Moderne Endoprothetik: Fortschritte bei der robotikgestützten Knieprothese und minimalinvasiven Hüftprothese mit AMIS-Methode

26.11.2024

Stylianos Toumasis ist ein renommierter Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, der sich auf die Endoprothetik von Hüfte, Knie und Schulter spezialisiert hat. Als Leitender Arzt und Leiter des Endoprothetikzentrums (EPZmax) am Nardini Klinikum Landstuhl im Landkreis Kaiserslautern bringt er eine umfassende Expertise und langjährige Erfahrung in seine Position ein. Seine zusätzlichen Qualifikationen in spezieller orthopädischer Chirurgie, Sportmedizin, Physikalischer Therapie sowie Manuelle Medizin und Chirotherapie ermöglichen ihm eine ganzheitliche Herangehensweise an die orthopädische Versorgung seiner Patienten.

Ein besonderes Merkmal seiner Arbeit ist die Verwendung von minimalinvasiven Methoden in der Hüftendoprothetik, wie die AMIS-Technik. Dieses schonende Verfahren ermöglicht es, Hüftprothesen mit weniger Gewebeschädigung und einer schnelleren Erholungszeit zu implantieren. Herr Toumasis hat auch umfangreiche Erfahrung in der Durchführung von Hüftprothesenwechsel-Operationen, die notwendig werden, wenn eine bestehende Prothese ersetzt werden muss. Im Bereich der Knieendoprothetik setzt Stylianos Toumasis auf hochmoderne, Robotik gestützte Operationstechniken.

Das Nardini Klinikum ist für seine exzellente Versorgung in der Endoprothetik bekannt und hat sich als Zentrum der Maximalversorgung etabliert. Um die hohe Qualität der Eingriffe sicherzustellen, hat Stylianos Toumasis und sein Team spezielle Schulungen durchlaufen, und auch das OP-Personal wurde umfassend in der Nutzung der Robotik Technologien ausgebildet. Seit 2013 ist das Klinikum nach EndoCert als Maximalversorger zertifiziert, was bedeutet, dass strenge Qualitätsstandards eingehalten werden, um eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten.

Durch die enge Zusammenarbeit mit Experten aus verschiedenen Fachgebieten, darunter Anästhesie, Radiologie, Physiotherapie und Gefäßchirurgie, bietet Stylianos Toumasis eine umfassende und interdisziplinäre Betreuung seiner Patienten. Diese ganzheitliche Herangehensweise garantiert, dass die Patienten nicht nur während der Operation, sondern auch in der Nachsorge und Rehabilitation bestmöglich unterstützt werden. Patienten, die sich in seiner Obhut befinden, profitieren von einer umfassenden Betreuung, die von der Erstdiagnose bis zur vollständigen Rehabilitation reicht, mit dem Ziel, ihre Mobilität und Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

Zu den Themen robotikgestützte Knieprothesenimplantation und minimalinvasive Hüftprothesenimplantation mit der AMIS-Methode konnte die Redaktion des Leading Medicine Guide in einem Gespräch mehr erfahren.

Stylianos Toumasis

Die moderne Endoprothetik hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht, die Patienten neue Hoffnungen auf verbesserte Behandlungsergebnisse bieten. Insbesondere die robotikgestützte Knieprothetik und die minimalinvasive Hüftprothese mittels der AMIS-Methode stehen im Fokus dieser Innovationen. Während die Robotik-Technologie eine unvergleichliche Präzision und individualisierte Behandlung ermöglicht, setzt die AMIS-Methode auf minimalinvasive Eingriffe, um die Genesung zu beschleunigen und die Lebensqualität zu steigern.

Die Einführung robotikgestützten Techniken bei der Implantation von Knieprothesen hat die Präzision und Ergebnisse der Operationen deutlich verbessert. 

