Präzision ohne Skalpell: Die Zukunft der Hirntumorbehandlung - Experteninterview mit Dr. med. Christoph Weber

11.06.2025

Gutartige und bösartige Tumore im Gehirn stellen große Herausforderungen dar – doch moderne Technologien wie die stereotaktische Radiochirurgie eröffnen neue Wege. Dr. med. Christoph Weber, Neurochirurg und Spezialist für Radiochirurgie in Zürich, erläutert im exklusiven Interview, wie die Radiochirurgie Hirntumore hochpräzise, schonend und ambulant behandelt – und dabei Lebensqualität sichert und verbessert. Dr. med. Christoph Weber ist ein erfahrener Neurochirurg und hat sich unter anderem auf die stereotaktische Radiochirurgie spezialisiert, die den Patienten eine wirksame und zugleich minimal belastende Alternative zur klassischen Operation bietet. Seit 2021 führt Dr. Weber seine eigene Praxis für Neuro-, Wirbelsäulen und Radiochirurgie in Zürich. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die Anwendung modernster intrakranieller Radiochirurgie mit dem ZAP-X-System – dem ersten und einzigen seiner Art in der Schweiz.

Diese robotergestützte Technologie ermöglicht eine ambulante, millimetergenaue Bestrahlung von gutartigen und bösartigen Tumoren im Kopf und Gehirn. Dank der präzisen Bündelung der Strahlenbelastung auf den Tumor und der Schonung des umliegenden Gewebes bietet die Radiochirurgie eine besonders sichere und effektive Therapieoption – und das im Vergleich zu Behandlungsalternativen ohne Operation, ohne Narkose und mit nur minimalen Nebenwirkungen.

Darüber hinaus widmet sich Dr. Weber der Behandlung komplexer Wirbelsäulenerkrankungen. Um die Belastung für die Patienten so gering wie möglich zu halten, bevorzugt er den Einsatz von minimalinvasiven und mikrochirurgischen Verfahren. Als Belegarzt an mehreren renommierten Kliniken im Raum Zürich (u.a. Spital Zollikerberg, Hirslanden Klinik im Park, See Spital Horgen) sowie durch sein Angebot an sowohl Sprechstunden in der Praxis wie auch Online-Beratungen stellt Dr. Weber eine umfassende, moderne und patientenzentrierte Betreuung sicher.

Im Gespräch mit dem Leading Medicine Guide gibt Dr. Weber exklusive Einblicke in die faszinierenden Möglichkeiten der modernen Radiochirurgie.

Dr. med. Christoph Weber

Tumore im Gehirn und Schädel stellen oft eine besondere Herausforderung dar: Sie wachsen in einem der empfindlichsten Bereiche unseres Körpers und können – selbst, wenn sie gutartig sind – lebenswichtige Funktionen beeinträchtigen. Moderne Technologien wie die stereotaktische Radiochirurgie eröffnen heute neue, schonendere Wege der Behandlung: hochpräzise, ambulant und meist in nur einer Sitzung. Dr. med. Christoph Weber, Neurochirurg und Experte für Radiochirurgie in Zürich, erläutert im Gespräch, wie das innovative ZAP-X-System Tumore effektiv und sicher bekämpft.

Herr Dr. Weber, was zeichnet die stereotaktische Radiochirurgie im Vergleich zur herkömmlichen Strahlentherapie aus?

Die Strahlentherapie verfolgt grundsätzlich das Ziel, eine bestimmte Dosis gezielt auf den Tumor zu bringen. Früher wurde dafür das gesamte Gehirn bestrahlt. Heute besteht der klare Anspruch, das umliegende gesunde Gewebe möglichst weit zu schonen. Gerade im Gehirn befinden sich viele empfindliche Strukturen, die unbedingt erhalten bleiben müssen. Hier spielt der sogenannte Dosisabfall eine entscheidende Rolle: Er beschreibt, wie schnell die Strahlungsintensität außerhalb des Tumors abnimmt. Je steiler der Dosisabfall, desto besser wird gesundes Gewebe geschützt – und genau darin besteht die einzigartige Stärke der Radiochirurgie.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied betrifft die Behandlungsdauer: Während die klassische Strahlentherapie in der Regel über mehrere Wochen hinweg mit täglichen Sitzungen durchgeführt wird, erfolgt die stereotaktische Radiochirurgie meist in einer einzigen Sitzung, die weniger als eine Stunde dauert. Möglich wird dies durch ein anderes Prinzip der Dosierung: Statt die Strahlendosis wie bei der konventionellen Bestrahlung zeitlich aufzuteilen (zeitliche Fraktionierung), erfolgt bei der Radiochirurgie eine «geometrische Fraktionierung». Vereinfacht gesagt: Bei der herkömmlichen Strahlentherapie muss die Dosis auf mehrere Sitzungen verteilt werden, damit sich das gesunde Hirngewebe zwischen den einzelnen Bestrahlungen erholen kann, da die Strahlen stets aus derselben Richtung kommen. In der Radiochirurgie hingegen treffen viele schwache Strahlen aus verschiedenen Richtungen auf den Tumor. Der einzelne Strahl trägt zu wenig Energie, um das umliegende Gewebe zu schädigen. Dort aber wo alle Strahlen im Tumor gebündelt zusammentreffen, summiert sich die Energie. So können die Tumorzellen gezielt zerstört werden unter maximaler Schonung des gesunden Gewebes.

