Professor Dr. med. Karl Philipp Kutzner ist eine gefragte Persönlichkeit im Bereich der orthopädischen Chirurgie und genießt einen herausragenden Ruf als Experte für Hüft- und Knieendoprothetik. Sein Werdegang, geprägt von langjähriger klinischer Praxis als Oberarzt in der renommierten Klinik für Orthopädie des St. Josefs Hospitals Wiesbaden und seiner erfolgreichen Habilitation an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz im Fach Orthopädie, zeugt von seiner außergewöhnlichen Fachkompetenz und seinem unermüdlichen Engagement für seine Berufung, dem künstlichen Gelenkersatz. Besonders hervorzuheben ist sein herausragendes Wissen, seine wissenschaftlichen Arbeiten und seine Expertise im Bereich der Kurzschaftprothesen, was ihn auf diesem Gebiet zu einem der führenden Experten in Deutschland macht.
Prof. Dr. Kutzner führt seit dem Jahr 2023 die renommierte Spezialpraxis für Gelenkersatz "Endoprotheticum Rhein-Main", in der er nicht nur Spitzenmedizin anbietet, sondern ihm auch eine Atmosphäre des Vertrauens und der individuellen Betreuung sehr wichtig ist. Sein Fokus liegt insbesondere auf der Hüft- und Knieendoprothetik, womit er sich einen Ruf als überregional gefragter Ansprechpartner für Patienten mit Gelenkproblemen erarbeitet hat. Die Expertise von Prof. Dr. Kutzner erstreckt sich von minimal-invasiven Eingriffen bis hin zu Wechseloperationen und Teilgelenkersatz, was ihm eine breite Palette von Behandlungsmöglichkeiten verschafft.
Besonders hervorzuheben ist Prof. Dr. Kutzners herausragende Expertise im Einsatz von Kurzschaftprothesen in der Hüftendoprothetik. Die richtige Wahl einer Hüftendoprothese hat dabei einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis der Operation sowie das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten. Die spezialisierte Operations-Technik erfordert umfangreiches Wissen und eine große Erfahrung auf diesem Gebiet, einhergehend mit großer Präzision und Sorgfalt.
Die Redaktion des Leading Medicine Guide wollte mehr zu diesem Thema wissen und konnte im Rahmen eines Interviews mit Prof. Dr. Kutzner sprechen.
Die Idee bzw. das Konzept von Hüft-Kurzschaftprothesen in der Orthopädie ist schon früh in der Entwicklung der Hüftendoprothetik entstanden, konnte sich aber zunächst nicht durchsetzen. In den vergangenen 20 Jahren hat es jedoch stetige Weiterentwicklungen gegeben und die Philosophie der „kalkar-geführten“ Kurzschaftprothesen führte schließlich zum Erfolg. Moderne Kurzschaftprothesen etablieren sich zunehmend und sind heute verantwortlich für einen bedeutenden Fortschritt in der modernen und minimal-invasiven Gelenkersatzchirurgie am Hüftgelenk.
„Die Entwicklung von modernen Kurzschaftprothesen hatte zum Ziel, einige der Herausforderungen und Bedenken im Zusammenhang mit herkömmlichen Geradschaftprothesen zu adressieren. Eine der Hauptmotivationen für die Entwicklung von Kurzschaftprothesen bestand ursprünglich darin, mehr Knochengewebe erhalten zu können, als bei konventionellen Implantaten. Bei herkömmlichen Geradschaftprothesen muss häufig mehr Knochen entfernt werden, um Platz für den Prothesenschaft zu schaffen. Kurzschaftprothesen sind so konzipiert, dass sie weniger invasiv sind und bei der Operation weniger Knochengewebe entfernt wird. Noch viel wichtiger ist jedoch, dass die Verankerungs-Philosophie von modernen Kurzschaftprothesen für eine natürlichere Belastung des umliegenden Knochens sorgt, wodurch dieser im Langzeitverlauf ebenfalls besser erhalten bleiben kann“, erläutert Professor Dr. Kutzner zu Beginn unseres Gesprächs.
Kurzschaftprothesen bieten neben dem Knochenerhalt jedoch auch weitere Vorteile für Patientinnen und Patienten z.B. in Bezug auf die postoperative Erholung und Beweglichkeit im Vergleich zu herkömmlichen Geradschaftprothesen.
