Dr. med. Claudia Plenge ist eine erfahrene Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit einer besonderen Expertise im Bereich Psychoonkologie. Als ärztliche Leiterin der CuraMed-Akutklinik Allgäu bringt sie nicht nur fundiertes Fachwissen, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Patientinnen und Patienten in die Behandlung ein. Die Klinik, die 2022 in der idyllischen Umgebung des württembergischen Allgäus eröffnet wurde, bietet eine moderne und zugleich behagliche Umgebung, die gezielt darauf ausgelegt ist, den Heilungsprozess zu unterstützen.
Unter der Leitung von Dr. Plenge hat die CuraMed Akutklinik Allgäu ein breites Behandlungsspektrum etabliert, das psychische und psychosomatische Erkrankungen wie Depressionen, Burn-out, posttraumatische Belastungsstörungen, chronische Schmerzen und viele andere umfasst. Ein besonderes Anliegen von Dr. Plenge ist die Psychoonkologie, ein neues Schwerpunktfeld der Klinik seit April 2024. Hier werden Patienten, die mit den seelischen Herausforderungen einer Krebserkrankung konfrontiert sind, umfassend betreut. Dr. Plenge setzt auf individuell abgestimmte Therapieansätze, die sowohl psychotherapeutische Einzel- und Gruppensitzungen als auch innovative Methoden wie achtsamkeitsbasierte Therapien, Therapeutisches Bogenschießen, Therapeutisches Boxen und tiergestützte Interventionen umfassen können.
Die ganzheitliche Herangehensweise von Dr. Plenge und ihrem Team basiert auf einem bio-psycho-sozialen Modell. Dabei wird nicht nur die körperliche, sondern auch die seelische und soziale Gesundheit der Patienten berücksichtigt. Dr. Claudia Plenge zeichnet sich nicht nur durch ihre fachliche Kompetenz, sondern auch durch ihre empathische und patientenzentrierte Arbeitsweise aus. Mit ihrem Engagement für innovative Therapiekonzepte und ihrem unermüdlichen Einsatz für die Genesung ihrer Patienten prägt sie die CuraMed Akutklinik Allgäu entscheidend und setzt Maßstäbe in der psychosomatischen und psychoonkologischen Versorgung.
Mit Dr. Claudia Plenge konnte die Redaktion des Leading Medicine Guide sprechen und erfuhr mehr über die psychoonkologischen Angebote in der CuraMed Akutklinik im Allgäu und wie wichtig sie für Patienten sind.
Psychosomatische Zusammenhänge spielen eine zentrale Rolle in der Wechselwirkung zwischen der psychischen und körperlichen Gesundheit von Krebspatienten. Eine Krebserkrankung stellt nicht nur eine körperliche, sondern auch eine immense emotionale Belastung dar. Stress, Angst, Trauer und andere intensive Gefühle, die durch die Krebsdiagnose ausgelöst werden, können das Immunsystem schwächen und den Heilungsprozess negativ beeinflussen. Gleichzeitig können körperliche Symptome wie Schmerzen, Fatigue oder Nebenwirkungen der Krebstherapie die psychische Gesundheit stark beeinträchtigen und das Risiko für Depressionen oder Angststörungen erhöhen. In diesem komplexen Zusammenspiel bietet die Psychotherapie wertvolle Unterstützung.