Bevor wir auf die Endoprothetik des Kniegelenks eingehen, sollte zunächst ein grundlegendes Verständnis für die Pathologie des Kniegelenks geschaffen werden. Das Knie (neben der Hüfte) ist eines der größten Gelenke des menschlichen Körpers und trägt die größte Last. Hinzu kommt, dass die Menschen immer älter werden (tatsächlich gewinnen wir alle zehn Jahre etwa zwei Lebensjahre hinzu), was bedeutet, dass im Jahr 2060 ca. 32 % der Bevölkerung in Deutschland über 65 Jahre alt sein werden. Allein dadurch ist eine Zunahme von Verschleiß und Abnutzung der Gelenke zu erwarten. Die Arthrose ist die häufigste Ursache dafür, dass Patienten ein problematisches Knie entwickeln und eine Knieprothese benötigen. In etwa 90 % der Fälle liegt die Ursache in Arthrose. In den restlichen 10 % sind starkes Übergewicht, Rheuma oder frühere Verletzungen die Ursache. Grundsätzlich werden alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft, bevor über den Einsatz einer Knieprothese nachgedacht wird. Dazu zählen medikamentöse Therapien, Ernährungsumstellungen, Krankengymnastik, das Tragen von Orthesen, Physiotherapie und ähnliche Maßnahmen. Wenn der Patient jedoch trotz dieser Ansätze feststellt, dass er nicht mehr zurechtkommt und seine Lebensqualität stark eingeschränkt ist, stellt sich die Frage nach einer Knieprothese. In der Klinik erfolgt dann eine weitere Diagnostik, um die Indikation für den Einsatz einer Prothese zu prüfen. Früher waren es hauptsächlich über 60-Jährige, die in einer solchen Krankensituation waren. Heute sehen wir jedoch auch bei 40- bis 60-Jährigen eine zunehmende Zahl an Arthrosefällen. Dies liegt unter anderem daran, dass viele jüngere Menschen in der Vergangenheit intensiver Sport getrieben haben. In den 1980er- und 1990er-Jahren waren beispielsweise Tennis und Fußball besonders populär. Dabei kam es häufig zu Mikroverletzungen, etwa am Kreuzband oder Meniskus, die sich über die Jahre negativ auf das Knie auswirken. So sitzen nun auch jüngere Patienten bei uns, um Hilfe zu suchen“, schildert Stylianos Toumasis am Anfang unseres Gesprächs.

Die robotikgestützte Chirurgie hat sich als besonders wertvoll für bestimmte Patientengruppen bei der Implantation von Knieprothesen erwiesen, da sie eine unvergleichliche Präzision und Individualisierung ermöglicht. 

Durch den Einsatz robotikgestützter Systeme kann der Chirurg präzisere Anpassungen vornehmen, um eine optimale Beinachse und Gelenkfunktion zu erreichen, was mit traditionellen Methoden schwerer zu realisieren ist. Der Spezialist für Knieendoprothetik, Herr Toumasis, kommentiert: „Die Chirurgen haben immer versucht, Prothesen richtig zu implantieren, denn nur dann hält eine Prothese auch lange und der Patient hat weniger Schmerzen. Seit über 25 Jahren haben wir mithilfe der Technologie versucht, die Implantation der Knieprothese zu verbessern. Ursprünglich war es die Navigation, und seit einigen Jahren befinden wir uns in der nächsten Entwicklungsstufe der Technologie: in der Robotik. Das bedeutet, dass wir Chirurgen während der Operation die Unterstützung eines Computers nutzen, der uns natürlich nicht vorschreibt, was wir tun sollen, sondern uns bei der Planung sowie bei einzelnen Schritten unterstützt und diese bestätigt, um die Prothese ganz exakt zu implantieren. Durch das geringere Trauma für den Patienten hat dieser weniger Schmerzen und kann das Krankenhaus deutlich früher verlassen. Die Operation mit Robotik dauert nicht länger als eine Standardoperation, in der Regel 60 bis 90 Minuten. Die robotikgestützte Chirurgie ist vor allem bei sehr schwierigen Fällen hilfreich, etwa wenn ein Patient X- oder O-Beine hat. Wir führen nahezu alle Operationen mithilfe des Roboters durch – etwa 250 Patienten pro Jahr – da es keine Ausschlusskriterien für die Anwendung dieser Technik gibt“.

Die präzise Platzierung der Prothese sorgt nicht nur für eine bessere Funktionalität, sondern kann auch die Lebensdauer des Implantats verlängern, da die exakte Ausrichtung die Belastung gleichmäßiger verteilt und den Verschleiß reduziert. Dies ist besonders wichtig für Patienten, die sich regelmäßig sportlich betätigen oder in körperlich anspruchsvollen Berufen tätig sind. Ein weiteres Feld, in dem die robotikgestützte Chirurgie besonders vorteilhaft ist, betrifft Patienten, die bereits mehrere Knieoperationen hinter sich haben und nun eine Knieersatzoperation benötigen. Bei solchen komplexen Eingriffen ist es entscheidend, die Prothese mit höchster Genauigkeit zu platzieren, um die bestehenden Herausforderungen und Besonderheiten der vorherigen Operationen zu überwinden. Die Robotik-Technologie bietet eine detaillierte und präzise Planung, die für den Erfolg dieser Nachoperationen unerlässlich ist. 

Die AMIS-Methode, die für „Anterior Minimally Invasive Surgery“ steht, ist ein fortschrittlicher Ansatz zur Implantation von Hüftprothesen, der sich durch seine minimalinvasive Technik auszeichnet. 

Die AMIS-Methode ist die einzige minimalinvasive, intramuskuläre Methode, die in der Hüftendoprothetik angewendet wird und bei der von vorne operiert wird. Es handelt sich um eine sehr innovative Technik, die seit ca. 20 Jahren etabliert ist und die wir seit über 15 Jahren in unserer Klinik in Landstuhl als Standardmethode nutzen. Sie hat sich eindeutig bewährt, denn die Patienten profitieren enorm: Sie haben weniger Schmerzen, da wir Muskelgewebe schonen können. Dadurch sind sie schneller aus dem Krankenhaus entlassen und schneller wieder im Alltag. Es bleiben nur kleine Narben zurück, und es besteht ein deutlich reduziertes Risiko für ein Ausrenken der Prothese oder ein mögliches Hinken“, erklärt Herr Toumasis.

