Penisverkrümmung - Informationen & Spezialisten

03.06.2024
Dr. med. univ. Franklin Kuehhas
Medizinischer Fachlektor

Meistens ist der erigierte Penis nicht gerade, sondern hat eine leichte Krümmung nach oben, unten oder zur Seite. Ein gebogener oder krummer Penis ist daher nichts Ungewöhnliches.

Eine Penisverkrümmung hingegen führt oft zu Schmerzen, Problemen beim Geschlechtsverkehr und zu psychosexuellen Belastungen. In schlimmen Fällen ist bei einer Penisverkrümmung auch eine erektile Dysfunktion möglich.

Eine solche Penisdeviation kann entweder von Geburt an bestehen oder sich später ausbilden. Je nach Ursache spricht man von der „angeborenen Penisverkrümmung“ oder der „erworbenen Penisverkrümmung“.

Weitere Informationen zur Penisverkrümmung finden Sie weiter unten.

ICD-Codes für diese Krankheit: Q55.6

Empfohlene Spezialisten für Penisverkrümmung

Artikelübersicht

Die angeborene Penisverkrümmung

Die angeborene Penisverkrümmung besteht, wie der Name bereits sagt, schon von Geburt an. Probleme zeigen sich dann meist erst in der Pubertät. Wenn Männer sexuell aktiv werden und merken, dass mit ihrem Glied etwas nicht stimmt. Eine angeborene Penisverkrümmung betrifft Schätzungen zufolge etwa 1 bis 4 Prozent der Männer.

Die Ursache einer kongenitalen Penisverkrümmung ist in einem Defekt während der embryonalen Entwicklung entstanden.

Bei folgenden Faktoren entwickelt sich der Penis nicht richtig und es kommt zu einer Asymmetrie:

  • Die Länge der Harnröhre (Urethra) bildet sich unzureichend aus
  • Es kommt zu Vernarbung in den Bindegewebsschichten des Penis

Die erworbene Penisverkrümmung: Induratio penis plastica

Die erworbene Penisverkrümmung, medizinisch Induratio Penis Plastica, kurz IPP, ist dagegen deutlich häufiger: Bis zu 10 Prozent der Männer sind im Laufe des Lebens von einer erworbenen Penisverkrümmung betroffen.

Die genaue Ursache für die Ausbildung einer IPP ist nicht endgültig geklärt. Mediziner gehen davon aus, dass sich bei genetisch vorbelasteten Personen mit wiederkehrenden Belastungen und Mikroverletzungen ein Narbengewebe (Plaque) bildet. Die Folge ist eine Verkalkung mit dem Fortschreiten der Erkrankung.

Patienten nehmen Plaque oft in Form kleiner Knötchen wahr, die sich im schlaffen Zustand ertasten lassen.

Die Plaque-Ablagerungen verändern die Elastizität der Schwellkörper und führen so zu den klassischen Symptomen wie:

  • Verkrümmungen der Penisachse
  • Einkerbungen am Penisschaft
  • Einem Verlust an Penislänge und
  • Im fortgeschrittenen Stadium auch zu erektiler Dysfunktion
Erektile DysfunktionDie erektile Dysfunktion ist die Unfähigkeit, eine Erektion zu bekommen und sie für den Geschlechtsverkehr aufrechtzuerhalten @ Wasan /AdobeStock

Eine erworbene Penisverkrümmung verläuft in der Regel in zwei Phasen.

  1. Zu Beginn steht die „akute" Phase der Erkrankung. Hier kommt es zur Ausbildung der Plaque, ebenso beginnt sich der Penis zu verändern und zu krümmen. Es kann zu Einkerbungsdefekten bis hin zu einem Sanduhrphänomen kommen. Bis zu 80 Prozent der Patienten berichten, dass sie durch die IPP auch deutlich an Penislänge verlieren. Dazu kommen bei etwa 40 Prozent der Betroffenen in der akuten Phase der Erkrankung auch Schmerzen im Penis.

  2. Die zweite Phase der Erkrankung ist die „chronische" Phase. Hier kommt es zu einer Stabilisierung der Erkrankung und zum Ausbleiben der Schmerzen. Die Penisverkrümmung ändert sich nicht mehr und ist stabil. Wann sich die chronische Phase einstellt, ist individuell verschieden. Bei manchen Patienten tritt die chronische Phase schon 3 Monate nach den ersten Anzeichen der Erkrankung auf. Bei anderen dauert es 2 Jahre.

Die Unterteilung in akute und chronische Phase ist wichtig, um die Behandlungsoptionen in den beiden Krankheitsphasen unterscheiden zu können.

Wann sollte die Behandlung einer Penisverkrümmung erfolgen?

Medizinische Richtlinien verschiedener Fachgesellschaften empfehlen die Korrektur einer Penisverkrümmung ab einem Verformungsgrad von 30 Grad. Jedoch sollte der Grad der Verkrümmung nicht das einzige Entscheidungskriterium für eine Behandlung darstellen.

In manchen Fällen haben Betroffene mit einer stark ausgeprägten Verkrümmung keine Probleme. In anderen Fällen kann schon ein geringer Verformungsgrad zu Schmerzen, weitreichenden Problemen im Sexualleben und zu einem verminderten Selbstwertgefühl führen. Ein Rückzug aus der Sexualität und Probleme in der Partnerschaft sind nicht selten.