Welche Technologien kommen bei Ihnen zum Einsatz?

Wir arbeiten mit dem hochmodernen ZAP-X-System, das speziell für die radiochirurgische Behandlung von Tumoren im Kopfbereich entwickelt wurde. Dieses erste und einzige Gerät in der ganzen Schweiz stellt eine der innovativsten Weiterentwicklungen in der Radiochirurgie dar.

ZAP-X Gerät

Wie läuft die Behandlung mit Radiochirurgie ab?

Jeder Patient erhält ein individuelles Bestrahlungskonzept. Die Behandlungsplanung erfolgt durch ein interdisziplinäres Team, das aus Neurochirurgen, Strahlentherapeuten und Medizinphysikern besteht. Zunächst wird der Tumor mithilfe einer hochauflösenden MRT-Bildgebung exakt lokalisiert. Anschließend wird der Tumor am Computer präzise kartiert. Das ist vergleichbar mit einer Landkarte, auf welcher die Höhenlinien die Strahlendosis visualisieren. Ziel ist es, die Bestrahlung so zu planen, dass die Strahlendosis im Tumor maximal und im umliegenden gesunden Gewebe minimal ist. Mithilfe der dreidimensionalen Bilddaten und einer Planungssoftware berechnen wir die optimale Strahlendosis und die Bestrahlungswinkel. Die präzise Zielbestimmung und sorgfältige Planung sind entscheidend, um die Vorteile der stereotaktischen Radiochirurgie voll auszuschöpfen und den Patienten eine schonende, aber hochwirksame Therapie zu bieten. Die ambulante Behandlung erfolgt ohne Narkose und meistens in nur einer einzigen Sitzung. Während der Behandlung wird der Patient mit einer individuell angepassten Gesichtsmaske sanft fixiert, um Bewegungen zu verhindern. Die eigentliche Bestrahlung ist völlig schmerzfrei und dauert je nach Tumorgröße ca. 45 bis 60 Minuten. Danach kann der Patient die Praxis wieder verlassen und seinen Alltag wie gewohnt fortsetzen.

Für welche Tumorerkrankungen eignet sich die Radiochirurgie besonders?

Die stereotaktische Radiochirurgie ist besonders geeignet für gutartige Tumoren wie Schwannome oder Neurinome (u.a. Vestibularisschwannome, ehemals Akustikusneurinome), Meningeome oder Hypophysenadenome. Auch Hirnmetastasen bei bösartigen Erkrankungen behandeln wir sehr erfolgreich. Zusätzlich setzen wir die Technik bei vaskulären Läsionen ein, wie z. B. arteriovenösen Malformationen (AVMs) und Glomustumoren sowie bei funktionellen Erkrankungen wie z. B. der Trigeminusneuralgie. Weitere Einsatzgebiete für die Radiochirurgie sind therapierefraktäre Tremor- und Epilepsieerkrankungen und Tumore der Augen. Bei hirneigenen Tumoren wie dem Glioblastom erfolgt primär eine Operation; bei Rezidiven kann die Radiochirurgie hingegen eine wertvolle Option sein.

Welche Vorteile bietet die Radiochirurgie gegenüber einer klassischen Operation?

Die Radiochirurgie ist eine nicht-invasive Behandlungsmethode. Damit entfallen operationsbezogene Risiken wie Blutungen, Infektionen, Verletzungen von Nervenstrukturen oder Komplikationen wie Liquorfisteln. Patienten profitieren von einer schnelleren Erholung und vermeiden lange Krankenhausaufenthalte. Besonders für ältere oder vorerkrankte Menschen ist dies ein großer Vorteil. Aber auch bei Patienten mit Vorbehalten gegenüber einer Hirnoperation, sei es aus Angst oder anderen Gründen, steht mit der Radiochirurgie eine Behandlungsalternative zur Verfügung.

