Die Bauchspeicheldrüse – kleines Organ mit großer Verantwortung für Verdauung und Stoffwechsel - im Interview mit Prof. Langenbach

20.06.2025

Professor Dr. med. Mike Ralf Langenbach ist ein herausragender Facharzt für Chirurgie mit einer Spezialisierung auf die Bereiche Hernienchirurgie, Refluxchirurgie und Viszeralchirurgie. Er hat sich als erfahrener Chirurg in der Behandlung von Eingeweidebrüchen, wie Leisten- oder Nabelbrüchen, sowie bei der Behandlung von Refluxkrankheiten sowie Pankreaschirurgie etabliert.

Prof. Dr. Langenbach, der zuvor als Chefarzt der chirurgischen Klinik und ärztlicher Direktor der Helios St. Elisabeth Klinik in Oberhausen tätig war, übernahm im Herbst 2019 die Leitung der Klinik für Allgemein-, Viszeralchirurgie und Koloproktologie am Evangelischen Krankenhaus in Lippstadt (EVK Lippstadt), einem der größten Akutkrankenhäuser der Region. Unter seiner Leitung werden jährlich über 200 Hernienoperationen durchgeführt, wobei das EVK Lippstadt zu den führenden Zentren in der Region zählt und im Dezember 2024 mit dem Dreifaltigkeits-Hospital fusionierte und in Klinik Lippstadt - Christliches Krankenhaus umbenannt wurde.

Neben seiner klinischen Arbeit ist Prof. Dr. Langenbach auch in der Forschung und Lehre an der Universität Witten/Herdecke tätig, was seine umfassende Expertise unterstreicht. Er ist Mitglied der Deutschen Hernien Gesellschaft (DHG) und hat maßgeblich zum Aufbau des Refluxzentrums im Klinikum Lippstadt beigetragen. In enger Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen und niedergelassenen Ärzten gewährleistet er eine optimale, interdisziplinäre Betreuung seiner Patienten.

Mit Prof. Dr. Langenbach konnte die Redaktion des Leading Medicine Guide sprechen und erfuhr interessante Zusammenhänge bei der Erkrankung der Bauchspeicheldrüse.

Prof. Langenbach mit Blatt


Klinikum Lippstadt - Christliches Krankenhaus – Erweiterung der Versorgungsstrukturen

Aus der Fusion des Evangelischen Krankenhauses und des Dreifaltigkeits-Hospitals ist das Klinikum Lippstadt im Dezember 2024 hervorgegangen. Mit über 700 Betten zählt das neue Haus zur Maximalversorgung in der Region. Besonders die Viszeralchirurgie wurde deutlich ausgebaut und zur eigenständigen, leistungsstarken Fachabteilung weiterentwickelt. Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse, die an definierte Mindestmengen gebunden sind, werden nun in deutlich höherer Fallzahl durchgeführt. Die strukturelle Weiterentwicklung verbessert die medizinische Versorgung spürbar und stärkt das Klinikum Lippstadt – Christliches Krankenhaus als modernen Gesundheitsstandort.


Die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, ist ein lebenswichtiges Organ, das sowohl bei der Verdauung als auch bei der Regulierung des Blutzuckers eine zentrale Rolle spielt. Sie produziert zum einen Verdauungsenzyme, die über einen Ausführungsgang in den Zwölffingerdarm gelangen. Dort helfen sie dabei, Nahrungsbestandteile wie Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate in ihre kleineren Bestandteile zu zerlegen, sodass diese vom Körper aufgenommen werden können. Gleichzeitig bildet die Bauchspeicheldrüse in speziellen Zellgruppen, den sogenannten Langerhans-Inseln, wichtige Hormone wie Insulin und Glukagon. Diese regulieren den Blutzuckerspiegel, indem sie dafür sorgen, dass Zucker entweder aus dem Blut in die Zellen gelangt oder aus körpereigenen Reserven freigesetzt wird. Auf diese Weise trägt die Bauchspeicheldrüse wesentlich zu einem ausgeglichenen Stoffwechsel und einer reibungslosen Verdauung bei. Wenn ihre Funktion gestört ist, kann das daher weitreichende Folgen haben – etwa Verdauungsstörungen oder die Entwicklung von Diabetes. 

Eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse, also eine chronische Pankreatitis, entsteht meist durch langanhaltende Schädigungen des Organs, die zu einer fortschreitenden Zerstörung des Gewebes führen. 

Die Bauchspeicheldrüse reagiert besonders empfindlich auf bestimmte Risikofaktoren, von denen chronischer oder übermäßiger Alkoholkonsum als einer der schwerwiegendsten gilt. Er kann sowohl akute als auch chronische Entzündungen der Drüse, sogenannte Pankreatitiden, auslösen. Daneben spielt auch das Rauchen eine Rolle, ebenso wie eine sehr fettreiche Ernährung. Zwar können in seltenen Fällen auch Virusinfektionen eine Pankreatitis verursachen, das ist jedoch eher die Ausnahme. Ein weiterer häufiger Auslöser sind Gallensteine, die den gemeinsamen Ausführungsgang von Gallenwegen und Bauchspeicheldrüse blockieren können. Dadurch entsteht eine sogenannte biliäre Pankreatitis. Vor allem bei der akuten Verlaufsform handelt es sich um ein potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild, bei dem die Sterblichkeit in bestimmten Fällen recht hoch sein kann. Nicht selten geht eine akute Entzündung im weiteren Verlauf in eine chronische Form über“, erläutert Prof. Dr. Langenbach und äußert sich noch zu den Symptomen von Patienten: 

Typisch für eine Pankreatitis sind ringförmige Schmerzen im Oberbauch, die zum Teil sehr stark sein können. Es treten aber auch unspezifische Beschwerden auf, etwa ein Ziehen oder Zwicken im Bauchbereich, manchmal begleitet von Durchfällen. Diese entstehen, weil die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in ausreichendem Maß Verdauungsenzyme produziert oder diese nicht mehr richtig in den Zwölffingerdarm abgegeben werden. In akuten Fällen kommt es zu starkem Fieber, massiven Schmerzen und einem insgesamt deutlich reduzierten Allgemeinzustand – ein sogenanntes akutes Abdomen, das häufig eine intensivmedizinische Betreuung erfordert. Die chronische Form hingegen entwickelt sich schleichend und kann sich über Monate oder Jahre mit immer wiederkehrenden Beschwerden hinziehen. Es kommt vor, dass die Bauchspeicheldrüse im Laufe dieser Zeit ihre Funktion nahezu vollständig einstellt, sodass weder Enzyme noch Insulin ausreichend produziert werden. Da die Bauchspeicheldrüse neben der Verdauung auch für die Blutzuckerregulation zuständig ist, kann eine Entzündung auch hier Auswirkungen haben. Die sogenannten Langerhans’schen Inseln in der Bauchspeicheldrüse produzieren Insulin. Ist die Drüse krank, kann es zu einer verminderten Insulinbildung kommen, was schließlich zur Entwicklung eines Diabetes führt. Durch den Mangel an Verdauungsenzymen wird außerdem die Spaltung und Aufnahme von Fetten und Eiweißen im Dünndarm gestört. Die Folge sind häufig Fettstühle und anhaltender Durchfall. Daraus wiederum kann sich langfristig eine Mangelernährung entwickeln, da neben den Hauptnährstoffen auch fettlösliche Vitamine nicht mehr in ausreichendem Maß aufgenommen werden“. 

Wenn ein Patient mit Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung vorgestellt wird, hängt das diagnostische Vorgehen zunächst stark vom klinischen Bild ab. Handelt es sich um eine akute Pankreatitis und geht es dem Patienten bereits sehr schlecht, etwa mit starken Schmerzen und Kreislaufproblemen, kommt er in der Regel mit dem Rettungsdienst und wird sofort einer CT-Untersuchung zugeführt. 

