Moderne Hüftarthroskopie: Indikationen, Ergebnisse & präventive Maßnahmen - Experteninterview mit Primarius a. D. (DE) Dr. med. Wolfgang Zinser

19.04.2025

Primarius a. D. Dr. med. Wolfgang Zinser ist ein international anerkannter Spezialist für Orthopädie und Traumatologie mit besonderer Expertise in der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie. Als zertifizierter Knorpelspezialist und anerkannter AGA-Experte für Hüfte, Knie und Sprunggelenk widmet er sich seit über zwei Jahrzehnten der Behandlung und Regeneration geschädigter Gelenke. Sein Schwerpunkt liegt auf der Hüftarthroskopie, der Knorpel- und Labrumrekonstruktion sowie auf innovativen Verfahren wie der minimalinvasiven periazetabulären Osteotomie (PAO) zur Korrektur von Hüftdysplasien. Mit mehr als 2000 durchgeführten Knorpelzelltransplantationen zählt Dr. Zinser zu den weltweit führenden Experten in diesem Bereich.

In seiner hochmodernen Praxis OrthoExpert bietet er Diagnostik und Therapie auf höchstem wissenschaftlichem Niveau an und führt Operationen in der bestens ausgestatteten Privatklinik Graz Ragnitz und EMCO Privatklinik Bad Dürrnberg/Salzburg durch. Sein oberstes Ziel ist es, seinen Patienten eine individuelle, ganzheitliche und nachhaltige Behandlung zu ermöglichen – mit dem Fokus auf langfristigen Gelenkerhalt und schneller Rückkehr in ein aktives Leben. Als Präsident der Gesellschaft für Knorpelregeneration und Gelenkerhalt (QKG) engagiert sich Dr. Zinser nicht nur für die Weiterentwicklung innovativer Behandlungsmethoden, sondern ist auch als Ausbilder, Referent und wissenschaftlicher Autor tätig. Sein sportmedizinischer Hintergrund als ehemaliger Leichtathletik-Nationalkaderathlet im Dreisprung ermöglicht ihm ein tiefes Verständnis für die spezifischen Bedürfnisse von Sportlern. Neben operativen Eingriffen bietet er eine Vielzahl moderner konservativer Therapien an, darunter PRP-Injektionen, Hyaluronsäure Therapien und knorpelschützende Maßnahmen. Seine Philosophie basiert auf Präzision, Fachwissen und einem individuell abgestimmten Behandlungsansatz.

Durch enge Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten, Sportverbänden und Kollegen stellt er sicher, dass jeder Patient die bestmögliche Betreuung erhält. Dank seines Status als Wahlarzt kann er sich für jeden Patienten ausreichend Zeit nehmen, um eine maßgeschneiderte Therapie zu entwickeln. Wer einen erfahrenen Spezialisten für Hüft-, Knie- und Gelenkerkrankungen sucht, ist bei Dr. Wolfgang Zinser in besten Händen.

Die Redaktion des Leading Medicine Guide sprach mit Dr. Zinser über die moderne Hüftarthroskopie.

Primarius a. D. (DE) Dr. med. Wolfgang Zinser

Die Hüftarthroskopie hat sich in den letzten Jahren als minimalinvasive Technik zur Diagnose und Behandlung verschiedener Hüftgelenkserkrankungen etabliert. Sie kommt vor allem bei jüngeren und sportlich aktiven Patienten zum Einsatz, die unter Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen leiden. Typische Indikationen sind das femoroacetabuläre Impingement (FAI), Knorpelschäden oder labrale Risse. Durch frühzeitiges Screening und gezielte Prophylaxe lassen sich Hüftprobleme und Gelenkverschleiß oft vermeiden oder deren Fortschreiten verlangsamen. 

Bei der Indikationsstellung zur Hüftarthroskopie, insbesondere beim femoroazetabulären Impingement (FAI) (Hüftimpingement) und labralen Läsionen (Schäden der Hüftgelenkslippe), müssen sowohl klinische als auch bildgebende Kriterien sorgfältig berücksichtigt werden. 

