Dr. Kai Wiemer ist Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie und leitet die Medizinische Klinik II – Klinik für Gastroenterologie an der Knappschaft Klinik im westfälischen Kamen. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts sowie von Leber- und Pankreaserkrankungen hat er sich als angesehener Spezialist etabliert. Er verfügt über fundierte Kenntnisse in der Endoskopie und der Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sowie der Darmkrebsvorsorge.
Dr. Wiemer absolvierte seine medizinische Ausbildung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo er sich ein breites Fachwissen aneignete. Im Laufe seiner Karriere hat er sich auf die interventionelle Endoskopie, Endosonographie und Ernährungsmedizin spezialisiert. Besonders hervorzuheben sind seine Fähigkeiten in der Durchführung von ERCP (endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikographie) und Cholangioskopie, die ihn aufgrund seiner präzisen und erfolgreichen Eingriffe zu einem anerkannten Experten auf diesem Gebiet gemacht haben.
Neben seiner klinischen Tätigkeit hat Dr. Wiemer auch einen starken Fokus auf medizinische Forschung und Fortbildung gelegt. Er hat mehrere Forschungsprojekte begleitet und wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, die zur Weiterentwicklung gastroenterologischer Behandlungsansätze beigetragen haben. Darüber hinaus engagiert er sich aktiv in der Aus- und Weiterbildung von medizinischem Personal und fördert kontinuierlich Fortbildungsmaßnahmen in der Gastroenterologie.
Als Mitautor der S1-Leitlinie zur funktionellen Dyspepsie („Reizmagen“) der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität e.V. hat Dr. Wiemer maßgeblich an der Weiterentwicklung von Richtlinien auf diesem Fachgebiet mitgewirkt. In seiner täglichen Arbeit verfolgt er einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem die individuelle Betreuung der Patienten und die enge Zusammenarbeit mit seinem Team im Vordergrund stehen, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Sein Engagement und seine Leidenschaft für die Gastroenterologie machen ihn zu einem anerkannten Experten auf seinem Fachgebiet.
In einem Gespräch mit Dr. Wiemer konnte die Redaktion des Leading Medicine Guide mehr zur konfokalen Laserendomikroskopie erfahren, einem innovativen bildgebenden Verfahren mit hochauflösender Echtzeit-Mikroskopie.
Die Konfokale Laserendomikroskopie ist ein innovatives Verfahren, das in der Gastroenterologie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Es ermöglicht eine hochauflösende, mikroskopische Untersuchung von Gewebe in Echtzeit während einer Endoskopie. Dieses Verfahren wird insbesondere bei der Diagnose und Überwachung von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts eingesetzt. Dazu gehören die Früherkennung von Krebserkrankungen, die Untersuchung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, sowie die Beurteilung von präkanzerösen Veränderungen und Polypen. Durch die Möglichkeit, Gewebeveränderungen auf zellulärer Ebene zu visualisieren, trägt die CLE zu einer präziseren Diagnosestellung und einer individuelleren Behandlungsplanung bei.
Die Konfokale Laserendomikroskopie ist eine fortschrittliche bildgebende Technik, die sich vor allem durch ihre außergewöhnliche Detailgenauigkeit von anderen Verfahren zur Diagnose von Magen-Darm-Erkrankungen unterscheidet.