Prof. Dr. Langebach verdeutlicht: „In diesen Fällen beginnt sich die Bauchspeicheldrüse zum Teil selbst zu verdauen, was in der Bildgebung an zystischen Veränderungen und flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen sichtbar wird. Diese Patienten müssen in der Regel intensivmedizinisch betreut werden. Anders verhält es sich bei der chronischen Pankreatitis, die meist über Jahre hinweg besteht und oft bei Menschen auftritt, die regelmäßig Alkohol konsumieren. Hier ist der zeitliche Druck geringer, wenngleich die Diagnostik ebenfalls sorgfältig durchgeführt werden muss. Wiederum ein anderes Bild ergibt sich, wenn ein Patient mit einem sogenannten schmerzlosen Ikterus, also einer Gelbfärbung der Haut ohne begleitende Schmerzen, erscheint. Ein solcher Befund ist immer verdächtig auf ein Karzinom der Bauchspeicheldrüse, insbesondere wenn der Tumor den Gallengang komprimiert. In diesen Fällen wird zügig ein hochauflösendes MRT mit und ohne Kontrastmittel durchgeführt. Parallel dazu erfolgt die Bestimmung bestimmter Tumormarker im Blut.

Ergänzend kann eine Endosonografie notwendig werden. Dabei handelt es sich um eine Ultraschalluntersuchung von innen, bei der unter Sedierung ein Endoskop über den Zwölffingerdarm eingeführt wird, um gezielt die Papille und die ableitenden Gänge darzustellen. Über diesen Zugang kann gegebenenfalls auch eine sogenannte ERCP erfolgen – eine endoskopische Darstellung der Gallen- und Pankreasgänge mit Kontrastmittel, bei der zusätzlich Gewebeproben entnommen werden können. Allerdings liefern diese Proben nicht immer eindeutige Ergebnisse. Es kann vorkommen, dass nur unspezifisch entzündliche Zellen nachgewiesen werden, was keine sichere Aussage über das Vorliegen eines Tumors erlaubt. Das liegt unter anderem daran, dass die entnommene Probe nur einen sehr kleinen Teil des Gewebes erfasst, das möglicherweise bösartig verändert ist. Deshalb wird heute bei Verdacht auf zystische Veränderungen – sogenannten zystischen Läsionen im Bereich des Pankreaskopfes, -körpers oder -schwanzes – häufig frühzeitig operiert, da diese Veränderungen potenziell Vorstufen eines Karzinoms darstellen können.

Im Verlauf der Diagnostik kommen neben der Endosonografie und dem MRT auch herkömmliche Ultraschalluntersuchungen sowie gegebenenfalls eine zusätzliche CT-Untersuchung zum Einsatz. Die Ergebnisse aller bildgebenden Verfahren und Laboranalysen werden schließlich in einer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen, die bei uns einmal wöchentlich stattfindet. Dort kommen Fachleute aus Radiologie, Strahlentherapie, Pathologie, Onkologie, Gastroenterologie und Chirurgie zusammen, um auf Grundlage der aktuellen Leitlinien gemeinsam den besten Behandlungsweg für den jeweiligen Patienten festzulegen. Dieses strukturierte Vorgehen ist ein fester Bestandteil der Versorgung bei uns im Haus“. 

Genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs, insbesondere bei der häufigsten Form, dem duktalen Adenokarzinom der Pankreas. Dabei gibt es sowohl vererbte als auch im Laufe des Lebens erworbene genetische Veränderungen, die das Risiko für die Erkrankung erhöhen und das Tumorwachstum begünstigen. 