Für gelenkerhaltende Therapien gibt es standardisierte Empfehlungen zur Bildgebung, wobei immer mehrere Röntgenaufnahmen zur Berechnung aller Winkelmaße durchgeführt wird. Ein zentraler Bestandteil der Hüftdiagnostik ist die standardisierte Beckenübersichtsaufnahme OHNE Gonadenschutz und eine axiale Bildgebung, z.B. die Lauenstein-Aufnahme, die detaillierte Informationen über die Hüftgelenkstrukturen liefern und dabei helfen, pathologische Veränderungen wie Arthrose, Dysplasien oder Impingements zu erkennen. Weitere wichtige Aufnahmetechniken in der axialen Bildgebung sind die Ripstein- und FAUX-Profil-Aufnahme (seitliche Stand-Aufnahme), die jeweils spezifische Aspekte des Hüftgelenks abbilden und eine präzise Beurteilung verschiedener Hüfterkrankungen ermöglichen. Die Röntgenaufnahme ist die Basis für die Beurteilung der Hüftgelenkstrukturen, insbesondere bei der Diagnose von Dysplasien und Femoroacetabulärem Impingement (FAI). Um zwischen diesen beiden Erkrankungen zu unterscheiden, sind die Winkelmaße, die nur durch Röntgenaufnahmen präzise berechnet werden können, unerlässlich. Daher ist eine Röntgenaufnahme die erste notwendige Untersuchung, bevor das MRT zum Einsatz kommt“, erklärt Dr. Zinser und führt weiter aus:

Das MRT folgt klar definierten Richtlinien, die in den europäischen Leitlinien-Empfehlungen festgelegt sind. Zunächst wird eine Übersichtsaufnahme gemacht, gefolgt von spezifischen Sequenzen, z.B. den Hüftgelenk-Sagittal- und Koronalschnitt sowie radiäre Sequenzen um die Schenkelhalsachse umfassen. Diese radiäre Technik, bei der eine virtuelle Achse durch den Schenkelhals gezogen und in 360 Grad um den Hüftkopf rotiert wird, ermöglicht es, Unregelmäßigkeiten wie eine Cam-Deformität zu erkennen. Die genauen Orte dieser Cam-Deformität lassen sich nur im MRT genau darstellen. Bei jungen Patienten, bei denen der Verdacht auf eine fehlerhafte Schenkelhalsdrehung (Torsion) besteht, wird zusätzlich empfohlen, den Antetorsionswinkel des Schenkelhalses im MRT zu berechnen (Winkel zwischen der Schenkelhalsachse und der Achse des hinteren Kniebasislinie). Es ist wichtig, dass alle diese Standarduntersuchungen durchgeführt werden, da ein unvollständiges diagnostisches Bild zu Fehldiagnosen führen kann. Wenn beispielsweise nur das MRT verwendet wird, könnte eine Dysplasie übersehen werden, was im schlimmsten Fall zu einer nicht optimalen oder sogar einer Fehlbehandlung führen könnte. Ein häufiges Beispiel ist, wenn Patienten mit der Diagnose einer Labrum-Läsion kommen und glauben, dass das Labrum einfach nur angenäht werden muss. Dabei ist es wichtig zu erklären, dass eine Labrum-Läsion in der Hüfte nicht einfach isoliert auftritt, sondern immer eine zugrunde liegende Ursache hat. Diese kann ein Femoroacetabuläres Impingement (FAI), eine Hüftdysplasie oder eine Kombination aus beidem sein. Wird nur das Labrum refixiert, ohne die zugrunde liegende Ursache zu behandeln, zum Beispiel bei einer Hüftarthroskopie, wird die Problematik nicht nachhaltig gelöst, und der Patient wird weiterhin Beschwerden haben“.

Seit über zwanzig Jahren setzt sich Dr. Zinser sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene mit großer Leidenschaft für die Gelenk- und Knorpelregeneration ein. Mit seinem umfangreichen Wissen und seiner Expertise unterstützt er die Weiterentwicklung dieses Fachgebiets und engagiert sich aktiv in zahlreichen medizinischen Gesellschaften, um die neuesten Erkenntnisse und innovativen Behandlungsmethoden zu fördern.

