Das geht unter die Haut! Gespräch mit dem Dermatologen Prof. Navarini

01.10.2022

Er gilt international als einer der besten Dermatologen: Professor Dr. med. Dr. sc. nat. Alexander Navarini ist nicht nur Chefarzt für Dermatologie im Universitätsspital Basel, er leitet auch das dortige Zentrum für Hauttumore, das universitäre Zentrum für Immunologie – und verfügt als Leiter der Klinischen Forschung Dermatologie ebenfalls über Weltruf. Der Leading Medicine Guide nahm die Gelegenheit wahr, mit Prof. Navarini Fragen zur beeindruckenden Vielfalt der Haut zu klären. Dabei gewährte uns der Spezialist für Dermatologie und Hautkrebs tiefe Einblicke in seine Fachgebiete und sein enormes Leistungsspektrum.

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Die Dermatologie (von altgriechisch δέρμα dérma, deutsch „Haut“, und -logie, von λόγος, „Sinn“, „Lehre“) ist ein weites und spannendes Feld in der Medizin, das die Diagnostik und Behandlung von Hauterkrankungen behandelt. Schließlich geht es bei der Haut um das größte Organ des Menschen! Jeder Mensch benötigt rund zwei Quadratmeter, um seinen Körper mit der schützenden Haut zu bedecken.

Aber wussten Sie, dass die Teile der Haut, die wir täglich aktuell sehen, aus bereits toten Zellen bestehen? Wir erneuern unsere Haut etwa alle dreißig Tage. Umso wichtiger ist es, unsere durchaus empfindliche Haut gut zu schützen.

Ohne unsere Haut, die etwa drei Kilo unseres Körpergewichts ausmacht – ohne den darunter liegenden Fettanteil –, wäre jeder Mensch schutzlos den physikalischen und chemischen Reizen der Umwelt ausgeliefert. Kälte, Hitze, Strahlung oder auch Stößen und Reibung begegnen wir schließlich jeden Tag. Mikroorganismen werden abgewehrt und das auch ganz aktiv durch den bestehenden Säureschutzmantel, der auch dem Verlust von Wärme und Wasser entgegenwirkt.


Die Haut besteht von außen nach innen aus drei Schichten:

  • Oberhaut (Epidermis),
  • Lederhaut (Dermis oder Corium) und
  • Unterhaut (Subcutis).

Lederhaut und Oberhaut bilden zusammen die Cutis.


In allen Bereichen der Dermatologie zählt Chefarzt Professor Dr. Navarini mit seinem Team im Universitätsspital Basel zu den Top-Experten, wenn es um Hautkrebs, Entzündungskrankheiten, Juckreiz-Erkrankungen, Akne oder Ästhetische Dermatologie geht. Er ist international und in der Forschung gefragt und leitet darüber hinaus das Zentrum für Hauttumore und die Klinische Forschung Dermatologie. Allein 60.000 Untersuchungen pro Jahr verweisen auf den hohen Bedarf in der Bevölkerung nach guter dermatologischer Betreuung.

Sonne, Strand und Meer … und das Risiko

Von Hauterkrankungen der verschiedensten Art sind viele Menschen betroffen und viel zu wenige kümmern sich um ihre Schutzschicht. Allein die zunehmende Belastung von UVA-Strahlung, die etwa 95% der UV-Strahlung ausmacht und die Ozonschicht durchdringt, fördert die Hautalterung. Dies birgt aber natürlich ernstzunehmende Gefahren für die Haut.

„Die Sonne verursacht durch ihre Ultraviolettstrahlen eine ganze Reihe an Scheidenhinterwand Schäden in der Haut. Das kurzwelligere UVB führt zu Schäden in der Erbsubstanz DNA und damit zu Mutationen, welche für die Entwicklung von Hautkrebs prädisponieren. Wenn man sich ein Stückchen Haut, das länger an der Sonne war, von oben anschaut und eine Karte der Mutationen erstellt, dann sieht es aus wie ein Bild des US-amerikanischen Malers Jason Pollock. Wir sind also alle ein Mosaik aus Mutationen an der Haut. Ein Sonnenbad genießen kann man mittels vorheriger Anwendung eines effektiven Sonnenschutzes, hier gibt es qualitativ hochstehende Sonnencremes, sowie UV-Schutzkleidung“, erläutert Professor Dr. Navarini zunächst.

