Trichterbrust-OP – Spezialisten und Informationen

Die Trichterbrust ist eine Fehlbildung des Brustkorbs. Dabei sind die Rippen und das Brustbein nach hinten eingesunken. In schweren Fällen können sie die Lunge und das Herz verdrängen und deren Funktionen beeinträchtigen. Häufig leiden Betroffene aber auch nur am kosmetischen Bild. Eine Trichterbrust – medizinisch Pectus excavatum – kann aus medizinischen oder kosmetischen Gründen mit einer OP behandelt werden. Es existieren verschiedene Methoden, die je nach Patient und Ausmaß der Erkrankung angewendet werden.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Trichterbrust-Spezialisten und Zentren.

Kurzübersicht:

  • Voruntersuchungen: Die Trichterbrust ist meistens schon nach der Geburt zu erkennen. Vor einer OP muss jedoch das Ausmaß genau mittels Röntgen, MRT, Lungenfunktionstest, Echokardiographie und Belastungs-EKG ermittelt werden.
  • Konservative Behandlung: Im Kindesalter ist meistens keine OP notwendig, stattdessen kommen Physiotherapie und Haltungstraining zur Anwendung. Mittels einer Saugglocke kann die Brust langsam angeglichen werden.
  • Trichterbrust-OP: Meistens wird aus psychischen oder kosmetischen Gründen operiert. Welche Methode zur Anwendung kommt, hängt von mehreren Faktoren ab. In der Regel werden Metallbügel eingesetzt, welche die Brust nach außen drücken.
  • Nachsorge: Je nach Methode muss der Patient eine oder mehrere Wochen im Krankenhaus bleiben. Die Mobilisierung beginnt jedoch bereits am Tag nach dem Eingriff. Danach erfolgen Physiotherapie und Muskelaufbau. Der/Die Metallbügel werden etwa ein Jahr später entfernt.

Empfohlene Spezialisten für eine Trichterbrust-Operation

Artikelübersicht

Trichterbrust-OP - Weitere Informationen

Behandlung

Bei Beschwerdefreiheit besteht aus medizinischen Gründen nur selten die Notwendigkeit für eine Trichterbrust-Operation.

Der Eingriff kann erforderlich sein, wenn die Betroffenen etwa unter Herzproblemen leiden, da Herz oder Lunge stark verdrängt werden und es zu körperlichen Symptomen kommt.

Allgemeine Maßnahmen zur Behandlung einer Trichterbrust

Generell gilt, dass im Kindesalter eher zurückhaltend therapiert wird. Eine Operation ist in den seltensten Fällen angezeigt. Stattdessen wird der Verlauf der Entwicklung der Trichterbrust regelmäßig kontrolliert.

Daneben empfehlen die Experten Physiotherapie und Haltungstraining. Jugendliche und Erwachsene beugen Fehlbelastungen der Bandscheiben vor, indem sie ihre Rückenmuskulatur trainieren. Auch kann ein Muskel- und Konditionstraining sinnvoll sein.

Trichterbrustkorrektur mittels Saugglocke

Anstelle einer Trichterbrust-Operation kann auch eine Saugglockenbehandlung in Erwägung gezogen werden.

Dabei zieht eine speziell an die anatomischen Gegebenheiten des Patienten angepasste Saugglocke den Brustkorb langsam nach oben. Meist führt der Behandler die erste Anwendung ambulant in einer Klinik durch, damit er die korrekte Anwendung prüfen kann.

Die Behandlungsdauer hängt vom Ausmaß und auch vom Allgemeinzustand des Patienten ab. Gegebenenfalls muss die Saugglocke bis zu mehrere Male täglich für bis zu mehrere Stunden über zwei bis drei Jahre angewendet werden.

Die Saugglocke besteht aus orthopädischem Silikon. Indem der daran hängende Saugball betätigt wird, entsteht ein Unterdruck, der den Brustkorb anhebt. Das Verfahren kann sowohl bei Kindern, Jugendlichen als auch bei Erwachsenen Anwendung finden.

Langzeitergebnisse stehen zwar noch aus, aber die ersten Resultate sind vielversprechend. Bisher müssen die Kosten für die Behandlung leider privat übernommen werden.

Aktuelle Methoden bei der Trichterbrust-OP

Eine Operation ist erforderlich bei

  • Einschränkungen körperlicher Funktionen (wie z. B. der Atmung oder der Herzfunktion) oder
  • psychischen Belastungen aufgrund der Trichterbrust.

