Dr. med. Sylvia Weiner über ihre Arbeit als künftige Schirmherrin des Vereins Gesunde Neugier e.V.

07.05.2025

Dr. med. Sylvia Weiner ist eine erfahrene Fachärztin für Allgemein- und Viszeralchirurgie und eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der Adipositas- und Metabolischen Chirurgie. Seit dem 1. Oktober 2022 leitet sie die Klinik für Adipositas Chirurgie und Metabolische Chirurgie am Sana Klinikum Offenbach. Mit einer fundierten Ausbildung in der minimal-invasiven Chirurgie und einem klaren Fokus auf die Adipositaschirurgie hat sich Dr. Weiner nicht nur in der chirurgischen Behandlung von Adipositas, sondern auch in den konservativen Therapieansätzen und endoskopischen Verfahren spezialisiert.

Nach ihrem Studium an der Universität Würzburg und ihrer Approbation an der Universität Gießen begann Dr. Weiner ihre medizinische Karriere in einem der ersten deutschen Expertise-Zentren für Adipositas-Therapie am Krankenhaus Sachsenhausen in Frankfurt. Dort erwarb sie fundierte Kenntnisse in der ganzheitlichen Behandlung von Adipositas. Ihre berufliche Laufbahn führte sie anschließend zu den Main-Taunus-Kliniken Bad Soden und schließlich 2014 zum Krankenhaus Nordwest, wo sie in ihrer Position als Chefärztin einen besonderen Schwerpunkt auf Adipositas-, Viszeral- und Refluxchirurgie setzte. Ein weiterer Höhepunkt in ihrer Karriere war die Gründung der Obesity Academy zusammen mit Dr. med. Anne Freund. Die Einrichtung in Kelkheim bietet umfassende Programme zur Bekämpfung und Behandlung von Adipositas und hat sich schnell als führende Institution in der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main etabliert.

Dr. Weiner ist nicht nur als Ärztin und Leiterin anerkannt, sondern setzt sich auch aktiv für die Aufklärung über die Risiken von krankhaftem Übergewicht ein. Mit ihrer Übernahme der Schirmherrschaft des Vereins „Gesunde Neugier e.V.“ engagiert sich Dr. Weiner zudem für die Aufklärung und Unterstützung von Betroffenen und deren Angehörigen. Ihr Motto „Adipositas ist kein Schicksal, sondern eine Krankheit!“ spiegelt ihre Leidenschaft wider, Menschen zu helfen, ihre Gesundheit und Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

Die Redaktion des Leading Medicine Guide erfuhr in einem Gespräch mit Dr. Weiner mehr zu ihrer Arbeit als künftige Schirmherrin des Vereins Gesunde Neugier e.V. und über die immer zentraler werdende Erkrankung Adipositas.

Dr. Sylvia Weiner

Adipositas, oft auch als krankhaftes Übergewicht bezeichnet, ist eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen der modernen Gesellschaft. Sie ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern geht mit zahlreichen ernsten gesundheitlichen Risiken einher, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und Gelenkprobleme. Trotz der wachsenden Aufmerksamkeit für dieses Thema wird Adipositas oft noch unterschätzt und nicht ausreichend behandelt. Eine frühzeitige Diagnose und umfassende Therapie sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und langfristige gesundheitliche Folgeschäden zu vermeiden. Daher ist es von großer Bedeutung, noch mehr Aufklärung zu betreiben und Betroffenen gezielte Hilfe anzubieten – sei es durch medizinische Behandlung, psychologische Unterstützung oder präventive Maßnahmen.

Um das Stigma rund um Adipositas abzubauen und mehr Akzeptanz für sie als ernstzunehmende chronische Krankheit zu schaffen, sind mehrere Maßnahmen notwendig. 