„Es gibt prinzipiell bei allen Erkrankungen psychosomatische Zusammenhänge, die wir hier in der CuraMed Akutklinik natürlich spezifisch im Bereich der Psychosomatik sehen, was nicht in allen Bereichen der somatischen Erkrankungen der Fall ist. Das ist auch der Grund, weswegen es die Spezialisierung als Facharzt für Psychosomatik noch nicht lange gibt. Die Bereiche Psyche und Somatik wurden viel zu lange getrennt voneinander betrachtet. Bei onkologischen Patienten hat dieses eine zunehmende Bedeutung. Denn früher waren Krebsdiagnosen beispielsweise Diagnosen mit meist tödlichem Ausgang, aber heute sind viele Krebserkrankungen chronische Erkrankungen. Durch verbesserte Diagnostik können heute schon sehr kleine Tumore und Marker erkannt werden. Zudem gibt es bessere Therapieansätze, längere Überlebenszeiten und bessere Prognosen. Patienten, die zum Beispiel mit 65 Jahren die Diagnose Prostatakrebs erhalten, werden operiert und erhalten anschließend eine Hormontherapie, unter der sie noch über 80 Jahre alt werden können“, erklärt Dr. Plenge zu Beginn unseres Gesprächs und ergänzt:
„Krebspatienten brauchen heute eine ganz andere Betreuung. Denn bei der Diagnose geht es erst einmal um das Überleben, aber die Seele hinkt trotz aller Behandlungen immer hinterher. Denn sowohl eine Krebsdiagnose als auch die Behandlung haben eine tiefgreifende psychische Wirkung auf das Wohlbefinden. Fast alle Patienten haben große Ängste vor einem Rezidiv, welche von Beginn an aber auch oft noch Jahre nach der Erstdiagnose bestehen. Rein somatisch betrachtet sind die Patienten geheilt, sind aber noch immer mit der gesamten Erkrankung und Behandlung psychisch überfordert. Zwar haben immer mehr Tumorzentren ein psychoonkologisches Angebot, aber zu Zeitpunkt der akuten Therapie mit Operation, Bestrahlung, Chemotherapie sind die Patienten noch gar nicht offen dafür, weil sie erst einmal mit dem Überleben, den nötigen Eingriffen und Narkosen sowie mit den möglichen Nebenwirkungen von Medikamenten kämpfen. In den letzten Jahren wurde zunehmend erkannt, dass eine psychoonkologische Betreuung weit über den Zeitpunkt der akuten Diagnostik und Therapie hinaus erforderlich ist. Besonders in den Fachgebieten der Gynäkologie, der Onkologie und der Allgemeinmedizin sind psychosomatische Grundkenntnisse vor großer Wichtigkeit, so dass die Teilnahme an einem Kurs der „Psychosomatische Grundversorgung“ erfreulicherweise auch in den Katalog dieser Fachartausbildungen aufgenommen worden ist“.
Die Empfehlung zur jeweiligen Therapie nach einer Krebsdiagnose muss ganz individuell mit dem Patienten abgesprochen werden.
„Im Rahmen einer hausärztlichen Diagnostik erfolgt dies in der Regel leichter, weil Arzt und Patient sich oftmals gut kennen. Schlussendlich ist es wichtig, dass der Patient darüber entscheidet, wie in der Therapie weiter verfahren werden soll. Das macht ihn zum Experten seiner Krankheit und verhindert, dass er ein Gefühl des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit erfährt. Denn es geht nicht nur um den Körper, sondern auch um die Seele des Patienten. Zudem kommen soziale Fragen hinsichtlich Arbeitsfähigkeit, Berufsfähigkeit, finanzielle Absicherung etc. auf, die leider allzu oft zu wenig beachtet werden, so dass die Pateinten bei diesen Themen zu wenig Unterstützung erfahren. Das A und O der Psychoonkologie ist es nicht, Krebs zu verhindern und Krebs zu heilen, sondern die Lebensqualität zu erhalten bzw. wieder zu steigern. Hier müssen auch die Ressourcen betrachtet werden: Was kann man ausbauen? Wer kann eingebunden werden, um die Lebensqualität wiederherzustellen? Das alles trägt zur Krankheitsbewältigung bei. Das beinhaltet u.a., dem Patienten genügend Informationen in Form einer Psychoedukation zu geben und eine Akzeptanz der Situation zu erarbeiten, ohne in Angst zu verharren. Denn ein Krebspatient wird immer Krebspatient bleiben, selbst wenn er geheilt ist, da er durch die Diagnose und die erfolgten Therapien eine anderes Risikoprofil als ein Mensch ohne Krebserkrankung in der Biographie hat“, verdeutlicht Dr. Plenge.
Therapeuten in der Psychoonkologie stehen vor vielfältigen und komplexen Herausforderungen, die sich je nach Phase der Krebserkrankung unterscheiden. Jede Phase bringt spezifische emotionale, kognitive und soziale Belastungen mit sich, die individuell adressiert werden müssen.