Genetische Faktoren spielen im Zusammenhang mit Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse eine Rolle, insbesondere dann, wenn es um bösartige Veränderungen wie das Pankreaskarzinom geht. Eine familiäre Vorbelastung kann das Risiko erhöhen, allerdings ist die Studienlage hierzu noch nicht eindeutig, klare Erkenntnisse fehlen bislang. Dennoch wird bei familiärer Häufung eine genetische Disposition in Erwägung gezogen. Während sich in den letzten Jahrzehnten die Prognose bei anderen Krebsarten, etwa bei Dickdarm- oder Lungenkarzinomen, durch verbesserte Therapien wie zielgerichtete Chemotherapie oder chirurgische Verfahren deutlich verbessert hat, bleibt der Fortschritt beim Pankreaskarzinom vergleichsweise gering. Die Überlebenschancen haben sich kaum verbessert, was vor allem an der späten Diagnosestellung liegt. Denn das Pankreaskarzinom verursacht lange Zeit kaum spezifische Symptome und wird deshalb häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Fortschritte hat es allerdings auf dem Gebiet der Diagnostik gegeben.

Moderne hochauflösende MRT-Verfahren ermöglichen heute eine frühere Entdeckung zystischer Veränderungen in der Bauchspeicheldrüse, die in einigen Fällen als Vorstufen eines Karzinoms gewertet werden. Solche zystischen Läsionen, beispielsweise sogenannte IPMN (intraduktale papillär-muzinöse Neoplasien), werden heute wesentlich genauer beurteilt und können ein Hinweis auf ein potenzielles Frühstadium eines Pankreaskarzinoms sein. Vor diesem Hintergrund wird zunehmend dazu übergegangen, bei verdächtigen zystischen Veränderungen frühzeitig eine operative Entfernung in Betracht zu ziehen. Denn nach wie vor ist die chirurgische Entfernung in einem möglichst frühen Stadium die einzige Chance auf Heilung bei dieser aggressiven Krebsform. Ziel ist es deshalb, die Erkrankung in einem operablen Zustand zu erkennen, bevor sich der Tumor weiter ausbreitet“, macht Prof. Dr. Langenbach deutlich. 

Das Tückische an Bauchspeicheldrüsenkrebs liegt vor allem darin, dass die Krankheit oft lange Zeit keine oder nur unspezifische Symptome verursacht. Deshalb wird der Tumor häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, wenn die Heilungschancen deutlich gesunken sind. Frühe Anzeichen wie Bauch- oder Rückenschmerzen, ungewollter Gewichtsverlust, Gelbsucht oder Appetitlosigkeit sind meist unspezifisch und werden oft erst spät ernst genommen. 

Beim Bauchspeicheldrüsenkarzinom handelt es sich um eine der aggressivsten Krebsformen, und daran hat sich auch in den letzten Jahren wenig geändert. Die Prognose ist nach wie vor ausgesprochen schlecht, insbesondere wenn die Erkrankung erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird. Betrachtet man alle Krankheitsverläufe und Stadien gemeinsam, bleibt die Fünf-Jahres-Überlebensrate äußerst niedrig – mit oder ohne Therapie. Ein entscheidender Faktor für die Überlebenschance ist der Zeitpunkt der Diagnose. Nur wenn ein Pankreaskarzinom sehr früh entdeckt und radikal operiert werden kann, besteht überhaupt eine realistische Aussicht auf Heilung. Inzwischen gibt es zwar Therapieansätze, die sich an anderen Tumorarten orientieren, wie etwa die neoadjuvante Therapie – also eine Chemotherapie vor einer möglichen Operation –, doch zeigen diese Maßnahmen beim Pankreaskarzinom bisher nur eine begrenzte Wirksamkeit. Die Ansprechrate auf diese Chemotherapieformen ist gering, sodass das frühzeitige Erkennen und zeitnahe chirurgische Entfernen des Tumors weiterhin die einzige wirklichen Heilungschancen darstellen. In der Altersverteilung zeigt sich, dass insbesondere Menschen im mittleren bis höheren Lebensalter betroffen sind“, so Prof. Dr. Langenbach. 


Das Pankreaskarzinom zählt derzeit zu den fünf häufigsten Krebserkrankungen und scheint insgesamt auf dem Vormarsch zu sein. Woran das liegt, ist nicht eindeutig geklärt, aber der Verdacht richtet sich unter anderem auf Veränderungen im Lebensstil. Ein hoher Konsum von fett- und zuckerreichen Nahrungsmitteln, regelmäßiger Alkoholkonsum und Rauchen gelten als wesentliche Risikofaktoren.


Es gibt zwar viele Menschen, die auf gesunde Ernährung und Lebensweise achten, doch dem gegenüber steht eine große Bevölkerungsgruppe mit ungünstigem Ernährungsverhalten, das durch Fast Food, Bewegungsmangel und hohen Alkoholkonsum geprägt ist. Gleichzeitig bleibt es ein beunruhigender Befund, dass auch Menschen, die sich sehr gesundheitsbewusst verhalten, nicht vor einem Pankreaskarzinom gefeit sind. Selbst bei diesen Patienten lassen sich oft keine klaren Ursachen feststellen. Neben den bekannten Risikofaktoren wie chronischer Pankreatitis, Alkoholmissbrauch, Viruserkrankungen oder Gallenwegserkrankungen dürften auch genetische Einflüsse eine Rolle spielen. Bezüglich des Mikrobioms – also der Gesamtheit der im Darm lebenden Mikroorganismen – lässt sich bislang kein gesicherter Zusammenhang zur Entstehung von Pankreaskrebs feststellen. Hier gibt es aktuell keine wissenschaftlich fundierten Hinweise auf eine relevante Bedeutung“, stellt Prof. Dr. Langenbach fest. 

Wenn ein Patient an einer Pankreatitis erkrankt war, die jedoch nicht chronisch verlief und erfolgreich behandelt wurde, besteht in der Regel kein dauerhaft erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Karzinoms. 

Prof. Dr. Langenbach erklärt hierzu: „Eine akute Pankreatitis kann vollständig ausheilen, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Anders sieht es bei der chronischen Pankreatitis aus: Hier kommt es häufig zu bleibenden funktionellen Einschränkungen, etwa bei der Insulinproduktion oder der exokrinen Funktion der Bauchspeicheldrüse. Wenn die Entzündung über längere Zeit aktiv bleibt und nicht vollständig zur Ruhe kommt, erhöht sich auch das Risiko für die Entstehung eines Karzinoms. Besonders bei Menschen mit langjährigem Alkoholmissbrauch ist das Risiko erhöht – selbst dann, wenn sie irgendwann mit dem Trinken aufhören. Wer beispielsweise über Jahrzehnte stark alkoholisiert lebt, trägt die Langzeitfolgen im Gewebe weiter, auch wenn der schädigende Einfluss später entfällt. In solchen Fällen kann die chronische Entzündung fortbestehen und damit langfristig das Krebsrisiko erhöhen. Was andere Erkrankungen oder Veränderungen im Bauchraum betrifft – wie etwa eine Hiatushernie oder bestimmte Operationen, die möglicherweise Druckverhältnisse im Oberbauch verändern – besteht kein direkter Zusammenhang mit der Bauchspeicheldrüse. Solche Befunde oder Eingriffe wirken sich nicht nachweislich auf das Risiko für eine Pankreatitis oder gar ein Pankreaskarzinom aus“. 

Unklare Oberbauchschmerzen sollten ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden – auch wenn dies für Hausärzte eine Herausforderung darstellt, da solche Schmerzen viele harmlose Ursachen haben können, etwa Magenbeschwerden, stressbedingte Symptome, Gallenblasenprobleme oder Beschwerden des Dickdarms. 

Ein deutlicher Warnhinweis ist dagegen eine Gelbfärbung der Haut oder der Augen, ebenso wie entfärbter Urin. Beides weist auf eine gestörte Ausscheidung von Bilirubin hin, das sich dann in der Haut ablagert. Auch ein ungewollter Gewichtsverlust – beispielsweise sechs Kilogramm in drei Monaten ohne bewusste Veränderung der Ernährung – sollte aufmerksam beobachtet werden. Ebenso kann ein plötzlich neu auftretender Diabetes mellitus im mittleren Alter ein Hinweis auf eine bösartige Veränderung der Bauchspeicheldrüse sein und sollte Anlass sein, den Hausarzt gezielt aufzusuchen. Gleichzeitig ist es verständlich, dass nicht jeder mit Oberbauchbeschwerden sofort in eine umfangreiche apparative Diagnostik geschickt werden kann. Dennoch sollte, wenn der Hausarzt sich im Ultraschall nicht sicher ist, ob Veränderungen in der Bauchspeicheldrüse vorliegen, unbedingt eine weiterführende Diagnostik mit einem MRT erfolgen. Patienten sind in solchen Situationen gut beraten, sich nicht mit einer schnellen Lösung zufriedenzugeben, sondern bei anhaltenden Beschwerden auf eine gründliche Abklärung zu bestehen. Gerade deshalb ist Aufklärung so wichtig – um Menschen in die Lage zu versetzen, eigene Symptome besser einzuordnen und im Zweifel gezielt nachzufragen“, erläutert Prof. Dr. Langenbach. 

Im Klinikum Lippstadt - Christliches Krankenhaus werden etwa 40 Patienten pro Jahr mit einem Pankreaskarzinom operiert. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist im Vergleich zu vielen anderen Erkrankungen selten, aber schwerwiegend, sodass diese Zahl eine große operative Erfahrung belegt. 

In diesem Zusammenhang macht auch die Krankenhausreform, insbesondere die Zentralisierung solcher Eingriffe, Sinn. Es braucht für schwerwiegende Erkrankungen wie Bauchspeicheldrüsenkrebs unbedingt spezialisierte Zentren mit entsprechender Expertise in Diagnostik und Therapie. Ein Zentrum muss über eine modern ausgestattete Radiologie verfügen, über erfahrene Gastroenterologen, die alle notwendigen diagnostischen und interventionellen Verfahren wie Endosonographie, ERCP (Endoskopisch Retrograde Cholangiopankreatikographie) oder Probenentnahmen auch im Notfall sicher beherrschen – und über ein operatives Team, das solche Eingriffe regelmäßig durchführt. Inzwischen wird in der Chirurgie zunehmend robotisch assistiert operiert, etwa mit dem DaVinci-System. Diese Technik ermöglicht besonders bei kleineren Resektionen wie der Entfernung des Bauchspeicheldrüsenschwanzes eine minimalinvasive und gleichzeitig äußerst präzise Operation – früher musste dafür noch der gesamte Bauch geöffnet werden.

Auch die Wippel-Operation, bei der der Pankreaskopf, der Zwölffingerdarm und ein Teil des Magens entfernt werden, gehört weiterhin zum Spektrum – sie wird derzeit noch überwiegend offen durchgeführt, bleibt aber eine der größten Operationen in der Viszeralchirurgie. Diese Eingriffe verändern das Leben der Patienten tiefgreifend, sind jedoch oft die einzige Möglichkeit, eine Überlebensperspektive zu schaffen. Wichtig ist auch eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Bei uns wird in Tumorkonferenzen gemeinsam über das beste Vorgehen für jeden einzelnen Patienten entschieden – durch ein Team aus Viszeralchirurgie, Gastroenterologie, Onkologie, Radiologie und weiteren Fachbereichen. Und nicht zuletzt ist auch die psychoonkologische Begleitung ein fester Bestandteil der Versorgung. Die psychische Belastung ist groß, und entsprechend wichtig ist es, auch diesen Aspekt in die Betreuung der Betroffenen einzubeziehen. Durch die enge Kooperation innerhalb spezialisierter Teams und den Zusammenschluss mehrerer erfahrener Viszeralchirurgen entsteht eine hohe fachliche Dichte, die den Patienten zugutekommt – ein Fortschritt, der in der Versorgung von Pankreaserkrankungen zunehmend an Bedeutung gewinnt“, so Prof. Dr. Langenbach abschließend.

Herzlichen Dank, Professor Dr. Langenbach, für diese hilfreichen und wichtigen Informationen!

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