Eine Behandlung sollte man daher bereits in Angriff nehmen, wenn der Patient die Verkrümmung als Problem empfindet. Auch wenn sie objektiv gar nicht so stark ausgeprägt ist.

Patienten mit einer angeborenen Krümmung gehen normalerweise in der Jugend zum Arzt.

Männer, die älter als 40 Jahre sind, haben häufiger die erworbene Form. Was nicht heißen soll, dass eine erworbene Verkrümmung nicht auch schon in jüngeren Jahren auftreten kann.

Welche Behandlungsmöglichkeiten für eine Penisverkrümmung gibt es?

Eine angeborene Penisverkrümmung benötigt einen operativen Eingriff. Für die Behandlung einer erworbenen Verkrümmung aber können mittlerweile je nach Krankheitsstadium unterschiedliche Therapiemöglichkeiten zur Anwendung kommen.

Die Behandlung einer IPP ist abhängig vom Stadium der Krankheit. In der akuten Entzündungsphase liegt der Fokus der Therapie primär auf der Schmerzlinderung. Die Behandlung in diesem Krankheitsstadium erfolgt konservativ durch eine medikamentöse und/oder physikalische Therapie.

Neben oraler Medikation kommen hier Injektionen und Iontophorese-Behandlungen zum Einsatz. Auch mittels extrakorporaler Stoßwellentherapie sollen die Plaque-Ablagerungen per Schallwellen zertrümmert werden.

Diese Ansätze sind zwar schmerzlindernd. Wissenschaftliche Studien konnten aber nicht belegen, dass die Ausbildung der Plaque aufhaltbar ist oder sich die Krümmung reduzieren lässt.

Die vielversprechendste konservative Behandlung war in den letzten Jahren die Injektionstherapie mit XIAPEX in Verbindung mit Penisstreckapparaten bzw. Vakuumpumpen

Hierbei spritzt der Arzt ein bestimmtes Enzym direkt in die Plaques, um diese aufzuspalten. Leider hat das Pharma-Unternehmen den Vertrieb dieses Medikaments in Europa eingestellt.

Ist die IPP zum Stillstand gekommen, liegt der Fokus auf der Begradigung der Verkrümmung. Momentan gibt es dabei auch hier lediglich den Weg über eine Operation.

Penis-VakuumpumpeDie Vakuumpumpe erzeugt einen Unterdruck im Zylinder um den Penis und macht eine erektile Funktion möglich @ HENADZY /AdobeStock

Welche Operationsmethoden stehen zur Verfügung?

Zur Begradigung stehen bei einer IPP verschiedene Operationstechniken zur Verfügung, die sich in zwei Kategorien einteilen lassen:

  • Die klassichen Operationsmethoden

Es gibt die „klassischen" Operationsmethoden, wie die Nesbit Operation oder die STAGE Technik. Diese Methoden erzielen durch eine Raffung der gesunden Seite des Penis eine Begradigung der Penisachse. Die Raffung führt aber unweigerlich zu einem deutlichen Längenverlust des Glieds.

  • Die Graft Operation

Um einen Längenverlust zu verhindern, haben sich alternative Ansätze herausgebildet, die auch „Graft Operation" heißen. 

Dabei schneiden Ärzte die Plaque auf der verkürzten Seite des Glieds ein und nähen ein künstliches Material (Graft) ein. So können sie den Penis ohne Längenverlust begradigen. Das Graft baut der Körper im Laufe der Zeit meist ab und ersetzt es durch körpereigene Zellen.

Da diese Operation komplexer ist als eine konventionelle Nesbit-Operation, braucht es eine Spezialisierung des Arztes. Welche Operationstechnik die richtige ist, kommt immer auf den individuellen Fall an.

In sehr weit fortgeschrittenen Stadien der IPP tritt oft eine erektile Dysfunktion auf. Wenn dies der Fall ist, kann eine reine Penisbegradigung das zugrundeliegende Problem meist nicht mehr korrigieren. 

In solchen Fällen sollten Arzt und Patient über die Implantation eines Schwellkörperimplantats in Form einer Penisprothese nachdenken.

Wann zum Arzt?

Obwohl viele Männer von Penisverkrümmungen betroffen sind, ist die Erkrankung im urologischen Alltag selten.

Denn viele betroffene Männer wissen nicht, was sie tun sollen oder trauen sich nicht, professionelle Hilfe aufzusuchen. Es ist aber wichtig, Penisverkrümmungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Ärzte können eine Induratio Penis Plastica bereits in der akuten Phase erfolgreich behandeln. Die konservative Therapie ist ambulant, sodass der Patient nach der Injektion wieder nach Hause gehen kann.

Auch bei Operationen hält sich die Ausfallzeit in Grenzen. Erfolgt bei einer Penisverkrümmung eine Operation, dann muss der Mann mit einer sexuellen Karenz von 6 Wochen rechnen. 

Er kann aber nach 7 bis 10 Tagen wieder Sport treiben. Die Zeit im Krankenhaus dauert nicht länger als 1 bis 2 Tage.

Weil Ärzte angeborene Penisverkrümmungen fälschlicherweise oft als IPP diagnostizieren, sollten Betroffene sich an einen Andrologen oder spezialisierten Urologen wenden.

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