Experteninterview mit Dr. med. Munther Sabarini zum Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS)

25.04.2023

Die Halswirbelsäule, auch zervikale Wirbelsäule genannt, ist der kraniale Abschnitt der Wirbelsäule und befindet sich im Bereich des Nackens. Sie besteht aus sieben Wirbeln (C1-C7), die durch Bandscheiben (bis auf C1/2) und Gelenke miteinander verbunden sind. Die Halswirbelsäule ist der beweglichste Wirbelsäulenabschnitt und ermöglicht die Drehung und Neigung des Kopfes und dient in erster Linie der Stabilität des Schädels. Außerdem verlaufen durch sie wichtige Nervenbahnen und Blutgefäße, die unter anderem für die Versorgung des Gehirns zuständig sind. Zwischen den einzelnen Wirbelkörpern der Halswirbelsäule befinden sich die Zwischenwirbelscheiben – die Bandscheiben. Im Laufe des Lebens nutzen sich die Bandscheiben nach und nach ab, und es kann auch zu einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kommen. Dieser tritt dann auf, wenn der weiche Kern einer Bandscheibe durch den äußeren Faserring bricht und auf die umgebenden Nerven drückt. Dies kann zu Nacken- oder Arm-Schmerzen, Taubheitsgefühl oder Schwäche in den betroffenen Körperregionen führen, je nachdem, wo sich der Bandscheibenvorfall befindet. Die Redaktion des Leading Medicine wollte zu diesem Thema mehr erfahren und sprach mit Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Spezialist für Bandscheibenvorfälle, Spinalkanalstenose und Wirbelgleiten in der Internationale Avicenna Klinik in Berlin, dessen Gründer und Direktor er ist.

Dr. med. Munther Sabarini

Einige der häufigsten Ursachen für Halswirbelsäulen-Erkrankungen sind degenerative Veränderungen, die durch den aufrechten Gang des Menschen und den damit verbundenen Belastungen verursacht werden. Das ständige Tragen und Bewegen des schweren Kopfes auf der Halswirbelsäule kann im Laufe der Zeit zu Verschleißerscheinungen wie Arthrose, Spondylose und eben auch zu Bandscheibenvorfällen führen. Darüber hinaus kann eine schlechte Körperhaltung, die oft mit unserem modernen Lebensstil verbunden ist, wie z.B. langes Sitzen oder das ständige Starren auf Computer- oder Fernsehbildschirme, zu Halswirbelsäulen-Erkrankungen beitragen. „Ein Bandscheibenvorfall entsteht, wenn ein Teil der Bandscheibe ins Spinalkanal `verrutscht´. Diese Fragmente üben Druck auf die Neuralstrukturen aus. Hier in der Halswirbelsäule liegen wichtige Strukturen wie das Rückenmark, und dadurch stellt der Therapieauswahl eine Herausforderung dar“, eröffnet Dr. Sabarini unser Gespräch. In der Regel sind Menschen über 30 Jahre betroffen.

Behandlungsmöglichkeiten eines Bandscheibenvorfalls an der Wirbelsäule

Beschwerden (Symptome) von Seite der Halswirbelsäule können konservativ behandelt werden. Die konservative Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus Schmerzmedikation, physikalischer Therapie und Injektionen. In einigen Fällen kann eine Halskrause zur Unterstützung der Halswirbelsäule verwendet werden, insbesondere in den ersten Tagen nach dem Vorfall.

Halten die Beschwerden an oder liegen schon Zeichen von Nervenbeschädigung (Kribbeln, Taubheitsgefühl, Kraftminderung, Blasenentleerungsstörungen vor) dann muss zunächst eine Diagnostik erfolgen (Vorstellung beim Facharzt und MRT). „Sowohl beim Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule als auch bei vielen weiteren Erkrankungen an der Halswirbelsäule müssen wir uns entscheiden, ob allein die Symptome behandelt werden müssen oder doch die Ursache selbst. In leichten Fällen setzen wir die konservative Therapie an wie Medikamente, Physiotherapie und gezielte Injektionen. Bei kleinen bis mittelgroßen Bandscheibenvorfällen finden minimal-invasive Methoden Anwendung wie die perkutane Nukleotomie oder Laser Dekompression. Die perkutane Nukleotomie ist als Operationstechnik eine Option, die bei Bandscheibenvorfällen an der Halswirbelsäule (HWS) und der Lendenwirbelsäule (LWS) eingesetzt werden kann. Bei größeren Bandscheibenvorfällen, vor allem, wenn das Rückenmark unter Druck liegt, ist die Mikrochirurgie die beste Wahl“, schildert Dr. Sabarini.

