Die Desensibilisierung (Hyposensibilisierung) ist eine Therapieform, die bei Allergikern Anwendung findet. Die Allergie lässt sich dadurch zwar nicht heilen, aber durch langsames Gewöhnen an das Allergen verringern sich die Symptome. Vorteil der Therapie ist, dass es sich weder um eine medikamentöse Behandlung, noch um einen operativen Eingriff handelt.
Hier finden Sie die wichtigsten Informationen sowie qualifizierte Desensibilisierungs-Spezialisten.
Artikelübersicht
Desensibilisierung - Weitere Informationen
Einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge leidet knapp ein Drittel der 18- bis 79-Jährigen in Deutschland an einer Allergie. Allergien sind nicht nur lästige Begleiter im Alltag, sondern vor allem allgegenwärtige Gefahrenherde für die Gesundheit.
Die Symptome reichen von Jucken in der Nase und Niesen bis hin zum anaphylaktischen Schock, der lebensbedrohlich ist.
Eine Desensibilisierung (Hyposensibilisierung) der Abwehrfunktion des Körpers kann allergische Reaktionen beträchtlich eindämmen.
Desensibilisierung: Definition
Eine Desensibilisierung (Hyposensibilisierung) ist eine Art der Allergietherapie, die eine langfristige Besserung der Beschwerden hervorruft.
Bei einer Hyposensibilisierung verabreichen Ärzte dem Körper immer höhere Dosen des Allergens. Das macht den Organismus weniger empfindlich gegenüber dem zugeführten Stoff.
Man kann sich die Desensibilisierung vorstellen wie eine Art langfristige Impfung gegen Allergene. Anders als bei einer Impfung kommt es hier nicht zur Bekämpfung der körpereigenen Immunabwehr.
Der Körper ist dem Allergen in niedrigen Dosen ausgesetzt. Er soll sich an die Stoffe gewöhnen, damit er extreme Abwehrreaktionen unterlässt.
Pollenallergie: Lästiges Niesen bei schönem Wetter © Patrizia Tilly / Fotolia
Die Desensibilisierung/Hyposensibilisierung
Die Desensibilisierung ist im alltäglichen Sprachgebrauch vor allem als Hyposensibilisierung bekannt.
Verantwortliche Mediziner führen dem Organismus sukzessive höhere Dosen des Allergens zu. So kann sich der Körper mit dem Stoff vertraut machen. Das soll künftige Extremreaktionen vorbeugen.
Der Körper ist dabei nicht unempfindlich, sondern weniger empfindlich. Das bedeutet nicht, dass die Allergie geheilt ist. Die Desensibilisierung sorgt aber als einziges Verfahren für eine natürliche Gewöhnung des Organismus an den allergenen Stoff.
Da der vermeintlich gefährliche Stoff dem Körper nun bekannt ist, fährt dieser die nervöse Reaktion des Immunsystems zurück. Das schränkt die Allergiesymptome wirkungsvoll ein oder stellt sie gänzlich ein.
Eine Hyposensibilisierung bzw. Desensibilisierung erfolgt über eine Spritzeninjektion, die zumeist über mehrere Jahre und bei steigender Dosis erfolgt.
Mittlerweile kann der Patient das Allergen auch durch Tropfen oder Tabletten zu sich nehmen. Hierbei sind jedoch die Erfolgschancen geringer.
Wer kann eine Desensibilisierung machen?
Grundsätzlich kann jeder Allergiker eine Desensibilisierung machen, der an einem Soforttyp (IgE-vermittelte Allergie vom Typ I) leidet.
Das Verfahren sollte aber in jüngeren Jahren (unter 50 Jahren) und möglichst nach Ausbruch der Allergie (unter 5 Jahren) erfolgen.
Jüngere Patienten haben eine höhere Chance, dass die Therapie anschlägt und sie langfristig beschwerdefrei sind. Der Organismus hat sich vielleicht noch nicht eingependelt oder befindet sich sogar noch im Wachstum.
Aus diesem Grund fällt es ihm leichter, die Automatismen der Immunabwehr bei dem Kontakt mit einem Allergen allmählich abzustellen.
Doch auch ältere Allergiker oder Allergiker, die ihr ganzes Leben mit einer Allergie leben, können sich einer Desensibilisierung unterziehen.