Viele Patienten sind mit intensiven Ängsten, existenziellen Fragen und einer plötzlichen Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Die Aufgabe des Therapeuten besteht darin, Raum für diese Gefühle zu schaffen, sie zu validieren und den Patienten bei der Verarbeitung der Diagnose zu helfen, ohne dabei in die Überforderung zu geraten. „Jeder Patient reagiert hier auch anders. Da gibt es Wut, da gibt es Tränen und Angst. Das ist völlig in Ordnung, da jeder Mensch hier unbewusst seine aus seinen bisherigen Erfahrungen geprägte persönliche Bewältigungsstrategie wählt, und diese muss man dem Patienten auch lassen. Die Aufgabe des Psychoonkologen ist es dann, dranzubleiben. Der Patient bestimmt den Verlauf, die Dauer, die Frequenz, die Themen, und unsere Aufgabe ist es, immer wieder ein Angebot zu machen und Erreichbarkeit zu signalisieren, auch wenn dieses vom Patienten immer wieder abgelehnt wird. Gut ist es dann, die Angehörigen mit in den Prozess zu nehmen, natürlich so, wie der Patient das möchte. Wichtig ist es immer, Ängste nicht zu bagatellisieren und auch nicht zu `katastrophisieren´, sondern immer, einen realistischen Check zu machen, den medizinischen Teil verständlich zu erklären und dem Patienten das Gefühl geben, das er das Steuer in der Hand hat. Selbst wenn der Patient sich gegen eine vielleicht vielversprechende Therapie entscheidet und die Familie dagegen ist – der Patient entscheidet, was er macht und was nicht“, kommentiert Dr. Plenge an dieser Stelle.
Während der Behandlung kann der Fokus auf der Unterstützung bei der Bewältigung physischer Belastungen wie Schmerzen oder Nebenwirkungen der Therapie sowie auf der Verarbeitung des Kontrollverlusts liegen, den viele Patienten empfinden. Gleichzeitig müssen oft Konflikte zwischen persönlichen Lebenszielen und den Einschränkungen durch die Krankheit adressiert werden. In der Nachsorgephase, wenn die aktive Behandlung abgeschlossen ist, treten häufig Gefühle der Leere, Unsicherheit über die Zukunft und Ängste vor einem Rückfall auf. Patienten erwarten oft eine Rückkehr zur Normalität, was durch körperliche oder emotionale Spätfolgen erschwert sein kann. Hier müssen Therapeuten den Übergang in ein ‚neues Normal‘ begleiten und den Patienten helfen, die dauerhafte Präsenz der Krankheit in ihrem Leben zu akzeptieren. „Ein Patient hat in einer solchen Phase oft plötzlich das Bedürfnis, über Trauer und Tod zu sprechen. Hier muss man für den Patienten da sein und auch offen für möglicherweise spirituelle Aspekte sein“, betont Dr. Plenge und schildert zum gesamten Therapieablauf in der CuraMed Akutklinik:
„Ich betreue Patienten in der CuraMed Akutklinik in der Regel über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen. Leider ist es heutzutage so organisiert, dass für Patienten immer möglichst kurze Aufenthalte in den Krankenhäusern angestrebt sind. Dadurch entfällt aufgrund der katastrophalen ambulanten Versorgung ein großer Teil der notwendigen psychoonkologischen Betreuung. Für Patienten, ob privat oder gesetzlich versichert, muss aber zumeist eine sogenannte F-Diagnose (psychische Diagnose) vorliegen, um eine Kostenzusage für eine ambulante und/oder stationäre psychotherapeutische Behandlung zu erhalten, wobei das Mammakarzinom hier die einzige Ausnahme ist. Hier in der CuraMed Akutklinik Allgäu haben wir keine onkologische Rehabilitation, wie sie sie üblicherweise nach einer Krebstherapie angeboten bekommen. Mir geht es nicht darum, die Menschen wieder arbeitsfähig zu machen, was das Ziel einer Reha-Maßnahme ist, sondern dass die Patienten wieder Lebensmut, Lebensfreude und Lebenswillen gewinnen. Der Aufenthalt in meiner Klinik ist akutstationär im psychosomatischen-psychoonkologischen Setting. Grundsätzlich ist es gut, wenn Patienten aus einer Akutsituation nicht einfach nach Hause geschickt werden – auch weil es meist ein großes Defizit an somatischen und körperlichen Fähigkeiten gibt. Daher ist es sinnvoll, wenn sie einen Übergang als Hilfestellung haben. In einer `normalen´ Rehabilitation aber werden Patienten in der Regel in drei bis vier Wochen durchgeschleust. In dieser Zeit erlebt der Betroffene durch den Kontakt zu anderen Patienten alle Stufen von Krebserkrankungen, hört von Rezidiven, sieht Patienten mit Haarverlust durch Chemotherapie usw., was eine sehr hohe Belastung ist. Es ist daher durchaus verständlich, wenn Patienten sich das nicht antun möchten und es vorziehen, nach Hause, in ihren Schutzraum, zu gehen, um diesen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen“, macht Dr. Plenge deutlich.
Herausforderungen der psychoonkologischen Versorgung und Rehabilitation für Krebspatienten.
„An der psychoonkologischen Therapie, die wir im Haus anbieten, können maximal acht von insgesamt 37 Patienten teilnehmen. Denn wir ‚sortieren‘ diese Patienten nicht als Krebspatienten aus, sondern integrieren sie vollständig in den Ablauf aller anderen Patienten. Sie nehmen an allen Therapien mit den anderen Patienten teil. Darüber hinaus erhalten sie psychologisch-onkologische Einzeltherapien und auch eine Gruppentherapie zusammen mit den anderen Krebspatienten, da der Austausch unter den Betroffenen miteinander sehr wichtig ist. In diesen sechs bis acht Wochen stehe ich den Patienten dann nicht nur als Psychotherapeutin zur Verfügung, sondern eben auch als Ärztin. Denn viele Patienten verstehen die ihnen ausgehändigten Arztbriefe größtenteils nicht und kennen teilweise ihren genauen Gesundheitszustand gar nicht. Ein wichtiger Teil der psychoonkologischen Therapie ist stets der Umgang mit Ängsten, was u.a. mit einer Verhaltenstherapie geschult wird. Hierbei geht es auch um Fragestellungen bezüglich möglicher körperlicher Beeinträchtigungen, dem eventuellen Verlust der Sexualität, es geht um soziale Kontakte, um die Selbstwertthematik. Falls ein Patient bereits eine Vorerkrankung hat und dadurch psychisch vulnerabel ist, vielleicht schon eine Depression oder eine Angststörung hat, dann erweitert sich das Behandlungsspektrum natürlich. Dieser Patient benötigt vielleicht auch eine medikamentöse Unterstützung oder eine Traumatherapie“, macht Dr. Plenge klar.
Das "F" in einer F-Diagnose stammt aus der ICD-10, der internationalen Klassifikation der Krankheiten. Es steht für psychische und Verhaltensstörungen. Jede Erkrankung in diesem Bereich erhält eine spezifische Nummer, z. B. F32 für Depression. In der Medizin werden verschiedene Buchstaben zur Einteilung von Krankheitsgruppen genutzt – „F“ kennzeichnet dabei psychische Erkrankungen.
In der Psychoonkologie wird der Zusammenhang zwischen emotionalem Wohlbefinden und dem Krankheitsverlauf intensiv erforscht und therapeutisch genutzt. Zahlreiche Studien zeigen, dass emotionale Zustände wie chronischer Stress, Angst oder Depression den Verlauf einer Krebserkrankung negativ beeinflussen können.
„Wenn es um die mögliche Entwicklung einer Depression geht, benötige ich zunächst eine Aktensichtung des Patienten, um zu überprüfen, ob es sich um eine reaktive Depression infolge einer Krebsdiagnose handelt oder ob die Depression bereits vor der Diagnose bestand. Es erfolgen dann eine ganz klassische Anamnese des Patienten, eine somatische, eine psychische Anamnese und eine Medikamenten-Anamnese. Aus den gewonnenen Informationen kann ich mir dann ein Bild machen. Manchmal kann durch eine Krebserkrankung etwas hervorgerufen werden, was der Patient schon einmal erlebt hat, und dann würde ich als auch ausgebildete Tiefenpsychologin hier ansetzen. Auch medizinisch notwendige Untersuchungen können nicht verarbeitete negative Erlebnisse wieder wach werden lassen und führen zu zunächst unverständlich heftigen Reaktionen. Durch eine tiefenpsychologische Herangehensweise aber lassen sich solche nicht verarbeitete Traumata hervorholen, die dann therapiert werden können“, erläutert Dr. Plenge.