„Die konfokale Laserendomikroskopie, kurz CLE, ermöglicht erstmals eine mikroskopisch genaue Gewebediagnostik in Echtzeit während einer endoskopischen Untersuchung. Im Gegensatz zu klassischen Verfahren, bei denen zunächst eine Biopsie entnommen und das Gewebe anschließend im Labor untersucht wird, erlaubt CLE die direkte Beobachtung von Reaktionen der Darmschleimhaut – zum Beispiel auf einen Provokationstest mit bestimmten Nährstoffen. Damit ist es möglich, Veränderungen unmittelbar sichtbar zu machen, ohne dass Proben entnommen werden müssen. Ein besonderer Anwendungsbereich ist die Diagnose des sogenannten ,Leaky Gut´-Syndroms, also einer gestörten Darmbarriere, die bislang häufig als umstritten galt. Mit CLE lässt sich diese Durchlässigkeit nun objektiv und unmittelbar nachweisen“, erklärt Dr. Wiemer am Anfang unseres Gesprächs und ergänzt:
„In der Praxis bedeutet das für die Patienten, dass sie für den Test stationär aufgenommen werden, da im Rahmen allergologischer Provokationen auch verzögerte Reaktionen auftreten können. Die Untersuchung erfolgt im Rahmen einer Magenspiegelung unter Sedierung – der Patient schläft also währenddessen. Im Zwölffingerdarm, dem ersten Abschnitt des Dünndarms, werden gelöste Nahrungsmittel eingebracht. Parallel dazu kommt die CLE-Technologie zum Einsatz: Über das Endoskop wird ein spezieller Laserscanner bis zur Schleimhaut vorgeschoben. Durch eine bis zu tausendfache Vergrößerung kann die Reaktion der Darmschleimhaut live beobachtet werden. Zuvor wird ein fluoreszierendes Kontrastmittel, sogenanntes Fluoreszin, intravenös verabreicht. Dieses Mittel wird seit Langem auch in der Augenheilkunde eingesetzt. Ziel ist es zu erkennen, ob das Kontrastmittel bei einer gestörten Darmbarriere aus den Blutgefäßen in das umliegende Gewebe austritt – ein klares Zeichen für eine Barriere-Störung. Zunächst wird geprüft, ob eine primäre Störung der Darmbarriere vorliegt. Ist die Barriere intakt, kann anschließend durch die Verabreichung bestimmter Nahrungsmittel eine mögliche sekundäre Störung provoziert und sichtbar gemacht werden – etwa im Sinne eines Leaky Gut. All das geschieht in Echtzeit und ermöglicht eine hochpräzise Diagnostik direkt am Patienten“.
Leaky Gut, auch als „durchlässiger Darm“ bekannt, beschreibt einen Zustand, bei dem die Darmwand geschädigt ist und ihre Funktion als Barriere nicht mehr richtig erfüllt. Normalerweise verhindert die Darmschleimhaut das Eindringen schädlicher Substanzen in den Blutkreislauf. Bei Leaky Gut sind jedoch die engen Verbindungen zwischen den Zellen der Darmwand locker, wodurch Toxine, unverdaute Nahrungsbestandteile und Krankheitserreger in den Körper gelangen können. Dies kann Entzündungen und eine Überreaktion des Immunsystems hervorrufen, was mit verschiedenen Gesundheitsproblemen wie Verdauungsbeschwerden, Hauterkrankungen und chronischen Entzündungen in Verbindung gebracht wird.
Es gibt ein Standardschema, das die fünf häufigsten Nahrungsmittelallergene umfasst: Eiweiß, Soja, Milch, Hefe, Erdnuss und Weizen. Dieses Schema wird sowohl in der klinischen Praxis als auch in Studien verwendet.
„Bei der Untersuchung wird geprüft, ob der Patient auf eines dieser Nahrungsmittelallergene reagiert, was zu einem Austritt von Fluoreszin aus den Blutgefäßen und in den Zellzwischenraum führt. Diese Reaktion wird sichtbar und ermöglicht eine präzise Diagnose. Nach der Untersuchung können die Ergebnisse mit dem Patienten besprochen werden, und je nach Bedarf wird eine Ernährungsberatung durch qualifiziertes Personal angeboten. Ein Beispiel aus der Praxis: Vor kurzem wurde eine Patientin untersucht, die bereits seit Jahren mit Reizdarm-Symptomen zu kämpfen hatte, ohne dass eine genaue Ursache gefunden wurde. Mit der CLE-Technologie konnten wir eindeutig feststellen, dass sie auf Weizen reagierte, obwohl eine Glutenunverträglichkeit bereits ausgeschlossen worden war. Dies brachte ihr eine große Erleichterung, da sie nun endlich eine klare Ursache für ihre Beschwerden hatte. Es war dabei nicht das Gluten, das die Reaktion auslöste, sondern möglicherweise eine Sensitivität gegenüber bestimmten Proteinen im Weizen, wie den Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), die auch in anderen glutenhaltigen Getreiden vorkommen können“, verdeutlicht Dr. Wiemer.
