Sjögren-Syndrom - Medizinische Experten

13.10.2023
Prof. Dr. med. Klaus Krüger
Medizinischer Fachautor

Das Sjögren-Syndrom ist eine Autoimmunerkrankung, die eine Entzündung der Tränen- und Speicheldrüsen verursacht. Sie führt häufig zu Mund- und Augentrockenheit. Frauen erkranken neunmal häufiger an dem Sjögren-Syndrom als Männer.

Hier finden Sie alle Informationen sowie ausgewählte Sjögren-Syndrom-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: M35.0

Empfohlene Spezialisten

Artikelübersicht

Was ist das Sjögren-Syndrom?

Das Sjögren-Syndrom ist eine Autoimmunerkrankung, die eine Entzündung der Tränen- und Speicheldrüsen verursacht und häufig zu Mund- und Augentrockenheit führt.

Das Sjögren-Syndrom kommt als eigenständige Erkrankung oder als Begleitsymptom bei anderen Erkrankungen des Immunsystems (z. B. rheumatoiden Arthritis, Lupus erythematodes) vor. Bei rheumatischen Autoimmunerkrankungen ist das Sjögren-Syndrom am zweithäufigsten (nach der rheumatoiden Arthritis).

AugentrockenheitDie Trockenheit der Augen kann die Hornhaut schwer schädigen, was zu Kratzen und Reizungen an den Augen führt @ PheelingsMedia /AdobeStock

Tipps beim Sjögren-Syndrom

Diese Tipps helfen bei dem Sjögren-Syndrom im Alltag:

  • Eine sorgfältige Kariesprophylaxe ist ratsam. Vermeiden Sie zu viel Zucker, und nehmen Sie bei Bedarf Fluor.
  • Gehen Sie regelmäßig zu den zahnärztlichen Kontrollen.
  • Verwenden Sie Kauhilfen wie zuckerfreie Kaugummis. Das stimuliert die Speicheldrüsen.
  • Beachten Sie die erhöhte Infektionsgefahr und suchen Sie im Zweifelsfall sofort einen Facharzt auf, um gegebenenfalls Antibiotika zu nehmen.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Luftbefeuchtung und vermeiden Sie ungünstige Umgebungsbedingungen wie Klimaanlage oder Zigarettenrauch.
  • Verwenden Sie bei starkem Wind eine Brille mit seitlichem Schutz.
  • Nutzen Sie in der Nacht ein Augengel oder eine Augensalbe.
  • Nutzen Sie ein Nasengel, um der ansonsten drohenden Borkenbildung entgegenzuwirken.
  • Eine „bleierne“ Müdigkeit ist für das SS typisch, gönnen Sie sich daher so oft wie möglich Ruhepausen (Nachmittagsschlaf).
  • Tauschen Sie sich mit Gleichgesinnten aus.

Symptome beim Sjögren-Syndrom

Klinisch ist das Sjögren-Syndrom vor allem durch einen entzündlichen Befall der Tränen- und Speicheldrüsen gekennzeichnet. Das vorhandene Symptom ist die Trockenheit von Mund und Augen. Im weiteren Verlauf kann diese „Austrocknung“ auch weitere Schleimhautbereiche (z.B. Geschlechtsorgane, Atemwege) betreffen.

Das Sjögren-Syndrom ist keine reine Erkrankung der Drüsen, sondern des gesamten Organismus. Weitere Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Fieber treten ebenfalls auf.

Weitere Symptome sind:

  • Schwellung der Speicheldrüsen
  • Schmerzen an Gelenken und Muskeln
  • Entzündungen der Blutgefäße (Vaskulitis)

Das Sjögren-Syndrom führt vor allem im Bereich des Mundes und der Augen zu massiven Beeinträchtigungen und unangenehmen Folgeerscheinungen.

Hierzu zählen:

  • Chronische Entzündungen und häufige Infektionen im Bereich der Mundhöhle und der Bindehäute
  • Karies und Parodontose
  • Mundgeruch
  • Schwierigkeiten beim Schlucken fester und trockener Speisen
  • Geschmacks- und Geruchsstörung
  • Heiserkeit
  • Ständige Atemwegsinfekte

In seltenen Fällen (< 8 Prozent) kann sich im Verlauf des Sjögren-Syndroms  ein Tumor der Lymphdrüsen (Lymphom) entwickeln. Da sich ein Tumor meist im Bereich der Speicheldrüsen oder Halslymphknoten befindet, sollte Ihr Arzt besonders auf eine mögliche Größenzunahme achten. Im Zweifelsfall diagnostiziert er einen Tumor mittels Kernspintomografie oder durch die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie).

