Prof. Dr. med. habil. Klaus-Peter Günther ist eine führende Autorität auf dem Gebiet der Hüftchirurgie und Hüftendoprothetik. Als Geschäftsführender Direktor des Universitätscentrums für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden kombiniert er medizinische Expertise mit innovativen Ansätzen in der Behandlung von Gelenkerkrankungen. Sein medizinischer Schwerpunkt liegt insbesondere auf der komplexen Hüftendoprothetik, der Revisionsendoprothetik sowie der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie.
Das von Prof. Dr. Günther geleitete Zentrum trägt die Auszeichnung eines Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung, eine Zertifizierung, die höchste Standards in der endoprothetischen Versorgung garantiert. Diese Anerkennung spiegelt die exzellente Behandlungsqualität wider, die durch erfahrene und zertifizierte Operateure wie Prof. Dr. Günther sichergestellt wird. Als Senior-Hauptoperateur wird ihm eine herausragende fachliche Kompetenz attestiert. In seiner klinischen Tätigkeit widmet sich Prof. Dr. Günther der gesamten Bandbreite der Hüftchirurgie. Dies umfasst die Primär- und Revisionsendoprothetik bei verschiedenen Komplikationen, arthroskopische Eingriffe bei Hüftimpingement und Fehlstellungen sowie Umstellungsoperationen und Beckenosteotomien. Sein Ansatz ist geprägt von einem hohen Maß an Präzision, modernsten chirurgischen Techniken und einer patientenorientierten Versorgung.
Prof. Dr. Günthers wissenschaftliches Engagement zeigt sich in seinen zahlreichen Publikationen und seiner langjährigen Forschungstätigkeit. Schwerpunkte seiner Arbeiten sind die Versorgungsforschung zum Hüftgelenkersatz und die Epidemiologie degenerativer Gelenkerkrankungen. Seine Forschungsarbeit setzt wichtige Impulse in der Weiterentwicklung der orthopädischen und endoprothetischen Medizin. Als Lehrstuhlinhaber für Orthopädie an der Technischen Universität Dresden spielt Prof. Dr. Günther eine zentrale Rolle in der Ausbildung des medizinischen Nachwuchses. Gleichzeitig engagiert er sich in Fachgesellschaften, Prüfgremien und Kommissionen, was seinen Einfluss auf die Weiterentwicklung des Fachgebiets unterstreicht. Dank seines Beitrags gehört das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden zu den angesehensten Kliniken Deutschlands und setzt Maßstäbe in der orthopädischen und unfallchirurgischen Versorgung. Prof. Dr. Klaus-Peter Günther steht dabei als herausragender Arzt für Exzellenz in Wissenschaft und Patientenbetreuung.
Über die aktuellen Möglichkeiten der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie konnte die Redaktion des Leading Medicine Guide mit Prof. Dr. Günther sprechen.
Die gelenkerhaltende Hüftchirurgie bietet innovative Ansätze, um Erkrankungen und Verletzungen des Hüftgelenks zu behandeln, ohne dieses durch eine Prothese ersetzen zu müssen. Ziel ist es, die natürliche Funktion und Struktur des Hüftgelenks so weit wie möglich zu bewahren und gleichzeitig Schmerzen zu lindern sowie die Mobilität der Patienten zu verbessern. Diese Verfahren spielen insbesondere bei jüngeren Patienten und solchen mit frühen Stadien degenerativer Gelenkerkrankungen eine wichtige Rolle. Durch den Einsatz minimalinvasiver Techniken, präziser Diagnostik und moderner chirurgischer Verfahren können Fehlstellungen korrigiert, Schäden repariert und in vielen Fällen auch die langfristige Gesundheit des Hüftgelenks sichergestellt werden.
Um festzustellen, ob ein Patient für eine gelenkerhaltende Hüftchirurgie geeignet ist, bedarf es einer detaillierten und schrittweisen Diagnostik.