Heute fällt die Entscheidung für eine Trichterbrust-Operation meist aus psychischen und/oder kosmetischen Gründen.

Bei Kindern wird nur in seltenen Fällen zu einer Trichterbrust-OP geraten.

Jugendliche und Erwachsene leiden häufig unter den psychisch-kosmetischen Belastungen. Daher äußern sie meist selbst den Wunsch nach einer Korrektur.

Das Ziel heutiger Techniken ist eine möglichst vollständige Angleichung unter Vermeidung großer Operationsnarben. Aus diesem Grund werden statt den konventionellen, offenen Verfahren heute zunehmend minimal-invasive eingesetzt.

Die häufigsten Methoden sind

  • die minimal-invasive Trichterbrust-Operation nach Nuss (MIRPE) und
  • die Sternochondroplastie (Erlanger Trichterbrust-Operation).

Von den früher öfter durchgeführten Verfahren nach Ravitch oder Rehbein nehmen die Ärzte zunehmend Abstand. Dabei handelt es sich um sehr aufwändige und für den Patienten sehr belastende Eingriffe. Unter kosmetischen Aspekten ist eine unvorteilhafte Schnittführung erforderlich. Daran schließt sich ein Krankenhausaufenthalt von 14 bis 21 Tagen an.

Voruntersuchungen zur Vorbereitung der Operation

Das gesamte Ausmaß der Trichterbrust kann nur durch bildgebende Verfahren sichtbar gemacht werden.

Mittels Lungenfunktionstest und EKG oder Echokardiografie wird nach Herzproblemen und nach Beeinträchtigungen der Atmung gesucht.

Die Untersuchungen werden meist an den Kliniken durchgeführt, die auch eine Trichterbrust-OP anbieten. Die Ergebnisse werden dann zur Vorbereitung des Eingriffs an die entsprechende Fachklinik übersendet.

Röntgenuntersuchung (CT-Untersuchung)

Wichtige bildgebende Verfahren sind das klassische Röntgen, oder besser die Computertomographie (CT). Eine CT liefert ein detaillierteres Bild als das Röntgenbild. Beide Verfahren können unter anderem die Knochen, also auch die Rippen und das Brustbein, darstellen.

Knochen und anderes dichtes Gewebe absorbieren Röntgenstrahlen stärker als weniger dichtes Gewebe (z. B. die Haut). So lassen sich die Rippen und das Brustbein mit der Knickbildung erkennen und das genaue Ausmaß der Trichterbrust bestimmen.

Die Röntgenuntersuchung wird

  • zur Vorbereitung auf eine Trichterbrustkorrektur und
  • zum Ausschluss anderer Krankheiten (z. B. der Wirbelsäule)

verwendet.

Radiologen erstellen vor der Trichterbrust-OP aussagekräftige Röntgenbilder.
Ein Röntgenbild des Brustkorbs ist ein wichtiges Mittel bei der Beurteilung einer Trichterbrust © jupiter8 | AdobeStock

Magnetresonanztomographie (MRT)

Mithilfe der Magnetresonanztomografie können hochaufgelöste Schnittbilder detailliert dargestellt werden. Sie zeigt im Gegensatz zur CT auch das Weichteilgewebe.

Mittels MRT lässt sich das Ausmaß der Trichterbrust, wie die Trichtertiefe und der Durchmesser, bestimmen.

Im Gegensatz zu einer Röntgenuntersuchung besteht bei einer MRT keine Strahlenbelastung.

Haller-Index

Anhand der Trichtertiefe kann das Ausmaß einer Pectus excavatum objektiviert werden. So setzt der Haller-Index

  • den Querdurchmesser des Brustkorbs und
  • den Abstand zwischen der tiefsten Stelle des Trichters und der Wirbelsäule

ins Verhältnis zueinander.

Liegt der Haller-Index bei 3,2 oder höher, wird häufig eine Trichterbrust-OP empfohlen.

Lungenfunktionstest

Der Lungenfunktionstest gibt Aufschluss über das Ausmaß der Einschränkung der Lungenfunktion infolge einer Trichterbrust.

