Interventionelle Verfahren bei Schmerzzuständen und regenerative Medizin - Experteninterview mit Dr. Kovačević stellvertretend für Dr. Hartmann

29.04.2024

Dr. med. Tomislav Kovačević ist ein renommierter Facharzt für Interventionelle Schmerztherapie und Anästhesiologie mit einer beeindruckenden akademischen und klinischen Laufbahn. Seine Expertise auf diesem Gebiet ist das Ergebnis eines fundierten Studiums der Medizin in Kroatien sowie eines Postdiplomstudiums in Neurowissenschaften am neurologischen Institut der Universität McGill in Montreal, Kanada. Dort spezialisierte er sich insbesondere auf die Neuropharmakologie und die Anwendung von Psychopharmaka bei Depressionen, was ihm den Titel Dr. sc. einbrachte.

Nach seiner Ausbildung zum Facharzt der Anästhesiologie an renommierten Einrichtungen wie dem Universitätsspital Zagreb und der Charité Berlin erwarb Dr. Kovačević umfangreiche klinische Erfahrungen, insbesondere in der Schmerztherapie. Vor seinem Wechsel zu den «Spitäler Schaffhausen» in der Schweiz arbeitete er in der renommierten Schmerzklinik Berlin. Als Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Schmerzmedizin und für Interventionelle Schmerztherapie (SPS und SSIPM) ist er aktiv in der Weiterentwicklung und Anwendung modernster Behandlungsmethoden involviert.

Die Schmerzklinik Zürich AG, geleitet von Dr. med. Michael Hartmann, ist bekannt für ihre herausragende Behandlung, Patientenorientierung und ihren ganzheitlichen Ansatz. Als Teil dieses multidisziplinären Teams bringt Dr. Kovačević seine Expertise und Leidenschaft für minimal-invasive schmerzfreie Eingriffe ein. Die Tagesklinik, die mit sieben Betten ausgestattet ist, verfolgt das Ziel, die Lebensqualität von Patienten mit chronischen Schmerzen zu verbessern, indem sie innovative Technologien und Verfahren einsetzt und dadurch auf eine dauerhafte medikamentöse Schmerztherapie verzichten kann.

Die Übernahme der Schmerzklinik Zürich AG durch die EPIONA-Gruppe im November 2023 verspricht eine spannende Entwicklung in der schmerzmedizinischen Landschaft. Diese Partnerschaft wird nicht nur die Synergien zwischen den beiden Einrichtungen stärken, sondern auch eine weitere Verbesserung der Patientenversorgung und die Einführung innovativer Lösungen ermöglichen. Dr. Kovačević und sein Expertenteam bei EPIONA setzen sich unermüdlich für eine nachhaltige und hochwertige Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen ein und streben kontinuierlich nach Spitzenleistungen in der medizinischen Versorgung.

Die Redaktion des Leading Medicine Guide sprach mit Dr. med. Tomislav Kovačević im Speziellen über Interventionelle Verfahren bei Schmerzzuständen und regenerative Medizin.

Dr. Kovačević

Interventionelle Verfahren bei Schmerzzuständen und regenerative Medizin stellen einen vielversprechenden Ansatz dar, um Schmerzen zu lindern und die natürliche Heilung des Körpers zu fördern. In der heutigen medizinischen Landschaft gewinnen diese Techniken zunehmend an Bedeutung, da sie eine schonende Alternative zu herkömmlichen Behandlungsmethoden bieten können. Durch die Kombination von minimal-invasiven Eingriffen und regenerativen Therapien zielen diese Verfahren darauf ab, nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen von Schmerzzuständen anzugehen.

Der Unterschied zwischen Interventionellen Verfahren bei Schmerzzuständen und traditionellen schmerzmedizinischen Ansätzen.