Diese beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, bei der die Symptome des Patienten genau erfragt werden. Dabei spielen Schmerzintensität, Lokalisation und Verlauf, ebenso wie funktionelle Einschränkungen und die Auswirkungen auf den Alltag eine zentrale Rolle. Auch die Vorgeschichte, beispielsweise frühere Verletzungen, Operationen oder Vorerkrankungen wie Hüftdysplasie oder Arthrose, werden sorgfältig erfasst. Die klinische Untersuchung des Hüftgelenks liefert weitere wichtige Hinweise. Der Arzt prüft die Beweglichkeit des Gelenks, sucht nach Bewegungseinschränkungen oder schmerzhaften Blockaden und testet spezifische Belastungssituationen, die möglicherweise ein Hüftimpingement oder eine Dysplasie aufdecken können. Muskuläre Schwächen, Instabilitäten oder Fehlbelastungen werden ebenfalls erfasst, da sie häufig Begleiterscheinungen einer zugrunde liegenden Gelenkproblematik sind.
„Es muss nachweislich eine Formstörung des Hüftgelenks bestehen, um überhaupt über einen gelenkerhaltenden Eingriff nachdenken zu können. Der Patient muss Beschwerden haben, sonst ginge er ja nicht zum Arzt, und die Formstörung muss nachweisbar sein. Weiterhin darf keine wesentliche Hüftarthrose vorliegen, und der Patient sollte in einem jungen oder mittleren Alter sein. Bei Patienten, die über 50 sind, ist man mit hüftgelenkerhaltenden Eingriffen zurückhaltend. Die wichtigsten drei Formstörungen am Hüftgelenk sind: die „Dysplasie“, bei der die Hüfte ein schlechtes Dach hat. Dies ist in der Regel eine angeborene Formstörung, eine sogenannte Reifungsstörung des Hüftgelenks, bei der das Hüftdach zu klein, zu kurz oder zu schräg ist und dadurch einer Belastung nicht standhält. Der zweite große Erkrankungsblock ist das „Impingement“ – also das Anstoßen des Hüftgelenks. Hier gibt es zwei Unterformen: das sogenannte Nockenwellen-Impingement, bei der der Hüftkopf, der eigentlich rund sein sollte, eine kleine Wulstbildung aufweist, die an der Hüftpfanne anstößt. Dann gibt es das Beißzangen-Impingement, bei der die Hüftpfanne zu übergreifend ist und der Hüftkopf in Endbewegungen anstößt. Zu der dritten Gruppe gehören weitere Formstörungen wie zum Beispiel Drehfehler des Oberschenkels“, schildert Prof. Dr. Günther zu Beginn unseres Gesprächs.
Moderne Bildgebungsverfahren in der Diagnostik und Operationsplanung des Hüftgelenks.
„Die Basis der diagnostischen Bildgebung ist immer eine Röntgenaufnahme des Beckens und des betroffenen Hüftgelenks. In der Regel wird dies durch eine MRT ergänzt, wobei in diesen Fällen eine spezielle MRT erfolgt mit radiären Sequenzen und gegebenenfalls mit Kontrastmittel sowie einer Messung der Drehung des Oberschenkels. Dies gehört zur Regeldiagnostik. Bei bestimmten Fällen wird die Diagnostik um eine CT ergänzt, wobei dies nicht die primäre Schnittbildgebung ist. Wenn die Befunde des Patienten in der Bildgebung bestätigt sind, kann eine sinnvolle Operation geplant werden“, so Prof. Dr. Günther zu den diagnostischen Maßnahmen.