Die Frage, ob die Zahl der Menschen, die auf diese Nahrungsmittel allergisch reagieren, zugenommen hat, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Es gibt sicherlich ein höheres Gesundheitsbewusstsein und eine zunehmende Bereitschaft, Nahrungsmittelunverträglichkeiten genauer zu untersuchen. Neue diagnostische Verfahren, sowohl serologische Tests als auch bildgebende Verfahren wie die CLE, haben heute bessere Möglichkeiten zur Diagnose als vor 20 oder 30 Jahren. Auch Beschwerden wie Reizdarm, die früher oft nur durch Ausschlussdiagnostik behandelt wurden, können heute mit präziseren Methoden untersucht werden. „Bei Patienten, bei denen neurologische Tests unauffällig sind und keine klassische IgE-getriggerte Allergie vorliegt, kann die CLE helfen, eine Darmbarriere-Störung (Leaky Gut) zu identifizieren, die möglicherweise für ihre Beschwerden verantwortlich ist. Ein großer Vorteil dieser Methode ist, dass die Untersuchung innerhalb einer etwa 20-minütigen Magenspiegelung durchgeführt werden kann. Während einer normalen Endoskopie sind solche Veränderungen nicht sichtbar. Die CLE-Technologie ermöglicht es, die Reaktionen der Darmschleimhaut in Echtzeit zu beobachten und auf Bildern festzuhalten, was eine präzise und zuverlässige Diagnostik ermöglicht“, schildert Dr. Wiemer.
Die CLE stellt eine präzise Diagnosemöglichkeit dar, die bei einer Vielzahl von Patienten eingesetzt werden kann. In bestimmten Fällen reicht jedoch auch die klassische Endoskopie aus, etwa wenn es darum geht, eine Zöliakie auszuschließen oder zu bestätigen.
„Bei der herkömmlichen Endoskopie wird das Endoskop in den Magen eingeführt, und bei Verdacht auf Zöliakie werden Gewebeproben aus dem Dünndarm entnommen, um sie anschließend im Labor zu untersuchen. Im Rahmen der CLE-Untersuchung, die auf eine detailliertere Analyse ausgerichtet ist, liegt der Patient auf dem Untersuchungstisch, ähnlich wie bei einer normalen Magenspiegelung. Das Endoskop wird in den absteigenden Teil des Dünndarms, den Zwölffingerdarm, eingeführt. Dort wird eine Lasersonde über das Endoskop vorgeschoben, um die Schleimhaut in dieser Region zu untersuchen. Zunächst wird geprüft, ob die Darmbarriere intakt ist oder ob bereits Anzeichen eines Leaky Gut, einer gestörten Darmbarriere, vorliegen. In einigen Fällen kann diese Barriere bereits ohne eine Nahrungsmittelprovokation gestört sein, was weitergehende Untersuchungen erforderlich macht, um die genaue Ursache herauszufinden. In solchen Fällen können auch allergologische Tests notwendig werden“, so Dr. Wiemer und führt weiter aus:
„Wenn die Darmbarriere aber intakt ist, wird die Untersuchung mit verschiedenen Provokationsmitteln fortgesetzt. Diese werden ebenfalls über das Endoskop in den Dünndarm eingebracht. Es wird dann beobachtet, wie die Schleimhaut auf diese Stoffe reagiert. Ein positiver Test zeigt sich beispielsweise durch den Austritt von Fluoreszin, einem Kontrastmittel, aus den Blutgefäßen in das Gewebe. Häufig kommt es auch zu einem Zelluntergang im Bereich der Darmschleimhaut, was als „Cell Shedding“ bezeichnet wird. Dabei lösen sich kleine Zellbruchstücke, die ebenfalls mit dem Fluoreszin sichtbar werden. Diese Reaktionen sind typische Anzeichen für eine gestörte Darmbarriere und bestätigen den positiven Test. Nach der Untersuchung wird der Patient gegebenenfalls an die Ernährungsberatung überwiesen, wo er eine umfassende Beratung und Unterstützung erhält, um seine Ernährung entsprechend den Ergebnissen anzupassen. Dies ist ein wichtiger Bestandteil des Behandlungskonzepts, da die richtige Ernährung bei der Behandlung von Leaky Gut und anderen Darmproblemen eine zentrale Rolle spielt“.
Die Ernährungsberatung, die der Patient im Anschluss an die CLE-Untersuchung erhält, bietet keine strengen Vorschriften, sondern vielmehr Empfehlungen, die ihm helfen, seinen Darm zu unterstützen und seine Symptome zu lindern.
