Für den Leading Medicine Guide nimmt sich der vielbeschäftigte Facharzt, der international mit medizinischen Innovationen Teilbereiche der Gynäkologie auf eine neue Stufe stellte, aber immer gern ein wenig Zeit.
Leading Medicine Guide: Professor Hornemann, was sind Ihre klinischen Schwerpunkte?
Prof. Dr. med. Hornemann: Meine Schwerpunkte liegen auf minimal-invasiver Chirurgie und gynäkologischer Onkologie, zusätzlich aber auch noch spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin. Durch meine Forschungsaktivität zu geburtshilflichen, gynäkologischen und gesundheitsökonomischen Themen ergänzt sich das ganz hervorragend.
Was versteht man unter Perinatalmedizin?
Die Perinatalmedizin oder Perinatologie ist ein Arbeitsgebiet der geburtshilflichen Gynäkologie. Sie beschäftigt sich mit der medizinischen Versorgung werdender Mütter und dem Fötus während der sogenannten perinatalen Phase – das heißt pränatale Diagnostik und Therapie, Betreuung der Schwangeren während und bis zu sieben Tage nach der Geburt.
Leading Medicine Guide: Gynäkologische Erkrankungen können vielseitig und sehr komplex sein. Da muss man sich spezialisieren, oder?
Prof. Dr. med. Hornemann: Mein Leistungs- und Behandlungsspektrum ist breit gefächert. Nur ein paar Beispiele: Ich habe mich unter anderem auf die operative Behandlung von Myomen, Störung der Menstruation, Endometriose, Entartungen der Gebärmutter (Zervixkarzinom, Endometriumkarzinom), Gebärmutter- und Scheidensenkung, Ashermann-Syndrom und andere gynäkologische Erkrankungen spezialisiert.
Leading Medicine Guide: Herr Professor Hornemann, es ist schon bemerkenswert, wie breitgefächert ihre Expertise ist und an wievielen Kliniken Sie diese bereits einsetzen konnten.
Prof. Dr. med. Hornemann: Ja, da kommt einiges zusammen. Die Ausbildung absolvierte ich in Tübingen, Berlin, Hamburg, Amsterdam, Sydney, Zürich und Düsseldorf. Ich war außerdem tätig am Universitätsklinikum in Jena, im Perinatalzentrum der Ruhr-Universität Bochum und der Uniklinik Lübeck. Außerdem habe ich eine Zusatzausbildung (Magister) in Public Health. Diese Zusatzqualifikation bringt mir den Vorteil, dass ich verschiedene disziplinübergreifende Therapiemethoden kenne, diese im interdisziplinären Kontext vergleiche und auf diese Weise präzisere Diagnosen stellen und individuellere Behandlungen durchführen kann.
Worum geht es bei Public Health?
Unter Public Health versteht man eine stark interdisziplinär ausgerichtete, empirische Wissenschaft der öffentlichen Gesundheit (auch Volks- und Bevölkerungsgesundheit genannt), Krankheits- und Versorgungsforschung, Prävention und des Gesundheitsmanagements. Die verschiedenen Maßnahmen zielen hauptsächlich darauf ab, unter der Berücksichtigung individueller und gruppenspezifischer Bedürfnisse und Präferenzen, die Gesundheit der mehrheitlichen Bevölkerung zu erhalten. Das ist auch gleichzeitig die Herausforderung in Theorie und Praxis. Quelle: Deutsche Gesellschaft für Public Health
Leading Medicine Guide: Sie haben außerdem die höchste Auszeichnung der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Endoskopie (AGE) erhalten hat: das MIC-III-Zertifikat. Was versteht man darunter?
Prof. Dr. med. Hornemann: Dieses Zertifikat steht für die beste endoskopische Qualität und nur 80 von insgesamt 17.000 Fachärzten für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Deutschland haben diese Qualifikation. 2010 führte ich beispielsweise die erste Eierstock-Operation durch den Magen (Mund) durch. Wird der Zugang über eine solche natürliche Körperöffnung gewählt, spricht man in Fachkreisen von einer NOTES-Operation (Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery). Dies hat zum Beispiel den Vorteil, keine zusätzlichen Hautschnitte setzen zu müssen, die postoperative Schmerzen verursachen, Narben hinterlassen oder andere Risiken mit sich führen. Man kann hierfür entweder den Mund, die Scheide oder einen Zugang über den Mastdarm wählen.
Leading Medicine Guide: Sie setzen auch erfolgreich laparoskopische Operationstechniken ein. Was muss man sich darunter vorstellen?
Prof. Dr. med. Hornemann: Diese Operationstechnik wird auch Schlüsselloch- oder Knopfloch-Chirurgie genannt. Der operative Zugang erfolgt – wie der Name schon vermuten lässt – durch einen sehr kleinen, gerade mal 5 bis 10 mm schmalen Schnitt. Diese Methode ist technisch etwas komplizierter, zeitlich aufwendiger und sie erfordert höchste Präzision, aber sie liefert umso bessere Ergebnisse.
Laparoskopische Operationstechnik zeichnet sich durch viele Vorteile aus:
- kleine, kaum sichtbare Einschnitte und somit bessere kosmetische Ergebnisse
- gewebeschonend, weniger Verletzungen und Traumata benachbarter Organe
- blutungsärmerer Eingriff und damit geringerer Blutverlust
- kürzerer Krankenhausaufenthalt, rasche Regeneration
- insgesamt kurze Ausfallzeit im Alltag