Interventionelle Verfahren unterscheiden sich von traditionellen schmerzmedizinischen Ansätzen insofern, als sie direkt auf die Quelle des Schmerzes abzielen. Während traditionelle Ansätze oft auf die Verabreichung von Medikamenten wie Schmerzmitteln oder Entzündungshemmern (u.a. Antidepressiva, Antiepileptika) setzen, zielen interventionelle Verfahren darauf ab, den Schmerz durch gezielte Interventionen wie Injektionen, Nervenblockaden oder minimalinvasive chirurgische Eingriffe zu lindern. Diese Verfahren können oft schneller wirken, haben potenziell weniger Nebenwirkungen und gehen an die Ursache, sodass sie von diagnostischer und nicht nur therapeutischer Bedeutung sind“, erklärt Dr. Kovačević am Anfang unseres Gesprächs. Dies kann dazu beitragen, das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren, da niedrigere Dosen von Medikamenten verwendet werden können und die Wirkung auf den betroffenen Bereich begrenzt ist.

Ein weiterer Vorteil ist, dass interventionelle Verfahren oft unmittelbare Ergebnisse liefern können. Viele Patienten berichten nach der Behandlung von einer sofortigen Schmerzlinderung oder einer Verbesserung ihrer Symptome. Dies kann zu einer schnellen Verbesserung der Lebensqualität führen und den Patienten ermöglichen, ihre täglichen Aktivitäten wieder aufzunehmen. Darüber hinaus können interventionelle Verfahren auch dazu beitragen, die Abhängigkeit von starken Schmerzmitteln zu reduzieren. Indem sie die Ursache des Schmerzes direkt behandeln, können sie dazu beitragen, dass Patienten weniger auf schmerzlindernde Medikamente angewiesen sind. Dies kann nicht nur das Risiko von Medikamentenabhängigkeit und Missbrauch verringern, sondern auch Nebenwirkungen und Komplikationen im Zusammenhang mit der langfristigen Einnahme von Schmerzmitteln minimieren.

Die regenerative Medizin und die Stammzelltherapie bieten vielversprechende Ansätze zur Behandlung von Arthrose, einer degenerativen Gelenkerkrankung, die oft mit Schmerzen, Steifheit und Funktionsverlust verbunden ist. 

Regenerative Medizin (u.a. PRP, ACP, Eigenbluttherapie) und Stammzelltherapie (u.a. MSC, BMA) bieten innovative Ansätze zur Behandlung von orthopädischen Erkrankungen wie Arthrose und Verletzungen des Bewegungsapparats. Regenerative Medizin nutzt biologische Materialien wie Wachstumsfaktoren, um die Heilung und Regeneration von geschädigtem Gewebe zu fördern“, so Dr. Kovačević.

Ein Beispiel für die Anwendung dieser Therapien bei Arthrose ist die Behandlung des Kniegelenks. Bei der Behandlung von Kniearthrose kann der Arzt Stammzellen aus dem Fettgewebe oder dem Knochenmark des Patienten gewinnen. Diese Stammzellen werden in das betroffene Kniegelenk injiziert, die entzündungshemmende Eigenschaften haben und können die Entzündung im Gelenk zu reduzieren. Dies kann dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und die Symptome der Arthrose zu verbessern. Ein weiterer Ansatz bei der Behandlung von Arthrose ist die Verwendung von Wachstumsfaktoren. Hierbei können Proteine die Zellproliferation und Geweberegeneration stimulieren. Sie können in das betroffene Gelenk injiziert werden, um die Heilung und Regeneration des geschädigten Gewebes zu fördern.

In klinischen Studien wurden vielversprechende Ergebnisse bei der Anwendung von Stammzellen und Wachstumsfaktoren zur Behandlung von Kniearthrose gefunden. Patienten zeigten eine Verbesserung der Schmerzen, eine Zunahme der Beweglichkeit und eine Verringerung der Steifheit des Gelenks. Diese Behandlungen bieten daher eine vielversprechende Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Therapien wie Schmerzmitteln, Physiotherapie oder operativen Eingriffen.

Interventionelle Verfahren und regenerative Medizin können gemeinsam eingesetzt werden, um die Heilung zu beschleunigen und die Schmerzen bei chronischen Schmerzzuständen zu lindern, insbesondere bei Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Arthrose, Bandscheibenvorfällen oder Sportverletzungen.