Dabei wird zum Beispiel

  • das Lungenvolumen,
  • das exspiratorische Reservevolumen (ERV),
  • die inspiratorische Vitalkapazität (IVC) und
  • die forcierte Vitalkapazität (FVC)

bestimmt. So lässt sich das Ausmaß etwaiger Funktionseinschränkungen feststellen und die Notwendigkeit einer Trichterbrustkorrektur abschätzen.

Eine eingeschränkte Lungenfunktion ist einer der Gründe, eine Trichterbrust-OP anzuraten.
Ein Lungenfunktionstest kann Rückschlüsse auf das Ausmaß der Trichterbrust zulassen © mjowra | AdobeStock

Echokardiographie

Mittels Echokardiografie lässt sich eine eventuelle Beeinträchtigung der Herzklappen und bestimmter Herzfunktionen beurteilen.

Belastungs-EKG

Durch die Trichterbrust kann es auch zu Beeinträchtigungen der Herz-Kreislauf-Funktion (z. B. Herzrhythmusstörungen) kommen. Ein Belastungs-EKG kann die Herzfunktion unter körperlicher Aktivität beurteilen.

Anhand der durchgeführten Untersuchungen und der ermittelten Ergebnisse lässt sich die Notwendigkeit einer Trichterbrust-Operation abschätzen.

Minimal-invasive Trichterbrust-Operation nach Nuss (MIRPE)

Bei der Trichterbrustkorrektur nach Nuss werden nur zwei kleine Schnitte unter der Achsel an der seitlichen Brustwand gesetzt. Sie stören später kosmetisch nicht.

Durch diese Schnitte wird in Höhe des Trichters ein vorgebogener Metallbügel unter das Brustbein eingebracht. Der Metallbügel wurde im Vorfeld an die Anatomie des Patienten angepasst. Der Chirurg kontrolliert den korrekten Sitz unter Einsatz einer Videokamera (Thorakoskopie).

Der Bügel, der aus Stahl bzw. bei Allergikern aus Titan besteht, wird an der Seite fixiert, das Brustbein selbst bleibt unversehrt. Dadurch werden das eingesunkene Brustbein und die betroffenen Rippen mit den verformten Rippenknorpeln wieder nach außen gedrückt.

In manchen Fällen sind auch zwei oder drei Metallbügel erforderlich.

Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und dauert etwa 50 Minuten. Die beiden kleinen seitlichen Einschnitte verheilen schnell ohne störende Narbenbildung. Nach der Trichterbrust-Operation ist der äußere kosmetische Erfolg unmittelbar sichtbar, der Brustkorb hat eine „normale“ Form erhalten. 

Auch kommt es nur selten zu operationsbedingten Komplikationen. Daher kann der Patient schon nach wenigen Tagen das Krankenhaus wieder verlassen.

Bereits nach etwa drei Monaten kann der Patient wieder ein völlig normales Leben mit allen gewohnten Aktivitäten aufnehmen.

Nach zwei bis drei Jahren werden die Metallbügel wieder chirurgisch entfernt. Bei älteren Patienten kann es gegebenenfalls notwendig sein, die Metallbügel länger im Körper zu belassen.

Da bei dieser Art der Trichterbrustkorrektur die Brustwand noch elastisch sein muss, eignet sie sich insbesondere für jüngere Patienten.

Mit dem Verfahren lassen sich sehr gute Erfolge insbesondere bei symmetrisch geformter Trichterbrust erzielen. Bester Zeitpunkt für die Korrektur nach Nuss ist das Ende der Pubertät, wobei aber auch spätere Eingriffe möglich sind.

Minimal-invasive Methode nach Rokitansky

Eine Weiterentwicklung der Trichterbrust-OP nach Nuss stellt die Version nach Rokitansky dar.

Diese zeichnet sich unter anderem durch

  • Kerbungen des Brustbeins,
  • thorakoskopische Schlitzungen der Rippenknorpel und
  • durch die Verwendung eines Metallbügels, der nur aus einem Stück besteht,

aus. Dadurch wird ein Metallabrieb im Körper vermieden.

Die erweiterte Methode eignet sich auch bei voroperierten Erwachsenen.

Die Trichterbrust-OP erfolgt unter Vollnarkose.
Die Ärzte bereiten eine Trichterbrust-OP nach Nuss vor.

Offene Trichterbrust-OP: Sternochondroplastie (Erlanger Trichterbrustkorrektur)

Die Erlanger Trichterbrust-Operation wird auch minimalisierte Erlanger Korrekturmethode (MEK) genannt. Sie basiert auf den Verfahren nach Ravitch/Rehbein/Wernicke. Dabei wird der Brustkorb durch einen mehrere Zentimeter langen, bei Männern vertikalen oder bei Frauen horizontalen Schnitt geöffnet.