Adipositas ist eine ernstzunehmende Stoffwechselerkrankung – das muss deutlich stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Warum sich dieses Verständnis so schwer durchsetzt, ist tatsächlich schwer zu erklären. Es scheint, als würde sich die Gesellschaft regelrecht dagegen sperren, Adipositas als Krankheit zu begreifen. Dabei spielen tief verankerte Glaubenssätze und gesellschaftliche Prägungen eine große Rolle, aber auch wirtschaftliche Interessen. Viele Unternehmen profitieren davon, dass der Fokus weiterhin auf Selbstdisziplin, Diäten und Fitnessprogrammen liegt – und nicht auf den medizinischen Ursachen. Um das gesellschaftliche Bild nachhaltig zu verändern, braucht es umfassende Aufklärungsarbeit, vor allem von Seiten der Ärztinnen und Ärzte. Es geht darum, das Verständnis für die pathophysiologischen Zusammenhänge zu schärfen. Leider ist es selbst im direkten Kontakt mit Betroffenen oft eine Herausforderung, ihnen klarzumachen, dass ihre Erkrankung nichts mit persönlichem Versagen, sondern mit einer chronischen Stoffwechselveränderung zu tun hat. Viele glauben selbst noch, sie seien schuld an ihrer Situation – und genau darin liegt ein zentrales Problem. Aus diesem Grund engagiere ich mich intensiv in der Öffentlichkeitsarbeit, halte Vorträge, schule Kolleginnen und Kollegen und versuche, das Thema auch im medizinischen Ausbildungskontext präsenter zu machen. An den Universitäten müsste diese Thematik viel tiefgehender und differenzierter behandelt werden – doch dieser Wandel wird noch Zeit brauchen“, schildert Dr. Weiner zu Beginn unseres Gesprächs und ergänzt:

Was die gesellschaftliche Akzeptanz betrifft, so erleben wir bei Adipositas eine Form der Stigmatisierung, die weitgehend toleriert wird – sie ist gewissermaßen gesellschaftsfähig. Und das ist hochproblematisch. Es fehlt an politischem Interesse, an öffentlicher Diskussion und vor allem an einer Lobby für Betroffene. Adipositas ist ein Tabuthema – ähnlich wie es lange Zeit mit queeren Identitäten war. Auch hier dauerte es Jahrzehnte, bis die Gesellschaft offener wurde und Vielfalt akzeptierte. Der große Unterschied: Bei Geschlechteridentität ist inzwischen weitgehend anerkannt, dass niemand schuld an seiner Identität ist. Bei Adipositas hingegen glauben das nicht nur Außenstehende – die Betroffenen selbst übernehmen oft fälschlicherweise die Schuld für ihre Erkrankung. Das zeigt, wie tief die gesellschaftliche Stigmatisierung reicht. Solange es keine öffentliche Debatte gibt und Menschen mit Adipositas keine Stimme in Politik und Medien erhalten, wird sich dieses Bild nur langsam verändern lassen. Genau deshalb ist eine Plattform wie Gesunde Neugier e.V. so wichtig – um die Diskussion zu fördern, Wissen zu vermitteln und vor allem auch, um Empathie zu schaffen“. 

Der gemeinnützige Verein Gesunde Neugier e.V. setzt sich für Menschen mit Adipositas ein, indem er Aufklärungsarbeit leistet, Betroffene vernetzt und konkrete Unterstützung anbietet. 

Durch Veranstaltungen, Vorträge und eigene Plattformen informiert der Verein über Ursachen, Folgen und Therapiemöglichkeiten der Erkrankung und fördert das Verständnis für Adipositas als chronische Stoffwechselstörung. Gleichzeitig unterstützt er Selbsthilfegruppen, vermittelt Kontakte zu Fachkliniken und Fachberatern und fördert gesundheitsbezogene Projekte, um die medizinische Versorgung und gesellschaftliche Akzeptanz von Adipositas-Patienten nachhaltig zu verbessern.

Die Initiative geht auf einen ehemaligen Patienten zurück, der sich – inspiriert durch eigene Erfahrungen – das Ziel gesetzt hat, das Thema Adipositas aus der Tabuzone zu holen und überregionale Strukturen zu schaffen, die Selbsthilfegruppen und Betroffene vernetzen. Was als persönliche Initiative begann, wurde bald durch medizinische Fachleute wie Professor Dr. Meier unterstützt, einem Pionier der Adipositaschirurgie in Deutschland. Mit dem Generationenwechsel und Professor Dr. Meiers Rückzug in den Ruhestand ging die Schirmherrschaft auf neue Schultern über – mit dem Ziel, das Thema weiterzutragen und neue Impulse zu setzen. Die Vision: eine neutrale Plattform für Austausch, Aufklärung und Vernetzung zu schaffen – unabhängig von Krankenhausbetreibern oder Industrieinteressen. Denn gerade in einem Bereich, in dem pharmazeutische und medizintechnische Unternehmen zunehmend eigene Formate etablieren, ist es besonders wichtig, eine objektive und vertrauenswürdige Anlaufstelle zu bieten. Um die Reichweite der Inhalte weiter zu steigern, setzt der Verein auf eine Kombination aus Pressearbeit, Informationsveranstaltungen und enger Zusammenarbeit mit regionalen Adipositasnetzwerken. Geplant sind sowohl Events für Betroffene als auch Formate für niedergelassene Ärzte – mit dem Ziel, nicht nur über Prävention zu sprechen, sondern auch über konkrete Zugänge zu Therapien, Beratung und Versorgung. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Dialog mit Selbsthilfegruppen, deren Erfahrungsschatz und Engagement für die Betroffenen oft unverzichtbar sind. So will der Verein dazu beitragen, dass Menschen mit Adipositas endlich die gesellschaftliche Lobby bekommen, die sie verdienen“, schildert Dr. Weiner, die am 1. Mai 2025 die Schirmherrschaft übernommen hat.