Es ist möglich, dass auch ihr Körper sich noch auf den allergenen Stoff einstellen kann. Im Vorteil ist auch, wer nur ein enges Allergiespektrum hat.
Je vielfältiger die Allergien, desto schwerer fällt auch eine Entwöhnung des Organismus von der Bekämpfung der allergenen Stoffe.
Eine Desensibilisierung kann, je nach individuellem Allergietyp, mehrere Jahre regelmäßiger Sitzungen erfordern, um langfristig anzuschlagen.
Dafür hat sie eine hohe Erfolgsquote. Beispielsweise beträgt die Rate bei einer Insektenallergie 95 Prozent, bei einer Pollenallergie immerhin 80 bis 90 Prozent.
Risiken der Desensibilisierung
Die Behandlung mit allergenen Stoffen birgt Risiken. Der Organismus ist absichtlich einem Stoff ausgesetzt, den er nicht verträgt. So kommt es relativ häufig zu einem Jucken oder einer Hautrötung im Bereich der Injektion.
Dies ist nicht weiter bedenklich.
Sollen aber folgende Symptome auftreten, sollten Sie sofort den zuständigen Arzt kontaktieren:
- Niesen
- Augenreizungen (Tränen, Rötung, Brennen)
- Irritationen im Mund- und Rachenraum (Jucken, Brennen, pelziges Gefühl, Husten)
- Schwächegefühle
- Unwohlsein oder
- Atembeschwerden
Es gibt also Risiken einer Desensibilisierung bzw. Hyposensibilisierung.
Dass tatsächlich ernstzunehmende Probleme nach der Verabreichung auftreten, ist jedoch unwahrscheinlich.
Die Häufigkeit schwerer Komplikationen liegt bei weniger als 1:10000.
In folgenden Fällen kann keine Hyposensibilierung erfolgen:
- Während einer Schwangerschaft
- Problemen mit der Nierenfunktion
- Starkes Asthma und
- Schweren Erkrankungen wie Tumoren oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Um die Erfolgschancen zu erhöhen und die Risiken zu minimieren, können Sie folgende Hinweise beachten:
- Medikamente wie Beta-Blocker und ACE-Hemmer verhindern die Behandlung eines möglichen anaphylaktischen Schocks.
- Den Kontakt mit Allergen sollten Sie vor und nach der Behandlung vermeiden.
- Sportliche Aktivität unterlassen Sie 24 Stunden lang.
- Sie dürfen keine Nahrung oder Alkohol unmittelbar vor der Behandlung zu sich nehmen.
- Wenn es geht, verzichten Sie auf das Auto.
Besprechen Sie die Risiken mit einem Mediziner, ob eine Desensibilisierung für Sie in Frage kommt!
Vorteile einer Desensibilisierung
Allergien lassen sich mit Medikamenten zwar in den Griff bekommen, eine Heilung erfolgt jedoch nicht.
Medikamente dämmen die Symptome der Allergie ein, wobei der Erfolg von der Schwere der Allergie abhängt. Außerdem enthalten Medikamente immer auch Schadstoffe, die die Nieren filtern und ausscheiden müssen.
Die Desensibilisierung ermöglicht eine weitgehende oder vollständige Symptomfreiheit ohne die Zugabe von Medikamenten.
Darüber hinaus sind die Erfolge einer Hyposensibilisierung bzw. Desensibilisierung zumeist umfassender als die einer medikamentösen Behandlung.
Es erfolgt also keine künstliche Betäubung, sondern der Körper kann nach erfolgreicher Desensibilisierung die Reaktion selbst unterbinden.
Das Verfahren trägt zu einer umfassenden Symptomreduktion und dem Aufbau einer natürlichen Toleranz bei. Außerdem hilft es dabei, Asthma und der Ausbildung neuer Allergien vorzubeugen.
Die Vorteile im Überblick:
- Weniger Medikamente
- Erzeugung einer körperlichen Toleranz gegenüber dem Allergen
- Symptomfreiheit oder zumindest beträchtliche Reduktion
- Prävention von Asthma und neuen Allergien
- Ursächliche Behandlung
Ansprechpartner für eine Desensibilisierung
Da es viele verschiedene Arten von Allergien und Allergenen gibt, können Sie hier unterschiedliche Fachärzte einbeziehen, etwa:
- Dermatologen (Hautärzte)
- HNO-Ärzte
- Allergologen