Bei der Prostatabiopsie handelt es um eine in der Urologie häufig durchgeführte Untersuchung. Damit lässt sich die Diagnose des Prostatakarzinoms sichern. Der Zugang erfolgt dabei meist über den Enddarm unter Ultraschallkontrolle mittels Endorektalsonde. Eine Prostatabiopsie wird in der Regel als ambulante Maßnahme durchgeführt. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Prostatabiopsie-Spezialisten und Zentren.
Empfohlene Prostatabiopsie-Spezialisten
Artikelübersicht
- Definition: Die Ultraschall-gesteuerte transrektale Prostatabiopsie
- Bedeutung der Prostatabiopsie zur Diagnose des Prostatakarzinoms
- Indikationen für die Durchführung einer Prostatabiopsie
- Vorbereitung auf eine Prostatabiopsie
- Vorgehen bei einer Prostatabiopsie
- Mögliche Komplikationen einer Prostatabiopsie
Definition: Die Ultraschall-gesteuerte transrektale Prostatabiopsie
Eine Prostatabiopsie kann die Prostatakrebs-Diagnose sichern. Sie stellt eine der am häufigsten durchgeführten Prozeduren in der Urologie dar.
Allgemein akzeptierter Standard in der Durchführung ist dabei der Zugang über den Enddarm. Dabei wird die Biopsie durch Ultraschallkontrolle mittels Endorektalsonde überprüft und geführt.
Zudem ist es heute für medizinische Maßnahmen Standard, Schmerzen eines Eingriffs zu vermeiden. Die amerikanische und die europäische urologische Fachgesellschaft fordern die sichere Schmerzausschaltung durch z.B. eine Leitungsanästhesie.
Die bilaterale lokale Leitungsanästhesie stellt ein einfaches Verfahren für die wirksame Schmerzreduktion bis kompletten Schmerzausschaltung dar.
Darstellung und Lage der Prostata © Henrie | AdobeStock
Bedeutung der Prostatabiopsie zur Diagnose des Prostatakarzinoms
Das Prostatakarzinom ist trotz aller Fortschritte nur dann heilbar, wenn der Tumor in einem frühen Tumorstadium diagnostiziert wird. Der Tumor ist dann auf die Prostata begrenzt und hat sich noch nicht in andere Organe ausgebreitet.
Das Prostatascreening ermöglicht, immer häufiger frühe Stadien des Prostatakarzinoms zu diagnostizieren. Diese frühen Stadien sind in der Regel während einer digital-rektalen Diagnosestellung nicht zu erkennen.
Mit der Stadienmigration des Prostatakarzinoms zu kleineren, frühen Stadien ist für die adäquate Diagnosestellung eine suffiziente Prostatabiopsie-Technik mit hoher Aussagekraft von elementarer Bedeutung.
In diesem Zusammenhang ist ein akkurates prätherapeutisches Staging des Primärtumors essentiell. Nur dann können die Ärzte die für den Patienten sinnvollste Therapieoptionen bestimmen und auf dessen Tumor individuell ausrichten.
Früher galt die Sextantenbiopsie unter transrektaler Ultraschallkontrolle (TRUS) als akzeptierter Goldstandard zur histologischen Diagnosesicherung des Prostatakarzinoms. Heute empfehlen die Leitlinien die Entnahme von 10-12 Stanzzylindern bei der Erstbiopsie der Prostata.
Mindestens 70 Prozent der Karzinome gehen aus der peripheren Zone der Prostata hervor. Daher sollte der Untersucher während der Erstbiopsie nur in der peripheren Zone der Prostata mindestens 10 Zylinder entnehmen.