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?

Schwerwiegende Komplikationen wie Strahlennekrosen treten aufgrund der hochpräzisen Technik sehr selten auf. Strahlennekrosen treten vor allem dann auf, wenn eine hohe Strahlendosis auf ein großes Volumen von gesundem Gehirngewebe wirkt. Genau hierin liegt der entscheidende Vorteil der Radiochirurgie: Durch den steilen Dosisgradienten und die gezielte Bestrahlung aus zahlreichen unterschiedlichen Richtungen wird die Belastung des gesunden Gewebes um den Tumor herum auf ein Minimum reduziert. Seltene Nebenwirkungen wie leichte Schwellungen oder entzündliche Reaktionen können medikamentös mit Kortikosteroiden gut kontrolliert werden.

Wie sind die Erfolgsaussichten nach einer radiochirurgischen Behandlung?

Bei gutartigen Tumoren wie Vestibularisschwannomen, Meningeomen oder Hypophysenadenomen wird eine Tumorkontrolle von 95 bis 98 % erreicht. Tumorkontrolle bedeutet in den meisten Fällen, das Tumorwachstum zu stoppen. Bei gutartigen Tumoren ist nicht zwangsläufig eine vollständige Entfernung notwendig. Eine Verkleinerung oder das Stoppen eines weiteren Wachstums ist in der Regel ausreichend, um bestehende Symptome zu lindern und das Auftreten neuer Beschwerden zu verhindern. Bei erneutem Wachstum können wir die Behandlung problemlos wiederholen.

Wie hoch sind die Kosten einer Behandlung mit stereotaktischer Radiochirurgie, und wie verhalten sie sich im Vergleich zu konventionellen Therapien?

Die Behandlungskosten liegen deutlich unter denen eines klassischen operativen Eingriffs. Man muss bedenken: Eine konventionelle Operation erfordert in der Regel einen Krankenhausaufenthalt, gegebenenfalls eine Intensivüberwachung sowie eine längere postoperative Erholungszeit. Diese Faktoren führen nicht nur zu höheren medizinischen Kosten, sondern auch zu längeren Ausfallzeiten für die Patienten. Bei der stereotaktischen Radiochirurgie entfallen diese Aufwendungen. Die Behandlung erfolgt ambulant, die Patienten können am selben Tag wieder nach Hause und ihren Alltag rasch wieder aufnehmen. In der Schweiz werden die Kosten vollständig von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen. In Deutschland nach vorgängigem Kostenübernahmegesuch, und insbesondere dann, wenn die Radiochirurgie als gleichwertige oder bessere Alternative zu einer Operation gilt. Insgesamt bietet die Radiochirurgie eine sowohl medizinisch als auch ökonomisch sehr attraktive Lösung für viele Patienten.


Die stereotaktische Radiochirurgie markiert einen bedeutenden Fortschritt in der medizinischen Entwicklung: Sie ermöglicht Behandlungsergebnisse, die den bisherigen Standard nicht nur erreichen, sondern vielfach übertreffen – bei gleichzeitig deutlich geringerer Belastung und weniger Nebenwirkungen für die Patienten und einem Bruchteil der üblichen Kosten.


Vielen Dank, Herr Dr. Weber, für diesen faszinierenden Einblick in die moderne Radiochirurgie!

Vorteile der Radiochirurgie mit ZAP-X auf einen Blick:

  • Präzise Behandlung: Millimetergenaue Fokussierung der Strahlung auf den Tumor.
  • Schonung des gesunden Gewebes: Durch steilen Dosisabfall minimale Belastung umliegender Strukturen.
  • Ambulant & schnell: Behandlung meist in nur einer Sitzung, ohne Krankenhausaufenthalt.
  • Keine Operation notwendig: Kein Skalpell, keine Narkose, keine OP-Risiken.
  • Hohe Erfolgsraten: 95–98 % bei gutartigen Hirntumoren wie Meningeomen und Akustikusneurinomen.
  • Wiederholbare Therapie: Bei erneutem Wachstum erneute Bestrahlung möglich.
  • Auch im Rezidivfall geeignet bzw. nach bereits erfolgter Operation oder Strahlentherapie.
  • Auch für inoperable Tumore oder solche in sehr sensiblen und funktionstragenden, sog. eloquenten Hirnarealen geeignet.
  • Ideal für Risikopatienten: Besonders geeignet bei hohem OP-Risiko oder fortgeschrittenem Alter.
  • Hohe Wirtschaftlichkeit, da die Behandlung nur einen Bruchteil der Kosten einer offenen Operation verursacht.
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