„Natürlich ist es nicht möglich, jeden Patienten rund um die Uhr zu betreuen, und wir wissen aus der Erfahrung, etwa bei der Betreuung von Zöliakie-Patienten oder Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, dass Fehler menschlich sind. Jeder kann mal schwach werden und etwas essen, das nicht ganz mit den Empfehlungen übereinstimmt. Der entscheidende Vorteil dabei ist jedoch, dass der Patient dann wenigstens genau weiß, woher die auftretenden Symptome kommen. Wenn er etwa auf Weizen reagiert und sich danach ein Brötchen gegönnt hat, ist ihm klar, warum er Symptome verspürt, und das kann sehr entlastend sein. Er muss sich nicht länger fragen, was die Ursache für seine Beschwerden war. Kritisch wird es, wenn Menschen in der Werbung einfache Lösungen suchen, um die Beschwerden von Reizdarm zu lindern. Hier werden Produkte beworben, die Probiotika in Form von Joghurtgetränken oder Kapseln anbieten, vielleicht etwas Linderung verschaffen können, aber sie sind keine Wundermittel. Gerade bei einer spezifischen Unverträglichkeit, wie etwa Weizenunverträglichkeit, reicht es nicht aus, einfach ein solches Produkt zu konsumieren. Es ist eine komplexe Angelegenheit, und das alleinige Vertrauen auf Nahrungsergänzungsmittel wird nicht die Ursache des Problems beheben“, verdeutlicht Dr. Wiemer.
Ein weiteres Thema, das häufig zur Sprache kommt, ist die Schwierigkeit der Konsumenten, in Supermärkten die richtigen Lebensmittel auszuwählen, insbesondere wenn sie mit bestimmten Unverträglichkeiten oder Allergien zu kämpfen haben.
Die Vielzahl an Inhaltsstoffen und die oft wenig verständlichen Bezeichnungen auf den Etiketten können verwirrend sein. Die Industrie sollte ihrer Verantwortung bewusstwerden und die Zutaten klarer kennzeichnen, vor allem bei verarbeiteten Produkten wie Backwaren oder Fertigsuppen, die oft Zusatzstoffe enthalten, die für den Verbraucher schwer nachvollziehbar sind. Es wäre ein Fortschritt, wenn Hersteller diese Inhaltsstoffe deutlicher benennen würden. Eine einfachere Lösung könnte auch sein, auf möglichst unverarbeitete, frische Lebensmittel zurückzugreifen, was ohnehin immer eine gute Wahl ist.
Dr. Wiemer kommentiert hierzu: „In Bezug auf die Darmgesundheit gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Ernährung und Mikrobiom. Eine abwechslungsreiche, saisonale und frische Ernährung trägt dazu bei, dass sich das Mikrobiom im Gleichgewicht hält. Wer jedoch seine Ernährung stark einschränkt oder sich zu sehr auf Nahrungsergänzungsmittel verlässt, riskiert eine reduzierte Vielfalt an Bakterien im Darm. Ein Beispiel dafür war ein junger Mann, der sich sehr restriktiv ernährte und eine Vielzahl von Nahrungsergänzungsmitteln einnahm. Sein Mikrobiom war in einigen Bereichen stark eingeschränkt. Die Empfehlung, sich möglichst vielfältig und saisonal zu ernähren, wirkt sich positiv auf das Mikrobiom aus und hilft, es im Gleichgewicht zu halten. Die Patienten, die zu uns kommen und diese Symptome wie bei einem Leaky Gut aufweisen, stellen oft fest, dass sie sich unnötig stark eingeschränkt haben. Wenn sie auf die Provokationstests reagieren, wissen sie zumindest, dass sie nicht auf jedes Nahrungsmittel verzichten müssen, sondern dass ihre Symptome von anderen Faktoren herrühren könnten. Diese Erkenntnis kann enorm entlastend sein und den Patienten helfen, die Kontrolle über ihre Ernährung zurückzugewinnen“, und betont:
„Für eine gesunde Darmflora ist es besonders wichtig, ballaststoffreiche Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, vor allem aus pflanzenbasierten Quellen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Gemüse, Obst und Vollkornprodukten ist entscheidend. Auch wenn es normal ist, dass der Darm bei der Verarbeitung von faserreichen Pflanzenstoffen eine erhöhte Verdauungsarbeit leisten muss, sollte man nicht entmutigt werden, wenn es nach dem Verzehr von Rohkost zu leichten Beschwerden kommt – das geht meist wieder weg. Ein weit verbreiteter Mythos besagt, dass man abends keinen grünen Salat essen sollte, weil er schwer verdaulich sei. Diese Vorstellung halte ich für überholt. Wie bei vielen anderen, alten Überlieferungen, wie etwa der Weisheit, man dürfe nach dem Essen nicht ins Wasser gehen, handelt es sich um Gerüchte ohne wissenschaftliche Grundlage“.
