Symphysenschmerzen & Symphysenlockerung - Spezialisten und Informationen

30.06.2023
PD Dr. Christopher Becker
Medizinischer Fachlektor

Leiden Sie insbesondere nach Ihrer Schwangerschaft unter Schmerzen im Bereich des Schambeins, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Symphysenschmerzen. Wodurch der Schmerz entsteht und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie in diesem Artikel. Außerdem finden Sie hier ausgewählte Spezialisten für die Behandlung von Symphysenschmerzen.

ICD-Codes für diese Krankheit: O26.7

Empfohlene Spezialisten für Symphysenschmerzen & Symphysenlockerung

Artikelübersicht

Was sind Symphysenschmerzen?

Die Symphyse bezeichnet eine Verbindung von zwei Knochen durch Faserknorpel. Beim Menschen ist die Schambeinfuge eine Symphyse, die vordere Verbindung der Beckenhälften. 

Sie ermöglicht eine gewisse Beckenbeweglichkeit und ist somit an den meisten Bewegungen wie Gehen, Liegen, Sitzen und Treppensteigen beteiligt.

Lockert sich die Symphyse, überdehnt oder reißt sie, führt dies zu Schmerzen im Beckenbereich bei Bewegungen. 

In und nach einer Schwangerschaft tritt die Symptomatik häufig auf. Meist ausgelöst durch hormonelle Veränderungen und durch Über- und Fehlbelastung des Beckens. Mit gezielten Übungen und speziellen Therapien lassen sich Symphysenschmerzen in der Regel gut behandeln.

Symphyse bei Mann und FrauDie Symphyse (Schambeinfuge) ist ein Gelenk aus Knorpeln in der vorderen Mitte des Beckenringes @ pikovit /AdobeStock

Die Symptome bei Symphysenschmerzen

Eine Symphysenlockerung äußert sich durch stechende, dumpfe Schmerzen in der Region des Schambeins. Meist links und rechts an der Vorderseite des Beckens. 

Während ein gelegentliches Ziehen in diesem Bereich für schwangere Frauen nichts Ungewöhnliches ist, leiden andere sehr unter den Symphysenschmerzen. 

Die Beschwerden können sich von der Hüfte bis zu den Beinen ausbreiten. Sie können auch zu Schmerzen im unteren Rücken führen. 

Bei folgenden Bewegungen sind die Schmerzen vermehrt zu spüren:

  • Treppensteigen
  • Stehen auf einem Bein
  • Anheben eines Beines
  • Spreizen der Beine oder eines Beines
  • Schuhe zubinden

Risikofaktoren und Ursachen von Symphysenschmerzen

90 Prozent aller Betroffenen sind schwangere Frauen oder Frauen, die eine Schwangerschaft hinter sich haben. Das liegt vor allem an den Hormonumstellungen, die mit einer Schwangerschaft einhergehen. 

Um das Becken auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten, steigt das Hormon Relaxin im Körper. Dieses sorgt dafür, dass sich das Becken weit genug öffnet, damit der Kopf des Neugeborenen hindurch passt. 

Bänder, Sehnen und Knorpel im Becken werden durch das Hormon Relaxin nachgiebiger. Eine zu hohe oder zu frühe Ausschüttung von Relaxin sorgt für eine schmerzhafte Symphysenlockerung vor der Geburt. Nach der Geburt entspannen sich die Symptome meist wieder und die Schmerzen lassen nach.

Manchmal lassen die Beschwerden jedoch nicht nach und es kommt zu einer dauerhaften Schmerzsymptomatik oder Instabilität.

Auch Unfälle lösen manchmal Symphysenschmerzen aus. 

Dazu zählen vor allem:

  • Ausrutschen
  • Weite Sprünge
  • Stolpern

Andauernde Fehlbelastungen des Beckens können ebenfalls die Symphyse lockern oder überdehnen. Personen mit körperlich anspruchsvollen Berufen, Reiter, Läufer und Radfahrer gehören ebenfalls zu jenen Personen, die unter Symphysenschmerzen leiden.

Diagnosestellung bei Symphysenschmerzen

Nach der Aufnahme der Anamnese untersucht der Arzt seinen Patienten zunächst gründlich auf Beweglichkeit und Schmerzempfinden. Dazu werden häufig Tests durchgeführt, bei denen der Patient beispielsweise auf einem Bein stehen muss. 

Kann der Arzt so noch keine Diagnose stellen, kommen im weiteren Schritt bildgebende Verfahren zum Einsatz. 