Diagnose eines Sjögren-Syndroms

Leider wird das Sjögren-Syndroms meist spät erkannt, weil die Augen- und Mundtrockenheit oft nicht richtig gedeutet wird.

  1. Neben den typischen klinischen Befunden macht der Arzt zunächst einfache Funktionstests, um die mangelhafte Tränen- bzw. Speichelproduktion festzustellen.
  2. Weitere Untersuchungen der Speicheldrüsen durch bildgebende Verfahren (Szintigrafie, Sialografie, Kernspintomografie) führen dann zur Verdachts-Diagnose.
  3. Eine Probeentnahme aus der Lippeninnenseite führt schließlich meist zum Beweis.
  4. Labortests leisten Hilfestellung, können aber die Diagnose nicht sichern. Nützlich ist hier ein immunologischer Nachweis von Antikörpern, die bei vielen (aber nicht allen) im Blut zu finden sind. Relevant sind die SS-A- und SS-B Antikörper.

Bitte beachten Sie, dass es viele weitere Ursachen für Mund- und Augentrockenheit gibt:

  • Auch Diabetes mellitus, Fibromyalgie-Syndrom oder Viruserkrankungen (z.B. die virale Leberentzündung/Gelbsucht) führen zu ähnlichen Symptomen.
  • Auch Medikamenten (z.B. gegen Bluthochdruck und psychische Erkrankungen) führen zur Mundtrockenheit.
  • Auch ein zunehmendes Alter bei Gesunden reudziert die Drüsenproduktion.

Speicheldrüsenschwellungen können ebenfalls zahlreiche andere Ursachen haben. Diese kann nur ein Facharzt durch eine gründliche Untersuchung daignostizieren. Ein Besuch beim Augenarzt und HNO-Arzt ist zusätzlich zu empfehlen.

SzintigrafieDie Szintigraphie ist eine nuklearmedizinische Untersuchungsmethode, bei der der Patienten radioaktiv markierte Stoffe erhält @ Werner /AdobeStock

Behandlung beim Sjögren-Syndrom

Obwohl die Erkrankung nicht heilbar ist und keine hilfreichen Medikamente existieren, gibt es eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten. Darüber hinaus gibt es hoffnungsvolle Forschungsansätze.

Bei der Behandlung des Sjögren-Syndrom fokusieren sich die Ärzte auf diese Bereiche:

  1. Trockenheitssymptome werden durch Ersatzstoffe wie künstliche Tränen, Speichel oder Nasen-Gel sowie durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr behandelt. Verschiedene Tränen- und Speichelersatzstoffe sind erhältlich.
  2. Für den Gesamtorganismus stehen hingegen eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, die für bestimmte Einsatzbereiche nützlich sind. Die Medikamente haben jedoch keinen Einfluss auf die Trockenheitssymptome. Leiden Sie beispielsweise unter Muskel- und Gelenkschmerzen, können Schmerzmedikamente wie Acetylsalicylsäure und entzündungshemmende Arzneimittel wie Cortison hilfreich sein.
  3. Immunsuppressiva sind das Mittel der Wahl, wenn Schäden an den inneren Organen und den Blutgefäßen drohen.

In den USA wurden mit Erfolg Substanzen wie Pilocarpin und Cevimelin getestet, die eine vermehrte Flüssigkeitsproduktion bewirken. Von diesen Substanzen ist in Deutschland seit 2000 orales Pilocarpin (Handelsname: Salagen®) zugelassen und damit verschreibbar.

Spezialisten für das Sjögren-Syndrom

Ein Spezialist für das Sjögren-Syndrom ist in der Regel der Rheumatologe, der für die Diagnose und Behandlung zuständig ist. Auch die Kollagenosen, zu denen das Sjögren-Syndrom gehört, fallen in das Aufgabengebiet des Rheumatologen. Ein Rheumatologe kann sowohl ein Facharzt für Innere Medizin als auch ein Facharzt für Orthopädie sein. In jedem Fall hat er aber eine Zusatzausbildung im Fachbereich Rheumatologie absolviert.

Quellen

  • https://studien.charite-research.de/sjoegren-syndrom-symptome-therapie
  • https://dgrh.de/Start/Publikationen/Empfehlungen/Krankheitsbezogene-Therapie/Sj%C3%B6gren-Syndrom.html
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