Die Bauchspeicheldrüse - Anatomie, Funktion und häufige Erkrankungen

Leading Medicine Guide Redaktion
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Die menschliche Bauchspeicheldrüse (auch Pankreas) ist ein Organ, das sich im Retroperitonealraum des Körpers befindet. Sie liegt damit hinter Bauchfell und Magen quer auf der Höhe des 1. und 2. Lendenwirbels. Der Pankreaskopf liegt am Zwölffingerdarm, mit dem Sie über einen Ausführungsgang verbunden ist. Das Gewicht beträgt zwischen 70 g und 120 g bei einer Länge von 15 bis 20 cm.

Artikelübersicht

Bauchspeicheldrüse Anatomie

Funktion der Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse ist zum einen eine endokrine Drüse und produziert über die Langerhan`schen Inselzellen unter anderem die Hormone Insulin und Glukagon zur Regulation des Blutzuckerspiegels. Erst durch das Insulin kann der im Körper befindliche Zucker von den Zellen verwertet werden.

Ohne dieses Hormon kann Glukose nicht aufgenommen werden, was schnell zu lebensbedrohlichen Zuständen führt. Gibt es im Körper zu wenig Zucker, sorgt Glukagon dafür, dass die eisernen Reserven des Körpers, vor allem aus der Leber, freigesetzt werden. Die Langerhan`schen Inselzellen zur Produktion der Hormone machen nur etwa 2,5 g des Gesamtgewichts aus.

Der exokrine Teil der Bauchspeicheldrüse produziert zusätzlich Verdauungsenzyme wie

  • Amylase (zur Verdauung von Kohlenhydraten),
  • Trypsin (zur Verdauung von Eiweißen),
  • und Lipase zur Fettverdauung

und gibt diese in den Zwölffingerdarm ab. Die Enzyme werden allerdings erst nach Erreichen des Darms so umgebaut, dass Sie Ihren Zweck erfüllen können. Andernfalls würde sich die Bauchspeicheldrüse selbst verdauen. Insgesamt werden 20 verschiedene Enzyme hergestellt.

Beide Funktionen des Pankreas, also die Produktion von Hormonen und Verdauungsenzymen, bestehen weitgehend unabhängig nebeneinander. Bei einer Erkrankung kann also eine der beiden Funktionen eingeschränkt sein, ohne dass die andere zwangsläufig auch betroffen sein muss.

Häufige Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis)

Eine schnell eintretende, schwere Entzündung des Pankreas führt zu einer Zerstörung von Zellen des Organs. Charakteristisch sind plötzliche, starke Ober- und Mittelbauchschmerzen. Häufig kommt es zu Übelkeit mit Erbrechen. Die Schmerzen können gürtelartig in den Rücken ausstrahlen. Meteorismus, Fieber und Schockzeichen sind weitere Symptome.

Die akute Form der Pankreatitis muss vom Schub einer chronischen Pankreatitis abgegrenzt werden. Eine häufige Ursache sind übermäßiger Alkoholkonsum sowie Gallensteine, die den Hauptgang des Organs verstopfen - seltener Medikamente, Stoffwechselstörungen und andere Ursachen.

Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (chronische Pankreatitis)

Durch wiederkehrende Entzündungen, welche in manchen Fällen durch die unspezifische Symptomatik nicht als solche erkannt wurden, kann es zu einer langsamen, d.h. chronischen Zerstörungen des Organs kommen. Narbengewebe entsteht dann anstelle von gesundem Gewebe.

Bei fortschreitender Erkrankung beeinträchtigt dies die Verdauungsfunktion stark, auch die Insulinproduktion wird eingeschränkt. Es kommt dann zu einem Diabetes und Verdauungsstörungen durch Enzymmangel. In etwa 80 Prozent der Fälle ist übermäßiger Alkoholkonsum die Ursache, seltener angeborene Gen-Mutationen, ein chronisches Gallensteinleiden und andere Gründe.

Bauchspeicheldrüsentumor

Wenn Pankreaszellen unkontrolliert wachsen, bildet sich ein Bauchspeicheldrüsentumor. Es wird zunächst unterschieden, ob dieser gut- oder bösartig ist. Zysten (mit Wasser gefüllte Hohlräume) können beispielsweise gutartig sein. Bösartige Tumore hingegen wachsen sehr schnell auch in umliegende Gewebestrukturen und Organe. Im ungünstigsten Fall metastasiert der Bauchspeicheldrüsenkrebs und bildet Tochtergeschwülste in weiteren Organen. Es gibt auch Arten von Tumoren, die ein unsicheres Verhalten aufweisen und nicht eindeutig als gut- oder bösartig bezeichnet werden können.

Die Ursachen von Tumoren sind trotz intensiver Forschung bislang nicht eindeutig geklärt. Es konnte jedoch bislang in Untersuchungen beobachtet werden, dass Veränderungen des Erbguts von Pankreaszellen auftreten, die eine normale Zelle zu einer Tumorzelle werden lassen.

Zusätzlich wurden in großen Beobachtungsstudien Risikofaktoren spezifiziert. Treten solche bei einem Einzelnen auf, müssen diese aber nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung führen. Die wichtigsten Risikofaktoren sind Rauchen (auch Passivrauchen) und starkes Übergewicht. Eine chronische Pankreatitis sowie Diabetes Typ 2 können ebenfalls das Risiko steigern.

In einigen Fällen können Risikogene vererbt werden (familiäres Pankreaskarzinom). Diesen Betroffenen wird die Beratung in einem darauf spezialisierten Pankreas-Zentrum empfohlen. Ernährung und Umweltgifte konnten bislang nicht als Risikofaktoren in einen eindeutigen Zusammenhang gebracht werden.

Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht im frühesten Stadium nur selten Beschwerden. Symptome können hier

  • Appetitmangel,
  • Übelkeit und Erbrechen
  • ein Schwächegefühl
  • und/oder Durchfall

sein. Auch kann es zu Störungen bei der Produktion von Verdauungsenzymen kommen. Die Folge ist der sogenannte Fettstuhl (Steatorrhö). Dieses Beschwerdebild zeigt sich jedoch auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen, was eine Diagnosestellung schwierig gestaltet. Ein deutlicher Gewichtsverlust in kurzer Zeit (über fünf Prozent in drei Monaten) ist immer ein Warnzeichen und bedarf unbedingt der ärztlichen Abklärung.

Hinweis zu Diabetes

Tatsächlich ist in weniger als einem Prozent der Fälle eine Pankreaserkrankung ursächlich für einen Diabetes. Der häufigste Grund für eine Insulinresistenz ist ein ungesunder Lebensstil (starkes Übergewicht und Bewegungsmangel). Das Fettgewebe verringert die Insulinempfindlichkeit, was von der Bauchspeicheldrüse zunächst mit erhöhter Insulinproduktion kompensiert wird - bis diese erschöpft.

Diagnostische Mittel bei einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung

Aufgrund der unspezifischen Symptomatik einer Pankreaserkrankung ist es für den Arzt wichtig, die konkrete Erkrankung zu erkennen und von anderen zu unterscheiden. Zum Einsatz stehen vielfältige Untersuchungsmethoden wie

  • Labordiagnostik (Blut und Urin),
  • Ultraschall,
  • in uneindeutigen Fällen CT- und MRT-Untersuchungen,
  • endoskopische Untersuchung (ERCP)
  • oder eine Punktion.

Auch ein Röntgen kann in manchen Fällen wichtige Hinweise liefern (bspw. auf einen gelähmten Darm, Verkalkungen des Pankreas oder Gallensteine). Wichtig ist in jedem Fall eine ärztliche Abklärung und nicht allein die Beurteilung aufgrund selbst gewonnener Informationen.

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