Wenn der Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule deutlichen Druck auf die Neuralstrukturen ausübt, fürchten viele Patienten eine dauerhafte Schädigung wichtiger Nervenbahnen.

Diese Nervenbahnen sind sehr empfindlich und können bei Verletzungen oder Schäden Schmerzen, Taubheit und Bewegungseinschränkungen verursachen. Daher ist hier die hohe Expertise eines Facharztes wie die von Dr. Sabarini gefragt. „Bei der Mikrochirurgie wird unter Vollnarkose über einen Schnitt von etwa 4 cm an der vorderen Halsseite die betroffene Stelle erreicht. Mit Hilfe eines Operationsmikroskops und mit Mikroinstrumenten entfernen wir den Vorfall, befreien die Nerven und das Rückenmark und ersetzen die defekte Bandscheibe. Operationen an der Halswirbelsäule sind durchaus eine Herausforderung, da in diesem engen Zugangsbereich wichtige Strukturen wie hirnversorgende Arterien und wichtige Nerven liegen und in der Tiefe natürlich auch das Rückenmark liegt. Der Eingriff selbst dauert nur etwa eine Stunde. Am Operationstag selbst bleiben die Patienten liegen, aber schon am nächsten Tag werden sie mobilisiert. Sie tragen zunächst eine weiche Halsstütze und sollten Halsbewegungen erst einmal vermeiden. Patienten erhalten sofort physiotherapeutische Maßnahmen, um die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu trainieren“, erläutert Dr. Sabarini den operativen Behandlungsverlauf. Die physiotherapeutische Nachbehandlung nach einer Bandscheibenoperation an der Halswirbelsäule ist wichtig, um den Heilungsprozess zu fördern, Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu verbessern.


Mögliche physiotherapeutische Maßnahmen:.

Mobilisation: Die physiotherapeutische Mobilisation nach der Operation ist wichtig, um die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu verbessern und Versteifungen zu vermeiden. Dabei werden sanfte Übungen und Bewegungen durchgeführt, um die Halswirbelsäule zu lockern..

Kräftigung: Die Muskulatur rund um die Halswirbelsäule kann durch die Operation geschwächt sein. Physiotherapeutische Übungen können helfen, die Muskulatur wieder aufzubauen und zu kräftigen. Hierbei werden gezielte Übungen für den Nacken, Schultern und den oberen Rücken durchgeführt..

Dehnung: Dehnungsübungen können helfen, die Flexibilität der Halswirbelsäule zu verbessern und Schmerzen zu reduzieren. Dabei werden gezielte Übungen für die Nacken- und Schultermuskulatur durchgeführt. Dehnungsübungen werden später verordnet..

Manuelle Therapie: Eine vorsichtige manuelle Therapie kann helfen, Verspannungen und Blockaden in der Halswirbelsäule zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern. Hierbei können Massagen, Mobilisationstechniken und gezielte Grifftechniken zum Einsatz kommen..

Elektrotherapie: Elektrotherapie kann helfen, Schmerzen zu reduzieren und die Muskelaktivität zu verbessern. Hierbei werden gezielte Stromimpulse auf die betroffene Region angewendet..

Es ist wichtig, dass die physiotherapeutischen Maßnahmen individuell auf den Patienten abgestimmt werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Der behandelnde Arzt und Physiotherapeut können gemeinsam ein geeignetes Therapieprogramm erstellen.


Wenn die geschädigten Nerven nach einer Bandscheibenoperation befreit sind, kann sich das Leben des Patienten recht schnell wieder normalisieren. „Sind die Nerven nach der Operation befreit, dann haben Patienten sehr gute Chancen normal zu leben und ihre beruflichen und sportlichen Aktivitäten wieder aufzunehmen. Wenn Patienten jedoch mit einer Operation lange warten, wenn Ausfälle bereits vorliegen und wenn das Rückenmark betroffen ist, dann brauchen Patienten länger als üblich bis sie sich erholen“, verdeutlicht Dr. Sabarini den Heilungsverlauf.

Prophylaxe ist wichtig!