Die MRT ist besonders wertvoll, da sie eine detaillierte Darstellung von Weichteilstrukturen wie Knorpel, Labrum und Sehnen ermöglicht. Sie hilft, Schäden oder Abnormalitäten wie Labrumrisse, Knorpelschäden oder entzündliche Veränderungen zu identifizieren. Darüber hinaus kann die MRT subtile Veränderungen erkennen, die auf frühe Stadien degenerativer Erkrankungen oder mechanischer Überbelastung hinweisen. Die CT hingegen bietet eine hochauflösende Darstellung der knöchernen Strukturen des Hüftgelenks. Sie ist nützlich, um Fehlstellungen wie Femoroacetabuläres Impingement (FAI) oder Hüftdysplasie präzise zu beurteilen. Durch dreidimensionale Rekonstruktionen lassen sich komplexe anatomische Verhältnisse visualisieren, was eine exakte Operationsplanung ermöglicht. Insbesondere bei Umstellungsosteotomien oder anderen knöchernen Korrekturen können diese Informationen hilfreich sein, um den Eingriff präzise und sicher durchzuführen.
In der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie werden zunehmend minimalinvasive Techniken bevorzugt, da sie zahlreiche Vorteile im Vergleich zu konventionellen, offenen Verfahren bieten.
„Je nachdem, welche Erkrankung vorliegt, gibt es unterschiedliche Verfahren. Impingement-Operationen können häufig per alleiniger Gelenkspiegelung (arthroskopisch) erfolgen. Es gibt aber auch Verfahren, die arthroskopisch assistiert sind, bei denen man einen kleinen Hautschnitt zur Mini-Gelenkeröffnung macht und das Arthroskop zur Spiegelung zusätzlich einführt. Diese kombinierte Technik wird durch etwa ein Drittel der Operateure bei minimal-invasiven Eingriffen in Deutschland angewandt, die anderen zwei Drittel führen die Operation beim Impingement über eine reine Arthroskopie durch. Wenn hingegen der Patient eine Hüftdysplasie hat, kann man nicht minimal-invasiv operieren – hier ist meist eine sogenannte Umstellungsoperation, eine Beckenumstellung, erforderlich. Diese wird zwar zunehmend Gewebe-schonend durchgeführt, stellt aber durchaus einen größeren Eingriff dar. Auch bei sonstigen Eingriffen, die eine Umstellung betreffen, kann nicht minimal-invasiv vorgegangen werden. Hier muss ein Schnitt gemacht und der Knochen durchtrennt werden, der dann mit einer Platte wieder zusammengefügt und mit Nägeln befestigt wird“, verdeutlicht Prof. Dr. Günther.
Die Vorteile minimalinvasiver Techniken liegen vor allem in der schnelleren postoperativen Erholung, geringeren Schmerzen und einer niedrigeren Komplikationsrate. Da die umgebenden Muskeln und Weichteile weitgehend geschont werden, bleibt die Stabilität des Gelenks erhalten, und Patienten können schneller zu Alltagsaktivitäten zurückkehren. Zudem reduziert sich das Risiko für Narbenbildung und Infektionen.
Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden verfügt als spezielles Zentrum für Endoprothetik über eine besonders hohe Expertise um führt ca. 120 Umstellungsoperationen pro Jahr durch.
Die langfristigen Behandlungsergebnisse von gelenkerhaltenden Eingriffen und einer Hüftendoprothese hängen stark von der individuellen Ausgangssituation des Patienten ab, einschließlich Alter, Aktivitätsniveau und Schweregrad der Gelenkerkrankung.
Gelenkerhaltende Eingriffe, wie die Hüftarthroskopie oder Umstellungsosteotomien, zielen darauf ab, die natürliche Anatomie des Hüftgelenks zu bewahren und die mechanischen Belastungen zu optimieren. „Langfristige Ergebnisse hängen natürlich von der Grunderkrankung ab, der Qualität der Behandlung und vom Ausmaß der Deformität zum Zeitpunkt der Operation. Bei den meisten Eingriffen kann man das Implantieren eines künstlichen Hüftgelenks vermeiden oder noch hinauszögern. Wenn aber schon eine fortgeschrittene Schädigung vorliegt und konservative Therapie nicht mehr ausreicht, ist ein künstliches Hüftgelenk notwendig. Alle Verfahren, ob gelenkerhaltend oder mit künstlichem Hüftgelenk, haben bei richtiger Auswahl und Durchführung eine Überlebensrate von mindestens 80-90 % über die ersten 10 Jahre. Die Erfolgsrate bei der gelenkerhaltenden Operation liegt dabei nur wenige Prozentpunkte unter der Erfolgsrate bei künstlichem Hüftgelenk, wobei man hier aber die Option des künstlichen Hüftgelenks noch immer hat, falls die gelenkerhaltende Operation nicht erfolgreich ist“, erklärt Prof. Dr. Günther.
Während gelenkerhaltende Maßnahmen die natürliche Gelenkfunktion unterstützen und das Risiko von Komplikationen durch Fremdmaterial eliminieren, bieten Endoprothesen eine definitive Lösung für schwerwiegende Gelenkerkrankungen. Die Wahl zwischen beiden Ansätzen hängt daher nicht nur von der aktuellen Gelenksituation, sondern auch von den langfristigen Erwartungen und Bedürfnissen des Patienten ab.
Zur Erholungszeit der Patienten bei beiden Verfahren kommentiert Prof. Dr. Günther: „Auch hier kommt es darauf an, was gemacht wurde. In der Regel brauchen Patienten, bei denen eine Umstellungsoperation gemacht wurde, ca. drei Monate, bis sie wieder normal im Alltag angekommen sind, während Patienten, die einen Eingriff mit Gelenkspiegelung hatten, um einen kleinen Wulst abzutragen, ungefähr nach vier bis sechs Wochen sich wieder ganz normal bewegen können“.
Der langfristige Erfolg einer gelenkerhaltenden Hüftoperation hängt von mehreren Faktoren ab, die sowohl den chirurgischen Eingriff als auch das postoperative Management betreffen.
Menschen, die vor einer Operation eine geringe Gelenkbelastung und relativ stabile Knochenstrukturen aufweisen, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Genesung und ein langfristig gutes Ergebnis. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist die Technik des Chirurgen. Die Wahl der richtigen Operationstechnik, basierend auf den individuellen anatomischen Gegebenheiten des Patienten, kann die Belastung auf das Gelenk optimieren und die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen minimieren. Frühzeitige Mobilisation, gezielte physiotherapeutische Maßnahmen und die Vermeidung von Überbelastungen in der Heilungsphase tragen entscheidend zur langfristigen Stabilität des Gelenks bei. Der Patient selbst kann einen wichtigen Beitrag zur Optimierung des Ergebnisses leisten, indem er sich an die postoperativen Anweisungen hält, sich regelmäßig in der Physiotherapie übt und den körperlichen Zustand durch gezielte Übungen verbessert. Das Ziel ist es, die Muskulatur rund um das Hüftgelenk zu stärken, was die Gelenkstabilität fördert und die Gefahr einer erneuten Schädigung verringert. Darüber hinaus ist es ratsam, Übergewicht zu vermeiden, da zusätzlicher Druck auf das Gelenk die Heilung und die Lebensdauer des Gelenks beeinträchtigen kann. Patienten sollten auch auf eine ausgewogene Ernährung achten, um die Knochengesundheit zu unterstützen und den Heilungsprozess zu fördern.
„Die Rehabilitation hängt sehr von der Art der Operation ab. Wurde bei einem Patienten eine Becken- oder Oberschenkelumstellung vorgenommen, darf er sechs Wochen lang mithilfe von Gehstützen lang nur teilbelasten und kann dann langsam die Belastung aufbauen. Wenn es um eine arthroskopische Wulstabtragung geht, ist in manchen Fällen eine sofortige Belastung möglich oder nach ein bis zwei Wochen. Werden Eingriffe wie Knorpeltransplantationen vorgenommen, ist die Schonungszeit mit sechs bis acht Wochen etwas länger. Es ist aber grundsätzlich so, dass alle Patienten noch am Tag der Operation selbstständig auf den Füßen stehen“, so Prof. Dr. Günther zu den Erholungszeiten der Patienten, und damit schließen wir unser Gespräch.
Besten Dank, Herr Professor Dr. Günther für die wertvollen Hinweise zur Endoprothetik!