Dysgnathie - Spezialisten und Informationen

14.09.2024
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Als Dysgnathien bezeichnen Mediziner eine Reihe von Fehlbildungen im Bereich des Kiefers, der Zähne und des Kinns. Betroffene empfinden Kieferfehlstellungen meist als erheblichen Schönheitsmakel, der sich negativ auf das Selbstbewusstsein auswirkt. Aus diesem Grund ergreifen Patienten schon frühzeitig Maßnahmen ergriffen, um der Dysgnathie entgegenzuwirken.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Dysgnathie-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: K07

Empfohlene Dysgnathie-Spezialisten

Artikelübersicht

Verwachsungen im Kieferbereich sind meist die Folge einer genetischen Veranlagung. Der Kreuzbiss tritt beispielsweise gehäuft in Familien auf. Eltern vererben ihn meist an die Kindergeneration.

Arten von Dysgnathien

Grundsätzlich unterscheiden Mediziner zwischen:

  • Prognathie und
  • Retrognathie

Bei der Prognathie ist der Unterkiefer so markant, dass er den Oberkiefer überragt und aus dem Gesicht hervorsteht. In besonderen Fällen ist die untere Zahnreihe so prominent (ausgeprägt), dass sie beim Mundschluss vor der oberen Zahnreihe liegt. Kinn und Unterlippe nehmen eine exponierte Stellung ein.

Im Falle einer Retrognathie flieht das Kinn nach hinten, weil der Unterkiefer hinter dem Oberkiefer zurücktritt. Die Oberlippe und der Oberkiefer springen hervor, weshalb die Zahnreihen beim Mundschluss nicht aufeinander passen. Die obere Zahnreihe ragt im Vergleich zur unteren weit hervor.

Beschwerden bei Dysgnathie

Dysgnathien wirken sich sowohl auf das seelische als auch auf das körperliche Wohlbefinden von Betroffenen aus. Die häufigsten Beschwerden sind Probleme bei der Kauleistung des Kiefers. 

Es fällt schwer, feste Nahrung zu zerkauen. Viele Betroffene leiden auch unter Schmerzen beim Kauen. Oftmals passen die Ober- und die Unterreihe der Zähne nicht aufeinander. Betroffene müssen ihren Kiefer für eine befriedigende Kauleistung verrenken. 

Dies zieht Zerrungen und Belastungsschmerzen im Gesichtsbereich nach sich, die nicht selten auch zu Kopfschmerzen führen.

Ein vor allem in der Jugend eventuell noch größeres Problem besteht in der Auswirkung von Dysgnathien auf das Selbstwertgefühl. Betroffene fühlen sich häufig hässlich und minderwertig gegenüber ihren Mitmenschen. 

Sie schämen sich für ihr verschobenes Kinn und ihr Lächeln. In vielen Fällen kommt es zu einer sozialen Isolation, die sie aus Scham oftmals selbst herbeiführen. 

Generell leiden die Betroffenen unter der tatsächlichen oder vermuteten sozialen Ächtung durch ihre Mitmenschen. Der psychische Leidensdruck bei Dysgnathien ist daher sehr hoch.

Langfristig können Kieferfehlstellungen aber auch ernsthafte körperliche Folgen nach sich ziehen.

Eine fortschreitende Verwachsung ist möglich, sodass die Schmerzen mit der Zeit immer schlimmer werden. Außerdem erzeugt der hohe Aufwand beim Kauen und Sprechen einen übermäßigen Druck auf den Zahnhalteapparat. Aus diesem Grund ist auch ein frühzeitiger Verlust der Zähne nicht auszuschließen.

Schritte für die Korrektur der Dysgnathie

Zuallererst sollten Betroffene einen Kieferorthopäden aufsuchen. Dieser verschafft sich bei einer Erstuntersuchung einen Überblick über die Lage. 

