OA mag. dr. Jurij Gorjanc, dr. med., FRCS, FEBS AWS ist ein renommierter Facharzt für Hernienchirurgie in Klagenfurt und zählt zu den führenden Experten auf diesem Gebiet. Mit seiner langjährigen Erfahrung und hohen internationalen Anerkennung hat er sich sowohl in der klassischen als auch in der minimal-invasiven Hernienchirurgie einen exzellenten Ruf erarbeitet. Dr. Gorjanc ist mit einer Vielzahl von modernen Operationsmethoden vertraut, die er in der Behandlung von Bauchwand- und Eingeweidebrüchen anwendet. Ob offene Operationen mit Bauchschnitt oder geschlossene Verfahren mittels Bauchspiegelung – seine Expertise deckt das gesamte Spektrum der Hernienchirurgie ab.
Dr. Gorjanc hat einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung seines Fachgebiets geleistet. Er ist Mitglied in renommierten internationalen Fachgesellschaften, darunter das „Royal College of Surgeons of England“, das ihn aufgrund seiner herausragenden Leistungen aufgenommen hat. Zudem trägt er den europäischen Facharzttitel „Fellow of the European Board of Surgery – Abdominal Wall Surgery“, der nur an besonders qualifizierte Fachärzte verliehen wird. Auch seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen und der regelmäßige Austausch mit internationalen Kollegen unterstreichen seine Position als führender Spezialist in der Hernienchirurgie.
In seiner Praxis in Klagenfurt bietet Dr. Gorjanc eine umfassende und qualitätsgesicherte Versorgung für seine Patientinnen und Patienten. Seine langjährige Erfahrung und sein hoher operativer Standard werden durch das Qualitätssiegel der Deutschen Herniengesellschaft bestätigt, welches die besondere Expertise in der Behandlung von Hernien bescheinigt. Dr. Gorjanc legt großen Wert auf eine ganzheitliche Betreuung, die von der individuellen Beratung über den chirurgischen Eingriff bis hin zur Nachsorge reicht. Zum Thema Sportlerhernie konnte die Redaktion des Leading Medicine Guide in einem Gespräch mit Dr. Gorjanc mehr erfahren.
Eine Sportlerhernie, auch bekannt als weiche Leiste oder sportbedingte Leistenschmerzen, ist eine Verletzung, die häufig bei Sportlern auftritt, insbesondere in Sportarten, die schnelle Richtungswechsel, Drehbewegungen und intensive Belastungen des unteren Bauch- und Leistenbereichs erfordern. Im Gegensatz zur traditionellen Leistenhernie, bei der ein sichtbarer Bruchsack durch eine Schwachstelle in der Bauchwand hervortritt, handelt es sich bei der Sportlerhernie um eine Verletzung der Weichteile im Bereich der Leiste. Die genaue Ursache der Sportlerhernie ist noch nicht vollständig geklärt, aber sie wird häufig mit einer Überlastung oder einer Schwächung der Muskulatur und des Bindegewebes in der Leistengegend in Verbindung gebracht. Dies kann zu chronischen Schmerzen führen, die in der Leistengegend, im unteren Bauchbereich und manchmal im Inneren Oberschenkel auftreten. Die Schmerzen können sich bei körperlicher Aktivität verschlimmern und in Ruhephasen abklingen.
Eine Sportlerhernie, auch bekannt als Athletic Pubalgia, äußert sich durch spezifische Symptome, die oft von Sportlern erlebt werden, die intensiven und wiederholten Bewegungen wie Sprinten oder abrupten Richtungswechseln ausgesetzt sind.
„Eine 'normale' Leistenhernie, eine der häufigsten Diagnosen bei Männern, ist in der Regel nicht schmerzhaft oder nur mit einem Unwohlsein oder leichtem Druckgefühl verbunden. Eine Sportler Hernie ist auch `athletische Pubalgie´ (Leistenschmerz bei Athleten) genannt, und viele Untersuchungen (Ultraschall, CT, Magnetresonanz) bestätigen einen Verdacht auf eine eindeutige Hernie nicht. Bei einer `weichen´ Leiste ist der Schmerz das Leitsymptom. Dieser tritt meistens beim Sprinten auf, bei abrupten Bewegungen bei Sportlern oder nach sportlicher Aktivität. Auch ist die Lokation des Schmerzes nicht weit oben in der Leiste (wie z.B. am Projektionspunkt des inneren Leistenringes), sondern tiefer, kaudaler und in der Nähe des Schambeines. Bei der Untersuchung sollen auf jeden Fall sowohl durch Anamnese, als auch durch die klinische Untersuchung und durch die bildgebende Diagnostik die Schambeinentzündung (Symphisitis), Hüftgelenkspathologien (z. b. Labrumriss), Adduktorenzerrung oder Ruptur und noch einige andere differentialdiagnostische Möglichkeiten ausgeschlossen werden. Dabei spielt auch die Erfahrung des untersuchenden Arztes (z. B. Hernien Chirurgen), eine entscheidende Rolle. Eine zu schnelle Entscheidung für eine Leistenoperation – egal mit welcher Technik – kann nicht zielführend sein bzw. keinen Verbesserungszustand herbringen“, schildert Dr. Gorjanc am Anfang unseres Gesprächs.