Um Adipositas-Patienten einen leichteren Zugang zu spezialisierten Ärzten und Kliniken zu ermöglichen, sind mehrere Verbesserungen im Gesundheitssystem notwendig. 

Zunächst wäre es wichtig, den Zugang zu spezialisierten Adipositas-Zentren zu erleichtern. Diese Zentren bieten eine umfassende Behandlung, die oft eine multidisziplinäre Herangehensweise erfordert, und sollten daher stärker gefördert werden. „Viele Betroffene stehen vor dem Problem, dass sie – bildlich gesprochen – den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Die Vielzahl an Informationen und Anlaufstellen erschwert es ihnen, den passenden Weg in eine geeignete Behandlung zu finden. Besonders herausfordernd ist es, den richtigen Arzt oder die richtige Klinik zu identifizieren, die auf Adipositas spezialisiert ist und individuell weiterhelfen kann. Genau an dieser Stelle setzen moderne Plattformen an, die den Zugang strukturieren und erleichtern sollen. Über Angebote wie die Obesity Academy und die Website www.adiposa.clinic.com wurde eine Möglichkeit geschaffen, eine unkomplizierte Online-Anfrage zu stellen. Auf diesem Weg kann gezielt und regional vermittelt werden – Patientinnen und Patienten bekommen eine erste Orientierung und werden anschließend entweder an geeignete Anlaufstellen vor Ort oder online weitergeleitet. Diese strukturierte Zuweisung folgt den aktuellen medizinischen Leitlinien, die die Behandlungsindikationen klar definieren und so eine gezielte, bedarfsorientierte Steuerung ermöglichen. Um möglichst viele Betroffene über diese digitalen Möglichkeiten zu informieren, spielen Selbsthilfegruppen eine zentrale Rolle. Sie fungieren als wichtige Multiplikatoren im direkten Austausch mit den Patienten. In den vergangenen Jahren war dieses Netzwerk zwischenzeitlich weniger aktiv – nach dem Tod des ursprünglichen Vereinsgründers fehlte es zeitweise an Koordination und personellem Engagement. Doch dieses Engagement wird jetzt wieder aufgenommen, um insbesondere über die Selbsthilfegruppen eine starke Verbindung zu den Betroffenen herzustellen und ihnen niederschwellige Angebote zu eröffnen. Gerade in Hessen gibt es bereits ein breit aufgestelltes Netz an engagierten Selbsthilfegruppen, das nicht nur auf lokaler Ebene wertvolle Arbeit leistet, sondern sich auch politisch dafür einsetzt, das Thema Adipositas stärker in den Fokus der öffentlichen Debatte zu rücken. Dieses Zusammenspiel aus digitalen Plattformen, persönlicher Beratung und engagierter Selbsthilfe bildet die Grundlage dafür, dass der Zugang zu wirksamer Behandlung für Betroffene künftig deutlich leichter wird“, macht Dr. Weiner deutlich.

Die medizinische Anerkennung von Adipositas als chronische Krankheit ist ein wichtiger Schritt in der Bekämpfung dieser weit verbreiteten Erkrankung. 