Interventionelle Verfahren wie Injektionen von Lokalanästhetika, Kortikosteroiden oder Hyaluronsäure können dazu beitragen, akute Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu reduzieren. Sie können auch bei der Diagnose von Schmerzursachen helfen und sind oft Teil eines multimodalen Schmerztherapieansatzes. Regenerative Medizin hingegen zielt darauf ab, die natürlichen Heilungsprozesse des Körpers zu fördern und geschädigtes Gewebe zu reparieren oder zu regenerieren. Diese Ansätze können die Regeneration von Knorpel, Muskeln, Sehnen oder Bändern unterstützen und dazu beitragen, die Funktion des betroffenen Gewebes wiederherzustellen. Dr. Kovačević verdeutlicht: „Die Kombination von interventionellen Verfahren und regenerativer Medizin kann synergistische Effekte haben, um die Heilung zu beschleunigen und die Schmerzen bei chronischen Schmerzzuständen effektiver zu lindern. Zum Beispiel können interventionelle Verfahren wie Injektionen zur Schmerzlinderung mit regenerativen Techniken wie ACP kombiniert werden, um die Reparatur geschädigten Gewebes zu fördern“.

Die Auswahl der am besten geeigneten Intervention für einen Patienten mit Schmerzzuständen oder orthopädischen Erkrankungen.

Die Auswahl der am besten geeigneten Behandlungen für einen Patienten hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Ursache des Schmerzes oder der orthopädischen Erkrankung, der Schweregrad der Symptome, die individuelle Gesundheitsgeschichte des Patienten und persönliche Präferenzen. Ein Arzt wird eine gründliche Bewertung durchführen und eine individuelle Behandlungsstrategie entwickeln, die auf den spezifischen Bedürfnissen des Patienten basiert“, schildert Dr. Kovačević

Injektionen von Lokalanästhetika und Kortikosteroiden werden häufig zur Behandlung von entzündlichen Schmerzzuständen wie Arthritis oder Bandscheibenvorfällen eingesetzt. Sie können Entzündungen reduzieren und akute Schmerzen lindern, indem sie die Nervenleitung blockieren oder die Entzündungsreaktion hemmen. Hyaluronsäure-Injektionen werden oft bei Patienten mit Arthrose eingesetzt, insbesondere in den Gelenken wie Knie, Hüfte oder Schulter. Hyaluronsäure ist ein natürlicher Bestandteil der Gelenkflüssigkeit und kann die Gelenkschmierung verbessern und die Gelenkbeweglichkeit erleichtern. Nervenblockaden können bei bestimmten Schmerzzuständen, wie z.B. bei Nervenkompressionssyndromen oder neuropathischen Schmerzen, eingesetzt werden, um die Schmerzsignale zu blockieren und die Schmerzen zu lindern. Radiofrequenzablation zielt darauf ab, die Schmerzsignale durch gezielte thermische Zerstörung der Nervenfasern zu unterbrechen. Es wird häufig bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen oder Gelenkschmerzen eingesetzt, wenn andere konservative Therapien versagt haben. Akupunktur kann bei einer Vielzahl von Schmerzzuständen, einschließlich muskuloskelettalen Schmerzen und neuropathischen Schmerzen, wirksam sein. Durch die Stimulation spezifischer Akupunkturpunkte können Schmerzen gelindert und die körpereigenen Heilungsprozesse unterstützt werden.

In den letzten Jahren haben bedeutende Fortschritte in der regenerativen Medizin das Potenzial erweitert, muskuloskelettale Probleme auf innovative Weise zu behandeln. 