Der chronische Verlauf der Symptome, die sich über Wochen oder Monate hinweg verschlimmern können, ohne dass sichtbare Anzeichen wie eine Vorwölbung auftreten, unterscheidet die Sportlerhernie von anderen Leistenverletzungen. Anders als bei einer Adduktorenzerrung, bei der die Schmerzen eher spezifisch bei Bewegungen auftreten, die die Adduktoren belasten, ist der Schmerz bei einer Sportlerhernie oft weiterverbreitet und kann in den unteren Bauchbereich oder den inneren Oberschenkel ausstrahlen.
Für Patienten mit einer Sportlerhernie werden in der Regel zunächst konservative Behandlungsoptionen empfohlen, bevor eine Operation in Betracht gezogen wird.
„Bei einer Sportlerhernie ist heutzutage eine `wait and see´ Strategie keine Niederlage der Medizin mehr. Ruhestellung und vor allem Aktivitätsmodifikationen sollen einen solchen Rehabilitationsplan begleiten. Die entzündeten und überlasteten Strukturen sind dadurch entlastet und ermöglichen dadurch die Heilung. Bei mir sind das in der Regel drei Monate, danach empfehle ich meinen Patienten (meistens Männer) einen erfahrenen Physiotherapeuten. Er fängt an mit kontrollierter Dehnung der Muskulatur und Sehnen. Es folgen die Kräftigungsübungen, Core-Training und manuelle Therapie“, erklärt Dr. Gorjanc.
Die konservative Therapie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die entzündlichen Prozesse zu kontrollieren und die muskuläre Stabilität zu verbessern, um eine Rückkehr zum Sport zu ermöglichen. In einigen Fällen werden Injektionen von Kortikosteroiden oder anderen entzündungshemmenden Mitteln in die betroffene Region erwogen, um eine akute Schmerzlinderung zu erzielen. Die Erfolgsquote konservativer Behandlungen bei einer Sportlerhernie variiert und hängt stark von der Schwere der Verletzung sowie der Dauer der Symptome ab. Studien zeigen, dass etwa 50 bis 70 Prozent der Patienten, die konsequent an einem konservativen Therapieprogramm teilnehmen, eine signifikante Besserung der Symptome und eine Rückkehr zur sportlichen Aktivität ohne operative Eingriffe erreichen. Dies bedeutet jedoch, dass bei etwa einem Drittel der Patienten die konservative Behandlung möglicherweise nicht ausreichend ist und eine Operation notwendig wird. Die Dauer der konservativen Therapie beträgt in der Regel mehrere Wochen bis Monate. Falls nach einem festgelegten Zeitraum keine ausreichende Besserung erzielt wird, wird die operative Behandlung in Erwägung gezogen, insbesondere bei Sportlern, die wieder auf ein hohes Leistungsniveau zurückkehren möchten.
Eine operative Behandlung der Sportlerhernie wird dann in Erwägung gezogen, wenn konservative Maßnahmen, wie Ruhe, Physiotherapie und entzündungshemmende Medikamente, keine ausreichende Besserung bringen.