„Die Entwicklungen innerhalb der Hüftendoprothetik sind in den vergangenen 20 Jahren sehr erfolgreich verlaufen. Neben Design- und Materialanpassungen der Implantate, konnten insbesondere die Zugänge zum Hüftgelenk hinsichtlich der Weichteil- und Muskelschädigung enorm verbessert werden. Hierbei haben sich insbesondere die vorderen Zugänge als vorteilhaft erwiesen (AMIS, ALMIS). Einer der wichtigsten Vorteile von Kurzschaftprothesen besteht heute in der idealen Nutzbarkeit dieser Zugänge. Während der Einsatz von herkömmlichen Implantaten, bedingt durch das längere und gerade Design, zumeist mit einer Muskelschädigung einhergeht und ein größeres Weichteiltrauma erfordert, kann ein erfahrener Spezialist eine Kurzschaftprothese nahezu ohne jegliches Weichteiltrauma implantieren.
Die kurze und runde Form des Schaftes erlaubt das Einbringen „um die Kurve“, vorbei an der so wichtigen Muskulatur.
„Das Tolle an Kurzschaftprothesen ist, dass man sozusagen um die Ecke operieren und damit den Patienten extrem schonend behandeln kann. Menschen haben ganz unterschiedliche Schenkelhalskurven, die manchmal auch 90 Grad betragen können. Die Kurzschaftprothese muss man sich wie ein kurzes, rundes Bananenimplantat vorstellen, das sich gut platzieren lässt, Weichteile schont und eine hohe Stabilität bietet“, begeistert sich Prof. Dr. Kutzner.
Da also bei der Implantation von Kurzschaftprothesen der Eingriff zumeist deutlich weniger invasiv möglich ist, erleben Patienten in der Regel weniger postoperative Schmerzen und Schwellungen. Dies ermöglicht häufig eine raschere Wiederherstellung und Rückkehr zur normalen Aktivität. Die Implantation von Kurzschaftprothesen kann außerdem in der Regel schneller durchgeführt werden, was die Operationsdauer und das Risiko von Komplikationen reduziert.
Eine der herausragenden Vorteile von Kurzschaftprothesen ist folglich die tendenziell schnellere Genesung nach der Operation. Dies wirkt sich positiv auf die Dauer des Klinikaufenthalts bzw. auf die Notwendigkeit einer Aufwändigen Rehabilitation aus.
„Früher mussten für den Einsatz von Prothesen Muskeln durchtrennt und Knochen freigelegt werden. Auch waren oftmals Blutkonserven notwendig. Die Operation war insgesamt sehr viel aufwändiger, und die Patientin oder der Patient musste mit einem Krankenhausaufenthalt von bis zu 10 Tagen rechnen und einer Rehabilitationszeit von weiteren 3 Wochen“, schildert Prof. Dr. Kutzner die frühere Vorgehensweise und erklärt: „Der Hauptvorteil beim Einsatz von Kurzschaftprothesen ist die extrem verkürzte Aufenthaltsdauer im Krankenhaus. Die Patientinnen und Patienten können direkt nach erfolgter Operation auf die Füße gestellt werden und erlangen schnell ihre Selbstständigkeit zurück. Heute kann häufig bereits nach 2 Tagen das Krankenhaus verlassen werden. Zunehmend empfehle ich meinen Patientinnen und Patienten eine ambulante Rehabilitation oder eine individuell organisierte physiotherapeutische Nachbehandlung. Eine stationäre Rehabilitation ist in vielen Fällen nicht mehr zwingend nötig“.
Die anatomischen Merkmale des Patienten, wie Knochendichte, Größe und Form des Gelenks, beeinflussen die Wahl der Prothese. Der Zustand des Gelenks, das ersetzt werden soll, spielt eine entscheidende Rolle bei der Auswahl der Prothese. Patienten mit fortgeschrittener Gelenkdegeneration oder spezifischen Gelenkpathologien oder Fehlstellungen erfordern möglicherweise bestimmte Prothesenmodelle oder -designs. Auch das Alter des Patienten kann die Auswahl beeinflussen. Insbesondere bei jüngeren Patienten ist der Knochenerhalt entscheidend, um zukünftige Revisionen zu vereinfachen. Auch das Aktivitätsniveau des Patienten ist ein wichtiger Faktor. Patienten mit einem aktiven Lebensstil benötigen möglicherweise Prothesen, die besonders widerstandsfähig sind und eine hohe Belastung vertragen.