Als Ausbilder ist es mir wichtig, mein Wissen an junge Mediziner weiterzugeben und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Der enge Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Bereichen hilft, neue Ansätze zu entwickeln. Ein zentrales Anliegen meines Engagements in Fachgesellschaften ist die Aufklärung: Gelenkerhaltende Hüfttherapien gehören in die Hände von Spezialisten. Leider erhalten viele Patienten erst spät die richtige Diagnose – etwa bei Hüftdysplasie, wo oft Jahre vergehen und mehrere Orthopäden konsultiert werden, bevor die Ursachen erkannt werden. Häufig fehlen frühzeitig notwendige Messungen, was die Diagnosestellung verzögert. Beim FAI gelingt die Zuweisung an Spezialisten meist etwas schneller, doch auch hier bleibt Aufklärung essenziell“, schildert Dr. Zinser und ergänzt:

In Deutschland wird derzeit verstärkt auf die Zentralisierung von Kliniken gesetzt, was bedeutet, dass spezialisierte Zentren gebündelt werden, um eine umfassendere Versorgung zu gewährleisten. Auch wenn Patienten dafür möglicherweise längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen müssen, ist dies ein sinnvoller Schritt, da alle relevanten Fachrichtungen in großen Kliniken zusammenarbeiten können, was die Behandlung optimiert. Die Größe des Zentrums spielt dabei weniger eine Rolle, vor allem wenn es um Eingriffe wie die Hüftarthroskopie geht, die in Deutschland teilweise sogar ambulant durchgeführt werden. Für diesen Eingriff sind keine Intensivstationen erforderlich, sondern lediglich das notwendige Spezialwissen, die operativen Skills und ein kompetenter Radiologe vor Ort“.


Das Femoroazetabuläre Impingement (FAI) ist eine häufige, präarthrotische Hüftdeformität bei sportlich aktiven Kindern und Jugendlichen. Es entsteht meist durch Überlastung während der Wachstumsphase, insbesondere bei Sportarten mit starker Hüftbelastung wie Fußball, Eishockey oder Basketball. Unbehandelt erhöht ein Cam-FAI deutlich das Risiko für eine frühzeitige Coxarthrose. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung – etwa durch Hüftarthroskopie – kann die Prognose deutlich verbessern und eine Arthrose verhindern. Besonders risikoreich sind intensive Trainingsphasen im Alter von 12 bis 13 Jahren. Studien zeigen, dass häufige Belastung, epiphysäre Verletzungen oder Vorerkrankungen wie M. Perthes zur Entstehung beitragen können. Während symptomatische Fälle früh operiert werden sollten, ist auch die Überwachung asymptomatischer Deformitäten wichtig, um Spätfolgen zu vermeiden. In der DACH-Region besteht im Vergleich zu den USA eine Unterversorgung bei der FAI-Diagnostik und -Therapie. Eine stärkere Aufklärung, bessere Vergütung gelenkerhaltender Eingriffe und gezielte Präventionsprogramme sind notwendig, um langfristige Schäden und die Zahl von Gelenkersatzoperationen zu reduzieren.


Die funktionellen und langfristigen Ergebnisse der Hüftarthroskopie variieren je nach Alter des Patienten erheblich, wobei insbesondere jüngere und ältere Patientengruppen unterschiedliche postoperative Verläufe und Prognosen aufweisen.

Jüngere Patienten, insbesondere solche unter 40 Jahren, profitieren in der Regel am meisten von einer Hüftarthroskopie, insbesondere wenn sie an einem femoroazetabulären Impingement (FAI) oder labralen Läsionen leiden, aber noch keine signifikanten degenerativen Veränderungen des Gelenks aufweisen. 

Statistisch gesehen zeigen alle Studien, dass die Prognose umso besser ist, je jünger die Patienten sind. Das liegt daran, dass das Femoroacetabuläre Impingement (FAI) in der Pubertät entsteht und seitdem fortschreitet. Abhängig davon, wie aktiv der Patient ist, kann sich die Situation unterschiedlich entwickeln. Wenn jemand wenig Sport treibt oder sich kaum bewegt, sodass es nicht zu den typischen Bewegungen kommt, bei denen der Knochen an den Gelenkstrukturen anstößt oder sich einklemmt, kann er mit dem FAI oft lange ohne größere Beschwerden leben. Aktivere Patienten hingegen erleben mit zunehmender Belastung der Hüfte verstärkte Symptome, weil die Deformität die Gelenkstrukturen zunehmend schädigt. Je länger jemand mit dieser schädigenden Deformität lebt, desto größer sind die Schäden, die man im Gelenk feststellen kann. Am besten ist es, wenn das FAI in einem Stadium korrigiert wird, in dem noch keine oder nur geringe Schäden an den Gelenkstrukturen entstanden sind. Es gibt gute wissenschaftliche Belege dafür, dass eine frühzeitige Behandlung der Patienten ihre Chancen auf ein gesundes Hüftgelenk im späteren Leben deutlich verbessert und dem altersbedingten Verschleiß vorbeugt“, so Dr. Zinser. Das Hauptziel der Behandlung ist daher die Prävention. Besonders betroffen sind häufig junge, sportlich aktive Menschen, die mit unspezifischen Beschwerden im Bereich der Leiste zu kämpfen haben. Diese Patienten denken oft, dass sie einfach eine Leistenzerrung oder Muskelkater haben. Dabei ist es meist die Hüfte, die Probleme bereitet.