„Das hängt ein wenig ab vom (Leidens)druck des Patienten, meistens sind das erfahrene Sportler oder sogar Spitzensportler, aber ich entscheide mich fast nie für eine Operation vor dem Abschluss der dreimonatigen Physiotherapie, also insgesamt ein halbes Jahr nach der Diagnosestellung. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die Patienten sind mir dankbar, da in vielen Fällen die Zeit für sie spricht. Bei deutlicher Nicht-Besserung oder Einschränkung der Lebensqualität kommt es dann zur Entscheidung für eine Operation. Spannungsfreie Techniken wie z. B. TAPP sind bei mir die Therapie der Wahl, falls die Komponente der weichen Leiste vorhanden ist. Meine Erfahrung in diesen Fällen ist, dass eine TAPP Hernioplastik durch Vernarbung und Verfestigung der Leistenregion im Bereich des Iliopubischen Traktes zur deutlichen Besserung oder sogar völliger Genesung führt. Dabei verwende ich ausschließlich titanisierte Kunststoffnetze, die weniger Entzündungsreaktionen auslösen. Bei Patienten unter 18 Jahren verwende ich meistens die Shouldice Plastik in der Originalversion, wie ich es von dem ehemaligen Chefarzt der Shouldice Klinik in Canada erlernen durfte. Oft auch bei älteren Patienten – diese sollen nur verstehen, dass die postoperative Schmerzhaftigkeit des Shouldice Verfahrens (keine spannungsfreie Methode) mit einem Dauerschmerz in der Leiste nichts zu tun hat und mit der Zeit (Wochen) abklingt. Da habe ich sehr gute Erfahrungen mit dieser mehrschichtigen Verstärkung in der Leiste durch diese Techniken, auch die publizierten Daten bestätigen ein solches Procedere. Es können auch andere Techniken in Fragen kommen. Auf jeden Fall soll die Entscheidung sehr individuell getroffen werden, in dem Sinne, was der jeweilige Patient konkret braucht. Dadurch muss der Operateur mehrere auch unterschiedliche Operationstechniken gut beherrschen“, verdeutlicht Dr. Gorjanc.
Die TAPP-Hernioplastik (Transabdominelle Präperitoneale Hernioplastik) ist eine minimalinvasive, laparoskopische Methode zur Reparatur von Leistenhernien. Dabei wird ein synthetisches Netz verwendet, um die geschwächte Bauchwand zu verstärken und das Wiederauftreten der Hernie zu verhindern. TAPP ist eine der beiden gängigen laparoskopischen Techniken zur Hernienreparatur, die andere ist die TEP (Totale Extraperitoneale Plastik). Im Gegensatz zur TEP erfolgt bei der TAPP der Zugang zur Hernie durch die Bauchhöhle.
Die Shouldice-Plastik ist ein chirurgisches Verfahren zur Reparatur von Leistenhernien, das ohne die Verwendung eines synthetischen Netzes auskommt. Es wurde von Dr. Edward Earle Shouldice in den 1940er Jahren entwickelt und wird in der Shouldice-Klinik in Kanada routinemäßig angewendet. Die Methode gilt als eine der erfolgreichsten Techniken zur Hernienreparatur und hat weltweit Anerkennung gefunden.
Sportler, insbesondere bei Sportarten mit hoher Belastung des Leistenbereichs wie Fußball, Rugby oder Eishockey, können mehrere präventive Maßnahmen ergreifen, um das Risiko einer Sportlerhernie zu minimieren.
„Meine Patienten sind meistens Fußballspieler und Hockeyspieler, aber auch andere. In meinen Augen spielt das Core Training eine wichtige Rolle (Bauchmuskeln, unterer Rücken, Beckenboden). Dadurch ist die Belastung in der Leistenregion reduziert. In Klagenfurt in Österreich arbeite ich mit zwei erfahrenen Physiotherapeuten. In meinen Augen haben dann die Übungen der Hüftbeuger und Hüftstrecker einen Vorrang vor den Übungen für die Adduktoren. Diese sollen am Ende gestärkt bzw. therapiert werden“, sagt Dr. Gorjanc.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Prävention ist das gezielte Aufwärmen vor dem Training oder Wettkampf. Ein gründliches Aufwärmprogramm verbessert die Durchblutung der Muskulatur, erhöht die Flexibilität und bereitet den Körper besser auf die bevorstehenden Belastungen vor. Dehnübungen, die insbesondere die Adduktoren und die Hüftmuskulatur umfassen, können dabei helfen, Muskelverspannungen zu vermeiden und die Bewegungsfreiheit zu verbessern. Das Vermeiden von übermäßigen oder falschen Bewegungen, insbesondere bei plötzlichen Richtungswechseln oder schnellen Sprints, kann dazu beitragen, die Belastung auf den Leistenbereich zu minimieren. Trainer und Physiotherapeuten können Sportlern dabei helfen, ihre Technik zu verbessern und Fehlbelastungen zu vermeiden. Neben dem Training ist auch eine angemessene Erholung und Regeneration wichtig, um das Risiko einer Sportlerhernie zu senken. Regelmäßige Pausen und ein gut geplantes Trainingsprogramm, das Überlastungen vermeidet, tragen dazu bei, dass die Muskulatur nicht übermäßig beansprucht wird und sich ausreichend erholen kann.