„Aufgrund ihrer geringeren Invasivität, aber auch ihrer anatomischen Form können Kurzschaftprothesen besser die natürliche Anatomie des Hüftgelenkes rekonstruieren. Sie ahmen also insgesamt die natürliche Anatomie des Gelenks besser nach. Unsere Erfahrung der letzten 10 Jahre deutet daraufhin, dass das Risiko von Luxationen (vollständiges Herausspringen des Gelenks) dadurch deutlich verringert werden kann. Kurzschaftprothesen bieten oft eine bessere Stabilität und natürliche Beweglichkeit des Gelenks im Vergleich zu konventionellen Geradschaftprothesen. Bei einigen Fehlstellungen am Hüftgelenk ist sogar nur der Einsatz von einer Kurzschaftprothese möglich, da andere Schäfte zu lang sind und im schlimmsten Fall Knochenbrüche provizieren. Unser Ziel ist es stets, das Gelenk so zu implantieren, dass die Patientinnen und Patienten im Alltag nicht merken, dass sie ein künstliches Gelenk haben“, so Prof. Dr. Kutzner.
Die Verwendung von Kurzschaftprothesen bietet zwar viele Vorteile, aber es können auch spezifische Risiken und Komplikationen im Vergleich zu herkömmlichen Prothesen auftreten. Es ist wichtig, dass Patientinnen und Patienten sich an einen erfahrenen Chirurgen wenden, welcher diese potenziellen Risiken kennt und fundierte, verantwortungsvolle Entscheidungen treffen kann.
Bei Kurzschaftprothesen ist die Platzierung des Implantats von entscheidender Bedeutung. Fehlpositionierungen können zu Ungleichgewicht im Gelenk, Instabilität oder Problemen mit der Gelenkfunktion führen.
Die Implantation von Kurzschaftprothesen erfordert oft mehr chirurgisches Geschick und Erfahrung, da die Prothese individuell und präzise platziert werden muss, um die Vorteile der geringeren Invasivität und des Knochenerhalts zu nutzen. In weniger erfahrenen Händen kann dies zu Komplikationen führen. „Der Einsatz von Geradschaftprothesen ist heute noch immer der Standard. Nur in 13% der primären Hüftgelenkersatz-Operationen in Deutschland kommen Kurzschaftprothesen zum Einsatz, die Tendenz ist in den vergangenen Jahren jedoch stark ansteigend. In der Schweiz sind es immerhin heute schon fast 40%, was den Erfolg des Konzeptes deutlich untermauert. Viele Kollegen scheuen den Wechsel von Geradschaft- zu Kurzschaftprothesen und haben demzufolge wenig Erfahrung mit dieser Philosophie“, so Prof. Dr. Kutzner, der im Jahr 2012 die ersten Ergebnisse zum Einsatz der in Wiesbaden entwickelten Kurzschaftprothese präsentierte. Damals stieß er zunächst noch auf Skepsis – inzwischen aber hat sich das Implantat bewährt und belegt im Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) den Spitzenplatz hinsichtlich der Komplikationsrate.
„Die Stadt Wiesbaden war über die letzten 20 Jahre schon eine Kurzschaftprothesen-Hochburg. So bin ich bereits in der Ausbildung schnell mit diesen Spezialimplantaten in Berührung gekommen. Die meisten modernen Endoprothesen-Kliniken sollten heute den Einsatz von Kurzschaftprothesen anbieten“, erklärt Prof. Dr. Kutzner begeistert und ergänzt: „Wir bieten im Endoprotheticum Rhein-Main zur Schulung der Philosophie und der Technik eine 1-2-tägige Hospitation für Kollegen an. Die erste eigene durchgeführte Operation mit einer Kurzschaftprothese erfolgt dann nur in Begleitung eines erfahrenen Chirurgen“.
Auch bei der Nutzung von Kurzschaftprothesen kann es in seltenen Fällen zu Risiken und Komplikationen während eines Eingriffs oder nach einem Eingriff kommen, wie beispielsweise Infektionen oder Frakturen. Es ist wichtig zu betonen, dass die meisten dieser Risiken und Komplikationen sehr selten sind und von verschiedenen Faktoren abhängen, einschließlich der Erfahrung des Chirurgen, der individuellen Anatomie des Patienten und des Zustands des Gelenks bzw. des Knochens. Eine gründliche Voruntersuchung und eine sorgfältige Planung der Operation sind entscheidend, um die Risiken zu minimieren und die besten Ergebnisse zu erzielen.