Viele Patienten berichten von langwierigen Beschwerden, die sie zunächst als Überlastung abtun. Bei genauerem Nachfragen zeigen sich jedoch oft frühere Symptome wie Adduktorenschmerzen nach dem Sport, die als erste Warnzeichen hätten erkannt werden können. Häufig wird auch über eine zunehmende Hüftsteifigkeit und eingeschränkte Beweglichkeit berichtet – Beschwerden, die fälschlicherweise mit Muskelverkürzungen erklärt werden. Tatsächlich liegt die Ursache bei FAI jedoch in der knöchernen Struktur: Beim Dehnen stößt der Knochenhöcker gegen das Gelenk, was weitere Schäden verursachen und die Symptome verschlimmern kann“, verdeutlicht Dr. Zinser.

Um die Progression degenerativer Hüfterkrankungen zu verlangsamen und eine Operation möglichst hinauszuzögern, spielen präventive Maßnahmen und konservative Therapieoptionen eine entscheidende Rolle. 

Wenn ein Patient ein symptomatisches FAI hat, also über längere Zeit hinweg Beschwerden verspürt, und diese trotz einer konservativen Therapie von mindestens drei Monaten nicht besser werden, dann sollte laut aktuellem Wissensstand eine Operation in Erwägung gezogen werden. Besonders dann, wenn bestimmte Winkel des Hüftgelenks ausgeprägt sind. „Eine Studie zeigt, dass das Risiko, innerhalb der nächsten 13 Jahre eine radiologische Arthrose zu entwickeln, bei einem Alpha-Winkel über 65 Grad, der für das CAM-FAI typisch ist, mit jedem zusätzlichen Grad um 5 % steigt. Bei einem Winkel von 66 Grad wäre das Risiko also bereits um 5 % höher, bei 67 Grad um 10 % und so weiter. Im Laufe des Lebens steigt das Risiko, ein künstliches Hüftgelenk zu benötigen, mit jedem weiteren Grad des Alpha-Winkels um 4 %. Das bedeutet, dass eine frühzeitige Therapie das Risiko einer Verschlechterung und damit auch das Risiko, später eine Hüftprothese zu brauchen, verringern kann. Daher sollten symptomatische Patienten, besonders jüngere, heute operiert werden, wenn eine konservative Therapie keinen Erfolg bringt. In Fällen mit weniger ausgeprägtem FAI, bei denen die Beschwerden mild sind und eine konservative Therapie, zum Beispiel Physiotherapie, zu einer Beschwerdefreiheit führt, kann man zunächst abwarten. Wenn die Patienten keine intensiven sportlichen Aktivitäten ausüben und ihre Beschwerden durch Physiotherapie verschwinden, ist eine Operation nicht sofort notwendig. Sobald jedoch Symptome wieder auftreten, sollte eine Therapie erfolgen. Wenn eine konservative Behandlung über einen Zeitraum von drei Monaten keine Besserung bringt, sollte eine genauere Untersuchung stattfinden, um den Verlauf zu beobachten“, macht Dr. Zinser klar und kommentiert noch die physiotherapeutischen Möglichkeiten:

In der Physiotherapie wird meist ein spezielles Programm empfohlen, das zweimal pro Woche durchgeführt wird. Ziel ist es, das Anstoßen zwischen Schenkelhals und Pfanne zu verringern – unter anderem durch Beckenaufrichtung zur Vermeidung eines Hohlkreuzes und durch Dehnung des oft verkürzten Hüftbeugers. Diese Maßnahmen können bei leichten Beschwerden häufig Linderung oder sogar Beschwerdefreiheit bringen. Genaue Zahlen zum Erfolg konservativer Therapien liegen nicht vor. Bleiben die Schmerzen trotz Therapie bestehen und tritt der Anstoß weiterhin im Alltag oder beim Sport auf, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden, um Folgeschäden zu vermeiden“.

Die Hüftarthroskopie, gelenkerhaltende osteotomische (die knöcherne Störung korrigierende) Eingriffe und konservative Therapien bieten unterschiedliche Vorteile und haben in Bezug auf Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung jeweils ihre eigenen Stärken, abhängig vom Schweregrad der Erkrankung und den spezifischen Bedürfnissen des Patienten.

Die Hüftarthroskopie ist ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem kleine Einschnitte gemacht werden, um das Gelenk zu inspizieren und gegebenenfalls beschädigte Knorpelbereiche oder freie Gelenkkörper zu entfernen. In Fällen von frühgradiger bis mittlerer Hüftarthrose, bei denen nur begrenzte Schäden am Knorpel oder an anderen Geweben vorliegen, kann die Hüftarthroskopie eine gute Option sein. „Bei der Behandlung von FAI (Femoroacetabuläres Impingement) ist es entscheidend, das Anstoßen und die damit verbundenen Beschwerden zu lösen. In der Regel werden bei der Operation der Hüfte Korrekturen am entrundeten Hüftkopf (Cam-Deformität) oder/und der Hüftpfanne vorgenommen, um den Konflikt zu beheben. Es gibt verschiedene Techniken, aber grundsätzlich wird eine kleine Anzahl an Schnitten verwendet, um das Gelenk zu erreichen. Die genaue Anzahl der Schnitte kann variieren, je nach Komplexität der OP – während einige Operateure nur zwei Schnitte benötigen, zählt meine Standardmethode drei, und wenn zusätzlich Knorpel bearbeitet werden muss, wird ein vierter Schnitt gesetzt. Die Planung der Schnittführung erfolgt präzise, um sicherzustellen, dass der Eingriff optimal ausgeführt wird. Vor der eigentlichen Operation werden die wichtigen Landmarken des Hüftgelenks sorgfältig markiert. Hierzu gehören unter anderem die Spina iliaca anterior superior und die Mittellinie des Kniegelenks. Diese Landmarken helfen dabei, die Schnittrichtung genau zu bestimmen, sodass der Chirurg das Gelenk ideal erreichen kann. Auch bei über 2.000 durchgeführten Hüftarthroskopien markiere ich weiterhin alle relevanten Punkte, um die Orientierung während der Operation zu gewährleisten, das habe ich mir als Standard so angewöhnt“, erklärt Dr. Zinser und geht dann auf die eigentlichen Operationsschnitte ein: 

Die Operation erfolgt in zwei Phasen. Zunächst wird der Patient in einer speziellen Position gelagert, sodass das Bein in eine beugende Stellung kommt. Dies sorgt dafür, dass die vordere Gelenkkapsel entspannt wird, was es ermöglicht, besser in das Hüftgelenk zu gelangen. In dieser ersten Phase wird das Anstoßen des Gelenks behandelt und die knöchernen Formstörungen korrigiert, indem der Bereich zwischen Schenkelhals und Hüftpfanne so angepasst wird, dass das frühere Einklemmen nicht mehr auftritt. Während dieser Phase wird das Gelenk sanft bewegt und in verschiedenen Beugestellungen positioniert, bis das Problem behoben ist. Die zweite Phase folgt, sobald das Anstoßen korrigiert wurde. In dieser Phase geht es darum, in das zentrale Hüftgelenk vorzudringen. Hierzu wird das gestreckte Bein weiter in eine bestimmte Position gezogen, um einen Gelenkspalt zu schaffen. Über diesen Spalt kann das Arthroskop eingeführt werden, um das Gelenk zu inspizieren, den Knorpel des Hüftkopfes und der Pfanne zu begutachten und etwaige Schäden zu erkennen. Falls Risse im Knorpel vorliegen, werden diese entweder repariert oder kleinere Defekte werden entfernt. Bei schwereren Knorpelschäden kann eine regenerative Therapie angewendet werden, bei der zum Beispiel eine Membran zur Knorpelregeneration eingesetzt wird“.


In Deutschland bestehen Unterschiede zwischen stationären und ambulanten Eingriffen, wobei die Abrechnungssysteme noch unzureichend angepasst sind. Für bestimmte Knorpelbehandlungen wie die Matrixinduzierte-Knochenmark-Stimulation oder die ambulante Knorpelzelltransplantation fehlen passende Abrechnungsziffern, was zu Problemen führt. Die Fachgesellschaft arbeitet derzeit an Lösungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen.


Die frühzeitige Erkennung und Prävention des Femoro-Azetabulären Impingements (FAI) ist besonders in Sportarten wie Fußball, Eishockey und Kampfsport von Bedeutung, da diese Erkrankung dort häufig vorkommt.