Echtzeitultraschallbild einer transrektalen Biopsie aus der peripheren Zone der Prostata
Indikationen für die Durchführung einer Prostatabiopsie
Eine Prostatabipsie sollte stattfinden, wenn
- der Untersucher einen harten Knoten in der Prostata ertast (auffälliger rektaler Tastbefund),
- ein durch Kontrollen bestätigter erhöhter PSA-Wert vorliegt, der altersabhängig höher als 3 bis 4 ng/ml ist,
- im transrektalen Ultraschall der Postata ein auffälliger Befund erscheint (Karzinome sind in der Regel dunkler als das umgebende Prostatagewebe)
Vorbereitung auf eine Prostatabiopsie
Vor und nach der Prostatabiopsie muss der Patient 5 Tage lang eine hochdosierte Antibiotika-Prophylaxe durchführen. Dabei kommen Gyrasehemmern (Chinolonantibiotika) zum Einsatz.
Wie vor allen invasiven Maßnahmen muss die Blutgerinnung kontrolliert und normwertig sein. Das bedeutet, dass der Patient blutgerinnungshemmende Medikamente absetzen muss.
Vorgehen bei einer Prostatabiopsie
Das Standardbiopsieprotokoll für die transrektale ultraschallgesteuerte mindestens 10fach Prostatabiopsie besteht aus den folgenden Schritten:
- Der Patient wird in Linksseitenlage positioniert.
- Die Analschleimhaut wird durch Auftragen eines Schleimhautanästhetikums betäubt.
- Für den transrektalen Ultraschall wird eine Endorektal-Sonde mit aufgesetzter Führungshilfe eingesetzt.
- Das Prostatavolumen wird über die transrektale Ultraschallsonographie anhand der Elipsoidformel ermittelt. Im Rahmen der Ultraschalldiagnostik werden morphologisch auffällige Areale dokumentiert.
- Zur wirksamen Vermeidung von Schmerzen wird eine bilaterale lokale Leitungsanästhesie der Prostata durchgeführt. Dazu wird unter Ultraschallkontrolle mit einer Feinnadel 5 bis 10 ml eines einprozentigen Lokalanästhetikums an der Prostatabasis injiziert. Das Mittel wird nach wenigen Minuten wirken.
- Die 10fach Biopsie der Prostata wird unter TRUS-Führung durch Entnahme von jeweils fünf Zylindern aus der peripheren Zone jedes Seitenlappens durchgeführt. Zur Prostatabiopsie wird eine 18 Gauge 24 cm Biopsienadel in einer handelsüblichen Biopsiepistole entnommen.
Schema der transrektalen Prostatabiopsie mit Entnahme von 10 Stanzzylindern aus der peripheren Zone und 2 Stanzzylindern aus der Transitionalzone der Prostata
In der Regel wird die Biopsie als ambulante Maßnahme durchgeführt.
Mögliche Komplikationen einer Prostatabiopsie
Trotz der Antibiotikaprophylaxe kommt es in ca. 2 Prozent der Prostatabiopsien unter Entnahme von 10 bis 12 Stanzzylindern zur Ausbildung schwerer Prostatitiden (Prostataentzündungen). Sie erfordern eine Hospitalisierung der Patienten zur hochdosierten intravenösen Antibiotikatherapie.
Eine gefürchtete, aber heute sehr seltene Komplikation der transrektalen Prostatabiopsie ist die rektale Blutung aus den Hämorrhoidalvenen. Diese ist gefährlich, weil sie für den Patienten und den Urologen zunächst verdeckt in der Mastdarmampulle abläuft.
Auffällig wird die Blutung erst durch das Absetzen größerer Blutmengen im Stuhl und möglicherweise auch durch Kreislaufsymptome. Mit einer Häufigkeit von unter 1 Prozent ist dies jedoch eine sehr seltene Komplikation. Sie lässt sich in der Regel durch konservative Maßnahmen beherrschen.
Quellen
- von Knobloch R, Weber J, Varga Z, Feiber H, Heidenreich A, Hofmann R. Bilateral fine-needle administered local anaesthetic nerve block for pain control during TRUS-guided multi-core prostate biopsy: a prospective randomised trial.Eur Urol. 2002 May;41(5):508-14; discussion 514.