Auch die Materialien der Gleitpaarungen von modernen Hüftprothesen haben sich stetig weiterentwickelt, um die Reibung und den Verschleiß zu reduzieren. Während noch vor einigen Jahren für den Kopf der Prothese Metall und für das Inlay Polyethylen verwendet wurde, wird für den Kopf heute sehr gerne Keramik verwendet, da die Abriebeigenschaften von Keramik in Verbindung mit Polyethylen sehr viel besser sind. „Möglich ist auch die beiderseitige Verwendung von Keramik, also für Kopf und Inlay. Dies ist noch abriebärmer, allerdings kann diese Konstellation zu Quietschgeräuschen führen, was für die Patienten natürlich störend sein kann. Auch kann das Inlay durch die Last des Kopfes brechen. Dies hätte dann, zusätzlich zur notwendigen Revisions-Operation, zur Folge, dass sich viele Keramikteilchen in der Gelenkkapsel verteilen würden. Heute hat sich eigentlich die Kombination aus einem Keramikkopf und einem hoch-vernetztem Polyethylen als Standard durchgesetzt“, erklärt Prof. Dr. Kutzner die unterschiedlichen Materialien.
Die Verbesserung der Materialien, aus denen Kurzschaftprothesen hergestellt werden, ist ein entscheidender Faktor für ihre Leistung und Haltbarkeit. Moderne Prothesen bestehen oft aus hochwertigen Materialien wie Titanlegierungen oder keramischen Werkstoffen, die langlebig, korrosionsbeständig und biokompatibel sind.
Technologische Fortschritte haben die Entwicklung von speziellen Oberflächenbeschichtungen ermöglicht, die die Einheilung der Prothese in den Knochen fördern und die Langzeitstabilität erhöhen. Der Einsatz von Kurzschaftprothesen erfolgt bisher in der Regel ohne die Verwendung von Zement, einem Kunststoff zur festen Verankerung im Knochen. Bei Patienten mit Osteoporose muss aber wegen der instabilen Knochenverhältnisse häufig Zement verwendet werden, weswegen Kurzschaftprothesen hier nicht primär zum Einsatz kommen sollten, um Frakturen zu vermeiden.
Durch die zementierte Kurzschaftprothese kann eine weitere Lücke geschlossen werden.
„Seit über 8 Jahren arbeite ich gemeinsam mit einer Schweizer Firma daran, eine zementierte Kurzschaftprothese zu entwickeln und zertifizieren zu lassen. Die Prüfungen und Auflagen sind leider sehr streng geworden, aber ich bin zuversichtlich, dass wir zukünftig auch Menschen mit eingeschränkter Knochenqualität häufiger mit einer Kurzschaftprothese versorgen können. Inzwischen hat auch eine deutsche Firma einen zementierten Kurzschaft mit der gleichen Philosophie auf dem Markt, welche hin und wieder zum Einsatz kommt.“
„Kurzschaftprothesen machen das Leben leichter!“
„Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Hüftoperation bereits heute die erfolgreichste Operation des Jahrhunderts ist. Ich bin sehr glücklich über den Einsatz von Kurzschaftprothesen, da sie alles leichter machen. Die Patienten sind viel schneller fit und mobil, Drainagen sind heute nicht mehr notwendig, auch Opiate müssen zumeist nicht verabreicht werden. Der nötige OP-Schnitt beträgt oft nur 7-8 cm, da die Implantate eben um die Ecke eingesetzt werden können.
Insgesamt wird die Entwicklung von Kurzschaftprothesen voraussichtlich dazu beitragen, dass diese Implantate eine immer wichtigere Rolle im künstlichen Gelenkersatz spielen und die Lebensqualität von Menschen mit Gelenkerkrankungen weiter verbessern können. Aus meiner Sicht werden Kurzschaftprothesen in der nahen Zukunft der neue Standard werden“, verdeutlicht Prof. Dr. Kutzner und schließt damit unser Gespräch.
Professor Dr. Kutzner – vielen Dank für diese spannende Veranschaulichung zum Einsatz von Kurzschaftprothesen!