Dies geschieht durch:

Normalerweise behandelt der Kieferorthopäde Kieferfehlstellungen mit einer Zahnspange, die Kiefer und Zähne in eine günstigere Form bringen soll. 

Bei einer echten Dysgnathie handelt es sich jedoch um eine Abweichung in der Knochenstellung. Hier ist eine kieferorthopädische Betreuung oftmals nicht ausreicht. Daher liegt in vielen Fällen eine Überweisung zum Kieferchirurgen nahe.

Die Kieferchirurgie befasst sich mit der chirurgischen Korrektur von Fehlstellungen. Hierbei erfolgen im Vorfeld weitere professionelle Untersuchungen wie das DVT-Röntgen (dreidimensionales bildgebendes Verfahren)

Darauf basierend entwickelt der Kieferchirurg einen Plan zur chirurgischen Korrektur der Fehlstellung. Dabei bringt der Chirurg den Kiefer im Rahmen einer Anpassung in einen funktionalen und ästhetischen Zustand.

Behandlungsmethoden bei der Dysgnathie

Wenn die Fehlstellung des Kiefers ausschließlich mit der Stellung der Zähne zusammenhängt, reicht eine kieferorthopädische Behandlung aus. 

Mit Zahnspangen und Brackets (Befestigungselement bei festen Apparaturen) bringt der Kieferorthopäde die Zähne in die richtige Position. 

Liegt bei der Dysgnathie eine Anomalie im skelettalen Aufbau vor, ist ein chirurgisches Eingreifen oftmals unausweichlich. Bewährt hat sich dabei eine Kombination aus kieferorthopädischen und kieferchirurgischen Maßnahmen, die in der Regel einem festen Schema folgt.

In der Vorbehandlung bringen Kieferorthopäden die Zähne mit einer Zahnspange in die für sie vorgesehene Position. So können sie innerhalb eines halben bis ganzen Jahres eine Normalstellung erreichen. 

In dieser Zeit verstärkt sich zunächst die Diskrepanz (Kluft) zwischen den beiden Kiefern für gewöhnlich. Liegen die Kiefer in einer Normalstellung, entwickeln die Chirurgen mit Kieferabdrücken, Kunststoffbissabdrücken und Röntgenbildern einen Operationsplan.

Die anschließende Operation findet in Vollnarkose statt und lässt keine äußerlich sichtbaren Narben zurück.

Im Rahmen der Operation trennen Chirurgen Ober- und Unterkiefer voneinander, um sie in die richtige Position zu verschieben. 

Damit die Positionierung langfristig bestehen kann, setzt man Titanplatten zur Festigung ein, die mit Schrauben fixiert sind. Außerdem kontrollieren Gummis zwischen den Kiefern nach der Operation die Bewegungsfreiheit, sodass keine kontraproduktiven Überlastungen entstehen können. 

Kieferchirurgen entfernen die Platten in einer Folgeoperation, üblicherweise nach neun Monaten. Der Patient kann binnen einer Woche wieder nach Hause gehen. Es dauert etwa sechs Wochen, bis er wieder weiche Nahrung essen kann.

Nun folgt ein weiteres halbes Jahr der kieferorthopädischen Feinjustierung, bis Ärzte die festen Klammern entfernen. Die gesamte Dauer der Behandlung ist abhängig vom Ausprägungsgrad der Dysgnathie (etwa 2 bis 3 Jahre).

Ziel der Dysgnathie-Behandlung

Die Behandlung von Kieferfehlstellungen ist ein ästhetischer Eingriff, der dem Patienten einen enormen seelischen Leidensdruck von den Schultern nimmt. 

Das Verfahren ist wichtig, um schwerwiegende physische Folgekomplikationen zu verhindern. 

Durch kieferorthopädische und kieferchirurgische Behandlungen erhalten Betroffene ein besseres Selbstwertgefühl. Dadurch steigert sich die Lebensqualität und die langfristige Gesundheit des Gebisses.

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