Oft haben Familienmitglieder eine wichtige Funktion als primäre Unterstützer des Patienten, doch auch sie selbst sind mit den emotionalen Herausforderungen der Krebserkrankung konfrontiert. Die Therapie bietet in solchen Fällen nicht nur dem Patienten Unterstützung, sondern auch den Angehörigen, indem sie lernen, mit ihren eigenen Ängsten und Sorgen besser umzugehen und dem Patienten auf gesunde Weise beizustehen.
„Natürlich ist es oft so, dass Angehörige oder der Lebenspartner massiv mitleiden. Es ist ganz wichtig, hier überhaupt das Angebot zu machen, helfen zu können. Grundsätzlich haben Familienmitglieder und die sozialen Kontakte des Patienten eine gewichtige Rolle. Dies kann in zwei entgegengesetzte Richtungen gehen. Sie können auf der einen Seite stabilisierend sein, weil sie dem Patienten mit großem Verständnis begegnen und Hilfe anbieten, aber auch für den Patienten als belastend erlebt werden, wenn er durch sein Umfeld zum Beispiel Schuldzuweisungen bekommt oder hinsichtlich der Therapie unter Druck gesetzt wird. In beiden Fällen macht es Sinn, mit dem Einverständnis des Patienten, die Angehörigen in die Therapie miteinzubeziehen. Hier ist es oft hilfreich, Angehörigengruppen zu bilden, um Ansätze zu vermitteln, wie man mit dem Krebserkrankten am besten umgeht. Denn man darf nicht vergessen, dass hier das gesamte Familiengefüge betroffen sein kann. Wenn es beispielsweise Zuhause kleine Kinder gibt, die Mutter aber erkrankt ist, dann ist der Vater mit allem allein, eventuell überfordert und braucht Hilfe. Da geht es manchmal „einfach“ um die Organisation von sozialen Diensten oder einer Haushaltshilfe. Da tauchen auch Fragen seitens der Kinder auf, die ich mit viel Offenheit und Transparenz, aber altersgerecht beantworte oder einen Kinderpsychologen hinzuziehe. Einem Lebenspartner muss auch vermittelt werden, dass bei einem solchen Krankheitsfall auch mittel- und langfristig gedacht werden muss, auch rein finanziell. Das ist nichts, was nach ein paar Wochen vorbei ist“, so Dr. Plenge zur familiären Situation.
Achtsamkeit und Resilienzförderung sind zentrale Elemente in der Psychoonkologie, da sie Krebspatienten dabei helfen, mit den psychischen und emotionalen Belastungen der Krankheit umzugehen und die Herausforderungen während des Krankheitsverlaufs besser zu bewältigen.
Beide Ansätze spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der psychischen Gesundheit und tragen dazu bei, das emotionale Wohlbefinden der Patienten zu stabilisieren, was sich positiv auf den gesamten Heilungsprozess auswirken kann. Achtsamkeit, verstanden als die Fähigkeit, den Moment ohne Bewertung und mit voller Aufmerksamkeit zu erleben, wird in der Psychoonkologie eingesetzt, um den Patienten zu helfen, ihre Gedanken und Emotionen zu regulieren. Diese Praxis hilft dabei, negative Denkmuster und Ängste, die häufig mit einer Krebserkrankung verbunden sind, zu erkennen und anzunehmen, anstatt sie zu verdrängen oder sich von ihnen überwältigen zu lassen.