Es ist mir wichtig, dass das FAI in den Sportarten, in denen es häufig vorkommt, systematisch gescreent wird. Wir arbeiten derzeit mit den Betreuern von Sturm Graz, dem Bundesliga-Verein in der Nähe, daran, ein Präventionsprogramm zu etablieren. Wir wissen, dass fast 70 % der Fußballer im Verlauf ihrer Karriere ein solches FAI entwickeln – und zwar hauptsächlich aufgrund intensiven Trainings in der Pubertät. Besonders betroffen sind Fußballer, Eishockeyspieler und Kampfsportler, bei denen dieses Problem häufig festgestellt wurde. Der erste Fußballclub, der ein Präventionsprogramm umgesetzt hat, war der FC Barcelona. Das Ziel ist, durch Screening-Methoden die betroffenen Sportler frühzeitig zu identifizieren. Bei jungen Spielern, die ein Rotationsdefizit aufweisen, kann eine gezielte Reduzierung des Trainings oder eine Auszeit helfen, die Häufigkeit von FAI zu verringern. Es geht darum, insbesondere die jungen Athleten in den gefährdeten Sportarten frühzeitig zu erkennen, um ihnen während der Entstehung dieses Problems gezielt zu helfen. Falls weiterhin Beschwerden auftreten, können wir diese frühzeitig behandeln. Das ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie. Screening, Früherkennung und eine enge Begleitung der Sportler sind entscheidend, und wir haben diese Maßnahmen in den Komitees bereits auf die Agenda gesetzt“, verdeutlicht Dr. Zinser.

Nach einer Hüftarthroskopie sind biomechanische und post-operative Rehabilitationsmaßnahmen entscheidend für eine optimale Genesung und die Minimierung von Komplikationen. 

In vielen Fällen können Patienten am Tag der Operation schon wieder nach Hause gehen, wenn die häusliche Versorgung gewährleistet ist. Allerdings empfehle ich, dass die Patienten eine Nacht im Krankenhaus bleiben. Oft erfolgt am nächsten Tag noch eine Physiotherapie, und am übernächsten Tag können sie dann nach Hause gehen. Das ist für mich der Standard: OP-Tag, dann Physiotherapie am nächsten Tag und am übernächsten Tag nach Hause. Auch wenn es sich um kleinere Eingriffe handelt, dauern die Operationen oft länger. Eine Hüftarthroskopie beispielsweise dauert im Durchschnitt 1,5 bis 2 Stunden – das ist fast doppelt so lang wie das Einsetzen eines Hüftgelenks. Das liegt daran, dass die Hüftarthroskopie eine viel komplexere Prozedur ist. Früher wurde dies mit offenen, großen Schnitten gemacht, bei denen die Hüfte ausgekugelt und die Gelenkstruktur direkt sichtbar gemacht wurde. Der arthroskopische Eingriff ist deutlich diffiziler und erfordert vom Operateur ein höheres Maß an Können. Es gibt Studien, die die Lernkurven für solche Eingriffe untersucht haben, und es wird empfohlen, mindestens 100-150 Hüftarthroskopien unter Anleitung eines erfahrenen Operateurs zu machen, um diese Technik sicher beherrschen zu können“, konstatiert Dr. Zinser und ergänzt die Verhaltensregeln nach der Operation:

Die Patienten benutzen während der Heilungsphase Gehstöcke als Sicherheitsmaßnahme, um Komplikationen wie Stressfrakturen am Schenkelhals zu vermeiden, die selten, aber möglich sind, wenn die Patienten zu früh zu viel belasten. In den meisten Fällen bleibt es bei einer Teilbelastung für etwa zwei bis drei Wochen. Wenn die Gehstöcke nicht mehr nötig sind, folgt eine intensivere Reha-Phase. Unsere Nachbehandlung ist gut dokumentiert und wurde auch bereits publiziert. Der Rehabilitationsprozess umfasst verschiedene Phasen. Anfangs geht es vor allem um das Abschwellen, Gelenkmobilisation, Traktionsübungen und Anspannungsübungen. Nachdem die Stützen wegfallen, folgt Gehtraining, Gangschule und später auch Krafttraining. Ein Profifußballer, der eine optimale Therapie erhält, ist nach etwa sechs Monaten wieder fit und kann ins Spiel zurückkehren“. Mit diesem positiven Ausblick beenden wir unser Gespräch.

Herzlichen Dank, Dr. Zinser, für die gute Aufklärung!

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