Trotz dieser Anerkennung übernehmen die Krankenkassen in Deutschland bariatrische Operationen in der Regel nur dann, wenn der BMI (Body Mass Index) eines Patienten einen bestimmten Schwellenwert überschreitet. Hierzu kommentiert Dr. Weiner: „Die Frage der Kostenübernahme für bariatrische Operationen durch die Krankenkassen ist in Deutschland nach wie vor ein sensibles und komplexes Thema – vor allem deshalb, weil der Zugang zu operativen Maßnahmen an relativ hohe BMI-Grenzen geknüpft ist. Häufig entsteht der Eindruck, dass Patienten mit einem BMI unter 40 kaum Chancen auf Unterstützung haben. Dabei regeln die medizinischen Leitlinien die Voraussetzungen für eine Operation eigentlich recht klar: Bereits ab einem BMI von 35 mit relevanten Begleiterkrankungen – wie Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck – ist eine bariatrische Operation medizinisch gerechtfertigt und kann durchgeführt werden. Auch ab einem BMI von 40, unabhängig von weiteren Erkrankungen, ist der Eingriff laut Leitlinie zulässig. Trotzdem geraten insbesondere Patienten mit einem BMI zwischen 30 und 40 in eine therapeutische Grauzone. Für sie stehen zwar konservative Behandlungsansätze wie Ernährungsberatung, medikamentöse Therapie oder strukturierte Gruppenprogramme (z. B. Optifast oder Angebote der Obesity Academy) zur Verfügung – jedoch mangelt es hier an klaren Vorgaben und einer flächendeckenden Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Viele dieser Angebote sind nicht erstattungsfähig, was den Zugang für Betroffene erschwert. Zwar gibt es Präventionsprogramme, die über zentrale Stellen angeboten und teilweise finanziert werden – allerdings nur für Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 30, und nur ohne Begleiterkrankungen. Patienten mit einem BMI über 30, aber ohne unmittelbare OP-Indikation, bleiben oft auf sich gestellt. Diese Therapielücke ist ein zentrales Problem in der Adipositasversorgung in Deutschland. Genau deshalb setzt man auf Programme wie die Obesity Academy, um auch für diese Zielgruppe konkrete, qualitätsgesicherte Behandlungsangebote zugänglich zu machen“, und führt weiter aus:

In der Praxis sieht es zudem so aus, dass viele Kliniken heutzutage ohne langwierige Kostenanträge operieren, weil die rechtlichen Rahmenbedingungen dies erlauben – sofern die medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind. Der oft befürchtete ,Antragszirkus´ ist also nicht mehr überall Realität. Dennoch braucht es dringend strukturelle Verbesserungen, insbesondere in der frühen Versorgung, um langfristige Schäden zu vermeiden. Ein weiterer Punkt: Der Body-Mass-Index (BMI), auf den sich viele dieser Regelungen stützen, ist ein stark vereinfachter Messwert, der ursprünglich von amerikanischen Versicherungsgesellschaften eingeführt wurde. Er berücksichtigt weder Muskelmasse noch Wasserhaushalt und liefert somit oft nur ein grobes Bild. Inzwischen wird zunehmend empfohlen, ergänzend auch moderne Messmethoden wie die bioelektrische Impedanzanalyse zur Beurteilung des Körperzusammensetzung heranzuziehen. Internationale Leitlinien sind hier schon weiter – in vielen Ländern ist eine bariatrische Operation bereits ab einem BMI von 30 mit Nebenerkrankungen vorgesehen. Deutschland hinkt in dieser Entwicklung deutlich hinterher. Bis nationale Richtlinien entsprechend angepasst werden, kann es erfahrungsgemäß fünf bis zehn Jahre dauern. Die Notwendigkeit, die Schwellenwerte nach unten zu korrigieren, wird jedoch zunehmend anerkannt – nicht zuletzt, um präventiv zu handeln, bevor schwerwiegende Folgeerkrankungen überhaupt entstehen“.

Heute setzen die meisten Gesundheitsstrategien bei Adipositas auf Prävention und Gewichtsmanagement durch Diät und Bewegung. Doch in vielen Fällen reicht diese konservative Behandlung nicht aus, insbesondere bei Patienten, die aufgrund von genetischen Faktoren oder anderen schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen nicht in der Lage sind, ihr Gewicht signifikant zu reduzieren. Für diese Patienten könnte eine bariatrische Operation eine der effektivsten und nachhaltigsten Lösungen sein. Ein früherer Zugang zu dieser Art von Eingriff könnte dazu beitragen, das Risiko von chronischen Erkrankungen zu verringern und den Teufelskreis von Adipositas und ihren Folgeerkrankungen zu durchbrechen. 

Die Rolle der Medien und der Nahrungsmittelindustrie im Kontext der Adipositasentwicklung ist vielschichtig und nicht zu unterschätzen. Aus medizinischer Sicht besteht ein erhebliches Problem darin, dass die Industrie kein wirkliches Interesse daran zeigt, Transparenz über Inhaltsstoffe, Verarbeitungsgrade oder gesundheitliche Auswirkungen zu schaffen. 