Das Beste ist natürlich, wenn es gar nicht erst zu einem Bandscheibenvorfall kommt. Hierfür kann jeder Mensch individuell etwas tun. „Eltern sollten frühzeitig auf Körperhaltung ihrer Kinder achten. Sie sollen sich bewegen, Sport in der Schule betreiben und sich dann später auch regelmäßig bewegen. Grundsätzlich sollte man ein schweres Heben vermeiden, und auch ein langes Sitzen ist für die Bandscheiben nicht förderlich. Beschwerden sollten immer beizeiten abgeklärt werden. Nur dann kann man frühzeitig darauf reagieren bzw. ein Therapiekonzept zusammenstellen“, empfiehlt der Halswirbelsäulenspezialist Dr. Sabarini.


Prophylaktische Tipps zur Stabilisierung der Bandscheiben:

Eine gesunde Haltung: Achten Sie auf eine gute Haltung beim Sitzen, Stehen und Heben von Gegenständen. Vermeiden Sie das Tragen von schweren Gegenständen in einer ungünstigen Position.

Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, Ihre Muskeln und Wirbelsäule zu stärken. Versuchen Sie, mindestens 30 Minuten pro Tag zu gehen, joggen, schwimmen oder Fahrrad zu fahren.

Dehnübungen: Dehnen Sie Ihre Muskeln und Wirbelsäule regelmäßig, um Flexibilität und Beweglichkeit zu erhalten.

Ergonomische Arbeitsumgebung: Stellen Sie sicher, dass Ihr Arbeitsplatz ergonomisch gestaltet ist, um eine korrekte Körperhaltung und Bewegungen zu ermöglichen.

Ausgewogene Ernährung: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, das Gewicht zu reduzieren und eine gute allgemeine Gesundheit zu fördern.

Stressbewältigung: Stress kann zu Muskelverspannungen und Schmerzen führen. Entspannungsübungen wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen.

Rauchen aufgeben: Rauchen kann das Risiko für Bandscheibenvorfälle erhöhen, indem es die Blutgefäße verengt und die Sauerstoffversorgung der Bandscheiben reduziert.


Eine frühzeitige Diagnostik ist entscheidend.

Eine gründliche Diagnosestellung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass der Schmerz tatsächlich von einem Bandscheibenvorfall verursacht wird und nicht von einer anderen Erkrankung. Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist eine sehr effektive Methode zur Diagnostik von Bandscheibenproblemen an der Halswirbelsäule. „Neben einer frühzeitigen Diagnostik mittels einer MRT, ist es wichtig für den Patienten, sich einem Facharzt vorzustellen, der über eine große Erfahrung auf dem Gebiet verfügt, so dass dann frühzeitig eine multidisziplinäre Behandlung erfolgen kann, die verschiedene medizinische Fachgebiete und Therapien einschließt“, rät Dr. Sabarini mit Nachdruck.

Bestens versorgt in der Avicenna Klinik International in Berlin!

Die Internationale Avicenna Klinik in Berlin ist ein neurochirurgisches und orthopädisches Krankenhaus, das sich auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen und -verletzungen spezialisiert hat. Die Klinik wurde nach dem arabischen Arzt und Philosophen Avicenna benannt und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz bei der Behandlung von Patienten. „Die Klinik hat ein internationales Team von Ärzten, Chirurgen und Therapeuten, die alle auf ihrem Fachgebiet sehr erfahren und spezialisiert sind. Viele von ihnen haben an renommierten Institutionen weltweit gearbeitet und ihre Expertise in die Klinik eingebracht. Jeder Patient wird individuell betreut und bekommt eine auf seine Bedürfnisse abgestimmte Behandlung. Die Ärzte nehmen sich Zeit, um den Patienten kennenzulernen und eine umfassende Diagnose zu stellen, um die beste Behandlungsstrategie zu entwickeln. Darüber hinaus ist die Avicenna Klinik mit modernster medizinischer Technologie ausgestattet, um präzise Diagnosen zu stellen und minimalinvasive chirurgische Eingriffe durchzuführen. Dadurch wird das Risiko von Komplikationen minimiert und die Genesungszeit verkürzt“, erläutert Dr. Sabarini, der die Klinik in Berlin, einen Steinwurf entfernt vom berühmten Kurfürstendamm, 2001 gegründet hat. Betroffene Patienten sind hier daher bestens aufgehoben.

Herzlichen Dank, Dr. Sabarini, für einen besseren Einblick in die Behandlung von Bandscheibenvorfällen in der Halswirbelsäule!

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