Der kleine frontale Zugang ermöglicht es den Chirurgen, die Hüftprothese einzusetzen, ohne die großen Muskeln, die das Hüftgelenk umgeben, zu durchtrennen oder erheblich zu beschädigen. Stattdessen wird das Gewebe vorsichtig zur Seite gedrängt.

Man benötigt selbstverständlich Erfahrung in der Hüftendoprothetik, eine gute chirurgische Fähigkeit sowie eine geeignete technische Ausstattung, um mit der AMIS-Methode zu operieren. Beispielsweise ist ein Extensionstisch für die exakte Lagerung des operierten Beins und die optimale Positionierung des Patienten notwendig, um die beste Sicht zu gewährleisten. Zudem sind spezielle Operationsinstrumente und spezielle Implantate erforderlich. Unsere Chirurgen besuchen Kurse für diese Methode, die wir in der Klinik etwa 550-mal pro Jahr anwenden. Mehr als 95% der Hüftendoprothetik führen wir mit der AMIS-Methode durch. Nur bei übergewichtigen Patienten kann die Operation von vorne technisch anspruchsvoller sein“, berichtet Herr Toumasis.

Die präoperative Planung und Bildgebung sind entscheidende Elemente für den Erfolg sowohl der robotikgestützte Knieprothesenimplantation als auch der AMIS-Methode für Hüftprothesen. Bei beiden Verfahren ermöglicht eine detaillierte präoperative Analyse eine maßgeschneiderte und präzise Durchführung der Eingriffe, was die Ergebnisse für die Patienten erheblich verbessert.


Eine der wesentlichen Herausforderungen bei der AMIS-Methode ist die Anpassung an den minimalinvasiven Zugang. Der Chirurg muss sich darauf einstellen, unter diesen engen Bedingungen zu arbeiten, was eine umfassende Schulung und Erfahrung erfordert. Die Operationstechniken und -instrumente unterscheiden sich erheblich von den etablierten Methoden, was zusätzliche Übung und Erfahrung verlangt. Chirurgen müssen sich nicht nur mit der speziellen Technik vertraut machen, sondern auch lernen, wie sie das reduzierte Sichtfeld und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit des Zugangsbereichs effektiv nutzen können.


Bei allen Patienten führen wir präoperativ eine sorgfältige Planung mit einer speziellen Software durch, mit der wir bereits vor der Operation die Prothese detailliert planen können. So bestimmen wir beispielsweise die Größe der Gelenkpfanne und die Größe des Schafts mit einer Genauigkeit von 2 Millimetern. Die gesamte Planung wird auf unserem Monitor angezeigt, sodass wir sicherstellen können, dass die Implantation genau wie geplant erfolgt. Zusätzlich fertigen wir während der Operation Röntgenaufnahmen an, die eine wichtige Hilfe darstellen, um alle Schritte noch einmal zu kontrollieren. Als Maximalversorger sind wir verpflichtet, alle notwendigen Möglichkeiten vor Ort zu haben, um auch komplexe Fälle intraoperativ zu versorgen. So können wir auf unvorhergesehene Anforderungen flexibel reagieren, etwa zusätzliche Schrauben einsetzen oder mit Zement arbeiten. In ausgewählten Fällen lässt sich die AMIS-Methode auch bei Rezidiven anwenden, beispielsweise wenn nur ein Teil der Prothese gewechselt werden muss“, beschreibt Herr Toumasis. Er ergänzt zu den Anforderungen an die Operationstechnik:

Zu Beginn stellt die AMIS-Methode durchaus eine Herausforderung dar. Es ist wichtig, dass das OP-Team eingespielt ist. Inzwischen benötigen wir für eine solche Operation nur noch 45 bis 60 Minuten. Wenn eine Prothese mit der AMIS-Methode implantiert wird, sind die Patienten in der Regel sehr zufrieden. Auch die Haltbarkeit der Prothesen scheint länger zu sein, wenngleich dies noch nicht abschließend bewiesen werden kann. Dennoch kann man von einer Haltbarkeit von mindestens 20 bis 25 Jahren ausgehen. Die Methode stammt ursprünglich aus Frankreich, wird häufig in der Schweiz angewandt und zunehmend auch in Deutschland, wenn auch nur in etwa 20 Prozent der Fälle. Neben der Knie- und Hüftendoprothetik bieten wir in unserer orthopädischen Klinik in Landstuhl das gesamte Spektrum der Orthopädie an, wie z.B. die konservative und operative Therapie von Wirbelsäulenerkrankungen, Sportverletzungen, arthroskopische Chirurgie, Fußchirurgie und Osteologie“.

Vielen Dank, Herr Toumasis für die gute Aufklärung!

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print