„Es gibt verschiedene Säulen der Therapie. Zunächst gibt es die Gesprächstherapie, ob einzeln oder in Gruppenarbeit, zu Themen, die alle betreffen. Dann gibt es noch die speziell psychoonkologischen Themen, die individuell angegangen werden. Das alles gehört zu der Psychoedukation, weil eben viele Patienten viele Dinge rein medizinisch auch nicht kennen und sich oft auch nicht trauen, zu fragen. Hier ist auch der Austausch mit anderen Betroffenen wichtig, weil sie merken, dass es anderen nicht anders geht und sie mit ihren Gedanken und Problemen nicht allein sind. Oft lernen Patienten voneinander – das ist dann das Lernen am Modell – und schauen, ob sie das, was ein anderer Patient unternommen hat, auch in Frage kommt. Hier habe ich in der CuraMed-Akutklinik offenen Gruppen und keine störungsspezifischen Gruppen. So erleben Patienten auch, dass andere Patienten nach sechs Wochen sehr gekräftigt aus der Therapie herausgehen. Ein großer Wirkfaktor hier in der Klinik ist die Distanz zum Zuhause, um eine andere Perspektive zu verinnerlichen. Neben der Basis an Gesprächstherapien bieten wir eine Tanz-/Körpertherapie an, die vor allem Patienten hilft, die Vertrauen in ihren Körper bzw. den Zugang zu ihrem Körper und ihren Gefühlen wie Freude verloren haben. Unsere Kreativ-/Kunsttherapie regt die Intuition und Kreativität der Patienten an für Dinge, die nicht gesagt werden können, aber ihren Raum brauchen. Bei den emotionsfokussierten- und erlebnisorientierten Therapien geht es um den Zugang zu den eigenen Ressourcen. Zum Beispiel geht es beim therapeutischen Klettern an unserer klinikeigenen Kletterwand auch darum, wieder Vertrauen in sich selbst, in den eigenen Körper und zu anderen Menschen zu gewinnen. Die Patienten haben die Möglichkeit herauszufinden, wie man mit einem reduzierten Kräftemaß dennoch gut die Kletterwand erklimmen kann. Es geht darum, zu lernen, Kräfte zu dosieren und sinnvoll einzusetzen“, definiert Dr. Plenge und führt weiter aus:
„Eine klare Tagesstruktur ist wichtig. Daher gibt es schon vor dem Frühstück ein Programmangebot, um für den Tag zu motivieren. Natürlich geht es auch um körperliche Fitness und den Bewegungsapparat, aber auch darum, Kontakt zu sich aufzunehmen, um die Körperwahrnehmung zu schulen. Das ist wichtig, weil es Patienten gibt, die außer Schmerzen gar nichts mehr fühlen. Hier helfen auch unsere Angebote der Meditation, Yoga oder auch Qi-Gong. Darüber hinaus machen wir ein Genusstraining und haben daher eine sehr hochwertige Küche, um zu zeigen, dass Essen wieder Spaß machen kann und nicht nur der Nahrungsaufnahme dient. All dies dient auch der Stärkung der Resilienz, die man wieder erwerben und auch stärken kann. Es ist wichtig für die Patienten, aus dem Passiven und womöglich einer Opferrolle herauszukommen. Hier darf die Frage nicht lauten `Warum ich?´, sondern: `Was jetzt?´. Diese Selbstwirksamkeit muss geschult werden, um eine positive Lebenseinstellung zurückzugewinnen, mit der man zwar kein Rezidiv verhindern, aber die Lebensqualität verbessern kann. Es ist daher sehr wichtig, dass die Psychoonkologie noch mehr in die Tumorboards der Kliniken integriert wird und der Stellenwert in der Onkologie hierfür ausgebaut wird. In die psychoonkologische Ausbildung wiederum sollte ein größerer medizinischer Anteil integriert werden, beziehungsweise ein besserer Austausch zwischen Onkologen und Psychologen wäre wichtig. Vor allem aber wünsche ich mir einen Ausbau des psychoonkologischen Angebots in der ambulanten Behandlung und eine höhere Bereitschaft der Krankenkassen, dies auch zu bezahlen. Denn am Ende kann man durch ein gutes Angebot verhindern, dass Patienten psychisch so tief fallen. Vielen Patienten kann man viel früher helfen“. Mit diesem Appell schließen wir unser Gespräch.
Herzlichen Dank, Dr. Plenge, für diesen so empathischen Einblick in die wichtige und notwendige Arbeit der Psychoonkologie!