Diese sind:

Die Behandlungsmöglichkeiten

Da Probleme mit der Symphyse im Becken während und nach einer Schwangerschaft oder Unfall auftreten, gibt es keine Präventivmaßnahmen

Allerdings erhöhen körperlich schwere Betätigung, Übergewicht und Rauchen die Wahrscheinlichkeit auf eine Symphysenlockerung.

Bei Symphysenschmerzen in der Schwangerschaft verschwinden die Beschwerden nach der Geburt in den meisten Fällen wieder. 

Bleiben die Beckenschmerzen nach der Schwangerschaft bestehen oder ist ein Unfall Grund dafür, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten

Sie zielen darauf ab, die Muskulatur des Beckens zu stabilisieren, was zur Entlastung der Symphyse beiträgt. Welche Therapie am besten geeignet ist,  hängt von den individuellen Beschwerden und den Ergebnissen der bildgebenden Untersuchungen ab. 

Ein Arzt empfiehlt je nach Patient folgende Therapiemaßnahmen:

  • Rückentraining und Beckenbodengymnastik
  • Spezielle Physiotherapie zur Stabilisierung des Beckens
  • Wärmetherapie
  • Stoßwellentherapie
  • ACP-Injektionen, Prolotherapie
  • Infrarot-Behandlung
  • Massage
  • Gezielte Schmerzlinderung durch Salben und Medikamente
Massage der SymphyseWärme- und Infrarotanwendungen sowie Massagen helfen bei Symphyseschmerzen @ WavebreakMediaMicro /AdobeStock

Achten Sie bei einer Symphysenlockerung darauf, dass Sie sich nicht zu ruckartig bewegen. Vermeiden Sie außerdem Verrenkungen der Beine und Hüpfen

Damit Ihr Becken auch nachts stabilisiert wird, legen Sie sich am besten ein Kissen zwischen Ihre Knie. Übungen, um die Muskulatur des Beckens zu kräftigen, können Sie auch schon während der Schwangerschaft machen. Lassen Sie sich von Ihrer Hebamme beraten.

Leiden Sie an einem Symphysenriss, steht die Ruhigstellung des Beckens im Vordergrund. Ein medizinischer Gurt (Orthese) stabilisiert das Becken, damit die Symphyse wieder zusammenwachsen kann. In einigen Fällen ist auch eine Operation erforderlich.

Die Prognose bei Symphysenschmerzen

Symphysenlockerungen und -überdehnungen sind zwar teilweise sehr schmerzhaft, lassen sich aber mit Übungen und einer symptomatischen Behandlung gut therapieren. 

Sie können also davon ausgehen, dass keine bleibenden Schmerzen zurückbleiben. Nur wenn die Symphyse aufgrund eines Risses stark geschädigt ist, ist manchmal eine längerfristige Behandlung erforderlich.

Fazit

Symphysenschmerzen entstehen durch die Lockerung oder Überdehnung der Symphyse, einer Gelenkverbindung im vorderen Becken und/ oder einer Schambeinentzündung. 

Der typische stechende Schmerz im Becken oder in den Beinen ist in 90 Prozent der Fälle eine Begleiterscheinung der Schwangerschaft

Nach der Geburt gehen die Schmerzen oft zurück, jedoch nicht in jedem Fall. Beckenbodenübungen sowie weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des Beckens entlasten die Symphyse und lindern die Schmerzen

Bei starken Symptomen oder einer ausbleibenden Verbesserung der Beschwerden hilft ein spezieller Gurt das Becken zu stabilisieren. Längerfristige Beschwerden sollten Sie unbedingt abklären lassen.

Quellen

https://www.schmerzhafte-symphyse.de/blog/schambeinentz%C3%BCndung/
https://www.medi.de/diagnose-therapie/rueckenbeschwerden/symphysenschmerzen/
https://tcs-mymed.ch/ratgeber-gesundheit/schwangerschaft-familie/symphysenschmerzen_was_die_expertin_sagt
https://www.moveitmama.de/symphysenlockerung-in-der-schwangerschaft-so-vermeidest-du-die-gaengigen-schmerzen/
https://www.familie.de/schwangerschaft/die-symphyse-symphysenlockerung/
https://www.moveitmama.de/symphysenlockerung-in-der-schwangerschaft-so-vermeidest-du-die-gaengigen-schmerzen/
https://www.bauerfeind.at/de_at/gesundheit/diagnose-therapie/ruecken-und-wirbelsaeule/symphysenlockerungsymphysensprengung
www.schmerzhafte-symphyse.de
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