Natürlich riskiert man durch ausgiebige Sonnenbäder auch, Hautkrebs zu bekommen – ein Phänomen, das gerade in den letzten Jahren zugenommen hat. „Hautkrebserkrankungen haben über die letzten Jahrzehnte tatsächlich zugenommen, einerseits durch vermehrte Aktivitäten im Sportbereich, andererseits aber auch, weil wir sie früher erkennen. Der schwarze Hautkrebs ist deutlich gefährlicher als der weiße, trotzdem können beide metastasieren, sind damit im fortgeschrittenen Stadium höchst gefährlich und können zum Tod führen. Deswegen empfehlen wir ein regelmäßiges Screening auf Hautkrebs. In der Schweiz wird dies ab dem 35. Lebensjahr übernommen, bis 50 sollte man alle 5 Jahre zum Hautarzt, danach alle 2 Jahre bis 64, danach jedes Jahr. So können wir sicherstellen, dass, wenn überhaupt, nur kleine Operationen notwendig sind“, empfiehlt der Hautspezialist.

navarini4.jpgDer Spezialist in Aktion: Prof. Navarini bei einem Vortrag während der „medArt“ in Basel

Große Unterschiede in der Hautkrebs-Diagnostik

Hautkrebs kann schnell entstehen – manchmal ist er sehr gefährlich, manchmal weniger. Insofern sollte man der Empfehlung von Professor Dr. Navarini Folge leisten und regelmäßig zum Screening gehen. Grundsätzlich bestehen aber große Unterschiede innerhalb der Diagnostik. Wir fragen nach. „Die Diagnostik von Hautkrebserkrankungen ist typischerweise die klinische Untersuchung. Hier gibt es große Unterschiede zwischen den Anbietern. Wir untersuchen auch immer den Haarboden, bieten eine Ganzkörperuntersuchung an, welche mit einem standardisierten System durchgeführt wird, mit dem keine Befunde verpasst werden. Es werden bei Einverständnis der Patienten auch Muttermale im Genitalbereich und zwischen den Zehen sowie an den Fußsohlen bei uns identifiziert, um nur einige häufig nicht untersuchte Stellen zu erwähnen. Um die Patienten auch digital zu unterstützen, haben wir die weltweit modernste Fotografie-Technik im Angebot. Jeder Patient bekommt ein Ganzkörperbild, auf dem der Computer Veränderungen erkennen kann, wenn der Patient ein paar Monate später wieder bei uns vorstellig wird“, erklärt Professor Dr. Navarini die weitere Vorgehensweise.

Die Therapiemöglichkeiten innerhalb des Universitätsspitals sind gigantisch und haben mit ihren hochspezialisierten Medizinern in Praxis und Forschung einen erstklassigen Ruf. „Bezüglich der Therapien für Hautkrebs bieten wir das ganze Spektrum an – das geht von der simplen Kältetherapie mit flüssigem Stickstoff über Laser, Immunmodulatoren, natürlich Operationen, sowie auch im metastasierten Falle die neuesten Immuntherapien, Chemotherapien und klinischen Studien. Wir haben in Kontinental-Europa ein Alleinstellungsmerkmal, da wir den einzigen Mohs-Chirurgen bei uns im Team haben, der ein Fellow des American College of Mohs Surgery ist. Er steht dafür, dass nur die kleinstmögliche Wunde und damit Narbe für unsere Patienten entsteht, wenn einmal etwas herausoperiert werden muss“, erzählt Professor Dr. Navarini begeistert. „Wer sich also mit einem Hauttumor an das Zentrum des Unispitals wendet, kann sich auf eine ganzheitliche, absolut umfassende Behandlung verlassen – vom ersten Kontakt bis zur individuellen Nachsorge“, führt Professor Dr. Navarini weiter aus.


Die Mohs-Technik erlaubt die kleinsten Entfernungswunden und gibt die schönsten Narben – bei einer 100%igen Kontrolle der kompletten Entfernung. Dass im Zentrum für Hauttumore schon immer auch Grundlagenforschung und klinische Forschung zum gesamten Feld der Hautkrebserkrankungen betrieben wird, war für Professor Dr. Navarini ein zusätzlicher Anreiz. Denn in seiner patientenorientierten Herangehensweise ist er immer daran interessiert, seinen Patienten spitzenmedizinische Leistungen auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft anzubieten. So finden allein im Zentrum für Hauttumore wöchentlich interdisziplinäre Konferenzen statt, an denen neben Dermatologen auch Kollegen aus Bereichen wie ästhetische und plastische Chirurgie, Viszeralchirurgie, Onkologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin teilnehmen – aber auch Pathologen, Genetiker und Radiologen.