Besonders bei der Differenzierung zwischen aktiver Entzündung und Narbengewebe bietet die CLE signifikante Vorteile im Vergleich zu herkömmlichen bildgebenden Verfahren.
„Die Laserendomikroskopie in der gastroenterologischen Endoskopie gibt es in der heutigen Form seit Anfang der 2000er-Jahre und es freut mich sehr, dass wir diese Methode stärker in den Fokus rücken können. Es ist besonders wichtig, dass die Patienten wissen, dass diese Untersuchung für sie zugänglich ist. Sie ist keineswegs eine private Leistung, sondern steht allen Patienten offen. Das ist ein Punkt, den man immer wieder betonen sollte, gerade weil diese Problematik, wie etwa Reizdarm, viele Menschen betrifft. Es wäre unglücklich, wenn wir diese Behandlungsmethode in Form einer Zweiklassenmedizin anbieten würden, da das nicht im Sinne einer gerechten Gesundheitsversorgung wäre“.
Die Knappschaft Kliniken Kamen bietet eine spezialisierte gastroenterologische Versorgung mit Fokus auf moderne, minimalinvasive Verfahren. Ziel der Klinik in Kamen ist es, operative Eingriffe durch innovative Behandlungsmethoden zu ersetzen. Des Weiteren wird die Integration neuer Technologien in der medizinischen Versorgung vorangetrieben.
„Mir ist besonders wichtig zu betonen, dass unser Fokus nicht ausschließlich auf der CLE liegt. Diese Methode stellt nur einen kleinen Teil unserer Arbeit dar. Unsere Haupttätigkeit liegt in der Gastroenterologie, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der interventionellen Endoskopie. Hierbei handelt es sich um Eingriffe, die operativen Maßnahmen in vielen Fällen ersetzen können. Unser Ziel ist es, größere operative Eingriffe für unsere Patienten zu vermeiden, indem wir moderne Endoskopieverfahren nutzen. Diese Endoskopie geht weit über die klassische Gastro- und Koloskopie hinaus, die ja beinahe jeder Gastroenterologe im ambulanten Bereich anbietet. Was uns besonders auszeichnet, ist die Endoskopie des ,dritten Raumes´, also moderne Resektionsverfahren beispielsweise von Tumoren innerhalb der dünnen Bindegewebsschicht unterhalb der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts. Ferner arbeiten wir beispielsweise mit endosonografischen Verfahren, um benachbarte Organe zu punktieren um Gewebeproben zu gewinnen und Stent-Verbindungen herzustellen. Diese Art von ,operationsersetzender´ Endoskopie ist das Hauptstandbein unserer Klinik. Wir bieten außerdem einen 24/7-Endoskopie-Bereitschaftsdienst an, was bedeutet, dass wir rund um die Uhr, das ganze Jahr über, für Notfälle bereitstehen. Das schließt auch die ERCP-Bereitschaft mit ein, was nur wenige Zentren in der Region leisten können. Dieser Service ist für uns eine zentrale Leistung, und wir sind stolz darauf, ihn in dieser Form anbieten zu können“, so Dr. Wiemer, der zum Abschluss unseres Gesprächs einen Blick in die Zukunft riskiert:
„Wir würden uns mehr Sichtbarkeit wünschen, vor allem in der Region, obwohl wir gut angebunden sind und strategisch günstig liegen – direkt am Kamener Kreuz, einer wichtigen Verkehrsachse, die Nord, Süd, Ost und West verbindet. Wir bieten eine komplette Bandbreite der ambulanten und stationären Gastroenterologie an, einschließlich Neurogastroenterologie, interventioneller Endoskopie und Ernährungsmedizin, und das in einer sehr spezialisierten und effizienten Einheit in einem tollen Team. In Bezug auf den medizinischen Fortschritt sehen wir auch in der Künstlichen Intelligenz (KI) großes Potenzial für die Zukunft. In der Endoskopie haben wir bereits KI-Technologien integriert, insbesondere bei der Darmkrebsvorsorge. Darüber hinaus sind wir im Rahmen des Knappschaftsverbundes mit einem bedeutenden universitären KI-Zentrum verbunden. Momentan führen wir Gespräche über mögliche gemeinsame Forschungsprojekte, sowohl im Bereich der CLE als auch der Endoskopie im Allgemeinen. Dieses KI-Zentrum gehört zu den führenden in Deutschland, und die Zusammenarbeit könnte für unsere Arbeit und die medizinische Versorgung einen entscheidenden Fortschritt bringen“.
Herr Dr. Wiemer – besten Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch!