Schwerbrandverletztenzentrum | Spezialisten und Informationen

Innerliche und äußere Brandverletzungen müssen aufgrund der Schwere der Verletzung und damit einhergehenden Lebensgefahr häufig in speziell dafür ausgestatteten Kliniken behandelt werden. Oft kommt es gerade bei großflächigen Wunden zu Komplikationen, die schnelles Handeln erfordern. In einem Schwerbrandverletztenzentrum sind daher Ärzte aus verschiedenen Fachgebieten tätig, die auf die Versorgung von Brandverletzungen spezialisiert sind.

Die technische Ausstattung in solchen Zentren ist in der Regel sehr hochwertig, sodass die Verletzten optimal und möglichst komplikationslos versorgt werden können.

Artikelübersicht

Schwerbrand­verletztenzentrum - Weitere Informationen

Schwere Brandverletzungen sind meist lebensbedrohlich. Eine optimale medizinische Versorgung und engmaschige Kontrollen der Patienten sind daher besonders wichtig.

Nicht selten bleiben dauerhafte Schäden, wie großflächige Narben oder nur eingeschränkt bewegliche Körperteile, zurück. Insbesondere Verbrennungen an Händen, Füßen, Gesicht und Hals erfordern frühzeitige plastische Operationen. Eine schnelle und fachgerechte Behandlung sorgt im Idealfall dafür, dass der Heilungsprozess so gut wie möglich, manchmal sogar vollständig, gelingt.

Die leitenden Ärzte eines Schwerbrandverletztenzentrums sind in der Regel Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie oder Fachärzte für Chirurgie oder Unfallchirurgie. Außerdem werden häufig auch Dermatologen, Internisten sowie Physio- und Psychotherapeuten beschäftigt. An einem Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder sorgen darüber hinaus Pädiater, Kinderchirurgen und Kinderpsychologen für das Wohl der Kinder.

Was ist eine schwere Brandverletzung?

Die Schwere einer Verbrennung wird anhand der verbrannten Körperoberfläche und der Verbrennungstiefe bestimmt.

Die verbrannte Körperoberfläche kann mithilfe der sogenannten Neuner-Regel grob abgeschätzt werden:

  • die oberen Extremitäten und Kopf mit Hals umfassen jeweils 9%,
  • die unteren Extremitäten jeweils 18%,
  • der komplette Rumpf 36% und
  • das Genitale oder die Handfläche 1% der Körperoberfläche.

Neben dieser groben Abschätzung kann die verbrannte Körperfläche aus speziellen Tabellen genauer bestimmt werden, die die Körperteile weiter unterteilen und auch die mit dem Alter einhergehenden Veränderungen in den Körperproportionen berücksichtigen.

Bei Erwachsenen diagnostizieren Mediziner eine Schwerbrandverletzung, wenn 15% oder mehr der Haut verbrannt sind. Das wären nach der Neuner-Regel beispielsweise beide Arme, ein Bein oder der gesamte Rücken. Kommen zu den äußeren Verletzungen auch noch innere Schädigungen, etwa durch das Einatmen sehr heißer Luft (Inhalationstrauma), reichen schon kleinere Verbrennungen auf der Haut, damit Fachärzte von einer Schwerbrandverletzung sprechen.

Besonders gefährlich sind Verbrennungen bei Kindern, da diese noch ein größeres Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpermasse haben. So liegt bereits bei einer Verbrennung von 10% der Haut eine Schwerbrandverletzung vor.

Die Verbrennungstiefe wird über den Verbrennungsgrad definiert:

  • Bei Verbrennungen ersten Grades ist nur die obere Hautschicht (Epidermis) verbrannt, die Haut ist leicht gerötet (wie bei einem Sonnenbrand), geschwollen und schmerzt. Diese Verbrennungen verheilen in der Regel vollständig und bedürfen keiner besonderen Behandlung in einem spezialisierten Zentrum.
  • Bei Verbrennungen zweiten Grades bilden sich Brandblasen, und es treten starke Schmerzen auf.
  • Bei Verbrennungen dritten und vierten Grades fühlt der Patient keinen Schmerz mehr, da auch die Nervenenden verbrannt sind. Bei einer Grad-3-Verbrennung ist die komplette Haut betroffen, bei einer Grad-4-Verbrennung sind Unterhautfettgewebe, Muskeln und Knochen verkohlt. Durch die stark beschädigte Haut können Krankheitserreger eindringen, was weitere Komplikationen zur Folgen haben kann.