Politische Initiativen wie eine Zuckersteuer, die in anderen Ländern bereits erfolgreich eingeführt wurden, könnten auch hierzulande ein wirksames Instrument sein – bislang fehlt es jedoch an entsprechender Umsetzung. Gleichzeitig wirkt sich der zunehmende Medienkonsum, besonders bei Kindern und Jugendlichen, massiv auf deren Gesundheitswahrnehmung aus. Die ständige Konfrontation mit idealisierten Körperbildern, Schönheitsversprechen und vermeintlich gesundheitsfördernden Produkten in Werbung, Kochshows und Social Media trägt zu einer verzerrten Vorstellung von Gesundheit und Ernährung bei. Medien erzeugen Stigmatisierung und gleichzeitig falsche Ideale – eine gefährliche Kombination, die zur Zunahme von Übergewicht und Adipositas in jungen Altersgruppen beiträgt. Ein weiteres großes Problem stellt der Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel dar“, kritisiert Dr. Weiner.


In einer schnelllebigen Gesellschaft greifen viele Menschen zu industriell hergestellten Fertigprodukten, die reich an Zusatzstoffen, Zucker und gesättigten Fetten sind. Dies wird auch in Schulungsprogrammen immer wieder thematisiert – ein zentraler Punkt ist hier die Rückbesinnung auf möglichst unverarbeitete, natürliche Lebensmittel. Um hier wirklich nachhaltig etwas zu verändern, wäre ein deutlich stärkeres Engagement auf politischer Ebene notwendig.


Gesundheitserziehung und Ernährungsbildung müssten bereits in der Schule beginnen, idealerweise mit strukturierten Angeboten wie flächendeckenden Schulkochprogrammen, praktischer Ernährungsschulung und täglichen Bewegungsangeboten. Auch eine engere Zusammenarbeit mit Sportvereinen und eine stärkere Förderung von Bewegungsprogrammen könnten entscheidend zur Prävention beitragen. Langfristig wäre es also notwendig, nicht nur auf individueller Ebene anzusetzen, sondern strukturelle, gesellschaftliche und politische Veränderungen zu forcieren, um Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen gesündere Lebensweisen zu ermöglichen – und zwar frei von falschen Versprechungen und kommerziellen Interessen“, formuliert Dr. Weiner kritisch.

Ein besonders hervorzuhebender Aspekt des Vereins Gesunde Neugier e.V. ist sein niedrigschwelliger Zugang zu verlässlichen Informationen rund um das Thema Adipositas. Ziel ist es, Betroffenen den Einstieg in Beratung und Therapie so einfach wie möglich zu machen – ohne Hürden, ohne Scham, und mit einem offenen, unterstützenden Ansatz. 

Die Plattform bietet die Möglichkeit, sich unkompliziert zu informieren und erste Schritte in Richtung Behandlung zu gehen – sei es durch Online-Beratungsangebote, Veranstaltungshinweise oder Vernetzungsmöglichkeiten mit Experten und Selbsthilfegruppen. Gerade dieser niederschwellige Ansatz macht den Verein besonders wertvoll. Denn oft fehlt Betroffenen nicht der Wille zur Veränderung, sondern der Mut oder die Orientierung, an welcher Stelle sie anfangen können. Genau hier setzt Gesunde Neugier e.V. an. Die Plattform lebt von der Beteiligung – sowohl von Patienten als auch von Therapeuten. Es ist ein gemeinnütziger Verein, der durch aktives Mitwirken, Nutzung und Engagement wächst und an Sichtbarkeit gewinnt. Daher ist auch jeder Beitrag willkommen – ob durch ehrenamtliches Engagement, durch das Teilen der Inhalte oder einfach durch die Nutzung der vorhandenen Angebote. Denn nur durch gemeinsames Handeln kann sich das Bewusstsein für Adipositas als ernstzunehmende Erkrankung weiter in der Gesellschaft etablieren. Statt sich auf sozialen Medien in oft oberflächlichen Diskussionen zu verlieren, bietet Gesunde Neugier e.V. eine fundierte, unterstützende und neutrale Plattform für echte Aufklärung und Hilfe“, betont Dr. Weiner zum Abschluss unseres Gesprächs.

Vielen Dank, Frau Dr. Weiner – die Aufklärung über Adipositas ist immens wichtig!

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