zu minimieren und psychische Belastungen zu lindern.
Weitere Angebote umfassen konservative Therapien wie:
- Narbenmassage
- Camouflage oder
- Permanent Make-up
Schwerbrandverletztenzentren decken den gesamten Behandlungsbedarf von der Akutversorgung bis zur Rehabilitation und Nachsorge ab.
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie et al. (DGKCH) (2015) Behandlung thermischer Verletzungen im Kindesalter (Verbrennung, Verbrühung). S2k-Leitlinie. AWMF-Register-Nr.: 006-128. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-128l_S2K_Thermische_Verletzungen_Kinder_2015-04-verlangert.pdf
- Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) (2018) Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen. S2k-Leitlinie. AWMF-Register-Nr.: 044-001. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/044-001l_S2k_Thermische__Verletzungen_Erwachsene_2018-12.pdf
- Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) Leitlinien und Empfehlungen. https://www.verbrennungsmedizin.de/leitlinien-publikationen/leitlinien-und-empfehlungen
- Spanholtz TA et al. (2009) Versorgung von Schwerstverbrannten. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(38): 607-13. https://www.aerzteblatt.de/archiv/65987/Versorgung-von-Schwerstverbrannten