Wann ist die Behandlung in einem Schwerbrandverletztenzentrum erforderlich?

Ob eine Brandverletzung ambulant, stationär in einer Klinik oder in einem Schwerbrandverletztenzentrum behandelt wird, hängt insbesondere von der Schwere einer Verbrennung ab. Die aktuellen Leitlinien von 2018 empfehlen bei folgenden Verletzungen bzw. Patienten eine Verlegung in ein Schwerbrandverletztenzentrum:

  • Verbrennungen zweiten und höheren Grades von 10% und mehr Körperoberfläche
  • Verbrennungen dritten und vierten Grades
  • Verbrennungen an Händen, Gesicht oder Genitalien
  • Verbrennungen durch Elektrizität inklusive Blitzschlag
  • Verätzungen durch Chemikalien
  • Inhalationstrauma
  • Bei Brandverletzten mit weiteren Erkrankungen oder Verletzungen, die die Behandlung erschweren
  • Bei Brandverletzten, die eine besondere psychologische, psychiatrische oder physische Betreuung benötigen

Generell sollte aber alle Patienten mit Verbrennungen die Möglichkeit gegeben werden, sich in einem spezialisierten Zentrum behandeln zu lassen.

Qualifizierte Behandlung von Verbrennungen aller Art

In einem Schwerbrandverletztenzentrum werden nicht nur Brandwunden, die durch Hitze oder Feuer entstanden sind, behandelt. Dies ist zwar die häufigste Ursache für schwere Verbrennungen, sie können aber beispielsweise auch entstehen, wenn die Haut in Kontakt mit bestimmten Chemikalien oder elektrischem Strom bzw. Blitzschlag kommt.

Was zeichnet ein Schwerbrandverletztenzentrum aus?

Eine Klinik für Schwerbrandverletzte verfügt in der Regel über eine Zertifizierung, die das Zentrum als qualitativ hochwertige Einrichtung auszeichnet. Um solch ein Qualitätssiegel zu erhalten, müssen bestimmte bauliche, apparative und personelle Voraussetzungen vorhanden sein und es muss eine Mindestanzahl an jährlichen Behandlungen von Schwerbrandverletzten durchgeführt werden.

Da Schwerbrandverletztenzentren somit spezifisch auf die Betreuung von Patienten mit schweren Verbrennungen ausgelegt sind, bieten sie ihnen optimale Heilungsbedingungen.

Die Zentren zeichnen sich beispielsweise durch folgende Besonderheiten aus:

  • Beheizbarer Aufnahme- und Schockraum
  • Möglichkeit einer maximalen Intensivtherapie
  • Eigenener OP-Trakt, in dem beispielsweise die operative Entfernung schwer geschädigten Gewebes oder Hauttransplantationen durchgeführt werden
  • Möglichkeit der Hydrotherapie
  • Möglichkeit zur ständigen bakteriologischen Diagnostik
  • Möglichkeit zur kontinuierlichen Nierenersatztherapie

Auch nach der eigentlichen Akutbehandlung können Brandverletzte die Leistungen eines Schwerbrandverletztenzentrums weiterhin nutzen. Verfahren wie Mikroneedling oder Dermabrasio (das Abschleifen erhabener Narben) können auch Jahre nach der eigentlichen Brandverletzung angewendet werden, um Folgeschäden zu minimieren und vor allem die psychischen Belastungen der Betroffenen zu lindern.

Weitere Angebote umfassen konservative Therapien wie Narbenmassage oder Beratung zu Camouflage oder Permanent Make-up. Schwerbrandverletztenzentren decken so den gesamten Behandlungsbedarf von der Akutversorgung bis zur Rehabilitation und Nachsorge ab.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie et al. (DGKCH) (2015) Behandlung thermischer Verletzungen im Kindesalter (Verbrennung, Verbrühung). S2k-Leitlinie. AWMF-Register-Nr.: 006-128. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-128l_S2K_Thermische_Verletzungen_Kinder_2015-04-verlangert.pdf
  • Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) (2018) Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen. S2k-Leitlinie. AWMF-Register-Nr.: 044-001. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/044-001l_S2k_Thermische__Verletzungen_Erwachsene_2018-12.pdf
  • Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) Leitlinien und Empfehlungen. https://www.verbrennungsmedizin.de/leitlinien-publikationen/leitlinien-und-empfehlungen
  • Spanholtz TA et al. (2009) Versorgung von Schwerstverbrannten. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(38): 607-13. https://www.aerzteblatt.de/archiv/65987/Versorgung-von-Schwerstverbrannten
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