Die Haut ist der Spiegel der Seele

Eine zarte und rosige Haut wünscht sich jeder. Viele Faktoren aber können dazu führen, dass sich das Hautbild stark verändert, die Haut juckt oder es bilden sich sogar lästige Schuppenflechten. Eine Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine entzündliche Hautkrankheit, die glücklicherweise nicht ansteckend ist. Sie zeigt sich mit roten Flecken, die oft mit silberfarbenen Schuppen bedeckt sind. Sehr unangenehm ist der starke Juckreiz, unter dem die Betroffenen dann leiden. Die Ursachen reichen von einer genetischen Veranlagung bis zu einer Autoimmunerkrankung, die etwa durch Stress oder auch hormonelle Umstellungen verursacht wird.

„Psoriasis und Ekzeme kommen sehr häufig vor. Die Haut ist der Spiegel der Seele und so überrascht es niemanden, dass großer Stress regelmäßig ein Auslöser von neuen Schüben dieser Erkrankungen sein kann. Aber auch die Trockenheit der Haut kann eine Rolle spielen, Infektionskrankheiten, welche vorangehen, oder auch Medikamente. Deshalb ist es hier wichtig, von gut ausgebildeten Medizinern befragt zu werden, die auch seltenere Gründe für die Erkrankung herausarbeiten können. Wir haben zudem eine genetische Abteilung, die wir nicht selten zur Suche und Ausschluss von genetischen Gründen für Hautkrankheiten hinzuziehen“, klärt Professor Dr. Navarini auf.

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Sozial, empathisch, kommunikativ: Prof. Navarini in den sozialen Medien (Facebook)

Die Chancen auf deutliche Linderung sind hoch

Wir können Sie beruhigen. Jeder, der von einer Schuppenflechte betroffen ist, kann ein wenig aufatmen – denn die Erfolgschancen, das Hautbild zu verbessern, sind hoch. Das ist gut so, denn schließlich geht mit dieser Erkrankung eine hohe psychische Belastung einher. Man fühlt sich nicht attraktiv und mag manchmal am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilnehmen.

„Zur Behandlung dieser Erkrankungen gehört wegen der gestörten Hautbarriere bei Psoriasis und Ekzem erst einmal eine adäquate Befeuchtung und Rückfettung der Haut. Hier ist es wichtig, Präparate einzusetzen, die qualitativ hochstehend sind, rasch einziehen und die Haut geschmeidig, aber nicht klebrig machen. Wir nutzen immer mehr auch Schaumpräparate sehr erfolgreich, die von den Patienten gut toleriert werden. Dann haben wir die sehr beliebte Lichttherapie sowie Systemtherapien. Hier gibt es sowohl Tabletten als auch Spritzen. Natürlich sind die neuesten Biologika am beliebtesten und haben schier unglaubliche Ansprechraten bei höchster Sicherheit. Eine typische Frage der Patienten ist: Muss ich dies nun das ganze Leben lang spritzen? Nach dem Start der Therapie und dem guten Ansprechen ändert sich dann die Frage gerne auf: Darf ich dies nun das ganze Leben lang spritzen, was wir natürlich noch nicht beantworten können“, gibt Professor Dr. Navarini motivierend weiter.


Professor Dr. Navarini hat bei Erkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) oder bei Ekzemen – etwa im Zusammenhang mit Neurodermitis – biologische Therapien mitentwickelt, die bereits vielen Patienten geholfen haben. Das gilt auch für seine Behandlung bei chronischen Juckreizpatienten: Privatdozent Müller in Professor Navarinis Team besitzt in der internationalen Juckreizforschung einen exzellenten Ruf und hat kürzlich herausgefunden, welche Farben etwa einen juckreizstillenden Effekt haben.


Akne – das gibt es doch nur in der Pubertät?

Es gibt viele Menschen, die ihre Jugend mit Akne als ungeliebtem Begleiter verbinden. Juckende Pusteln, eitrige Pickel und ein vermeintlich entstelltes Gesicht … Akne ist aber eben nicht nur ein unschönes Phänomen in Jugendjahren, sondern begleitet viele auch im hohen Erwachsenenalter. Hier liegt dann oft eine genetische Veranlagung vor. Es gibt aber auch ernährungsbedingte Auslöser oder es handelt sich um ausgeprägte Auswirkungen einer hormonellen Veränderung. Diese Spätakne (Acne tarda) kann man aber mit der richtigen Behandlung und Hautpflege in den Griff kriegen.