Der typische Rehabilitationsprozess nach einer operativen Behandlung einer Sportlerhernie ist entscheidend für die vollständige Genesung und Rückkehr zu sportlichen Aktivitäten. Der Prozess umfasst mehrere Phasen, die auf eine schrittweise Wiederherstellung der Funktionalität und Stärke abzielen.
Hierzu erläutert Dr. Gorjanc: „In der Frühphase (bis zwei Wochen postoperativ) Schmerzkontrolle, Schonung, Kühlung und Entzündungsreduktion (auch medikamentös). Dann Revision der ursprünglichen Sporttechnik, falls es um sehr typische Bewegungen handelt, da eine falsche Trainingstechnik oft die Ursache für die Sportlerhernie war. Dann haben in den nächsten 2-4 Wochen Gehtraining (am besten `nordic walking´) und die Dehnungsübungen Vorrang vor dem Krafttraining, dieses folgt in der Aufbauphase in den Wochen danach, wobei auch sportspezifisches Training, am besten gemeinsam mit dem Trainer des Patienten, besprochen werden soll. In solcher Kommunikation finden sich oft Lösungen, an die man am Anfang nicht denkt. Also soll nach drei Monaten solcher Verfahren eine Rückkehr zur Sportart des Patienten möglich sein“.
Die Rückkehr zum vollen Training und Wettkampf erfolgt nur, wenn der Sportler vollständig beschwerdefrei ist und der Arzt sowie Physiotherapeut die sportliche Belastung als unbedenklich beurteilen. In der Regel dauert der gesamte Rehabilitationsprozess zwischen drei und sechs Monaten. Athleten, die frühzeitig und konsequent am Rehabilitationsprogramm teilnehmen, können oft schneller zu ihrem Sport zurückkehren, während ein langsamer Heilungsprozess oder unzureichende Rehabilitation die Rückkehr zum Sport verzögern kann.
Langzeitstudien und aktuelle Forschungsergebnisse bieten wertvolle Einblicke in die Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungsansätze bei Sportlerhernien. Studien haben gezeigt, dass konservative Behandlungen wie Physiotherapie und gezielte Muskelkräftigung bei etwa 50 bis 70 Prozent der Patienten zu signifikanten Verbesserungen führen können.
„Die Studien haben gezeigt, dass bei vielen Patienten die konservativen Maßnahmen erfolgreich sind und dass viele Sportler von einer Operation nicht sofort profitieren würden. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass die Rückkehr zu sportlichen Aktivitäten schneller ist bei jenen Patienten, die operiert worden sind. Wie soll man das dann richtig verstehen? Ein erfahrener Arzt/Operateur soll erkennen, welcher Patient von welcher Methode profitieren könnte. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, wenn man sich mit solchen Patienten mehr beschäftigt, in welche Richtung man gehen soll. Wenn wir Operationen mit und ohne Kunststoffnetz vergleichen, zeigen die Studien, dass es nach Verstärkung der Leiste mit Netz weniger Hernien Rezidive gibt. Aber bei einem Patienten mit Sportlerleiste geht es vor allem um Leistenschmerz, natürlich manchmal auch um die Hernien Rezidivrate. Deswegen soll ein Chirurg einem Patienten mit Sportlerhernie sagen können, wie hoch die Rezidivrate seiner operierten Patienten nach einem und nach fünf Jahren liegt. Diese Daten erhält man aus den Hernien Registern. Ich bin stolz auf meine Hernien Rezidivrate von unter 1%“, fasst Dr. Gorjanc zusammen und ergänzt:
„Weiter zeigen die Studien, dass auch bei Sportlerhernien, falls es zur Entscheidung für eine Operation kommt, etablierte Operationsmethoden verwendet werden sollen (wie TAPP oder Shouldice). Nur so ist ein minimaler wissenschaftlicher Vergleich der Erfolgsrate möglich. Die Patienten sollten den Operateuren, die irgendwelche `Entlastungsschnittmethoden´ anbieten, ohne diese mit Studien zu unterstützen, ausweichen. Nicht zuletzt zeigen die publizierten Daten, dass auch in der postoperativen Rehabilitationsphase eine begleitete individuelle Rehabilitation durch Physiotherapie und Trainer (und deren Zusammenhang und Kommunikation) im Vergleich zum `Eigentraining´ eine schnellere Rückkehr zur sportlichen Aktivität ermöglicht“.
Sehr geehrter Herr Dr. Gorjanc, herzlichen Dank für diese ausführlichen Informationen!