In den letzten Jahren hat es bedeutende Fortschritte in der regenerativen Medizin gegeben, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung neuer Therapien und Technologien zur Gewebezüchtung, zur Herstellung von Biomaterialien und zur Verbesserung der Stammzelltherapie. Diese Fortschritte eröffnen neue Möglichkeiten für die Behandlung von muskuloskelettalen Problemen und könnten dazu beitragen, die Effektivität und Nachhaltigkeit von Behandlungen zu verbessern“, berichtet Dr. Kovačević. Darüber hinaus spielen biologische Stimulatoren wie Wachstumsfaktoren und Zytokine eine entscheidende Rolle. Sie können die Zellproliferation und Geweberegeneration stimulieren und werden oft in Kombination mit anderen regenerativen Therapien verwendet. Ein weiterer wichtiger Fortschritt ist das Tissue Engineering, bei dem künstliches Gewebe und Organe im Labor hergestellt werden können. Diese können verwendet werden, um geschädigtes Gewebe zu ersetzen oder zu reparieren, und haben das Potenzial, die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit muskuloskelettalen Problemen zu revolutionieren.

Zusätzlich haben Fortschritte in der Bildgebungstechnologie die Diagnose und Überwachung muskuloskelettaler Probleme verbessert. Modernste Technologien wie MRT und Ultraschall ermöglichen eine präzisere Diagnose und Behandlungsplanung, was letztendlich zu besseren Ergebnissen für die Patienten führen kann. 

Klinische Studien und Forschung.

Hierzu kommentiert Dr. Kovačević: „Klinische Studien und Forschung spielen eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung von interventionellen Verfahren und regenerativer Medizin. Durch sorgfältig durchgeführte Studien können neue Behandlungsansätze evaluiert, verbessert und optimiert werden, um ihre Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten. In Zukunft können wir vielversprechende Entwicklungen in Bereichen wie personalisierte Medizin, verbesserte Bildgebungstechniken und neuartige Therapien zur gezielten Geweberegeneration erwarten“.

Nanotechnologie und Biomaterialforschung spielen eine zentrale Rolle in der regenerativen Medizin, da sie neue Wege für die Behandlung von Gewebeschäden und Krankheiten eröffnen. Durch die Nutzung von Nanopartikeln und maßgeschneiderten Biomaterialien können Forscher gezielt in den Regenerationsprozess von Gewebe eingreifen. Ein wichtiger Bereich ist die Entwicklung von Biomaterialien auf Nanoskala, die spezifische Eigenschaften aufweisen können, um die Geweberegeneration zu fördern. Durch die Integration von Nanopartikeln in Biomaterialien können ihre mechanischen, chemischen und biologischen Eigenschaften verbessert werden, um eine bessere Verträglichkeit mit dem umgebenden Gewebe zu erreichen. Ein weiterer Ansatz ist die gezielte Abgabe von Medikamenten oder Wachstumsfaktoren mithilfe von Nanopartikeln. Diese können so konstruiert werden, dass sie Medikamente genau an den Ort im Körper transportieren, an dem sie benötigt werden, um die Regeneration zu fördern. Darüber hinaus ermöglichen Nanotechnologie-basierte Bildgebungstechniken eine präzise Darstellung von Geweben und Zellen auf zellulärer und molekularer Ebene, was entscheidend für die Diagnose von Gewebeschäden und die Überwachung des Regenerationsprozesses ist.

Der 3D-Druck von Geweben und Organen ermöglicht es, maßgeschneiderte Gewebeersatzstoffe und Organe herzustellen. Diese Technologie hat das Potenzial, defekte oder geschädigte Gewebe zu ersetzen und die Regeneration zu fördern. Fortschritte in der Nanotechnologie und Biomaterialforschung könnten in jedem Fall zu neuen Möglichkeiten für die Geweberegeneration führen. In Zukunft können wir also eine zunehmende Anzahl von klinischen Studien und Forschungsprojekten erwarten, die darauf abzielen, die Wirksamkeit, Sicherheit und Effizienz von interventionellen Verfahren und regenerativer Medizin weiter zu verbessern. Diese Forschungsanstrengungen könnten zu neuen Therapien und Behandlungsmöglichkeiten führen, die das Potenzial haben, das Leben von Millionen von Menschen weltweit zu verbessern.

Sehr geehrter Herr Dr. Kovačević, vielen Dank für den Einblick in die Interventionelle Schmerztherapie!

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