Und was ist mit der sogenannten Rosacea?

Die entzündliche Hauterkrankung Rosacea verursacht ebenfalls kein schönes Hautbild. Es bilden sich gerötete Flecken, die sich dann auch zu entzündlichen Pusteln oder z. B. der Knollennase weiterentwickeln können. „Für Akne gibt es eine genetische Veranlagung, ja. Für die Rosacea glauben wir dies, es ist aber noch nicht genau gezeigt. Die Ernährung ist nicht nur bei Akne und Rosacea, sondern bei vielen Hauterkrankungen ein wichtiges Thema. Sie ist ja einer der ganz wenigen Faktoren, die Patienten direkt beeinflussen können. So sehen wir nicht selten eine drastische Umstellung der Ernährung, die nicht immer fundierte Gründe hat. Wir wissen, dass bei Akne gerade Magermilch und Produkte mit viel Zucker oder Stärke eine Rolle spielen. So können wir empfehlen, eine ausgewogene Ernährung mit der Vermeidung dieser Produkte zu berücksichtigen. Bei der Rosacea sind als Auslösefaktoren scharfe Speisen sowie Schnaps, Wein, stark koffeinhaltige Getränke sowie der Wechsel von heiße in kalte Umgebungsluft und umgekehrt sehr wichtig. Mit diesem Wissen geben wir unseren Patienten die Möglichkeit, vor allem ihren Speiseplan personalisiert etwas anzupassen“, legt Professor Dr. Navarini dar.

Der Aspekt der Ästhetik

Natürlich bedingen viele Hauterkrankungen wie Psoriasis, Akne oder Rosacea eine Veränderung des Hautbildes. Überwiegend Patientinnen sind zusätzlich bei schwachem Bindegewebe etwa von Krampfadern betroffen, die optisch eben auch nicht dem eigenen Anspruch von gutem Aussehen entsprechen. Dass bei der Hautgesundheit für viele Patienten das Aussehen im Vordergrund steht, ist klar. Deshalb steht Professor Dr. Navarini mit einem Bein immer auch in der Ästhetischen Dermatologie. Viele verfrüht gealterte oder von einer Krankheit entstellte Menschen schätzen sich glücklich, wenn sie nach einer Behandlung in den Spiegel schauen und entdecken, dass die Haut wieder gesünder und jünger aussieht.

„Die Ästhetische Dermatologie spielt eine ganz große Rolle bei kutanen Gerontosen. Hier handelt es sich um Hautkrankheiten, die altersbedingt sind. Ob diese die Patienten stören oder nicht, ist sehr unterschiedlich. Wir verfolgen die Politik, dass wir Alterserscheinungen dann behandeln, wenn sie die Patienten in der Lebensqualität beeinträchtigen. Meistens werden die Behandlungen allerdings nicht von der Krankenkasse übernommen. Es überrascht hingegen nicht, dass die Patienten die Behandlung fast immer trotzdem durchführen möchten und diese selbst bezahlen wollen und können. Wir nutzen die Ästhetische Dermatologie auch bei allen Hauterkrankungen, die eine Vernarbung oder Pigmentstörung verursachen können, die zu einem Plus oder Minus von Fettgewebe führen, welche eine Weitstellung von kleinsten (Rosacea) bis größten (Krampfadern) Gefäßen sowie eine Hautunebenheit verursachen können“, erzählt Professor Dr. Navarini, dem das Wohlsein seiner Patienten auch nach der Behandlung sehr am Herzen liegt.

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Professor Dr. Navarini – wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch, das viele Fragen klärt und Hoffnung schenkt!

Als gebürtiger Basler wuchs Professor Dr. Navarini in den Kantonen Graubünden und Aargau auf, kehrte aber zum Studium in seine Geburtsstadt zurück – und absolvierte zudem einen Teil seines Medizinstudiums in Paris an der Université Marie-Curie. Dabei faszinierten ihn schon immer die Schnittpunkte zwischen dem klinischen und dem wissenschaftlichen Bereich, wovon vor allem seine Patienten profitieren. Die eingespielten Teams am Universitätsspital Basel bieten unter der Leitung des renommierten Spezialisten immer die bestmögliche Versorgung.

 

Wer Professor Dr. med. Dr. sc. nat. Alexander Navarini kontaktieren möchte, tut das am bersten einfach über seine Profilseite des Leading Medicine Guide.

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