Die deformierten Rippen werden anschließend vom Brustbein abgetrennt und der Knorpel an den deformierten Rippen entfernt. Nachdem das Brustbein angesägt wurde, wird es angehoben und mit Metallbügeln fixiert. Danach wird der Thorax wieder verschlossen.

Bei der in Erlangen weiterentwickelten Trichterbrust-OP werden die Rippen nicht vollständig abgetrennt. Stattdessen werden sie lediglich am Ansatz zum Brustbein angekerbt. Anschließend wird das Brustbein im angehobenen Zustand stabilisiert. Dazu werden ein bis zwei Metallbügel über einen kleinen Schnitt in der seitlichen Brustwand eingebracht. Bereits nach einem Jahr können die Metallbügel wieder chirurgisch entfernt werden.

Die Erlanger Trichterbrustkorrektur ist ein relativ schonendes Operationsverfahren. Ähnlich wie bei der Variante nach Nuss kann der Patient die Klinik bereits nach wenigen Tagen verlassen.

Die Sternochondroplastie hat den Vorteil, dass sie bei symmetrischen als auch bei asymmetrischen Deformitäten angewendet werden kann und für alle Altersgruppen (auch im Alter) geeignet ist.

Nach mehreren Jahrzehnten der Anwendung kann die Erlanger Trichterbrustkorrektur sehr gute Langzeitergebnisse vorweisen. Trotzdem wird sie in der Praxis aufgrund des größeren Schnitts nur noch in seltenen Fällen durchgeführt.

Risiken

Jede Trichterbrust-Operation birgt wie jeder andere operative Eingriff auch gewisse Risiken. So kann es zu Wundheilungsstörungen kommen, die Folge des mechanischen Eingriffes oder einer Infektion der Wunde sein können.

Sehr selten kommt es zu schweren Infektionen und allergischen Reaktionen auf die Metallbügel. Diese müssen dann vorzeitig entfernt werden. Sind Allergien (z. B. eine Nickelallergie) bekannt, können spezielle Bügel aus Titan eingesetzt werden.

Eventuell auftretende Schmerzen nach der OP können effizient behandelt werden. Vorbeugend können Narkoseärzte während der Behandlung einen Periduralkatheter (PDK) legen. Über diesen kann die Aktivität der Nerven der Thoraxregion manuell kontrolliert werden können.

Damit lässt sich nach der Trichterbrustkorrektur die Schmerzbehandlung steuern und so eine komplette Schmerzfreiheit erzielen.

Nachsorge nach einer Trichterbrust-OP

Je nach angewandtem Verfahren kann ein Klinikaufenthalt von etwa 6 bis 11 Tagen, zum Teil bis zu mehreren Wochen erforderlich sein. Meist beginnt die Mobilisierung vom ersten Tag nach der Trichterbrust-Operation an. Starke Drehbewegung des Oberkörpers sollten aber in den ersten 8 bis 12 Wochen vermieden werden.

In regelmäßigen Abständen kontrolliert der Facharzt die korrigierte Trichterbrust mittels Röntgenuntersuchung. Daneben sollte die Muskulatur unter physiotherapeutischer Anleitung gekräftigt werden. Eine normale Belastung des Oberkörpers ist meist nach drei Monaten möglich. Bei geplanter starker körperlicher Belastung sollte zuvor die Stabilität des Thorax überprüft werden.

Je nach Trichterbrust-Operation werden der oder die Metallbügel entweder

  • bereits nach einem Jahr (Erlanger Trichterbrustkorrektur) oder
  • nach etwa drei bis vier Jahren (nach Nuss)

mittels eines abschließenden chirurgischen Eingriffs entfernt.

Fazit

Die Erfahrung belegt, dass beide beschriebenen Korrekturmethoden gut geeignet sind, um die Deformation des Brustkorbs langfristig und ohne große Nebenwirkungen zu beseitigen.

Welche Art für Ihren Fall oder Ihr Kind die geeignetste ist, besprechen Sie am besten mit einem Experten. Dieser untersucht Sie oder Ihren Nachwuchs gründlich, um erst dann eine Empfehlung auszusprechen.

Quellen

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print